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Hallo, ich heiße Cara! (Teil 1)

geschrieben von Elvira(YCH) 
Hallo, ich heiße Cara! (Teil 1)
06. März 2000 09:08


Hallo, ich heiße Cara: (Herbst 1998)

Hallo, ich heiße Cara und bin eine Rhodesian Ridgeback-Hündin von nun ungefähr 2 ½ Jahren. Da ich jetzt bereits seit über zwei Jahren bei meinen Menschen bin, wird es Zeit, daß ich mal über mein bisheriges Leben berichte.

An die ersten 3 ½ Monate meines Daseins habe ich wenig Erinnerungen. Nur soviel, wir waren viele kleine Hundegeschwister (meine Menschen sagen 13, ich konnte nämlich noch nicht zählen) die mit der Zeit immer weniger wurden, verkauft wie ich heute weiß. An meine Schwester Paula kann ich mich noch gut erinnern, wir waren am längsten zusammen. Doch plötzlich, an einem Samstag, war auch sie weg. Nur mich wollte niemand haben, wahrscheinlich wohl deshalb, weil ich mich nie von den fremden Menschen habe anfassen lassen. Aber zurück zu Paula. Im Nachhinein war es gut, daß sie fort war. Denn meine zukünftigen Menschen haben Paula und deren neue Besitzer getroffen und da diese nicht mehr ohne Hund sein wollten (meine Vorgängerin war leider verstorben) und Rhodesian Ridgebacks eigentlich schon immer mochten und sie sich bereits ausgiebig mit den Eigenschaften und Eigenarten dieser Rasse beschäftigt hatten, wurde ich gleich besichtigt. Sie beschlossen, es mit mir zu versuchen. Schließlich, so meine Menschen, Schwierigkeiten sind dazu da, um sie zu meistern. Ich wurde also kurzerhand mit meinen 3 ½ Monaten am 27.05.96 gepackt, meinen neuen Menschen in den Arm gedrückt und in mein neues Zuhause gebracht.

Daß ich jetzt natürlich völlig verängstigt war und sogar vermutet wurde, ich sei taub, weil ich auf nichts reagierte, versteht sich fast von selbst. Aber wie das so ist, ich gewöhnte mich sehr schnell an meine neuen Menschen, meinen Namen und an mein neues Zuhause.

Auch stubenrein wurde ich sehr schnell. Meine Menschen hatten nämlich den Fliesenboden (mit Fußbodenheizung, wirklich sehr empfehlenswert), überall mit Läufern, Decken und Handtüchern zugedeckt. Mir war natürlich sofort klar, meine "Geschäfte" sollte ich draußen erledigen. Das war auch kein Problem für mich, außer es regnete. Da kam es dann auch schon mal vor, daß ich mich habe raustragen lassen.

Ab und zu habe ich auch mal etwas kaputt gemacht. Erwähnenswert ist, daß ich sowohl das RR-Buch von Stig Carlson (ich mußte ja schließlich wissen, was man über meine Rasse so schreibt) als auch den Ruhrgebietsplan (interessant war auch, wo genau ich wohne) sehr intensiv gelesen habe. Für meine Menschen waren die Bücher jedenfalls nicht mehr zu gebrauchen. Dann noch ab und zu mal Schuhe, ein Plüschtier oder mein erstes Schaffell, aber da ich ja noch klein war, wurde mir alles nachgesehen.

Übrigens, heute möchte ich mit keinem anderen Hund mehr tauschen.

Aber nach einer Eingewöhnungszeit von mehren Tagen und Wochen ging es dann erst richtig los. Ich sollte auch noch Sitz und Platz lernen und all diese Dinge, die Menschen für wichtig halten. An die ersten Übungen kann ich mich noch gut erinnern. Im Wohnzimmer von einem Läufer zum anderen und dann immer Sitz oder Platz. Aber erstens gab es dann ein Leckerchen und außerdem wurden die Übungen nicht allzu oft wiederholt wenn ich sie richtig machte. Aber, wie Menschen so sind, sie wollen immer mehr. Nun ging es auf den Hundeplatz und dort zunächst in den Gruppenunterricht. Sitz und Platz allein mit meinen Menschen war ja längst kein Problem mehr, aber zwischen so vielen Hunden und vor allen Dingen fremden Menschen. Plötzlich sah das mit dem Gehorsam wieder ganz anders aus. Also ging das Üben wieder von vorn los. Im Kreis laufen,


zwischen den Hunden und Menschen durch, Sitz- und Platzübungen und das allerschlimmste, ich sollte sitzen- oder liegenbleiben und mein Mensch wollte sich entfernen. Keinen Meter Platz habe ich am Anfang zwischen mir und meinem Menschen gelassen, ich blieb einfach nicht sitzen oder liegen. Mittlerweile sind auch diese Übungen für mich Routine, aber meinen Menschen hat das doch ziemlich viel Mühe und Geduld gekostet.

