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Hundeerziehung + Soziales

Die Anforderungen an einen alltagstauglichen, gut erzogenen Hund waren noch nie so hoch wie heute. Dadurch ist auch das Angebot an Erziehungsmethoden und –hilfsmittel immer mehr gewachsen, nicht immer steht wirkliches Fachwissen dahinter. Hier findest Du Tipps und Ratschläge, die richtige Hundeschule oder den richtigen Hundeverein zu finden, kannst Dich über Trainingsmethoden und –probleme austauschen.  
Rüde an der Leine agressiv gegen Rüden
17. Juni 1999 12:57

Hi Franziska,

: Nur, ihn in dieser Situation auch noch durch "schimpfen" oder sowas zu bestrafen, bringt im Endeeffekt nur noch eine Steigerung des Verhaltens,

bei einem ängstlichen Hund ja. Einen, der aus Überzeugung angreift, muß man schon strafen für sein Verhalten, aber eben mit den entsprechenden Mitteln. Durch furienmäßiges Eingreifen kann man solch einem Hund dann ruhig mal zeigen, daß man als Rudelchef dieses Verhalten nicht duldet. Dies muß man aber von Hund zu Hund individuell in der Stärke ändern.

: da dem hund nicht nur durch die Leine die möglichkeit zur artgerechten Kommunikation genommen wird,

Sorry, aber Unterwürfigkeit zeigen oder vor Freude mit wedeln kann der Hund auch an der Leine! Ebenso kann er an durchhängender Leine sein Gegenüber ausgiebig beschnüffeln.

: Das bringt also höchsten etwas, wenn du es schaffst, den hund dermassen einzuschüchtern, daß er sich gar nichts mehr traut.

Das ist leicht über ein Abbruchkommando zu erreichen. Richtig konditioniert, reicht dann ein einziges, nicht zu lautes, aber energisches Wort. Da braucht man nicht brüllen oder dergleichen. (Spreche aus Erfahrung - Abbruchkonditionierung dauerte weniger als 1 Woche)

: Deswegen fände ich es besser, den Hund so oft, wie möglich loszulassen

In meinen Augen sollte ein Hund aber durchaus auch an der Leine geführt werden können, egal in welcher Situation. Den Hund, wenn er an der Leine nicht hört, einfach laufenzulassen, kann doch nicht die Lösung sein!

: denn so merkt der hund, ....., daß er sich angeleint nicht schon von vornherein verteidigen muss.

Das lernt der Hund in meinen Augen nicht, wenn er losgelassen wird, weil ich fürchte, er könne jetzt Theater machen. An der Leine ruhig laufen lernt der Hund in meinen Augen nur an der Leine!

: solltest du von vornherein wissen, daß er aufspringt und loskläfft,

hast Du schon verloren. Wenn du allerdings überzeugt bist, der Hund ist jetzt einfach ruhig, schließlich kommt nur ein anderer Hund, dann überträgt sich Deine Gelassenheit auf den Hund.

: wenn der andere Hund vorbei kommt, kannst du ihn auch festhalten, allerdings nicht mittels halsband, sondern, indem du einen arm über seinen Rücken legst, den anderen vor seinen brustkorb (ihn also sozusagen umarmst)... das ganze, ohne irgendwas zu ihm zu sagen, oder ihn zu streicheln oder sowas.

Auf der einen Seite willst Du den Hund möglichst unangeleint laufen lassen, auf der anderen Seite schnürst Du ihn mit der Umarmung so stark ein, daß er sich noch weniger als an der Leine bewegen kann? Wenn ich von Hexe ausgehe, sie würde so lange strampeln, sich evtl. sogar mit den Zähnen helfen, nur um aus dieser Beklemmung freizukommen. Für einen Hund, der aus Angst angreift, weil er sich durch die Leine eingeschränt fühlt, wird diese Umarmung also keinesfalls eine Lösung sein.


Abhilfe schafft in meinen Augen nur gezieltes Training an der Leine auf einem Hundeplatz, vorerst zur Not etwas abseits der anderen Hunde, so daß der eigene Hund gelassen bleiben kann. Der Abstand wird dann nach und nach verringert, bis schließlich ein Training mit angeleintem Hund in der Gruppe möglich ist.

