Hallo,
dringend umplatzieren. Wende Dich ans Tierheim - auch wenn die Dich damals nicht gerade toll beraten haben; erstens bist Du vermutlich rechtlich dazu verpflichtet (falls Du den üblichen Abgabevertrag unterschrieben hast, der festlegt, daß Du den Hund entweder behalten oder ans abgebende Tierheim zurückgeben mußt) und zweitens wissen die vielleicht jemanden, der mit Euch arbeiten kann. Eine Hundeschule, zumal vielleicht mit nur normalem Gruppentraning, vielleicht noch über den üblichen Zwang und nicht ausschließlich mit positiver Verstärkung ist für so einen Hund Gift und gar nicht hilfreich. Sucht nach einem guten (!!) Trainer, der öfters zu Euch nach Hause kommt und mit Euch alleine arbeitet. Falls das nicht geht - Abgabe an guten (!!) Platz in sehr erfahrene Hände. Angsthunde sind mit das schwierigste, was es gibt. Wenn ihr Euch dem Prob. nicht gewachsen fühlt (klingt so), dann denk trotzdem bitte nicht im Traum nochmal dran, den Hund einschläfern zu lassen. Offenbar wird seine Angst immer größer, und da hat in jedem Fall EUER Verhalten maßgeblichen (entscheidenden) Anteil dran - das Verhalten des Hundes ist immer Ergebnis seiner Anlagen und Erfahrungen - und für letzteres seit ihr ja in der letzten Zeit verantwortlich gewesen, und da hat es sich nicht gerade gebessert, oder?! Also wäre es wohl ziemlich unfair, den Hund für Eure Fehler zahlen zu lassen.
Vielleicht einige Tips zum Umgang, die bei ängstlichen Hunden nie schlecht sind:
Mach Dich klein, geh zu ihm in die Hocke. Keine laute oder tiefe Stimme. Wende ihm die Flanke/Rücken zu, nie frontal. Nicht drüberbeugen. Bei großer Angst erstmal Lefze berühren. Nicht anstarren. Nicht steif stehen. Selbst NIE Angst/Unsicherheit/Nervosität zeigen. Keine potentiell bedrohlichen Situationen aufkommen lassen und falls doch - Hund ganz genau beobachten und im Ansatz (!! bevor er deutlich meidet oder gar droht/angreift) abbrechen. Der Hund soll NIE lernen, daß er mit dem aggressiven Verhalten Erfolg hat, d.h. der Angstreiz dann weggeht. Vielmehr ist er schrittweise zu densibilisieren, Bindungstraining (DU mußt für ihn die Sicherheit werden, bei Dir ist immer alles okay) und mit positiver Verstärkung (!!) ohne jeden Druck Grundgehorsam üben - das festigt sein Vertrauen in Euch (Routine entsteht - er lernt Verhaltensweisen, die ihm immer Erfolg und "Sicherheit" bringen) und nicht zuletzt Dein Vertrauen in ihn. Hast Du ständig Angst, daß er gleich beißt, wird er das sicher auch tun (Du wirkst unsicher und damit unberechenbar und ergo muß er sich in seiner Angst bestätigt fühlen, fühlt sich selber noch unsicherer und geht u.U. nach vorn).
Außerdem halt das übliche: ängstliches Verhalten IGNORIEREN, weder trösten (heißt "Ja fein hast Du Angst" und das wollen wir ja nicht), noch schimpfen (Druck macht noch mehr Angst), sondern ruhiges und souveränes Verhalten von Deiner Seite. Angstauslöser erst so klein, daß man noch ohne großen Sreß dran vorbei kommt - gleich danach fettes Lob (Streicheln finden solche Hunde meist eher beängstigend als lobend; lieber ein "lob" wie Clicker oder so konditionieren; super ist meist Futter. Fressen beruhigt. Damit kann man öfter die Intensität des Angstreizes recht schnell steigern.).
Hoffe, ihr schafft das... es erfordert viel Zeit und Mühe... aber wenn er nicht immer so war, sondern Mißhandlungen die ursprüngliche Ursache sind, habt ihr gute Chancen, ihn nochmal hinzubekommen (bei genetischer Ursache ist das viel unwahrscheinlicher).
Falls ihr das nicht investieren wollt/könnt: Seit so fair und macht Euch die Mühe, ihm ein GUTES neues Zuhause bei Experten ("Ich hatte schon mal nen Hund" ist NICHT gleich Experte), die Erfahrung mit Angsthunden haben.
Liebe Grüße
josh