Heute kann ich nur sagen, alles eine Kleinigkeit, wenn ich will und mich keine fremden Menschen stören. Übrigens, von fremden erwachsenen Menschen lasse ich mich immer noch nicht anfassen, aber inzwischen gehe ich die Dinge etwas gelassener an. Kinder, die dürfen mich natürlich selbstverständlich streicheln und anfassen und mit anderen Hunden habe ich schon gar kein Problem.

Allerdings gibt es Situationen, da muß ich mich von Erwachsenen anfassen lassen, da nehmen meine Menschen keine Rücksicht auf meine Macke. Das passiert in der Regel aber nur beim Tierarzt, der mich in meinem bisherigen kurzen Leben jedoch bereits vier Mal hat schlafenlegen müssen. Beim ersten Mal hatte ich mir das Bein aufgeschnitten und ich wäre wohl verblutet, wenn das nicht in Narkose genäht worden wäre. Beim zweiten Mal wurde mir ein Knubbel entfernt, der sich aber nur als Hormonstörung herausstellte. Doch diese Gelegenheit wurde gleich dazu genutzt, mich sozusagen auf meine Tauglichkeit zu prüfen. Es hat sich übrigens herausgestellt, daß alle meine Knochen und Gelenke völlig in Ordnung sind und zukünftig auch Hundesport ohne Einschränkungen möglich sein wird. Wegen meiner Hormonstörungen, ich war ziemlich stark scheinschwanger und zu dieser Zeit dann unausstehlich und völlig lustlos, wurde ich dann auch noch kastriert. Meine Menschen hatten nämlich viel zu viel Angst, daß ich später einmal wegen der schweren Hormonstörungen


krank werden könnte. Aber die ganze Angelegenheit habe ich doch sehr gelassen gesehen und sehr gut überstanden. Heute geht es mir übrigens besser denn je.

An meiner letzten Narkose war ich wohl selbst schuld, oder vielleicht doch ein Mensch? Ich jagte einem Kaninchen nach, was mir ab und zu auch zugestanden wird. Diesmal allerdings war da ein Grundstück, auf dem ich nichts zu suchen hatte und tatsächlich, eine alte Tür mit stumpfen Nägeln lag dort herum. Leider hatte ich mich bei einem Sprung verschätzt und landete mit einem Bein im Nagel. Wieder mußte die Wunde mit vielen Stichen genäht werden. Doch diesmal wollte ich das nicht und nach zwei Tagen habe ich erst den Verband entfernt und mir dann schon mal die Fäden gezogen. Meine Menschen wurden ganz schön verrückt als sie die Bescherung sahen. Nun wurde ich unter Beobachtung gestellt. Im Wechsel paßten meine Menschen nun ständig auf mich auf, was allerdings auch recht schön war.

Zwischen all den kleinen Verletzungen wurde jedoch ständig mit mir geübt. Ich mußte durch die Stadt laufen, auf dem Weihnachtmarkt spazierengehen und sogar auf einen Flughafen wurde ich mitgenommen. Mittlerweile gehe ich überallhin mit, auch wenn es mir manchmal nicht gefällt und oft viel zu voll und zu laut ist. Auch Fahrradfahren bzw. neben dem Fahrrad herlaufen habe ich gelernt. Auf der Straße bin ich zwar angeleint, doch im Gelände laufe ich meistens ohne Leine, was mir dann natürlich viel besser gefällt.

