Ignoranz, Behördenwillkür & kein Ende... :: Hunde Gesetze + Hundeverordnungen

Ignoranz, Behördenwillkür & kein Ende...

von Almut(YCH) am 20. Februar 2000 12:29

Hallo Jana!





: Du hast natürlich recht. Die Hundehalter selbst sind oft das Problem. Zumindest schüren sie die Ängste der Mitmenschen noch erheblich. Dabei wäre es so einfach - mit ein bisschen Rücksichtnahme.

Sicherlich gibt es eine ganze Reihe von uneinsichtigen Hundehaltern, die sich hausgemachten Ärger einhandeln - aber dieser Masochismus der Halter, die jedem Passanten beweisen wollen, wie toll ihr Hund ist, hat auch etwas pathologisches. Auch das ist für mich nur ein Hinweis darauf, daß etwas in unserer Gesellschaft nicht stimmt, denn sonst könnte man den Menschen den Anblick eines großen, freilaufenden Hundes durchaus zumuten - vorausgesetzt er zeigt durch sein Verhalten eindeutig, daß er Passanten nicht belästigt und ein routinierter Freiläufer ist!
Wenn das nicht mehr möglich ist in diesem Land, sollte man sich ernsthaft Gedanken darüber machen, ob Hundehaltung hier angesichts der zunehmenden Enge unserer Freizeitflächen noch sinnvoll ist.

: Wir versuchen alles, damit immer mehr Menschen auf unserer Seite stehen. Das sind mitunter kleine Gesten, bei denen sich niemand einen abbricht: die Hunde am Rand Sitz machen lassen, wenn Jogger oder Radfahrer kommen (auch wenn man weiß, dass diese niemandem etwas tun),

Ich treffe im Zeitraum einer Stunde täglich soviele Spaziergänger, Jogger und Radfahrer, daß meine Hunde, müßten sie mir jeden einzelnen durch Platz oder Sitz "anzeigen", sie aus dem Platz oder Sitz gar nicht mehr herauskommen würden. Aus meiner Erfahrung kann ich dir sagen, daß gerade Jogger sich oft bedroht fühlen, wenn die Hunde Platz machen müssen (Platz ist eine Lauerstellung, die einige Hunde kurz vor der Attacke einnehmen).
Ich habe da ein anderes Rezept:
Warum sollte man dem Hund nicht beibringen, daß er Passanten und alles, was in Parks sonst noch so kreucht und fleucht und sich vielleicht seltsam bewegt(mit Ausnahme von Artgenossen, aber auch dort auf Signal), unter allen Umständen zu ignorieren hat? Das ist doch eine sinnvolle Lernaufgabe, wie wärs damit anzufangen, statt den Hund Winke-winke, Schäm dich oder sonstige sinnvolle Tätigkeiten zu lehren?
Ignorieren bedeutet: mit angemessenem Abstand vorbeigehen, ohne auch nur das Ohr anzuheben, Blickkontakt ist natürlich auch verboten.......
Da könnte sich der Clickerer doch austoben (klein anfangen, schrittweise steigern der Anforderungen bis hin zum torkelnden Betrunkenen....)
Ich habe mit dieser Methode gute Erfahrungen und habe relativ wenig negative Resonanz, obwohl ich zwei große, für viele sicherlich furchterregend aussehende Hunde führe. Dies zum Thema Umweltveträglichkeit.


:Unsere Liza ist jedenfalls überall beliebt, auch wenn sie ohne Leine läuft (wie ich schon in meiner Meldung sagte: trotz Leinenzwang).

: Jana, Liza & Plastic

Was ist mit Plastic? Ist der nicht so beliebt, wenn er ohne Leine läuft? Warum? Ist Plastic vielleicht ein Hund, der einer "stigmatisierten " Rasse angehört? Gelten für diese Hunde deiner Meinung nach andere Spielregeln?



Mit freundlichem Gruß


Almut

von Jana, Plastic & Liza(YCH) am 20. Februar 2000 17:41

Hallo Almut!

: Ich habe da ein anderes Rezept:
: Warum sollte man dem Hund nicht beibringen, daß er Passanten und alles, was in Parks sonst noch so kreucht und fleucht und sich vielleicht seltsam bewegt(mit Ausnahme von Artgenossen, aber auch dort auf Signal), unter allen Umständen zu ignorieren hat?

