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etwas mehr Gelassenheit

geschrieben von Sonja Gerberding(YCH) 
etwas mehr Gelassenheit
30. Juli 1997 10:57

Hallo Hundefreunde,

vielleicht kann mir jemand mit einem Tip helfen.

Wie ich ja schon mal erklärt habe, reagieren Hunde in "merkwürdigen"
Situationen oft nicht so, wie wir es gerne hätten.
So auch Nero.
Zeigen Menschen sehr deutlich ihre Angst vor ihm, gibt es regelmässig Probleme.

Beispiel:

Jogger sind für Nero eigentlich völlig uninteressant.

Kommt uns aber ein Jogger entgegen und bleibt plötzlich wie vom Blitz getroffen
stehen oder reißt wohlmöglich noch in Panik die Arme in die Luft,
ist das für ihn ein klares " Da stimmt was nicht" Signal und er fängt meistens an zu Bellen
womit der Mensch natürlich noch mehr Angst bekommt und die Situation sich hochschaukelt.

Er hört dann auch nur noch sehr schlecht auf mich.

Ich kann mir ja schlecht ein paar Leute mit Angst vor Hunden mieten, um solche Situattionen zu trainieren...

Hat jemand Tips, wie ich Nero zu etwas mehr Gelassenheit verhelfen kann, wenn die
Situation "merkwürdig" für ihn ist?

Liebe Grüße
Sonja


30. Juli 1997 12:46

Hallo Martin,

Dein Tip mit dem "Hmmmpf" hat sich an der Leine bewährt.

Nun gehts um Situationen aus der Entfernung und ohne Leine, z.B.
wenn wir durch die Feldmark spazieren. Wie gesagt, so lange die Leute locker vorbeilaufen -radeln-oder
gehen, gibts keinen Ärger. Immer nur wenn sie durch ängstliches Verhalten Nero auf sich aufmerksam machen.

Liebe Grüße Sonja


30. Juli 1997 14:46


Hallo Sonja

wir freuen uns sehr, dass ihr Fortschritte macht.

wenn wir durch die Feldmark spazieren. Wie gesagt, so lange die Leute locker vorbeilaufen -radeln-oder
gehen, gibts keinen Ärger. Immer nur wenn sie durch ängstliches Verhalten Nero auf sich aufmerksam machen.

Auch ein Hund und vor allem ein junger, muss die Bedeutung seiner Umweltsignale erst kennenlernen. Was Deiner tut, ist ganz natürlich. Bei vielen setzt jetzt aber ein Teufelskreis ein:
Der irritierte Hund wird zunehmend lauter angeschrieen, ev. vom genervten Begleiter diszipliniert. Da er ein Geruchsttier ist, verbindet er das vor allem mit dem Geruch. Das ist die Buttersäure des Angstschwitzens. Das wird fortan ein Signal für Ungemach. Er beginnt irgendwann, dem vorzubeugen, d.h. den auftauchenden Menschen zu vertreiben. Wenn jemand so riecht, gibt es Zoff. Fort mit ihm. Der Hundehalter kommt immer mehr in Zugzwang usw. ...
Deswegen eher einmal einen erbosten Jogger akzeptieren (sich artig entschuldigen ohne zu erklären warum der Hund so und so reagiert. Keine weiteren Antworten auf böse Bemerkungengeben). Der Jogger will nämlich joggen. Nach 50 m ist der Hund für ihn Vergangenheit. Aber wenn du das Fehlverhalten ignorierst, statt erregt zu werden, lernt dein Hund, wie unwichtig (Hmmpf) das ganze ist.

