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Sterbehilfe JA oder NEIN?

geschrieben von Sinje(YCH) 
Sterbehilfe JA oder NEIN?
26. Januar 2001 18:49

Guten Abend, Yorkiefreunde,
ich brauche Rat, fühle mich meinen "schlimmen" Gedanken so ausgeliefert.
Schlimm deshalb, weil ich merke, daß ich mich seit einiger Zeit gedanklich von meiner gerade einmal zweijährigen Bouvierhündin verabschiede. Es gibt aktuell keinen "richtigen" Grund, wir haben uns schon viel mehr Sorgen um sie gemacht als im Moment und trotzdem ist da was...
Sie hat leichte HD (offiziell ausgewertet), obwohl vor der Auswertung viele Ärzte staunend vor den RÖ-bildern standen und sagten, daß ihnen eine solche Hüfte noch nie untergekommen sei. Sie ist nicht typisch ausgeprägt, sondern man kann sagen, daß sie mißgebildet ist, da kein richtiger Oberschenkelhals und -kopf vorhanden ist.
Zudem hat sie beidseitig Ellenbogengelenksarthrose, die ihr hin und wieder Beschwerden macht, so daß sie lahmt. Seitdem wir sie bekommen haben, machen wir uns Sorgen um sie. Mittlerweile hat sie Panik vor jedem TA, es ist wirklich schon viel mit ihr passiert.
Wir, mein Freund und ich, haben uns gegen jegliche OP ausgesprochen, medikamentöse Behandlung natürlich immer konsequent eingehalten. Doch es gibt keine medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten mehr. "Sand im Getriebe", so nannte es treffend der HD-Auswerter des Bouvierclubs. So hart es klingen mag, aber er hat doch recht. Goldakkupunktur hatte ich eine Zeit lang ins Auge gefaßt, doch frage ich mich ernsthaft, ob es denn wirklich sein muß. Wäre sie jetzt älter und hätte plötzlich Beschwerden, würde ich es sofort in Erwägung ziehen, doch unser Hund hatte immer Beschwerden.
Ich weiß, es ist egoistisch, diesem Leben ein Ende setzen zu wollen, doch muß ich sagen, daß ich diesen Zustand nicht mehr ertragen kann, bin ich es ihr nicht schuldig, eine Entscheidung zu treffen? Es tut mir weh, wenn ich sie laufen sehe, ständige Schonhaltung mit eventuellem anschließenden Humpeln, abendlichem Schwer-Hoch-Kommen - und das von Anfang an, nicht erst im Alter!!?
Wie gesagt, vielleicht ist dies hier eine Überreaktion, doch ertappe ich mich des öfteren dabei, wie ich ihr in Gedanken "ich werd dich nie vergessen" sage.
An diesem Punkt war ich innerhalb dieser beinahe zwei Jahre drei mal.
Ich erwische mich sogar dabei, mir Vorwürfe zu machen, "es" nicht bereits zu einem früheren Zeitpunkt getan zu haben. Es ist grauenhaft. Ich denke, jeder, der ähnliches erlebt (hat), kann nachempfinden, was ich damit meine, selbst, wenn ich nicht die richtigen Worte finden kann, um wirklich das auszudrücken, was in mir vorgeht.
Für konstruktive Ratschläge bin ich sehr dankbar,
Sinje mit Lotta




26. Januar 2001 20:22

Hallo Sinje,

schlimme Situation in der Du da bist. Sowas mag man sich gar nicht vorstellen. Ich kenne einen Neufi, der schon als Welpe schwere HD hatte und mittlerweile agressiv gegen andere Hunde ist. Kein Wunder, wenn man sich vorstellt wieviel Schmerzen dieser Hund hat, der immer zugucken mußte wenn andere spielen. Ich muß ehrlich sagen, daß ich einen so kranken Welpen erlösen würde.
Und was Deinen Hund betrifft, so wie Du es schilderst, hast Du ja so ziemlich alles ausgeschöpft. Wenn es "nur" die HD wäre, wäre ein OP sicher eine Möglichkeit. Aber wenn noch mehr Beschwerden hinzukommen.
Nur Du und Dein Freund, die mit dem Hund täglich umgehen können beurteilen wieviel Schmerzen sie hat, inwieweit ihr Leben wirklich lebenswert ist.
Ich hab ja erst vor wenigen Monaten meine Fellow verloren, sie war uralt und fit bis zuletzt. Und ich habe Gott dafür gedankt, daß sie nicht leiden mußte. Ich weiß aus Erfahrung, daß es viel viel schlimmer ist, wenn ein Tier leidet und man ihm nicht helfen kann als wenn es stirbt und keine Schmerzen mehr hat.
Wenn Du Dich innerlich soweit von Deinem Hund verabschiedest wird das meiner Meinung nach auch seinen Grund haben. Hör auf Deine Gefühle, horch in Dich hinein. Ich weiß nicht, inwieweit Du gläubig bist aber ich würde in so einem Fall beten. Um eine Entscheidung, um die Stärke diese Entscheidung zu treffen.
Ich hoffe für Dich, daß Lotta sich so oder so nicht mehr allzu sehr quälen muß
mitfühlende Grüße
Wilma



26. Januar 2001 20:41

Hey Sinje,

das ist eine sehr traurige Geschichte und ich hoffe Du findest eine Lösung.

Was mich irritiert ist das Du schreibst, das ihr jegliche OP ablehnt.

Warum?? (Würde eine OP keine Rettung sein????)

Ich hoffe ich habe mich nicht zu weit vorgewagt, es interresiert mich aber.