Übrigens hatten wir zwischenzeitlich auch meine Schwester Paula wiedergetroffen. Welch eine Freude für uns beide. Und da die Menschen von Paula in Urlaub fahren wollten, kam Paula zu uns in Urlaub. Wir hatten viel Spaß und freuen uns, daß wir uns immer mal wiedersehen. Auf der Hundewiese in Witten lernten meine Menschen durch Zufall auch noch einen Bruder, Lando, von mir


kennen. Auch mit ihm und seinen Menschen haben wir weiterhin Kontakt. Spätestens bei den verschiedenen Rhodesian Ridgeback-Treffen sehen wir uns wieder. Diese Treffen sind übrigens echt gut. So viele von meiner Sorte. Da läßt es sich doch viel besser rennen und toben und plötzlich stören mich auch die vielen fremden Menschen nicht. Im Gegenteil, oft genug sind sie (freundlich) am schimpfen, weil ich mal wieder im Weg stehe. Nur meine Menschen wundern sich manchmal, warum stöhnen eigentlich so viele RR-Besitzer, wenn man mal 2 oder 2 1/2 Stunden stramm spazieren gehen sollen.

Übrigens bin ich auch seit jetzt einem Jahr im Turnierhundesport tätig. Der Startschuß für diese Aktivitäten meines Menschen war die Bestätigung meiner guten Gesundheit und Konstitution durch die Röntgenuntersuchung. Die Anfänge waren für meinen Menschen aber mal wieder etwas schwieriger. Während alle anderen Hunde und Menschen durch die Trainerin unterstützt und an die Hindernisse herangeführt werden konnten, habe ich mich natürlich nicht anfassen lassen. Also waren wieder mal Geduld und Überlistungskünste meines Menschen gefragt. Doch wir haben es geschafft. Heute sind Tunnel, Reifen, Steg oder Hürden absolut kein Problem mehr. Das heißt aber nicht, daß ich im Übermut mal etwas auslasse, einen Fehler mache oder aber einfach keine Lust habe. Wir üben und trainieren deshalb ungefähr einmal in der Woche. Vor allem aber auch deshalb, damit mein Mensch schneller wird. Denn wenn ich will, kann ich ziemlich gut und schnell sein.

Mittlerweile sind wir auch bei mehreren Hundesportturnieren gestartet. Zum Vierkampf gehört zunächst die Unterordnung. Das ist natürlich etwas, was ich zwar kann, aber absolut ungern mache, ich bin schließlich ein Rhodesian Ridgeback und kann ganz schön stur sein. Aber inzwischen haben wir ein recht gutes Maß gefunden. Als ich im Nieselregen und auf völlig nasser Wiese einmal 50 von 60


möglichen Punkten erreicht habe, war mein Mensch schon ganz schön zufrieden. Für die Zukunft üben wir weiter und mal sehen, vielleicht werde ich auch noch besser. Die nächste Disziplin ist der Hürdenlauf. Eine 50-Meter Strecke mit drei Hürden, die mein Mensch und ich jeweils parallel zueinander bewältigen sollen. Das ist die Disziplin, wo mein Mensch noch reichlich üben muß, ich bin nämlich oft viel schneller und dann erhalten wir Strafpunkte. Als dritte Disziplin kommt der 75 Meter Slalomlauf. Das ist für mich relativ langweilig, immer nur mal rechts, mal links durch die Tore. Im langsamen Tempo ist das einigermaßen gut zu bewerkstelligen. Doch wenn es schneller wird, ist es viel lustiger, um meinen Menschen herumzuspringen und ihm auch mal vor den Füßen herumzulaufen. Das nervt meinen Menschen, aber wir arbeiten daran, damit wir auch dort noch besser werden. Der letzte Teil des Vierkampfs ist der Hindernislauf, meine Lieblingsstrecke, die man auch als Einzeldisziplin laufen kann. Diese acht Hindernisse sind mittlerweile für mich längst kein Problem mehr, ab und zu noch ein Flüchtigkeitsfehler und mein Mensch, der eigentlich für mich viel zu langsam ist. Aber wie gesagt, wir arbeiten daran. Das Training ist oft sogar noch besser als ein Wettkampf. Damit es uns nicht langweilig wird, bauen die Menschen oft Hindernisse aus dem Agility-Bereich mit ins Training ein. Und nach dem Training gehen wir mit vielen Hunden und Menschen noch eine Runde, damit wir uns so richtig austoben können.

So, das muß nun erst einmal genug sein. Vielleicht berichte ich ja bald einmal über mein weiteres "Hundeleben".