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Hund aus Tierheim

geschrieben von Nobbi(YCH) 
Hund aus Tierheim
11. Dezember 2002 08:19

Vor 4 Wochen haben wir einen 6 Monate alten Mischling (Schnauzer, Retr.,Sh) aus dem Tierheim geholt.
Trotz seines jungen Alters hat er (Eddy) bereits einige "Eigenarten" an denen wir arbeiten müssen.
Die schwerwiegensten Eigenarten sind:
1. fressen von allen Dingen die auf dem Boden liegen
2. auf den Tisch springen und Essensreste suchen
3. happsen nach meiner 7-jährigen Tochter

zu 1. und 2 : obwohl wir Eddy ausreichend füttern, z.T. wird sein Trockenfutter noch mit Reis bzw. Kartoffel "verlängert", würde er bis zur absoluten Bewegungsunfähigkeit weiter fressen. Dies ist schon passiert, als er sich in einem unbeobachteten Moment2 Kg. gebratenes Hack von der 1m hohen Küchenarbeitsplatte geholt hatte.
Er wird noch 3 mal täglich gefüttert und die längeren Spaziergänge finden ca. 30 Min. nach der Fütterung statt. Trotzdem sucht er alles fressbare auf dem Boden.
Obwohl ich es eigentlich nicht möchte, wende ich ab und zu den "Leinenruck" an um Eddy vor Schaden zu bewaren (Steine, etc).
zu 3 - wir praktizieren das "Amichien Bonding" um Eddy seine Stellung im "Rudel" zu zeigen. Eigentlich klappt es auch ganz gut, bis auf das ständige schnappen nach meiner kleinen Tochter.
Wir hatten vorher 2 Hunde, die wir als Welpen bekommen hatten und die zwischenzeitlich leider verstorben sind. Solche Probleme kannten wir bisher noch nicht. Kann es sein, dass ein so junger Hund schon so negative Erfahrungen gemacht hat, die zu diesem Verhalten führen?
Wer kennt soche Probleme?
Ist es vieleicht normal, dass man nach so kurzer Zeit (4 Wochen) noch solche Probleme hat?



11. Dezember 2002 08:50

Hi,
zu Frage 3 wird dir hier im Normalfall kaum einer eine Antwort geben können außer er zitiert Buchtexte. Grund: Kind und Hund ist ein Thema daß man vor Ort sich anschauen muß, um die Feinheiten im Zusammenspiel Hund-Kind-Erwachsener zu sehen und nichts zu übersehen. Gut gemeinter Tipp, such dir einen Verhaltenstherapeuten der sich mit Tierheimhunden gut auskennt und auch sonst länger nur mit Verhaltenstherapie beschäftigt.
Kostet zwar Geld aber besser ein paar Euro weg als ein Kind, im Extremfall, ohne Gesicht.
Außerdem, jemehr du rumdokterst gesto schwieriger hat es ein Fachmann später wenn es ernst wurde.

Zu 1 und 2. Fressen vom Tisch, versuche es mit Tabascosoße auf Salami, mit umgedrehten Maußefallen die auf dem Essen liegen oder auf dem Tisch,
Leg eine Coladose mit Steinen drin drauf die ihn trifft wenn er rangeht, o.ä. Auf gut deutsch ein kleiner heilsamer Schock muß her der nicht von deiner Hand ausgehen darf.

Zu Fressen unterwegs:
Nimm eine Coladose mit Steinen drin und wirf sie neben ihn wenn er anfängt zu fressen. Sobald er es sein läßt sofort mit Stimme, Leckerli, etc. ausgiebigst belohnen. Alternative sind bei warmen Wetter, Wasserspritze, o.ä. Manche haben schon Haarspray auf interessante Dinge gesprüht und ausgelegt wobei der Weg gesichert wurde daß kein anderer Hund da etwas frißt. Ein Biß und dein Hund läßt es sein. Allerdings kann es wiederkommen sobald es nicht danach riecht. Daher empfehle ich die Dosenmethode. Alternativ Schlüssel. Nur laß die Hand vom Hund und sofort belohnen sobald er das macht was er soll. Trainier ihn z.B. auf den Clicker. Zeitnaher kann man einen Hund schlecht belohnen und daher ist es für sowas die Beste Methode.