Gruß Beate

26. Januar 2001 21:19

Hallo Sinje,

ich habe fast das Gleiche hinter mir. Meine damalige Rottihündin hat von Welpe an Schmerzen gehabt, was von Tierarzt erst immer mit Wachstumsbeschwerden abgetan worden ist. Damit habe ich mich gerne eine Zeitlang beruhigen lassen, doch es wurde immer schlimmer. Sie jaulte oft laut auf, wenn sie nach dem Schlafen aus dem Korb aufstand, wenn sie draußen gespielt hat, merke ich ihr an, daß sie Schmerzen hatte. Meine Befürchtung war von Anfang an, daß sie HD hat, was sich auch mit 1 1/2 Jahren nach dem Röntgen bestätigt hat. Schwerste HD, Gelenkpfanne und Gelenkkopf waren so gut wie garnicht vorhanden.

Ich habe sie einschläfern lassen, weil ich dies meinem Hund einfach schuldig war, ihr weitere Schmerzen zuersparen. Es ist schon einige Jahre her, damals gab es noch nicht die Operationsmöglichkeiten, die man heute hat.

Viele Nachbarn oder Bekannte meinten nachher, meine Güte, man hat doch kaum etwas gemerkt bei dem Hund von Schmerzen, doch sie haben das Elend nicht gesehen, wenn sich dieser Hund kaum von der Decke erheben konnte und wirklich vor Schmerzen schrie.

Nur Ihr alleine wißt, ob es für Euren Hund quälerei ist, weiter zuleben, dies kann kein Aussenstehender beurteilen. Und nach Deiner Schilderung, weiß Du es bestimmt genau. Auch dieser letzte Schritt gehört dazu, wenn man die Verantwortung für einen Hund übernommen hat und ihn auch liebt. Leider bei manchen unserer Hunde viel zu früh.

Schwer ist es so oder so. Auch heute noch, tut es weh, denn es war wirklich ein ganz toller Hund und gerade deshalb wollte ich nicht, daß sie leidet.

Ihr findet den richtigen Weg.
viele Grüße
sabine+spike

27. Januar 2001 13:02

Hallo Sinje & Lotta,

: Sie hat leichte HD (offiziell ausgewertet), obwohl vor der Auswertung viele Ärzte staunend vor den RÖ-bildern standen und sagten, daß ihnen eine solche Hüfte noch nie untergekommen sei. Sie ist nicht typisch ausgeprägt, sondern man kann sagen, daß sie mißgebildet ist, da kein richtiger Oberschenkelhals und -kopf vorhanden ist.

Das verstehe ich nicht ganz. Bei einer leichten HD muß Kopf und Pfanne noch da sein, sonst wäre es ja keine leichte HD, sondern eine schwere, bzw. eine Luxation der Gelenke.

: Wir, mein Freund und ich, haben uns gegen jegliche OP ausgesprochen, medikamentöse Behandlung natürlich immer konsequent eingehalten.

Was hat sie denn bisher für Medikamente bekommen?

:Wäre sie jetzt älter und hätte plötzlich Beschwerden, würde ich es sofort in Erwägung ziehen, doch unser Hund hatte immer Beschwerden.

Woher habt Ihr den Hund und hatten die Eltern die gleichen Probleme? Wie habt Ihr sie aufgezogen (Futter, Bewegung, Treppen...)

: Ich weiß, es ist egoistisch, diesem Leben ein Ende setzen zu wollen, doch muß ich sagen, daß ich diesen Zustand nicht mehr ertragen kann, bin ich es ihr nicht schuldig, eine Entscheidung zu treffen? Es tut mir weh, wenn ich sie laufen sehe, ständige Schonhaltung mit eventuellem anschließenden Humpeln, abendlichem Schwer-Hoch-Kommen - und das von Anfang an, nicht erst im Alter!!?

Ich kann Eure Gedanken teilweise verstehen, aber eine leichte HD und Arthrose sind nicht wirklich ein Grund zum Einschläfern. Wie viele Ärzte habt Ihr konsultiert? Es gibt Hunde, die können ihr Leben lang mit einer schweren HD ohne Schmerzen und OP im Rudel leben. Man muß nur einige Sachen beachten. OK, Ihr habt nunmal keinen gesunden, topfitten Hund, aber totsterbenskrank ist er auch nicht. Es gibt Hunde, die hat es viel schlimmer erwischt.
Wenn Ihr es nicht ertragen könnt, habt Ihr schonmal dran gedacht sie weiterzuvermitteln?
Gebt doch nicht so schnell auf. Sie ist doch erst zwei und wenn die Diagnose stimmt, gibt es noch eine Chance für Euch und den Hund.
Du kannst mich auch gerne privat anmailen.

Viele Grüße

Susi

27. Januar 2001 19:41

Hallo Sinje,
wirklich traurig, eure Situation. So wie du das beschreibst, ist es aber keine leichte HD, denn das wäre für den Hund kein Problem.
Versuch zu beurteilen, wie viel Lebensqualität der Hund hat, bzw. wie schwer er ein artgerechtes Verhalten "büssen" muss, den der Hund ist ein Lauftier. Meiner Meinung nach ist die Bewegung, das Laufen, Spielen und Toben ein Grundbedürfnis des Hundes, vor allem wenn er noch so jung ist. Wenn dies zur Qual wird, auch mit Medikamenten, so würde ich persönlich ernsthaft in Erwägung ziehen, ihn von seinen Leiden zu erlösen. Die Entscheidung kann euch niemand abnehmen und die Situation könnt nur ihr beurteilen. Dass ihr es euch nicht leicht macht, ist offensichtlich. Darum glaube ich, dass ihr die richtige Entscheidung treffen werdet, egal welche es ist. Ihr kennt und liebt euren Hund.
Alles Gute und viele Grüsse Barbara