Anspringen - wie abgewoehnen?
von Reinhold + Ayko(YCH) am 24. Juli 2000 02:54
somebody wrote:
: wir hatten heute Besuch. Habe der Dame gleich an
: der Tuere die Wasserpistole in die Hand gedrueckt.
: Als die Kuechentuere geoeffnet wurde kam der Hund
: "herausgeschossen". Sie hat ihn ein paarmal angespritzt.
: Hund war sehr verdutzt - und hat sie waehrend ihres
: ganzen Aufenthaltes nicht mehr belaestigt. War sehr
: aufschlussreich.
Werden nun weiter damit experimentieren ...
... wir werden damit weiter experimentieren, bis der
arme Hund gelernt hat, dass alle Fremden böse sind
und mit Wasser spritzen.
Das muss nun wirklich nicht sein.
Spätestens dann, wenn er erwachsen ist, wird er sich
Fremden gegenüber anders verhalten, als heute.
Er wird sich nicht mehr erschreckt zurückziehen,
sondern sich zur Wehr setzen. Mein Setterchen hat sich
noch nie etwas aus einem kleinen Wasserstrahl gemacht,
er hat sofort zugebissen.
Dieses Forum ist voll von Beiträgen über aggressive
Hunde und darüber, dass daran der Mensch schuld ist
und nicht der Hund. Ein bischen Wesen bringt der Hund
von Geburt an mit sich, der ganze Rest entsteht durch
die Umwelt, in der er aufwächst. Und seine Umwelt, das
sind in erster Linie wir Hundehalter. Unsere Erziehung
hat einen ganz entscheidenden Einfluß auf das Wesen
unserer Hunde!!! Darüber sind wir uns doch alle einig.
Wir sind (sicher zu Unrecht) in den Brennpunkt der
Öffentlichkeit geraten und unsere Hundeerziehung damit
auch. Damit müssen wir nun leben und uns entsprechend
verhalten. Also fangen wir doch bitteschön schon mal bei
den kleinen Dingen des alltäglichen Hundealltags an:
Es gibt auch andere Wege, einem Hund das Anspringen
fremder Personen abzugewöhnen, als ihn mit Wasser zu
erschrecken und ich würde es hier nicht schreiben, wenn
ich diese andere Methode nicht selbst vor Kurzem erst
wieder einmal mit rasantem Erfolg ausprobiert hätte.
Es funktioniert ! Es hat schon immer funktioniert.
Und es ist ganz einfach:
Ein ca. 8 monatiger Mischlingsrüde kommt auf mich zu
und springt an mir hoch. Er ist riesengroß und überragt
mich fast. Aber es ist unverkennbar eine freundliche
Begegnung. Ich bleibe stocksteif stehen, wende nur das
Gesicht von ihm ab und warte bis sein Freudentaumel
vorbei ist. Es dauert keine 5 Sekunden, da berühren
seine beiden Vorderpfoten wieder die Straße und sofort
sage ich "Sitz" zu ihm. Er setzt sich, ich streichle
ihn sofort und ich gebe ihm ein Leckerchen aus der
Hosentasche. Er steht auf, ich sage "Sitz", er setzt
sich wieder und bekommt wieder ein Leckerchen usw. usw.
Dieses einfache und harmlose Spielchen habe ich noch ein
einziges Mal wiederholen müssen, dann wußte der Mischlings-
rüde Bescheid, wie er mir zu begegnen hat. Jetzt springt
er mich nicht mehr an. Er setzt sich brav vor mich hin
wenn er mir begegnet.
Das war´s schon. Einfach faszinierend. Man muss das selber
einmal erleben. Dann denkt man nie mehr an Wasserpistolen.
Was hat der Hund von mir gelernt ?
Er hat gelernt, dass man bei Fremden mitunter Erfolg
hat, wenn man sich artig vor sie hinsetzt. Er hat auch
bei mir gelernt, dass Anspringen überhaupt keinen
Erfolg bringt. Also tut er es nicht mehr. Genau das
wollte ich ihm beibringen. Sonst nichts.
Klingt logisch, oder ?
So einfach, klar und sauber funktioniert Hundeerziehung
in diesem Forum.
Auf die Idee, dass Fremde böse sein können, muß man einen
Hund nun wirklich nicht bringen. Vergesst die Wasserpistolen,
versuchts mal mit einem einfachen Leckerchen. Das wirkt
genauso und der Hund kommt nicht auf dumme Gedanken.
Gebt dem armen Kerl bitte die Chance,
mit Fremden überwiegend positive Erfahrungen zu sammeln,
damit er ein Leben lang ein freundlicher Hund bleibt.
Das könnte ihm und vielen anderen Hunden eine Zukunft
ohne Maulkorb sichern.
Viele Grüße
aus Deutschlands Wildem Südwesten
wo man kleine Hunde-Leckerchen
in der Hosentasche trägt,
statt großer Wasserpistolen ;-)
Reinhold + Ayko