Willkommen! Anmelden Ein neues Profil erzeugen

Erweiterte Suche

Hundeerziehung + Soziales

Die Anforderungen an einen alltagstauglichen, gut erzogenen Hund waren noch nie so hoch wie heute. Dadurch ist auch das Angebot an Erziehungsmethoden und –hilfsmittel immer mehr gewachsen, nicht immer steht wirkliches Fachwissen dahinter. Hier findest Du Tipps und Ratschläge, die richtige Hundeschule oder den richtigen Hundeverein zu finden, kannst Dich über Trainingsmethoden und –probleme austauschen.  
Problem mit anderen Menschen
06. Juli 2009 21:12
Hallo Blümchen,

ich könnte mir auch vorstellen, dass er

1.) unsicher ist und
2.) das Gefühl hat, dass er den Job übernehmen muss, Euch und Euer Revier zu schützen.

Hunde können sehr wohl die Kontrolle haben, obwohl sie auf Kommandos hören. Du erwähnst z.B. das "um Liebe betteln". Wenn er z.B. durch traurige Blicke, durch den Kopf ganz lieb auf Euren Schoß legen so gut wie immer Aufmerksamkeit und Streicheleinheiten bekommt, dann hat er Euch in dem Punkt z.B. ganz gut erzogen.

Ich denke, die Idee mit einer Hundeschule ist sicherlich gut. Da ich mir vorstellen kann, dass er einen Job übernimmt, den er gar nicht übernehmen sollte, würde ich folgendes tun:

1.) Klarer, geregelter Tagesablauf - das gibt Struktur, Übersichtlichkeit, Verläßlichkeit und dadurch auch Sicherheit.
2.) Erlaubt ihm keine Plätze, von denen aus er alles einsehen kann, sondern gebt ihm einen Platz, der etwas weniger zentral liegt.
3.) Darf er sich im gesamten Haus und Garten frei bewegen, wann und wo immer er hin will? Schränkt das mal ein, so dass er bestimmte Orte, beispielsweise den Garten, nicht alleine, sondern auf Erlaubnis aufsuchen darf.
4.) Weiterhin Gehorsam üben.
5.) Ressourcen, die ihm wichtig sind, bekommt er nur durch Euch und Ihr entscheidet, wann gespielt wird, nicht er durch irgendwelche Aktionen.

Das wären so ein paar Dinge, die dazu dienen können, ihm einen klaren Platz in Eurem Rudel zuzuweisen.

Ist er genügend ausgelastet? Geistig und körperlich? Gerade auf der spielerischen Ebene ganz du ganz viel machen, um ihn einerseits an dich zu binden, und um andererseits auch Gehorsam zu trainieren: Dummytraining, Suchspiele beispielsweise. Beim Dummytraining kann man auch hervorragend die Impulskontrolle trainieren.

Wenn er ausgelastet ist und nach Hause kommt, ist er vielleicht ganz froh, einfach schlafen zu können und sich um nichts kümmern zu müssen.

Ich selbst habe einen Border Collie, der sich einen Teil seines Futters verdienen muss, und wenn wir hier zu Hause sind, dann ist der auch müde. Das Trainingsfutter bekommt er dann aus der Hand. Alles, was der geistigen Auslastung dient, hat auch den Effekt, dass es das Selbstbewußtsein steigert, denn so ein Hund bekommt Aufgaben gestellt, die er lösen muss, und da man ihm natürlich keine unlösbaren Dinge abverlangt, schafft er die Aufgaben auch und wird belohnt. Und er wird gezwungen, sich auch mal andere Ideen einfallen zu lassen, er wird also flexibler. Das ist dann wie bei uns Menschen auch: Wenn wir in der Lage sind, Probleme zu lösen, steigt unser Selbstbewußtsein - und ein selbstbewußter Hund kann viel entspannter sein.

Wenn er schnappt, würde ich auch mit Maulkorb trainieren, dann kannst du dich ja auch sicherer fühlen.

Mein Hund ist auch unsicher, aber er schnappt nicht. Er wurde die ersten 11 Monate sehr schlecht gehalten (an der Kette), und er hatte sämtliche Macken entwickelt, die dann auch typisch für Border Collies sind. Meine Vorbesitzerin hatte allerdings intensiv mit ihm gearbeitet und jetzt ist er eigentlich frei von Macken, aber immer noch etwas unsicher. Fremden gegenüber ist er mißtrauisch, aber ich finde das ok und ich erlaube Fremden nicht, ihn anzufassen. Schon gar nicht von oben den Kopf. Manche Leute beugen sich dann ja auch noch herab und das macht ihm Angst. Auch er zuckt dann insbesondere bei Männern zurück. Aber wie gesagt - gibt auch keinen Grund, warum fremde Leute ihn überhaupt anfassen sollten, wenn er das nicht will. Würde ich das zulassen, könnte es gut sein, dass er auch eines Tages schnappt.

Am Anfang, als ich ihn bekam, ist das Bellen mehr geworden und wenn Besuch gekommen ist, hat er auch gebellt und geknurrt. Melden soll er auch, mehr nicht. Ein paar Tage lang habe ich intensiv geübt und immer wieder geklingelt oder klingeln lassen, imaginäre Gäste oder echte Besucher fröhlich empfangen. Er darf wie gesagt melden, dafür wird er kurz gelobt - aber nicht überschwänglich, sondern ich sage kurz "gut gemacht" und schicke ihn dann auf seinen Platz.

Besuch wird angewiesen, ihn zunächst komplett zu ignorieren. Der Hund wird von allen Seiten so lange ignoriert, bis er still ist, und dann darf er kommen und den Besuch begrüßen - wird aber von ganz fremden Leuten nicht gleich und nicht von oben am Kopf angefaßt

Nach ganz kurzer Zeit war es bei uns so, dass er deutlich weniger gebellt hat.

Wenn es ein Angstbellen und Angstschnappen ist, oder Unsicherheit eine starke Komponente ist, dann hat dein Hund gelernt, dass er durch Knurren und Schnappen fremde Menschen auf Abstand halten kann. Du könntest dann auch Besuch kommen lassen, der erstmal noch weit genug weg ist, so dass dein Hund sich nicht zu sehr aufregt, und der wieder geht, wenn dein Hund sich z.B. gut auf seinen Platz hat schicken lassen. Dann kommt dein Hund zu seinem Ziel, aber halt nicht über Knurren/Schnappen.

Wenn es allerdings Schutzbellen ist, weil er es für seinen Job hält, Euch und sich Fremden gegenüber zu verteidigen, dann wird das so nicht funktionieren, dann müsst Ihr ihm vor allen Dingen einen klaren Platz zuweisen und ihn davon überzeugen, dass Ihr es regeln könnt mit dem Besuch.

Der verbale Verweis, wie du schreibst, kann nur was bringen, wenn er weiß, was du von ihm willst. Weiß er das? Wenn er Euch nicht zutraut, die Dinge zu regeln, dann wird ein verbaler Verweis gar nichts bringen und wenn dein Hund sehr unsicher ist und sich selbst durch fremde Leute bedroht fühlt, dann wird ein verbaler Verweis dann nichts bringen, wenn die Individualdistanz von deinem Hund unterschritten wird. Denn dann bleibt ihm ja nichts anderes übrig, als sich irgendwie zu wehren.

Viele Grüße
Anila