Ja, aber ich habe trotzdem das Gefühl, dass sich ein einsamer Jogger, der an einem engen Waldweg an uns vorbeiläuft, froh ist zu sehen, dass unsere beiden sich freudig (und gleich - nicht erst nach zehnmaligem Rufen) setzen. Liza hat sonst nämlich die Angewohnheit mitten im Weg zu stehen. Auch das ist ja eine Art der Behinderung/ Belästigung.

: Was ist mit Plastic? Ist der nicht so beliebt, wenn er ohne Leine läuft? Warum? Ist Plastic vielleicht ein Hund, der einer "stigmatisierten " Rasse angehört? Gelten für diese Hunde deiner Meinung nach andere Spielregeln?

Nein, meiner Meinung nach sollten die gleichen Spielregeln für alle Hunde gelten, wenn dies möglich ist. Liza ist ein Labrador und sowas von gelassen. Auch Plastic läuft zu 90% ohne Leine. Er ist ein Schäferhund-Sheltie-Mix und leider aufgrund schlechter Erfahrungen (und vermutlich schlechter Aufzucht) ängstlich-aggressiv. Das äußert sich so, dass er Passanten ignoriert, doch wenn diese ihn ansprechen, sich vorbeugen und vielleicht noch oben auf seinen Kopf tatschen, dann kann (muss nicht) es sein, dass er völlig verängstigt zu kleffen anfängt (seine Art von LASS MICH BLOSS IN RUHE - Ich will dir nichts tun, wenn du mir nichts tust.) Das heißt, ich muss immer ein Auge auf ihn haben. Aber wir arbeiten daran. Bei (aggressiven) Betrunkenen muss ich übrigens beide heranrufen. An Ignorieren ist dann nicht zu denken. Liza baut sich dann zwischen mir und der jeweiligen Person auf, Plastic zieht immer engere Kreise um denjenigen und kläfft (alter Angsthase). Soetwas macht natürlich noch aggressiver. Deshalb müssen beide zu mir - und ich lenke sie mit Kommandos oder Spielen ab.

Liebe Grüße - Jana

P.S.: Apropos "Kampfhunde". Wir hatten heute einen wunderschönen Nachmittagsspaziergang mit 10 Hunden, darunter eine AmStaff-Hündin, ein Ridgeback und zwei Rottweilerhündinnen. Wir alle hatten sehr viel Spaß und niemand hätte im Traum daran gedacht, seinen Hund beschützen zu müssen.

von Carola(YCH) am 20. Februar 2000 21:43

Hallo Heike und die Anderen,

vielen Dank für Eure engagierten Beiträge. Um es nochmal zu betonen: es geht mitnichten um einen Freilauf in der Einkaufszone oder sonst im engeren Zentrumsbereich der Stadt(ist nicht groß hier), sondern in Arealen des sehr großen Auewaldgebietes und sonstigen Freiflächen, besonders am Stadtrand. Durch die jüngst vollzogene Eingemeindung mehrerer Dörfer hat sich natürlich auch der Leinenzwang ausgedehnt.
Ich denke eben, wenn eine Gesellschaft die Haushundhaltung zuläßt(ich sehen auch keinen Grund, dies nicht zu tun), sich diese auch noch bezahlen läßt, eine riesige Industrie davon lebt, müssen auch die Bedingungen gefordert werden dürfen, die eine artgerechte Haltung, dazu gehören ausreichend Freilaufflächen, ermöglichen.
Aufgrund der zunehmenden Verschlechterung des Ansehens des Hundes in der Öffentlichkeit- ebenfalls Produkt der Manipulation der Meinung einer Masse-wächst der Druck auf die verantwortungsbewußte hundehaltende Minderheit. Nun erzeugt Druck bekanntlich Gegendruck, doch nur solange
die Drücke nicht in einem zu großen Ungleichgewicht liegen. Durch letzteres werden Hundehalter zunehmend kleinlauter, fühlen sich ständig aufgefordert beweisen zu müssen, dass ihr Hund prima erzogen ist. Ich denke nicht, dass man dazu permanente Gehorsamsdemonstrationen exerzieren muß. Dies halte ich für eine zu große Bestätigung aller hundefeindlichen Positionen.
Dadurch wird Normalität mittlerweile völlig ausgeschlossen. Ich muß meine Hunde wirklich nicht bei Erscheinen einer Person unter ein Kommando stellen. In dem wir das aber ständig machen, geben wir der "gegenseite"Anlaß, dies immer fordern zu müssen und auch zu dürfen.
Nicht nur bei der Beeinflussung hundlichen Verhaltens ist Beiläufigkeit ein hilfreiches Mittel.
Die Führerbindung und das freundliche Verhalten sind auch ohne Sitz oder gar Platz vermittelbar. Sicher, da wo Leinenzwang herrscht ist es schwierig. Mir ist momentan auch etwas mulmig. Aber nie Zivilcourage zeigen und immer dem öffentlichen Druck nachgeben, wird irgendwann zum Aus für die "normale" Haushundehaltung führen.
Aber warum darf so eine alte Tradition im Leben des Menschen nach und nach einfach ausgelöscht werden? Weil wir den Hund nicht mehr als Spezialisten brauchen - oder nur sehr eingeschränkt?
Weil er eine Gefahrenquelle ist?
Weil er uns vom risikofreien Leben ein Stück weiter wegrückt?

