Liebe Janine,
nachdem ich nun schon einige Meldungen von Dir gelesen habe, aus denen zu erkennen ist, dass Dir Dein Dogo doch einige Sorgen bereitet, will ich mich an dieser Stelle doch einmal einschalten, da Du eine Frage gestellt hast.
Auch wenn Du das jetzt nicht hören, respektive lesen möchtest, geht vermutlich kein Weg daran vorbei, Deinem Rüden den Streß mit Geschlechtsgenossen zu nehmen, eigentlich Euch beiden- Dir sogar zuerst.
Offensichtlich werden die Ausflüge, trotz des Zweithundes, der die Probleme nicht löst, immer von Anspannung Deinerseits und natürlich auch des Rüden begleitet.
: Ich habe einen dreijährigen Dogo Argentino Rüden, der noch keiner Hundeseele jemals etwas zuleide getan hat,:
aber wahrscheinlich nur deshhalb, weil du ihn mechanisch daran gehindert hast und nicht, weil er es eigentlich nicht nötig hat.
: sich aber gegenüber Rüden deutlich aggressiv verhält ( er knurrt sogar Büsche und Gräser an, an die andere Rüden gepiselt haben.... ):
Er hat es wahrscheinlich irgendwann mal gelernt. Er ist da in eine Rolle hineingeraten, in die er offensichtlich nicht gehört, nämlich dass er überhaupt dazu kommt, schon die Pieselstellen als Anlaß für Aggression zu nehmen. Glaub mir, ich will Dir nicht zu nahe treten, aber
ich halte es dringend für erforderlich, für Euer aller Zufriedenheit, dem Hund in dieser Position zu entlasten, d.h. solche Aktivitäten von vornherein zu verhindern und ihm eine geeignete Alternative dafür zu schaffen. Das klingt jetzt sehr theoretisch, ich weiß, aber Du wirst nicht umhin können, Dich mit theoretischen Grundlagen des Verhaltens und seiner Beeinflussung nochmal beschäftigen zu müssen, es sei denn, Ihr lebt nur noch mit Meideverhalten: Hundebegegnungen aus dem Weg gehen, nur zu bestimmten Zeiten und bestimmten Orten unterwegs sein, notfalls nochmal umziehen, wenn ein Hund sich nähert, diesem die Schuld geben, dass man das eigene Kraftpaket nicht beherrschen kann und am besten alles abwehren, was sich kritisch mit Eurem Gespann befaßt....
Sei mir bitte nicht böse, aber da Du nun schon den Mut gefaßt hast, hier mehrfach Dein Problem zu schildern, glaube ich, dass Dich ein Hilfeversuch nicht umhaut- oder?
: Meiner Meinung nach verhält er sich so, weil er unsicher bzw. ängstlich ist - wie auch immer : Ich leine ihn sofort an, wenn ich einen anderen Hund sehe:
Da kann schon ein Grund für die Verstärkung der Rüdenaggression liegen (habe da selber einschlägige Erfahrungen). So kann der Hund niemals deeskalierendes Verhalten lernen, sondern lediglich: anderer Rüde ist Scheiße. So entsteht jedesmal Frust. Tja, wo soll der sich nun entladen?
Genau, bei der nächsten Rüdenbegegnung. Für Deinen Dogo sind Rüdenbegegnungen immer der pure Streß, weil auch für Dich.
Durch einfühlsames Training muß man ihm das Gegenteil beweisen können.
Klingt auch theoretisch, ich weiß.
Bei Erziehung und Soziales gab es im letzten Jahr mal eine Diskussion zum Thema Hundebegegnungen mit Zoffhysterie oder so ähnlich, da sind einige konkrete Ratschläge enthalten. Lies Dich mal ein.
Möglicherweise ist die Hilfe eines erfahrenen Trainers nicht umgänglich, notfalls solltest Du da auch einige Kilometer fahren. Wenn Du mir sagst , wo Du wohnst, kann ich Dir vielleicht Tipps geben(per mail).
: Das ist auch alles schön und gut, nur kommt es in letzter Zeit leider immer öfter vor, daß andere Rüden quer übers Feld auf uns zu gerannt kommen und sich knurrend mit gestellter Bürste vor uns aufbauen.:
Das ist zwar unerfreulich, aber sie bauen sich möglicherweise nicht ohne Grund so vor Euch auf.
