Hallo Gaby Gnadenlos (uiuiui... das klingt ja hart)
Nun, gerade mit allen Rassen kann ich nicht dienen, aber ich hatte 12 Jahre lang einen Flat, der leider letztes Jahr über die Regenbogenbrücke gehen musste. Ausserdem bin ich sehr oft an Ausstellungen (Retriever).
- Lebenserwartung
In der Schweiz meint der RCS (Retrieverclub Schweiz), die Lebenserwartung des Flat liege bei 8 Jahren. Das ist nicht gerade viel. Ich kenne aber mehrere Flats, die 10 - 11 Jahre alt wurden. Meiner war mit 12 jedoch wirklich ein Methusalem.
- Gesundheit/Krankheiten
Generell hat der Flat, wie noch so viele Rassen, HD-Probleme - also auf eine gute Verpaarung achten, Infos über die Linien einholen und sämtliche möglichen Vorkehrungen treffen.
Eigene Erfahrung: Almond war eigentlich gesund - im Alter spielte das Herz nicht mehr so ganz mit, aber das ist ja wohl normal. Er hatte eine schwache HD, war aber nie ein Problem trotz sehr intensiver Arbeit und viel Bewegung (vor allem harte Stopps etc.). Ganz am Schluss hatte er sich eine Zerrung am Vorderlauf zugezogen, die nie mehr richtig heilen wollte - er hinkte dann leicht. Doch eben - das war im Alter von 12, da finde ich einige Gebrechen normal.
Ich muss aber hinzufügen, dass sein Geist bis zum allerletzten Tag noch absolut klar blieb, er war derjenige Arbeitshund geblieben, der er mit 4 Jahren war, nur körperlich ging es eben nicht mehr. Das hat mir sehr imponiert. Ich kannte das vorher nur vom Boxer, die bleiben ja meistens auch "jung" bis ins Alter. Für mich war das ein riesiges Plus - Almond hat mit 8-9 Jahren 60% der Befehle, die er am Lebensende kannte, gelernt! Keiner hat mir geglaubt, dass er Hund schon so "alt" ist. Er hatte bis fast zum Schluss auch immer ein schönes, glänzendes Fell, war praktisch nicht grau. (Nicht, dass mich das gestört hätte!)
- Artgenossenverträglichkeit
Ja gut, das ist bei Flats so eine Sache, insbesondere bei den Rüden. Ich denke, hier muss man einen grosse Trennlinie zwischen Rüden und Hündinnen ziehen. Ich habe eigentlich (fast) ausschliesslich sehr verträgliche Hündinnen kennen gelernt. Bei den Rüden hingegen kenne ich (fast) keinen, der nicht dem Machogehabe verfallen ist. Wir hatten Almond nicht von Beginn an, weshalb er auch mit ziemlichen Allüren zu uns kam... Ich habe die ersten paar Jahre ziemlich gekämpft um dieses Gehabe "abzustellen". Da muss allerdings etwas bei der Sozialisierung falsch gelaufen sein: er war immer viel stärker auf den Menschen fixiert als auf andere Hunde. Gespielt hat er eigentlich sehr selten, obwohl kastrierte Rüden und jede Art von Hündinnen
kein Problem waren. Ich habe ihm klar gemacht, dass Kämpfe (auch wenn es "nur" Kommentkämpfe waren...) mit anderen Hunden ein no-go sind und er GEWALTIG Ärger mit mir bekommt, sollte er sich dazu hinreissen lassen... :-D So ging er schliesslich denjenigen Hunden, mit denen er wusste, dass er mit ihnen Probleme kriegen könnte, freiwillig aus dem Weg und begab sich hinter mich. Das hatte ich ihm so gelernt, danach hatte ich keine Probleme mehr.
Sooo schlimm ist es natürlich nicht bei allen Rüden, aber ich sehe da immer wieder eine kleine Prädisposition dazu - insbesondere an Ausstellungen. Wäre allerdings schlichte Erziehungssache... die meisten Flatrüdenbesitzer finden das nämlich bewusst oder unbewusst meist noch cool, dass sie so einen "starken", "potenten" Rüden haben... "Die müssen sich kloppen, das sind halt Rüden...". Käme bei mir allerdings nicht in Frage.
- Ruhe im Haus
Absolut ruhig und unauffällig im Haus WENN ausgelastet. Bei Vorbesitzer zeigte Almond einige dominante Verhaltensweisen: Raumbeschränkung des Gegenübers, "Liebesanfälle", die sich in einem ganz typischen Wedeln (rund) und mit Arm-ins-Maul-nehmen äusserten. Wurde bei mir sofort abgestellt als er dann auch ausreichend beschäftigt und wusste "wo de Bartli de Moscht holt".
- Unterordnung, Fährte, Laufen am Rad, Wandern, Walken
Er war bei ALLEM topmotiviert dabei, Hauptsache mit mir etwas machen, Hauptsache dabei sein dürfen und gefallen. Das ist für den Flat (als Retriever) typisch: der sog. will to please (Willen zu Gefallen). Kann man den Flat motivieren - und dazu brauchts nicht viel, bringt man ihn zu fast allem. Ich habe alles gemacht, was Du hier aufzählst:
In der UO war er top motiviert dabei, machte das fast lieber als ich. Er war ein geborener Fährtenhund. Hätte ich sein Talent früher erkannt, hätte ich viel mehr gemacht in diesem Bereich. Ich wollte mal wissen, ob er geeignet sei fürs "Schnüffel" und hab ihn einer Expertin auf diesem Gebiet vorgeführt... die meinte erst, ich wolle sie veräppeln - sie glaubte, der Hund habe bereits eine Ausbildung auf der Fährte genossen... :-) Almond lief oft und viel am Rad für die Kondition und auch auf Wanderungen kam er immer gerne mit. Im Restaurant, im Bähnli, selbst auf dem Sessellift wars kein Problem - doch das ist reine Erziehungssache.
- Transport im Hundehänger (Urlaub)
Du meinst diese Hundehänger, die man ans Fahrrad hängen kann? Ebenfalls Erziehungssache, wir haben in einen solchen Anhänger mal eine Woche lang 2 Flats transportiert. Zugegeben, sooo viel Platz war da nicht mehr, aber sie sind ja ab und zu nebenher gelaufen und haben nicht den ganzen Tag da drin verbracht.
Zum Schluss: der Flat ist für mich ein toller Hund, eigentlich wollte ich nach Almond wieder einen Hund derselben Rasse - der Zufall hats dann anders gewollt. Aber ich werde bestimmt wieder Flats halten. Wie gesagt: er braucht einfach zu wissen, dass nicht ER, sondern der Besitzer bestimmt - insbesondere wenns ein Rüde ist. Ansonsten kann ich wirklich nichts Negatives finden an der Rasse - es sei denn, Du magst es nicht, dass ihre dunkle Fellfarbe den Leuten viel mehr Angst macht, als wenn sie blond wären. Er wird von "Unwissenden" auch oft für einen Labrador, einen schwarzen Golden oder eben einen Labradormix gehalten. Kann bis zum jungen Neufundländer gehen
Gruss zurück,
Mortisha