Weiter unten habe ich einen Beitrag gelesen, in dem sogar völlig kritiklos einem generellen Maulkorbzwang zugestimmt wurde- und das von einem Hundehalter! So wird der nichthundehaltenden Öffentlichkeit, die vielleicht dem Hund noch gewogen war, zumindestens nicht feindlich gesonnen, noch suggeriert, der Hund ist a priori dem Menschen gefährlich, also Gitter vor die Zähne- Grotesk sage ich da, grotesk.

Ich denke, dass Hundehalter bei aller selbstverständlicher Rücksichtnahme dennoch aufrecht und ohne um Gnade in Form eines kleinen grünen Fleckens betteln zu müssen, mit ihren Tieren am gesellschaftlichen Leben (wie man so schön sagt) teilnehmen können. Darauf haben sie ebenso ein Anrecht, wie Sportwagenfahrer, Freiluftsportler aller Art oder sonstige mehr oder weniger auffällige Zeitgenossen.
Da allerdings nicht wenige aus der Hundehaltung zunehmend eine öffentliche Plage werden lassen sind gewiß einige Reglemtierungen auch im Interesse der Tiere unumgänglich, betreffen aber eben NICHT den Hund selbst, sondern seinen Halter oder den der es werden will.
Aber hier im Forum trage ich möglicherweise schon wieder gewisse Tiere herum...:-)
Für deren Haltung, wie für die Haltung von allen Greifen, auch Papageien
benötigt der Besitzer übrigens einen Sachkundenachweis, einen Nachweis der räumlichen Bedingungen, Kontrollen sind überraschend....
bei der Hundezucht sollte damit sofort begonnen werden, die Durchführung bei Hundenhaltern braucht etwas länger, aber ein Anfang muß irgendwann gemacht werden, bevor der treue Begleiter nur noch im Zoo bewundert werden kann(da geht jetzt die SF-Literatur mit mir durch).

Sorry für den langen Text(ich schreibe im übrigen nicht nur...), aber wenn ich einmal dabei bin...

Tschüß
und widerborstige Grüße

Carola


P.S.: heute morgen begrüßte mich der Inhalt eines Polizeimannschaftswagens an der Hundewiese, gestern dazu noch eine gut ausgestattete Journalistentruppe.... meine Güte, der Drogenszene könnte
Angst und Bange werden.
Aber hier gilt mein Grundsatz: Ignorieren!(da ich nicht persönlich angesprochen werde- wegen der "Kampfhunde"winking smiley Die netten Hunde extra dicht vorbeiführen. Der Mensch ist soooo einfach "gestrickt".....die Ohren vernehmen raunende Bewunderung(galt meinem Roller und den Hunden).


:

von Tharin(YCH) am 20. Februar 2000 23:02

Hallo!

: Ein Hund welcher auch vor einem Kind keine "Beisshemmung" hat, der ist : leider in unserer Gesellschaft nicht tragbar. Vielleicht auf einer Alm : oder einsames Haus, aber bestimmt nicht in einer Stadt.

Aber sicher doch. Bei einem sehr verantwortungsbewussten Halter. Es gibt
nicht wenige Hunde, die z.T. aufgrund schlechter Erfahrung, lieber mal
frueher als spaeter einen Schnauzengriff oder auch mehr am Kind
exerzieren.
Willst du die alle getoetet wissen?


