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Hundezucht & Hundeaufzucht

Hundezucht ist eine verantwortungsvolle Aufgabe. Läufigkeit, Trächtigkeit, die richtige Wahl des Zuchtrüden, all das sind Fragen, die sich dabei stellen. Erfahrene Hundezüchter geben gerne Auskunft und verfügen über das notwendige Wissen rund um das Thema Hundezucht und Welpenaufzucht.  
Mischlingszucht?
12. Juli 2001 10:22

Hallo Yvonne,

: In "unserem" abgelegenen Appenzell, wo auf JEDEM Hof ein Hund lebt, und kein Bauer sich darum kümmert von wem sein Treiberli gerade zum 2. Mal im Jahr wieder gedeckt wird und jedesmal die Welpen bis auf zwei erschlagen werden, läuft mir kaum je ein altes Tier über den Weg. Unser Nachbarsbless leidet an einem wüsten Ekzem am ganzen Körper und der Vorgänger wurde mit 4 Jahren erschossen, weil "irgend was" mit der Hüfte nicht stimmte. Diese Hunde können sich nach Lust und Laune vermehren und denen hilft bestimmt niemand beim gebären, aber nichts zu sehen vom künftigen Aussterben der "Appenzellerparias". Ich frage mich nur, wo denn die vielen Welpen bleiben, die jährlich 2x geboren werden. Würden die alle 10 jährig und älter, würde die kleine Voralpenregion vor Hunden aus allen Nähten platzen.

Bei uns gab es früher auf jedem Hof einen Hund, meistens eine Hündin, weil die nicht so streunen. Der Nachwuchs, der 2x pro Jahr kam, wurde auf maximal 3 Welpen reduzuiert, und kamen die nirgens unter, dann war die ansässige Pharmafirma gerne bereit, sie zu übernehmen. Sonst wäre auch unsere Gegend vor Hunden aus den Nähten geplatzt. Die alten Tiere sind aber eigentlich alle sehr alt geworden, über 10 war normal, 15-16 Jahre keine Seltenheit. Ich denke aber, daß die Haltung dieser Hund nicht ganz mit denen der Parias zu vergleichen ist, die ja i.d.R. nicht vom Menschen gefüttert werden. Sowohl die Hofhunde in unserer Gegend als auch die Treiberlis sind ja zumindest gefüttert worden, wenn sie auch nicht gerade von übermäßig vielen Wurmkuren Bauchschmerzen oder vom unablässigen Striegeln der Besitzer Ekzeme bekamen/bekommen. Im vergleich zu Gevatter Wolf leben sie schon fast im Schlaraffenland, selbst wenn's nur regelmäßig die Brotkanten gibt oder sie Gelegenheit haben, am Schweineschrot zu stibitzen.


: Aber vielleicht muss der Grund halt doch da gesucht werden, dass viele zu Weihnachten als Braten auf dem Tisch wiederzufinden sind.

Es leben die unterschiedlichen Tischsitten! Hat man früher nicht auch Lampenöl aus ihnen gemacht? Soll ja immer noch Hütten ohne Strom geben... *gemeingrins*

Viele Grüße

Antje

12. Juli 2001 10:34

Hi Gaby,

ich würde Mischlinge auf gesundheitlichen Zustand selektieren und auf ihr Wesen, aber NICHT AUFS AUSSEHEN.
Ich habe nichts gegen Rassehundezucht, bei welcher in erster Linie aufs Wesen und Gesundheit selektiert wird und das Aussehen eine untergeordnete Rolle spielt. Das gibt es nur leider in der Praxis kaum noch.

Bis dann

Franziska

12. Juli 2001 10:48

Hi Cindy,

: : Sicherlich ist das auch eine Art von Zucht. Wenn man Mischlinge ohne ein bestimmtes Ziel verpaart (Aussehen, Eigenschaft), kommt es allerdings eher zu einer heterogenität der Erbmerkmale. Das ist letztendlich gesund für die Gesamtpopulation (genetische Variablität).
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: Heterogenität bei einzelnen Merkmalen. Aber wer sagt mir, dass da nicht doch rezessiv Defektgene in beiden drin sind? Niemand, oder?

Wer sagt dir das bei den Rassehunden?

: : Was den Merle-Faktor, Erbkrankenheiten u.s.w. angeht: Durch eine Zucht auf Homogenität evtl. noch Zucht mit nahe verwandten Individuen unterstützt man diese defekten Gene. Züchtet man also Collies bekommt man diese Gene schlechter ausgemerzt (da sie meistens rezessiv sind), als würde man mehr und mehr genetisch unterschiedliche Individuen verpaaren.
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: Beim Merle-Faktor weiss man es aber in den meisten Fällen, dass er drin ist, zumindest bei den Rassehunden. Inzwischen wird auch vermehrt nach anderen Erbkrankheiten Ausschau gehalten. Und so genetisch unterschiedlich sind Mixe auch nicht unbedingt. Wenn ich z.B. zwei Mixe verpaare, die beide irgendwo DSH drin haben, vielleicht sogar noch Verwandte, wer weiss. Das kann passieren.