: In einer solchen Situation hält meinen Dogo nichts mehr im Sitz und
: ich brauche all meine Kraft und Konzentration für meinen Hund ( und meine kleine Hündin an der anderen Hand !!! ) und kann mich nicht auch noch um anderer Leute Hunde kümmern !:
Das sollst Du auch nicht, wenn Dein Rüde lernt, solche Begegnungen gelassener zu nehmen(das kann er lernen). Notfalls kannst Du mit einer Spritzpistole (das setzt eine freie Hand und Schnelligkeit voraus) die
Angreifer- wenn es denn wirklich welche sind- in die Flucht schlagen.
: Das Argument, die Hunde machen das schon unter sich aus, lasse ich nicht gelten,:
Nein, das seh ich auch so, Hunde können nicht "alles" regeln, sie haben sich schon ihrem Rudelfüher- z.B: Dir- unterzuordnen und eben auch nicht
jede Pieselstelle mit der eigenen Marke zuzudecken.
: denn am Ende werde immer ich die Dumme sein, wenn mein "Kampfhund" sich mit einem anderen kloppt.:
Dein Ziel sollte es sein, dem Rüden zu vermitteln, dass "Kloppen" nicht erwünscht(von Dir) und auch aufgrund von Alternativen(z.B: Futtersuchen)nicht erforderlich ist.
: Davon abgesehen, will ich es gar nicht dazu kommen lassen, daß er einen anderen Hund verletzt.:
Siehste, dass lernt er aber nicht durch anleinen und wegzerren.
: Sein Züchter sagt zwar immer " solange kein Fila kommt, mußt Du Dir keine Sorgen um ihn machen":
Komischer Züchter.
: ABER : Sollte es mal soweit kommen, daß der andere Hund ihn tatsächlich angreift,:
Mal ehrlich, manchmal habe ich den Eindruck, dass massenhaft beißwütige, asoziale Monster freilaufend unterwegs sein müssen, die sich ständig auf den eigenen Wauwau stürzen wollen...
Schmeiß dem anderen doch eine Wurfkette entgegen oder sprüh ihn naß, nur mal als beispiel. Nicht jeder heraneilende Hund will dem eigenen die Jacke ausziehen- das ist wohl eher die Ausnahme.
: bin ich die letzte, die zuschaut, wie ihr Hund sich beißen läßt ----- ich würde ihn sofort von der Leine lassen.:
Siehst Du wirklich die Gefahr von dieser Seite oder legst Du Dir da Entschuldigungen für die gut konditionierte Unverträglichkeit des eigenen Hundes zurecht?
Die Frage mußt Du nur Dir selber beantworten. Ich kenne die Antwort aus persönlicher Erfahrung.
: Jetzt im Frühjahr wollte ich eigentlich wieder anfangen, mit meinem Dogo Fahrrad zu fahren. Er läuft dabei am Springer.:
Nur da? Das Ziel wäre auch hier irgendwann frei, wenn die lokalen Gegebenheiten es erlauben. Weil er auch hier sich selber deeskalierend verhalten kann und andere Rüden keinen Anlaß haben, sich an ihm zu schaffen zu machen, denn ich gehe mal davon aus, dass Dein Rüde angeleint beim Anblick fremder Rüden steif und mit hochaufgestellter Rute usw. läuft, auch bei noch relativ großer Distanz zum Kontrahenten.
: Was aber soll ich tun, wenn er in diesem Fall von einem anderen Rüden angegriffen wird ?
siehe oben.
Wenn ich Dir abschließend einen Rat geben darf: ich würde mit so einem Athleten erst Fahrrad fahren, wenn ich ihn sicher handeln kann und er bei Rüdenbegegnungen weniger angespannt ist, dann kann das Ganze nämlich nicht eskalieren.
Ich fahre mit 2 Rhodesian Ridgebackrüden am Rad oder Roller(tret) ohne Springer oder so etwas, ich halte beide Leinen beiläufig in der re. Hand am Lenker und da kommt auch schon mal der eine oder andere dahergesaust, wenn sie gerade angeleint sein sollten. Da beide gelernt haben, diese weitestgehend, von einem Blick mal abgesehen, zu ignorieren, trollen sich die Interessenten bald wieder.
: Wer kann mir einen Tip geben, wie ich trotzdem nicht aufs Fahrradfahren mit Hund verzichten muß ?
Auch wenn Du jetzt nicht glücklich über meine Antwort sein solltest, aber manchmal geht es eben nicht mit einem Tipp, der alles lösen kann, weil die Problematik einfach zu komplex ist.
Viele Grüße
Carola