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Clicker-Einsatz bei leicht ablenkbaren Hunden

geschrieben von Rolf Gautschi(YCH) 
Clicker-Einsatz bei leicht ablenkbaren Hunden
04. Juni 1997 19:02

Guten Tag

Ein Thema welches vermutlich bei vielen Hundehaltern/Hundehalterinnen auf Interesse stossen dürfte.

Gehen wir davon aus, dass der Hund absolut zuverlässig auf Kommandos hört, unter anderem
brav bei Fuss läuft. Nun tritt irgend ein Ereignis ein, zum Beispiel eine vorbeifliegendes
Insekt. Nun ist beim Hund "Insekt angesagt".

Die Frage nun, wie verhält man sich mit dem Clicker, damit sich der Hund seiner ursprünglichen
Aufgabe erinnert und wenn möglich solche Ereignisse ignoriert?

Rolf Gautschi


06. Juni 1997 09:38

Grüss Sie Rolf,

die Frage

Gehen wir davon aus, dass der Hund absolut zuverlässig auf Kommandos hört, unter anderem
brav bei Fuss läuft. Nun tritt irgend ein Ereignis ein, zum Beispiel eine vorbeifliegendes
Insekt. Nun ist beim Hund "Insekt angesagt".

Die Frage nun, wie verhält man sich mit dem Clicker, damit sich der Hund seiner ursprünglichen
Aufgabe erinnert und wenn möglich solche Ereignisse ignoriert?

ist eine sehr angenehme, da das Problem einfach und gut definiert ist.
Die Vorgehensweise ist wie folgt:
o der Hund ist bereits auf den Clicker konditioniert. C&B=Click + Belohnung (= weiches, kleines Leckerle)
o wir nehmen den Hund an eine z.B. Flexi-Leine, um zu verhinder, dass er sich selbst durch das Nachjagen belohnt. Am Ende angekommen wird er sich irgendwann
mehr oder weniger verdutzt nach uns umblicken.
o sobald der Hund sich nach uns umblickt, C&B. Das wird mehrere Male wiederholt.
o Erhöhen der AnforderungDer Hund dreht sich nach uns um und wir verzögern um 1 Sekunde, und verlängern die Verzögerung allmählich.
Wenn wir eine 3 Sekunden Grenze erreicht habenC&J (=Jackpotextra viel und/oder extra gut)

Bis jetzt haben wir noch keine Kontrolle, wie bald sich der Hund nach uns umdreht. Durch die Dauer und den gelegentlichen Jackpot weiss er
aber schon, dass es sich lohnt.

o wir erhöhen die AnforderungC&B nur, wenn der Hund deutlich eher vom Nachspringen ablässt.
Er sollte z.B. gar nicht mehr bis ans Ende der Leine laufen, sondern sich vorher umdrehen.vorher
o Das steigern wir, bis der Hund sich sehr bald nach uns umdreht. Solange wir das üben, sollten wir gleich belohnen und nicht zusätzlich auf
die Dauer achten, die er sich nach uns umdreht. (NIE zwei Kriterien gleichzeitig erhöhen!)
o Dreht der Hund sich schnell genug um, beginnen wir wieder die Dauer zu belohnen.

Während dieser Übungen ist das Auftauchen eines Insekts zu einem Signal geworden:
"Jetzt habe ich die Chance, eine Belohnung zu bekommen. Ich muss aber schnell zum Chef und ihn anschauen."
Wir brauchen also in diesem Falle kein extra Kommando (Signal) einzuführen.

Ist die Belohnung (es kann auch ein geworfener Ball sein!) deutlich attraktiver als die Ablenkung, gibt es damit keine Probleme.
Sie sehen auch, dass man häufig üben muß bei einer gut eingestellten Ablenkung. Also nicht auf den Zufall warten.
Wie gern ein Verhalten gezeigt wird, wächst mit der Anzahl der Belohnungen.

Aberdie Verlässlichkeit des Verhaltens wird dann sehr gross, wenn wir zur variablen Bestärkung (C&cool smiley übergehen:
Es gibt gelegentlich nichts! Allmählich gibt es nur noch gelegentlich - unvorhersagbar - (aber natürlich nur bei sehr gutem
Verhalten etwas. Dieser Übergang zum Glückspielprinzip ist wesentlich.
Später reicht dann ein freundliches Wort, ein Streicheln und an hohen Feiertagen einmal eine erneute Belohnung, um das
gute Verhalten zuverlässig zu erhalten.


wichtig ist nochNie mit dem Clicker locken! Erst muss das gewünschte Verhalten zu sehen sein.
Nie zuerst zum Futter oder Spielzeug greifen, mit dem man belohnt. Erst clicken,
dann hat man alle Zeit der Welt, die Belohnung auzuhändigen. Der Hund weiss ganz sicher:
versprochen ist versprochen, ich bekomme meine Belohnung.


Ich selbst habe meinen Hund so erzogen, Fussgänger zu meiden und zu mir zu kommen, wenn welche nahen (er ist groß und schwarz
und schaut finster und viele Leute bekommen Angst, wenn er sie anschaut.
Als ich dann einmal zu einer einsamen Zeit in Gedanken verloren war, kam plötzlich mein Hund zu mir und wollte ein Leckerle.
Ich hatte die Fußgänger noch gar nicht gesehen, die um die Ecke kamen, er hatte sie aber schon gerochen.

Viel Glück wünschen Martin & Mirko