Kritische Grüße

Yvonne und Hexe

17. Juni 1999 20:49

Hallo Melanie,

die Sache mit dem Kopf festhalten, um den Blick Deines Hundes zu fixie-
ren ist schon mal nicht schlecht. Mein Tip: Benutze doch in diesen Fäl-
len ein Halti (Kopfgeschirr) mit zweiter Leine zum Verhaltensabbruch.
Hast Du dann die Aufmerksamkeit Deines Hundes, versuche es mit einem
Spiel oder einer Übung, daß er abgelenkt bleibt. So wirkt das Spiel
gleichzeitig als Belohnung für sein braves Verhalten. Von der Leine las-
sen ist meiner Meinung nach die denkbar schlechteste Lösung. Wenn sich
Dein Hund sowieso schon aufregt wird die Begegnung ohne Leine sicherlich
nicht unproblematisch ablaufen.

Schönen Abend - Petzi

18. Juni 1999 17:10

: Hallo Moni,
:
: ich kenne dieses Verhalten aus eigener Erfahrung. Allerdings war bei Hexe vermutlich der Biß durch eine andere Hündin das Schlüsselereignis.

Solche Schlüsselereignisse hatte Balu leider auch:

Er war zu allen Hunden freundlich, wenn einer geknurrt/ gebellt hat ist er halt einfach weitergelaufen.
In Italien haben wir ihn am Strand über 1 Woche frei laufen lassen, dann hat leider ein angeleinter
Hund superagressiv reagiert und von da ab war er schon etwas skeptischer.

Vor einer Woche wurde er als er angeleint war von einem freilaufenden Dobi gebissen..



Wir haben das Verhalten an der Leine dann sicher weiter verstärkt, indem wir fortan Begegnungen mit anderen Hunden aus dem Weg gegangen sind.

Das hab ich z.Teil auch schon versucht, aber in der Stadt ist das unmöglich und außerdem der totale Spießrutenlauf.

Das war das falscheste, was wir tun konnten.

Da bin ich Deiner Meinung und ich handel jetzt auch wieder nach dem Motto "Augen zu und durch". Allerdings etwas skeptisch, denn kürzlich hat
im Park eine Frau ihren Rotti-Schäfer nicht mehr halten können als dieser meinen Hund sah (damals war er allerdings nicht angeleint).

Wenn sowas an einer befahrenen Straße passieren würde wär natürlich fatal, denn würd ich meinen dann loslassen würde er
sicher auf die Straße flüchten.

Außerdem möchte ich Dir den Rat geben, versuche Hunden mit Deinem Hund an der Leine zu begegnen und versuche dann absolut cool zu bleiben. So gibst Du Deinem Hund Sicherheit und er wird merken, daß er sich nicht aufführen braucht. Das ist sehr schwer, wie ich aus eigener Erfahrung schreiben kann.
Schon allein, wenn Du nur denkst, jetzt kommt ein Rüde, da wird meiner gleich wieder Theater machen, dann macht er auch Theater. Versuche zu denken, ist doch bloß ein Hund, der tut nix und mein Hund ist jetzt auch ruhig. Das ist schwer, aber man kann es lernen.


Bin grad dabei und schließlich trägt jedes positive Erlebnis (heute hatten wir durchwegs solche) dazu bei automatisch cooler zu werden.

Meiner Meinung nach reagiert er aus Angst so?!
:
Wie verhält er sich denn sonst? Ist er eher ängstlich oder eher Draufgänger.

Also ängstlich ist er nicht, da hab ich mich wohl falsch ausgedrückt:
eher sehr selbstbewußt aber mitunter eben auch unsicher.

Irgendwie ist er wohl gerade dabei zu erfahren, daß es eben auch Hunde gibt die
ihn nicht riechen können und handelt daher nach dem Motto: "Angriff ist die beste
Verteidigung".

Er bleibt an der Leine auch stehen und beobachtet den näher kommenden Hund. Kurz
bevor dieser dann da ist springt er auf ihn zu.

Wenn er frei läuft bleibt er auch stehen oder legt sich hin. Kurz bevor der andere
Hund dann da ist steht er auf/ läuft hin und wedelt mit dem Schwanz.


Kann natürlich auch sein, daß er als Rüde jetzt erwachsen wird und den anderen Rüden sagen will, Schaut mal, ich bin auch wer und lass mich nicht von jedem unterkriegen.

Das kommt hinzu, aber gerade deswegen möcht ich ihm in seinem Pupertätsalter, wo er warscheinlich noch leichter zu erziehen ist als wenn sich erst mal was festgefahren hat
diese Marotte austreiben.

