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Hundeerziehung + Soziales

Die Anforderungen an einen alltagstauglichen, gut erzogenen Hund waren noch nie so hoch wie heute. Dadurch ist auch das Angebot an Erziehungsmethoden und –hilfsmittel immer mehr gewachsen, nicht immer steht wirkliches Fachwissen dahinter. Hier findest Du Tipps und Ratschläge, die richtige Hundeschule oder den richtigen Hundeverein zu finden, kannst Dich über Trainingsmethoden und –probleme austauschen.  
Angstbeisser Verhalten wird unerträglich
20. Februar 2003 17:27

Hallo zusammen,

: Häufig ist es so, dass genau dein Verhalten (Druck am Hals erhöht sich, schimpfen) den Hund in seiner Angst/Ärger verstärkt.
: Der HUnd assoziert nicht wie du erwartest: Lass das sein, sondern
: "Immer wenn Menschen kommen ist hier Stress, auch mein Mensch ist ganz aufgeregt, alles wird ganz unangenehm", also werden fremde Menschen zum Auslöser für Angst.

Sehe ich auch so.

: Da ist eine systematische Gegenkonditionierung gefragt bei einem Verhaltenstherapeuten.Der Hund muss die Erfahrung machen, dass solche Situation zumindest neutral, noch besser angenehm f. ihn werden.

Ja, und ich denke mal, in Frankfurt und Umgebung dürfte es da auch den ein oder anderen Verhaltenstherapeuten geben.

Gruss Cindy

20. Februar 2003 18:07

Hi Jürgen!

Auf die Entfernung und ohne euch zusammen zu sehen kann wohl kaum einer was raten, das dürfte euch nicht viel weiter bringen. Allerdings denke ich, dasss wenn man ernsthaft an Abgeben und/oder Einschläfern denkt, dann ist es oft schon zu spät. Dann sitzen die Ängste auf beiden Seiten so tief, dass es nur schwerlich und mit vollem Einsatz gelingen kann da wieder herauszufinden.
Ich kann deine Ängste gut verstehen, so ein Hund ist eine große Belastung, gar keine Frage. Hundeschule ist nicht gleich Hundeschule, ich kann euch somit nur den guten Rat geben euch wirklich mal gut umzusehen, zu forschen und einen Experten zu finden, der sich mit Hundeverhalten und Störungen wirklich gut auskennt. Das ist in vielen Hundeschulen einfach nicht der Fall und in einem solchen Umfeld auch gar nicht lösbar. Sowas ist langwierig und bedarf einer ganz persönlichen Betreuung. 3,5 Jahre sind allerdings eine lange Zeit. Ich denke nicht, dass es nur am Hund liegt. Da kommt sicher einiges ungut zusammen. Psychopharmaka für den Einsatz am Beginn einer solchen Therapie sind bestimmt eine Möglichkeit allerdings ist deren Einsatz in Deutschland ja eher minimal und von daher dürfte es auch nicht ganz leicht werden einen TA zu finden, der sich sowohl mit den Problemen des Hundes oder des Teams auskennt als auch mit der Verabreichung therapiebegleitender Psychopharmaka.
Für dich, Jürgen, steht wohl vor allem erstmal die Frage an ob die Nerven und der Wille da sind diesen sicherlich nicht ganz leichten Weg mit dem Hund zu gehen oder nicht. Wenn nicht hat der Hund ganz sicher die Chance auf ein neues Zuhause verdient. Da sollte man schon alle Hebel in Bewegung setzen und sich eventuell vom örtlichen Tierschutzverein helfen lassen die richtigen neuen Halter zu finden. Den Hund in den Tod zu schicken erscheint mir doch noch voreilig.
Such dir wirklich kompetente Hilfe, das kostet ne Kleinigkeit, aber bringt dich weiter. Entweder auf die Art, dass euer Verhältnis und die Probleme sich ändern oder es wird deutlich, dass für euch in dieser Konstellation keine Chance mehr besteht.

Ich wünsche euch wirklich viel Erfolg!

Lieben Gruß,
Yna



20. Februar 2003 18:13

Hallo Jürgen!

Ich glaube, ich kann Deine Verzweiflung verstehen. Ich denke diese Situation ist extrem belastend und ich beneide Dich keineswegs darum. Frage doch mal Deinen Tierarzt oder Kollegen im Hundesport, ob sie Dir Adressen eines guten Hudnetrainers in Deiner Umgebung haben.
So als Sofortmassnahme würde ich Dir raten, Deinen Hund niemals (nicht auf die Dauer, natürlich, nur bis ihr professionelle Hilfe habt) weiter zu ziehen, wenn er wegen eines Fremden stehen bleibt. Ich glaube durch sein Stehenbleiben versucht er den Fremden zu beschwichtigen, so nach dem Moto: Mach mir nichts, ich bin ganz brav! Kennst Du die Calming Signals (Beschwichtigungssignale) von Turid Rugaans?

