Hallo Claudia,
ich kann gut nachvollziehen, wie es dir geht, wenn du deinen Bandit leiden sehen mußt und er dich fragend anschaut, weil er ja nicht verstehen kann, warum das so ist.
Ich habe etwas ähnliches mit meinem Kater Jesse erlebt im letzten Sommer. Es war Ende Juni, bei uns war gerade Bergstadtfest. Am Samstag - es war schon kurz vor Mitternacht - kam Jesse dann endlich von seinen Streifzügen nach Hause. Irgendwie war er wohl ziemlich müde, aber sonst schien alles wie immer. Ich gab ihm also sein Futter, 2 - 3 Leckerlis, streichelte ihn noch ein bißchen und zog dann wieder los auf den Rummel. Gegen 3 Uhr früh kam ich dann wieder nach Hause - ich hatte echt `ne Menge Spaß und war gut drauf - aber dann: Jesse hatte sein Futter gar nicht angerührt, lag auf dem Kratzbaum und sah irgendwie total krank aus. Ganz ängstlich schaute er mich an und ich begriff erstmal gar nichts. Irgendwas hatte er, aber was? Ich nahm ihn vorsichtig vom Kratzbaum runter und wollte ihn nach Verletzungen untersuchen. Er fühlte sich ganz heiß an und seine Nase war total trocken - er hatte hohes Fieber. Dann entdeckte ich eine Wunde, die wie eine Schußverletzung aussah. Ich war schockiert und Jesse schaute mich an, als wollte er sagen:"Ich hab solche Angst, muß ich jetzt sterben?"
Ich wußte erstmal nich, was ich tun sollte. Zum Tierarzt konnte ich ihn nich bringen, die Aufregung hätte er nich überlebt. Den Tierarzt kommen lassen, wäre auch nich besser gewesen, denn er ließ sich ja von mir kaum noch anfassen.
Irgendwie mußte aber das Fieber runter, da vielen mir die Berlosin-Tabletten ein. Ist zwar kaum die beste Lösung - aber Jesse haben sie wohl das Leben gerettet. Ich hab die Dosis für sein Gewicht ausgerechnet und sie ihm mit einem Stückchen Käse verabreicht. Kurze Zeit später ging es ihm wieder etwas besser, er hat sogar wieder etwas gefressen. Am nächsten Tag war ich mit ihm beim Tierarzt. Jesse bekam Spritzen, Tabletten und Salbe - und eine Halskrause. Was dann kam, war die Hölle. Jesse konnte sich nich an die Halskrause gewöhnen und ich hatte keine Ahnung, wie ich ihm helfen sollte. Ich konnte ihn nur immer wieder beruhigen. Am Montag früh ging`s ihm wieder ganz schlecht. Er lag auf dem Fußboden und schrie. Ich bin dann gleich wieder mit ihm zum Tierarzt. Der hat ihm was gegen die Schmerzen gespritzt, so war er die nächsten 3 Tage erstmal schmerzfrei. Damit war`s aber nicht getan. Am Samstag lief unaufhörlich Flüssigkeit aus seiner Wunde und ich mußte mit ihm wieder zum Tierarzt. Jesse bekam ein anderes Antibiotikum. Dann wurde es langsam besser. 3 Wochen hat es gedauert, bis er wieder richtig gesund war. Das schlimmste war wirklich nicht das Geld, was die Behandlungen kosteten, sondern, mit ansehen zu müssen, wie sich der kleine Kerl quält. Er hat nich verstanden, was mit ihm los war und ich konnte es ihm auch nich erklären.
Ja, und keine 5 Wochen später kam er mit einer tiefen Schnittverletzung am Hinterpfötchen nach Hause - nur weil die Leute überall ihren Müll hinwerfen oder unbedingt Fenster von leerstenden Häusern einwerfen müssen ... Nun gingen die Qualen für Jesse wieder von vorn los.
Diesmal heilte die Wunde aber zum Glück problemlos und nach 10 Tagen konnten die Fäden raus.
Anfang September bin ich dann aus dieser "Katastrophen-Gegend" weggezogen - ich wollte Jesse weitere Qualen ersparen. Das mit dem Umzug hat der Kleine natürlich nich verstehen können und am Anfang war es schwer für ihn. Aber mittlerweile hat er sich sogar an den neuen Garten gewöhnt und geht auch schon mal 1 bis 2 Stunden allein auf Tour.
Ich hoffe, es wird nun endlich alles gut, denn leiden mußte Jesse nun wirklich schon genug - seine Krankenakte liest sich auch schon wie ein Buch: Lungenentzündung, Schnittverletzung am Schwanz, schwere Erkältung, schußähnliche Verletzung auf dem Rücken, schußähnliche Verletzung an der linken Bauchseite, Schnittverletzung am linken Hinterpfötchen - ja und dann wurde bei ihm auch noch ein leichter Herzfehler festgestellt, da war noch keine 2 Jahre ...
Aber eins weiß ich durch die vielen Verletzung und die Krankheiten die Jesse hatte nun ganz sicher - Tiere sind unendlich dankbar und sie vergessen nie, wer ihnen geholfen hat.
Ich glaube, Jesse weiß auch ganz genau, daß ich ihm das Leben gerettet habe, als ich ihn im Dez`96 zu mir geholt habe. Die Lungenentzündung hatte er ohne ein warmes zu Hause und Medikamente nich überlebt. Allerdings hat mir meine Familie auch oft geholfen, wenn das Geld mal knapp war. Und auch unser Tierarzt ist wirklich spitze ...
Ich hoffe, daß dein Bandit bald wieder richtig gesund wird und das dann auch noch lange bleibt ...
Viele Grüße
Mandy und Jesse