Mir geht es nicht um Rassehundezucht, wie sie sein könnte, sondern darum wie sie tatsächlich heutzutage praktiziert wird. Das ist schlichtweg krankhaft (größtenteils ... gibt ja Ausnahmen) und ich persönlich möchte das nicht unterstützen.

: Und noch eine Frage. Was meinst Du, kommt raus, wenn ich einen HD-Kranken, mit Cauda Equina Syndrom belasteten DSH mit einer gelenkskranken Deutschen Dogge verpaare? Deiner Rechnung nach gesunde Hunde, da ja grössere Heterogenität des Erbmaterials.

Ich habe auch nicht von einzelnen Individuen geredet. Wenn man zwei verschiedene Rassen paart, und die Elterntiere Erbkrankheiten aufweisen oder die rezessiven Gene in sich tragen, kommt ein kranker Hund bei heraus, das ist mir schon klar.

: : Nein. Durch Mischungen würden die Hunde wieder gesünder (Heterosiseffekt bei stark homogenen Tieren).
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:
: Was genau besagt der Heterosis-Effekt?
: Nichts weiter, als dass bei Tieren aus zwei unterschiedlichen stark homogen gezüchteten Linien die F1-Generation (also die 1. Generation)ím Schnitt eine höhere Fitness aufweisen als die Elterntiere. Aber nur die F1. Und nicht die weiteren Nachkommen. Und dazu müssen die Linien schon sehr homogen sein.
: Wenn ich nun meine doch recht ingezüchtete Grosspudelhündin (Inzuchtkoeffizient 6,25%) mit einem Grosspudelrüden verpaaren würde, der aus dem Ausland stammt, vollkommen andere Linien dahinter hat, und locker mal 10 Generationen keine gemeinsamen Ahnen, dann wäre das genauso, wie eine Mischlingszucht. Denn, so viele unterschiedliche Gene haben die einzelnen Rassen nicht.
: Selbst zwischen den Arten ist die genetische Differenz nicht so gewaltig, wie manche das meinen.
: Von Rassen ganz zu schweigen.

Da hast du recht. Vom physiologischen, nachweisbaren her sind die Gene an sich nicht allzu unterschiedlich. Aber das was letztendlich bei herauskommt, unterscheidet sich doch ganz gewaltig.
Die Genetik ist noch lange nicht soweit, einzelne Merkmale oder gar die Gene für bestimmte Merkmale bestimmen zu können. Und solange wir nicht wissen, welche Gene für welche Merkmale verantwortlich sind und welche Auswirkungen welche Merkmalskombinationen haben, können wir uns nur darauf berufen, was wir sehen und feststellen. Und das ist folgendes: Bei extremer Homogenität in einer Rassenpopulation ist die Chance, Erbkrankheiten auszumerzen umso geringer. Es gibt einfach nur noch wenige alternative Gene. Bei einigen Rassen besteht eine sehr hohe Gefahr, dass diese wenn deren Zucht auf dieselbe Art und Weise weitergeführt wird, sie aussterben. Einzige Möglichkeit wäre dann nur noch, erblich gesunde Tiere anderer Rassen einzukreuzen.

Bis dann

Franziska


12. Juli 2001 10:45

Hallo Tina,

:
: Bei vielen dieser rassespezifischen Krankheiten, waere es aber wirklich ein sehr grosser Zufall, wenn sie ausgerechnet bei einem Mischlingswurf vorkaemen.
:

Viele dieser Erbkrankheiten sind nicht so rassespezifisch, wie manche es einem Glaube machen möchten. Oder tauchen zumindest in verschiedenen Rassen gehäuft auf. Z.B. die SA, eine Hautkrankheit, die findest Du sowohl im Akita Inu als auch im Pudel, und in noch ganz anderen Rassen.
Wie viele Leute kennst Du, die wissen, was SA überhaupt ist? Die Erkrankung meine ich, nicht Geschichte.
:

Gruss Cindy

12. Juli 2001 10:54

: Hallo Gaby,

auf den Rest antworte ich Dir irgendwann am Nachmittag, bin im Moment etwas im Streß, aber das kann ich nicht "unwidersprochen" stehen lassen:

: Willst Du das wirklich in einen großen Schmelztiegel werfen und dabei riskieren, das viele wunderbare Eigenschaften verloren gehen und Du aber wenigstens schöne Mischlinge hast?

Hallo - ich habe einen ziemlich ursprünglichen "Mix" aus Thailand - der leider nciht mehr aus Rassen besteht und ich finde an ihm auch ziemlich viele klasse Eigenschaft...ist das ein Problem für Dich?

