Hallo Georg!
: Sein Hund muß schon mächtig versaut worden sein, sonst würde er wohl nicht das Teletakt einsetzen wollen.
Und Du glaubst, einen "versauten" Hund kann man durch Härte korrigieren? Ich denke, da müssten wir erst einmal klären, was wir beide unter einem "versauten" Hund verstehen. Für mich ist das in keinem Fall ein Hund, der Kontaktzonen im Agility überspringt! Ich verstehe darunter einen Hund, der durch unberechenbare Erziehung oder gar tierquälerische Maßnahmen zu einem angst-aggressiven Beißer und damit zu einer Gefahr für sich und die Umwelt geworden ist. Und die Erfahrung zeigt, dass bei solchen Hunden eine "harte" Erziehung kontraindiziert ist - denn Angst läßt sich nicht mit noch mehr Angst kurieren.
Aber in Manfreds Fall geht es ja um etwas ganz anderes. Ich will das mal mit einem Beispiel zeigen: angenommen, Du hast in der Schule eine Matheaufgabe nicht kapiert. Das KANN daran liegen, dass Du in Mathe völlig unbegabt bist, wahrscheinlicher aber ist, dass der Lehrer versagt hat und die Aufgabe nicht so erklärte, dass Du sie verstehen konntest. Aber völlig egal, was die Ursache ist - glaubst Du, Du würdest die Aufgabe lösen können, wenn der Lehrer Dich anbrüllt oder gar mit dem Stock droht? Ist es nicht viel wahrscheinlicher, dass Du die Aufgabe lösen könntest, wenn der Lehrer ein paar Schritte zurückgeht und die Aufgabe in kleinste Einzelteile zerlegt und diese gemeinsam mit Dir erarbeitet? Genauso MUSS Hundeerziehung erfolgen: Aufteilung in kleinste Einzelschritte, erarbeiten derselben, bis sie gefestigt sind, dann erst der nächste Schritt, bis am Ende viele kleine Schritte ein großes Ganzes ergeben. Kein Mensch kann lernen, wenn er angebrüllt wird oder befürchten muss, bei Fehlern gestraft zu werden. Wieso glaubst Du, dass dies bei Hunden anders ist?
: Um dem Hund erst einmal beizubringen, überhaupt zu warten, würde ich mit Erschrecken und harten Kommandos arbeiten. "Hart" heißt hier laut und deutlich. Notfalls, wenn auch das zu keiner Reaktion führt, würde ich ihn auch anschreien.
Hast Du Deinem Hund das tatsächlich so beigebracht? Du schreibst doch selber, dass es bei Deinem Hund nie nötig war. Warum soll es dann bei Manfreds Hund nötig sein? Manfred sollte schlicht und einfach eines machen: dem Hund langsam und geduldig beibringen, was es mit den Kontaktzonen auf sich hat. Ob mit Target-Training, mit STEH oder wie auch immer - es braucht Zeit und Geduld. Aber auch ein Hund, der das bisher noch nicht gelernt hat, kann es jederzeit nachholen. Nur wer keine Geduld hat, wer seinem Hund die Zeit zum Lernen nicht zugesteht, der kann auf den Gedanken verfallen, es mit Härte zu versuchen. Dann aber - und da wiederhole ich mich gerne - liegt das Problem beim HF! Unter Härte verstehe ich übrigens NICHT ein lautes Kommando (solange es nicht gebrüllt oder in ärgerlichem Ton gegeben wird). Das Erschrecken allerdings zähle ich auch unter Härte - und zwar unter völlig unnötige Härte!
: Ich finde es auch traurig, daß der Erfolg im Hundesport bei der Anschaffung eines Hundes eine größere Rolle spielt, als die eigentliche liebe zur Rasse. Sonst wär der Border jetzt nicht so "in Mode".
Da stimme ich Dir völlig zu!
: Ich sehe es als ethisch vertretbar an, einen Hund in manchen Fällen auch durch harte Kommandos zu erziehen. DAS hat nichts mit Ehrgeiz zu tun.
Richtig - wenn es um Dinge geht, die über Sein und Nichtsein entscheiden. Einen Hund mit hoher Jagdpassion wird man kaum durch ein geflüstertes "Hier" vom Jagen abhalten, ein "lebender Staubsauger" braucht sicher auch mal ein lautes NEIN, um ein möglicherweise vergiftetes Leckerli am Straßenrand liegen zu lassen. Aber das Überspringen von Kontaktzonen damit zu vergleichen, ist in meinen Augen wirklich sehr weit hergeholt...Oder würdest Du Deinem Hund z.B. das "Pfötchengeben" mit Gebrüll beibringen? Hierbei handelt es sich doch nun wirklich nur um Sport bzw. kleine Tricks, nicht um möglicherweise lebensrettende Dinge. Ich kann absolut keinen Sinn darin erkennen, einem Hund solche Sachen auf die harte Tour beizubringen.
: Ich schlage keine Hunde und DU weißt genau, daß ein Hund, der Agility als Zwang empfindet nie gut, oder überhaupt laufen wird. DIESE Grenze wird also nicht überschritten!
Das kann aber ganz schnell passieren, wenn der Hund das Hindernis mit den von Dir vorgeschlagenen Maßnahmen verknüpft!!! Die Wahrscheinlichkeit des Meidens ist immens groß. Im übrigen: selbst WENN diese Methoden bei Deinem Hund funktioniert haben - woher willst Du wissen, was für eine Psyche Manfreds Hund besitzt? Ein unbedarfter Ratsuchender wird vielleicht Deine Vorschläge ausprobieren - ohne aber abschätzen zu können, ob sein Hund diese psychisch verkraften kann. Was dann??? Du magst also zu Deinen Methoden greifen, wenn Du glaubst, dass Dein Hund sie richtig einordnen kann. Aber in einem Forum diese zu propagieren, wenn Du den betreffenden Hund gar nicht kennst, das finde ich ganz schön riskant.
Viele Grüße
Inge