: Es gibt Grünanlagen, die offiziell zu Hundewiesen erklärt wurden.

Na, das ist doch spitze!

: Und eine riesen grosse Wiese mit Fluss, wo sich sehr viele Hunde
: täglich treffen. An einem solchen Ort, weiss man, das es für Kinder
: welche Angst haben gefährlich sein kann. Aber so kann man sich doch
: aus dem Weg gehen.

Genau.
Angesichts unverantwortlichen Handels kommt mir ein Leinenzwang in
bestimmten Regionen durchaus sinnvoll vor. Allerdings ist es auch die
Frage, wo die Grenze dieser Gebiete liegen soll. Es wird immer so schoen
von Stadtgebiet geschrieben; das faende ich aeussert schade, immerhin
gibt es viele Orte im Stadtgebiet, an welchen ich es nicht nachvollziehen koennte (Waldspazierwege etc.).
Wenn dann in den Leinenzwanggebieten solche "Hundeinseln" wie von dir
beschrieben geschaffen werden, ist das doch sehr positiv.

Tharin

von Tharin(YCH) am 20. Februar 2000 23:09

Hallo!

: Das ist wirklich eine schöne Sache, nur in den meisten Schulen kommt
: man erst gar nicht rein da die Hunde unhygienisch sind ;0( Tja, da
: sagt man besser gar nichts zu.

Wirklich?
Ich hatte noch in keiner (von 4 Schulen Probleme damit) auch an der Uni
hier nicht.

Tharin

von Heike(YCH) am 21. Februar 2000 06:06

Hallo Carola,

in den meisten von Dir genannten Punkten stimme ich Dir zu. Nur mit dieser Ausnahme hier.

:fühlen sich ständig aufgefordert beweisen zu müssen, dass ihr Hund prima erzogen ist. Ich denke nicht, dass man dazu permanente Gehorsamsdemonstrationen exerzieren muß. Dies halte ich für eine zu große Bestätigung aller hundefeindlichen Positionen.

Aus Erfahrung kann ich nur sagen. Ich bekomme ständig von Passanten gesagt wie toll sie es finden das meine Hunde so gut hören. Ich kann meine beiden auch einfach nur vorbeilaufen lassen, aber wenn es doch offensichtlich ist das jemand wirklich Angst hat, wieso um Himmels willen soll ich meinen Hund dann nicht rufen und zeigen das der andere keine Angst haben muss. Das hat nichts damit zu tun das ich permanent beweisen muss wie gut sie hören, sondern ausschliesslich aus Rücksichtnahme mache ich das. Damit die Lobby des Hundes im Ansehen mancher wieder steigt. So einfach ist das. Allerdings haben wir hier bei uns dieses von Dir beschriebene Problem nicht. Deshalb auch nehme ich Rücksicht auf Leute die Angst haben. Damit es erst gar nicht so weit kommt hier das die Hunde total verpöhnt sind.

Den Maulkorbbeitrag habe ich auch gelesen und dazu fällt mir momentan echt nichts mehr ein.

grinning smileyarauf haben sie ebenso ein Anrecht, wie Sportwagenfahrer, Freiluftsportler aller Art oder sonstige mehr oder weniger auffällige Zeitgenossen.

Du ja, aber nicht die die sich nicht benehmen können. Davon gibt es aber noch zu viele Leute die meinen nur der stärkere kommt durch.

:tongue sticking out smiley.S.: heute morgen begrüßte mich der Inhalt eines Polizeimannschaftswagens an
::der Hundewiese, gestern dazu noch eine gut ausgestattete Journalistentruppe....

Warum waren die wohl da? Bestimmt nicht wegen Dir und Deiner Hunde denn sonst hätten sie Dich ja angesprochen. Aber vielleicht zum Schutz anderer waren sie da. Schlimm nur das es erst so weit kommen muss. Ich treffe im Wald öfters die berittene Polizei und einer meiner beiden Hunde hat Angst vor Pferden. Das merkte der eine und sprach mich an und sagte ich könne ruhig näher kommen mit dem ängstlichen Hund damit er merkt das das Pferd ihm nichts tut. Es gibt sie noch ...

liebe Grüße

Heike, Kimba & Aaron

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