: Und gesünder sind die auch nicht - schließlich stammen Mischlinge von Rassehunden ab.

Da liegst Du nun aber falsch: Die Rassen wurden aus irgendwelchen Urhunden gezogen und erst über lange Selektion zur "Rasse" und nicht umgekeht! Zumindest habe ich noch nicht gehört, dass ales mit Rassehunden angefangen hat und sich daraus Parias etc. entwickelten (mal abgesehen vom Dingo vielleicht)....
Übrigens gibt es auch heute noch Bergvölker, die sich ihre Hunde ziehen, wie sie diese benötigen und was da nunmal gar nicht zählt ist das Aussehen - nein, die Leistung und das was "praktisch" ist zählt!

Derweilen liebe Grüße,
Me & Bär

12. Juli 2001 11:50

Hallo Me,


: : Willst Du das wirklich in einen großen Schmelztiegel werfen und dabei riskieren, das viele wunderbare Eigenschaften verloren gehen und Du aber wenigstens schöne Mischlinge hast?
:
: Hallo - ich habe einen ziemlich ursprünglichen "Mix" aus Thailand - der leider nciht mehr aus Rassen besteht und ich finde an ihm auch ziemlich viele klasse Eigenschaft...ist das ein Problem für Dich?
:
Nein, für mich nicht. Du hast als Argument gegen Rassezuchten schließlich angeführt, das es anscheinend nur noch um Schönheit geht - und wie sieht es bei Mischlingen aus? Kannst Du da davon ausgehen, das ein Hund bestimmte Eigenschaften hat?

Ich meine mit Eigenschaften, bestimmte, genau selektierte Eigenschaften, wie z.B. Jagdhunde, Schlittenhunde, Herdenschutzhunde, Wachhunde, Apportierhunde, Molosser, Hütehunde usw.
Diese Eigenschaften gehen verloren, wenn Du unkontrolliert mischt!
Ein Schäfermix ist nicht mehr als Hütehund geeignet, ein Dackelmix nicht mehr zur Jagd im Fuchsbau und diese Liste könntest Du beliebig weiterführen.
Darum gibt es so wenige Weiße AC-Schäferhunde im Schutzhundesport - weil diese Hunde nur noch auf die Optik gezüchtet wurden, aber die Eigenschaften vernachlässigt wurden - obwohl beide Rassen den gleichen Ursprung und gleichen Verwendungszweck hatten.


: : Und gesünder sind die auch nicht - schließlich stammen Mischlinge von Rassehunden ab.
:
: Da liegst Du nun aber falsch: Die Rassen wurden aus irgendwelchen Urhunden gezogen und erst über lange Selektion zur "Rasse" und nicht umgekeht! Zumindest habe ich noch nicht gehört, dass ales mit Rassehunden angefangen hat und sich daraus Parias etc. entwickelten (mal abgesehen vom Dingo vielleicht)....

Es hat alles mit dem Wolf angefangen, wenn ich mich recht erinnere. Und der Mensch hat lediglich gezielt ganz bestimmte Tiere miteinander verpaart, um Erbanlagen, die bereits im Wolf vorhanden waren und Mutationen zu manifestieren. Parias haben sich aus diesen Ursprüngen des Wolfes entwickelt, sind also auf ihre Art sozusagen eine eigene Rasse.
Der Pharaonenhund ist ein solcher Paria, ebenso der - wie hieß der noch mal, der "katzenartige" Hund?


: Übrigens gibt es auch heute noch Bergvölker, die sich ihre Hunde ziehen, wie sie diese benötigen und was da nunmal gar nicht zählt ist das Aussehen - nein, die Leistung und das was "praktisch" ist zählt!

Ja also Me, was ist das denn, wenn nicht geplante Zucht? erstens wird da ziemlich Inzucht betrieben, weil die Anzahl der Hunde nicht so groß ist und da vermehrt sich nur der, der auch Leistung bringt.
Das sind auch keine "Mischlinge", das sind schon Rassen! Der Do Khyi ist so entstanden, die Tibet-Dogge, die Australian Shepherds usw.
Die Rassen sind immer zunächst auf gewünschte Eigenschaften gezüchtet worden. Mit der Zeit haben sich gewisse optische Dinge herauskristallisiert.

Ist es ein Wunder, das sich fast alle Hütehundrassen gewissermaßen ähnlich sehen, Herdenschutzhunde, Jagdhunde (außer dem Dackel), Molosser?

Ein Molosser wird sich niemals zum Hütehund eignen, ein Herdenschutzhund nicht zum Jagdhund.
Eine Aufgabe der Rassehundzucht hat zur Folge, das genau solche rassetypischen Eigenschaften verloren gehen werden.

Grüße, Gaby