: Ich würde Dir folgenden Tip geben. Gehe auf einen Hundeplatz und lege Dein Problem dar. Dann ziehst Du Deinem Hund ein Geschirr an und übst mit ihm separat etwas entfernt von den anderen. Der Hund soll dabei entspannt an der Leine gehen. Ist er angespannt, vergrößerst Du den Abstand zu den anderen Hunden. Zeigt er sich ruhig und gelassen, kannst Du den Abstand verringern, schrittweise so weit, daß er immer entspannt und auf Dich konzentriert bleibt.
: Vielleicht gibt es auf diesem Platz auch einen im Verhalten sicheren und ruhigen Rüden, der sich nicht gleich anmachen läßt. Mit dem könntet Ihr dann den direkten Kontakt an der Leine und auch ohne Leine üben.

Wir haben uns bereits angemeldet, jetzt wird aber erstmal nichts draus weil er wegen OCD wieder Leinenzwang vom TA hat.
:
: Außerdem würde ich Dir empfehlen, ein Abbruchkommando zu konditionieren. (kann Dir gerne schreiben, wie das gemacht wird.) Damit sagst Du Deinem Hund unmißverständlich, daß er mit dem, was er gerade tut (Anmachen anderer Hunde), aufhören soll. Und zwar ohne wenn und aber.


Das wär toll wenn Du mir dazu (vielleicht privat) was schreiben könntest. Hab zu dem Thema schon mal was von einer anderen Forumsteilnehmerin bekommen, würd mich aber sehr interessieren Deine
Methode zu hören. Adresse siehe unten.

Danke, viele Grüße

Moni & Balu

mspengler@gmx.de
:
: Yvonne und Hexe

10. Juli 1999 13:32

Hallo Yvonne,

sicherlich kennst Du aus eigener Erfahrung die verzweifelte Suche nach Hilfe im Umgang mit einem "nicht normal" reagierenden Hund. Bis jetzt bewegten sich gute (und teilweise teure) Ratschläge zwischen "einschläfern lassen" und "Stachelwürger anwenden", Profiratschläge, versteht sich!
Zwei Punkte haben mir and Deiner Antwort Mut gemacht:
Gefahrensituationen nicht vermeiden und
Abbruchkommando konditionieren.

Könntest Du mir helfen, das Problem ist folgendes:

Mein Terrier-Rüde beißt menschliche und "hündische" Männer. (Klingt witziger als es ist . . .)
Januar 98 habe ich einen damals ca. 2,5 jährigen Parson Jack Russell Rüden aufgenommen. Er war ausgesetzt worden und galt nach ca. 3wöchiger Beobachtung als "recht schwierig".
Er war scheu, sehr ängstlich und klappte bei einem lauten Wort sofort zusammen, näherte ich mich dem Rüden, um ihn zu loben bzw. zu beruhigen, drehte er sich sofort auf den Rücken und klemmte die Rute ein.
Dieses Verhalten zeigt er im Prinzip heute noch. Daneben ist er auffällig schreckhaft, selbst bei Geräuschen, die ihm eigentlich vertraut sind (Durchzug in der Wohnung, eine Tür klappt zu).
Soweit sieht's nach einem eher ängstlichen Tier aus, denke ich.
Der ganze kleine Kerl ist wie ausgewechselt, sobald er auf einen bestimmten Typ Mann trifft (ich habe bis heute noch kein für mich einleuchtendes Schema gefunden). Selten warnt er mit zwei-, dreimal Bellen vor, sonst beißt er blitzschnell, immer von hinten in die Waden, weicht sofort zurück und versucht's nochmal.
Auf Rüden geht er (mit und ohne Leine) augenblicklich los, verbeißt sich in Sekunden, einerlei wie der Gegner reagiert (soweit der überhaupt Zeit hat).
Die Begleithundprüfung haben wir gemacht (durch Unterordnungsübungen wird alles besser . . .), der Rüde schlich mit eingekniffener Rute und gesenktem Kopf durch die gesamte Übungszeit, hat aber gehorcht.

Klar, daß ich ihn nur noch an der Leine halten kann, frei laufen darf er nur noch auf übersichtlichem Gelände morgens um fünf (oder so ähnlich). Er läßt sich übrigens recht gut von Wild abrufen, entdeckt er einen anderen Rüden früher als ich, hilft nichts mehr.

Ein Versuch mit der chemischen Kastration ergab ähnlich aggressives Verhalten auch Hündinnen gegenüber.

Hilfe!!!!
Ich mag meinen Hund nämlich, auch wenn das jetzt völlig meschugge klingt.

Yvonne, weißt Du was zu dem "Fall"?

Danke vorab,
Anette