Besorge Dir einen Jogger! Versprich ihm den Himmel auf Erden! Rüste ihn mit einer Sprühflasche und dich mit dem Clicker aus:
Lass den Jogger all die plötzlichen Handlungsänderungen ausführen, die den Hund anlocken. Rennt der Hund hin, breiten Sprühstrahl auf die Nase. Der Hund wird irritiert sein. Entweder kommt er sofort zurück, C&B schon wenn er sich in deine Richtung Bewegung setzt. Andernfalls ein ausgesprochen freundliches Locken. Passiert keines von beiden, das Verhalten ignorieren. Der Jogger wird auch langweilig.
Normalerweise lernen Jogger, dass sie besser gehen, wenn ein Hund kommt. Manche Hunde reagieren erst darauf. Deswegen rufe ich, wenn der Jogger seinen fragenden Blick aufsetzt immer gleich"Einfach weiterlaufen."

Nebenbei. Mit unserer Welpengruppe haben wir uns immer zu einem Volkslauf begeben. Hundert Läufer, die gewinnen wollen, sind ein hervorragendes Training.
Übrigens geht diese sensible Phase (ist Nero zwischen 7 und 16 Monaten alt?) bald vorbei, dann gewinnt der Hund Sicherheit.

Viel Erfolg und immer freundliche Jogger wünschen Euch
Martin & Mirko


30. Juli 1997 15:42

Hallo Martin & Mirko,

danke für die ausführliche Antwort.

Ich denke, Du hast völlig recht. Wenn es nur nach mir ginge, würde ich ganz cool
weiter gehen, ich bin sicher, Nero (inzwischen 11 1/2 Monate) würde mir folgen.

Ich bin durchaus gewillt, Rücksicht auf meine "hundelosen Mitmenschen" zu nehmen,
leider begreifen diese in der Regel nicht, daß sie den Ärger "herbeizaubern".
Allerdings weiß ich auch, wie schnell es geht, daß ein Hund den Ruf "gefährlich" weg hat,
besonders ein 67cm großer fast schwarzer Schäfer......

Ich sehe ja auch, daß es anders geht. Wer keine Angst zeigt, von dem läßt Nero sich auch anfassen.

Wenn aber ein Jogger, den Nero bis dato noch gar nicht "Auf der Uhr hatte" plötzlich die Bremse reinhaut
und auch noch hysterisch anfängt rumzubrüllen.....nun daß das einen jungen Hund verunsichert ist mir völlig Klaro.

Ich schleife ihn jetzt auch öfter mit in die Innenstadt, zwecks "Abhärtung".

Wir setzten uns dann auf eine Bank und lassen den Trubel "auf uns wirken".

Deine Befürchtungen wegen dem Teufelskreis teile ich völlig.
Ich versuche Nero immer zurückzulocken, was die Leute anscheinend nur noch mehr verunsichert.
Egal, mit wildem "Platz-Gebrüll" komme ich bei Nero eh nicht weiter.

Meist kommt er nicht sofort, ich "taste" mich dann an ihn ran und wenn ich ihn am Schlawittchen ab, rede ich beruhigend
auf ihn ein. Beruhigt er sich, lobe ich ihn.
Wenn er grundlos ( ohne "merkwürgige" Situation) jemanden anbellt, tadele ich ihn ( Nero NEIN).

Auch wenn er sich anfassen läßt, lobe ich ihn. Übrigens, die Sache mit den Kindern....
die Kinderhand in meine zu nehmen und ihn dann schnüffeln lassen ist ein klasse Tip.
Bitte mehr davonsmiling smiley

Liebe Grüße Sonja

Ach so, eine Frage habe ich noch, ich weiß nämlich nicht, in wie weit es sich auf Neros Verhalten auswirkt:
Nero kommt mit in die Firma und ist dort mit mir hinter einem geschlossenen Tresen. Er kann die Kunden also sehen aber
nicht beschnüffeln. Auch dort bellt er oft. Wenn allerdings jemand beherzt über den Tresen greift und ihn trotzdem streichelt, ist alles in Butter.

Kann Neros "Arbeitstag" mit seiner Unsicherheit zusammenhängen? Ich habe auch schon versucht ihn
frei im Laden laufen zu lassen, aber viele Kunden haben halt Angst vor ihm, wahrscheinlich auch, weil er ständig bellt.