Ich wünsche Euch allen, Dir und Deinem Hund, viel, viel Glück
Sandra

20. Februar 2003 18:53

Hallo,
dringend umplatzieren. Wende Dich ans Tierheim - auch wenn die Dich damals nicht gerade toll beraten haben; erstens bist Du vermutlich rechtlich dazu verpflichtet (falls Du den üblichen Abgabevertrag unterschrieben hast, der festlegt, daß Du den Hund entweder behalten oder ans abgebende Tierheim zurückgeben mußt) und zweitens wissen die vielleicht jemanden, der mit Euch arbeiten kann. Eine Hundeschule, zumal vielleicht mit nur normalem Gruppentraning, vielleicht noch über den üblichen Zwang und nicht ausschließlich mit positiver Verstärkung ist für so einen Hund Gift und gar nicht hilfreich. Sucht nach einem guten (!!) Trainer, der öfters zu Euch nach Hause kommt und mit Euch alleine arbeitet. Falls das nicht geht - Abgabe an guten (!!) Platz in sehr erfahrene Hände. Angsthunde sind mit das schwierigste, was es gibt. Wenn ihr Euch dem Prob. nicht gewachsen fühlt (klingt so), dann denk trotzdem bitte nicht im Traum nochmal dran, den Hund einschläfern zu lassen. Offenbar wird seine Angst immer größer, und da hat in jedem Fall EUER Verhalten maßgeblichen (entscheidenden) Anteil dran - das Verhalten des Hundes ist immer Ergebnis seiner Anlagen und Erfahrungen - und für letzteres seit ihr ja in der letzten Zeit verantwortlich gewesen, und da hat es sich nicht gerade gebessert, oder?! Also wäre es wohl ziemlich unfair, den Hund für Eure Fehler zahlen zu lassen.

Vielleicht einige Tips zum Umgang, die bei ängstlichen Hunden nie schlecht sind:
Mach Dich klein, geh zu ihm in die Hocke. Keine laute oder tiefe Stimme. Wende ihm die Flanke/Rücken zu, nie frontal. Nicht drüberbeugen. Bei großer Angst erstmal Lefze berühren. Nicht anstarren. Nicht steif stehen. Selbst NIE Angst/Unsicherheit/Nervosität zeigen. Keine potentiell bedrohlichen Situationen aufkommen lassen und falls doch - Hund ganz genau beobachten und im Ansatz (!! bevor er deutlich meidet oder gar droht/angreift) abbrechen. Der Hund soll NIE lernen, daß er mit dem aggressiven Verhalten Erfolg hat, d.h. der Angstreiz dann weggeht. Vielmehr ist er schrittweise zu densibilisieren, Bindungstraining (DU mußt für ihn die Sicherheit werden, bei Dir ist immer alles okay) und mit positiver Verstärkung (!!) ohne jeden Druck Grundgehorsam üben - das festigt sein Vertrauen in Euch (Routine entsteht - er lernt Verhaltensweisen, die ihm immer Erfolg und "Sicherheit" bringen) und nicht zuletzt Dein Vertrauen in ihn. Hast Du ständig Angst, daß er gleich beißt, wird er das sicher auch tun (Du wirkst unsicher und damit unberechenbar und ergo muß er sich in seiner Angst bestätigt fühlen, fühlt sich selber noch unsicherer und geht u.U. nach vorn).

Außerdem halt das übliche: ängstliches Verhalten IGNORIEREN, weder trösten (heißt "Ja fein hast Du Angst" und das wollen wir ja nicht), noch schimpfen (Druck macht noch mehr Angst), sondern ruhiges und souveränes Verhalten von Deiner Seite. Angstauslöser erst so klein, daß man noch ohne großen Sreß dran vorbei kommt - gleich danach fettes Lob (Streicheln finden solche Hunde meist eher beängstigend als lobend; lieber ein "lob" wie Clicker oder so konditionieren; super ist meist Futter. Fressen beruhigt. Damit kann man öfter die Intensität des Angstreizes recht schnell steigern.).

Hoffe, ihr schafft das... es erfordert viel Zeit und Mühe... aber wenn er nicht immer so war, sondern Mißhandlungen die ursprüngliche Ursache sind, habt ihr gute Chancen, ihn nochmal hinzubekommen (bei genetischer Ursache ist das viel unwahrscheinlicher).

Falls ihr das nicht investieren wollt/könnt: Seit so fair und macht Euch die Mühe, ihm ein GUTES neues Zuhause bei Experten ("Ich hatte schon mal nen Hund" ist NICHT gleich Experte), die Erfahrung mit Angsthunden haben.

Liebe Grüße
josh

20. Februar 2003 18:39

Hi Sandra,

: Ich glaube durch sein Stehenbleiben versucht er den Fremden zu beschwichtigen, so nach dem Moto: Mach mir nichts, ich bin ganz brav!

er könnte genauso gut den Fremden anfangen zu fixieren (also das genaue Gegenteil).

Grüsse

Barbara


20. Februar 2003 18:57

Nochmal ich:
Bitte vorsicht mit den Tips von Tierärzten. Viele sind ganz toll, aber die meisten haben von Verhaltensproblemen gelinde gesagt KEINE Ahnung (auch wenn sie so tolle Zusatzdiplome vorweisen können).

Grüße
josh