Gruß Steffen


11. Dezember 2002 09:38

Hallo Nobbi,

also ich würde euch raten mal diese Bücher über Hunde zu lesen:

Positiv bestärken, sanft erziehen von Karen Pryor
Hunde sind anders - Menschen auch von Jean Donaldson
Calming Signals von Turid Rugaas
Mit Hunden sprechen von Jan Fennell

Alles fresen was auf den Boden liegt und auf den Tisch springen sind mit Sicherheit "leicht" abzugewöhnen bzw. kann man mit vernünftiger Erziehung hinbekommen.

Nach der Tochter "schnappen" finde ich schon weit gefährlicher und schwieriger.

Ich würde euch unter anderem zu einem guten Trainer aus einer gut Hundeschule raten.

www.ig-hundeschulen.de oder seit ihr vielleicht aus dem Nürnberger Raum, kann ich euch ne gute Trainerin empfehlen.

VG
Sonja und Benny

11. Dezember 2002 12:16


: zu 3 - wir praktizieren das "Amichien Bonding" um Eddy seine Stellung im "Rudel" zu zeigen. Eigentlich klappt es auch ganz gut, bis auf das ständige schnappen nach meiner kleinen Tochter.
Was ist um alles in der Welt "Amichien Bonding"?! Hab ich noch nie gehört...

Grüße
josh

11. Dezember 2002 12:42

Hallo Josh,

ich hab mal was darüber gehört/gelesen...bin mir aber nicht sicher, ob ich das richtig verstanden habe.

z.b. Mit Hunden sprechen von Jan Fannel. Sie baut ihr gesamte Hundeerziehung auf "Rudelboss" auf, so in der Art, wenn ich der Boss bin, klappt alles.

Ich setzt dir mal nen Link:
[www.cairn-energie.de]

Jan Fannel hat gute Ansätze, aber es ist nicht DIE Lösung für ALLE Probleme. Bei Rangordnungsproblemen mit Sicherheit eine Hilfe, das in den Griff zu kriegen.

VG
Sonja und Benny

11. Dezember 2002 12:58

Nochmal ich:
Wenn ihr versucht, alles über Rudelboß zu machen (das ist sicher nicht falsch, allerdings sollte man sehr dosiert damit umgehen... je nach Hund. Viele Sensibelchen werden aber durch Dominanzübungen noch unsicherer. Deutlich und betont dominieren sollte man nur Hunde, die versuchen, Boß zu werden (Futter knurrend verteidigen, Futter in Deinem Beisein klauen, Plätze verteidigen etc.), also meistens pubertierende Tiere oder Hunde, die das in den Genen haben (manche Herdenschützer zum Bsp.):
Wer soll alles in der Rangordnung ÜBER dem Hund plaziert werden? Falls ihr versucht, Eure Tochter über den Hund zu stellen (also sie den Hund kommandieren laßt, sie über den Hund legt etc... manche versuchen das dämlicherweise sogar mit Kleinkindern), und das mit Dominanzgesten in "Hundesprache" etablieren wollt (s.o.), dann weiß ich, warum der Hund schnappt: Ein Kind kann er nicht über sich akzeptieren - es ist viel zu wild, unbeherrscht, emotional - wirkt einfach nicht souverän genuhg, um Boß zu sein. Versucht ihr trotzdem das durchzusetzen, so versucht wiederum der Hund, seine Position gegenüber der Tochter zu bessern, indem er nach ihr schnappt (WANN und in welchen Situationen schnappt er denn nach ihr?!). Im Klartext: Die Erwachsenen könne natürlich über dem Hund stehen (müssen es sogar), die Kinder, vor allem kleinere, aber auf gar keinen Fall. Sie stehen vielmehr sozusagen außerhalb der Rangordnung, genießen eine gewisse "Narrenfreiheit" - ich erinnere an den Welpenschutz, der zwar nicht gegenüber fremden Jungtieren, sehr wohl aber oft im eigenen Rudel besteht.
Sind natürlich alles nur Vermutungen.


Grüße
josh