Obedience-Voraus
13. August 2003 14:10

Hallo Clickerer,
zur Zeit versuche ich meinem allerliebsten Sauhund das Voraus in die Box bzw. ins Carree beizubringen. Wir arbeiten mit so einer Mischform zwischen "reiner" Clickerlehre und Locken mit dem Wurst-döschen. Bei der Übung geht es ja darum, dass der Hund in die Box läuft (mögl. schnell und geradlinig) und dort Platz macht. Solange dort etwas liegt, sieht Boris das ganze ja auch ein, je schneller dort, desto schneller Lecker. Wenn nix liegt, wie bei kurzgemähtem Rasen leicht zu sehen ist :-), hat die Sache keine Eile, wenn nicht sowieso etwas anderes interessanter ist. Hat schon mal jemand ausprobiert, die Hütchen zu erst eng zusammen zu stellen und nur das "zwischen den Hütchen durchlaufen" zu clickern? Dann nach und nach die Hütchen weiter auseinander und die Startdistanz vergrössern usw. Kann das funktionieren? Oder geht es besser, wenn man mit Target arbeitet, das man ja auch wieder abbauen muss? Die Hütchen bleiben ja immer auf dem Platz, die braucht man also nicht ausschleichen.

Fragende Grüsse
Cornelia, Boris "wozu soll das überhaupt gut sein?" & Ricki "die haben Probleme, her mit der Wurst"


14. August 2003 08:01

Hallo Cornelia,
Du schreibst:
: Hallo Clickerer,
: Wir arbeiten mit so einer Mischform zwischen "reiner" Clickerlehre und Locken mit dem Wurst-döschen.

was ist schon die Reine Lehre? Wobei ich zugegebener Maßen auch nicht immer ein Fan des Lockens bin.

confused smileyolange dort etwas liegt, sieht Boris das ganze ja auch ein, je schneller dort, desto schneller Lecker. Wenn nix liegt, wie bei kurzgemähtem Rasen leicht zu sehen ist :-), hat die Sache keine Eile, wenn nicht sowieso etwas anderes interessanter ist.

Tja, da hat wohl einer das schnelle Laufen mit dem Döschen verbunden. Da gibt es jetzt verschiednene Wege aus dem Dillema.

1. Grabe ein Loch in den Boden, da kannst Du die Dose hinein legen und der Hund weiss nie ob eine Dose drin ist oder nicht. Wobei am Anfang wieder mehrmals eine drin liegen sollte. Womöglich noch offen, damit er gleich an die Wurst kommt.

2. Baue die Übung neu auf.
da gibt es dann auch wieder die verschiedensten Methoden. Ich bevorzuge (sofern der Hund da mitmacht) in dieser Situation (schnelles Laufen über eine längere Distanz) die Spielbeute als Belohnung. Wobei die natürlich nicht im Quadrat liegt, sondern von Dir kommt.
Und dann natürlich in kleinen Schritten. Also nicht hinlaufen und Platz sondern zuerst das Hinlaufen (voraus) üben. Das Platz erst später dazu linken.
Viel Spaß beim Üben

Robert

21. August 2003 00:22

: Wir arbeiten mit so einer Mischform zwischen "reiner" Clickerlehre
: und Locken mit dem Wurstdöschen.


Hi Cornelia,

ich vermute mal, dass genau darin der Grund für das Problem liegt.

: Bei der Übung geht es ja darum, dass der Hund in die Box läuft
: (mögl. schnell und geradlinig) und dort Platz macht.

Genau das ist die Aufgabe: Er soll in die Box laufen und Platz machen.

Und er soll NICHT zur Wurstdose laufen.

: Solange dort etwas liegt, sieht Boris das ganze ja auch ein,
: je schneller dort, desto schneller Lecker.

Da liegen ein paar Fragen nahe:
Hat er das Falsche gelernt?
Hat er gelernt zur Wurstdose zu laufen?
Interessiert ihn die Box gar nicht ?


Ich denke jetzt sind wir exakt beim Kern der Sache:

Die Wurstdose lenkt den Hund vom eigentlichen Lernziel ab,
die Box ist uninteressant, sie spielt bei der Ausbildung gar keine
Rolle.

Ein Clicker, der in der Hand verborgen ist oder in der Hosentasche,
den er nicht sieht, den er nicht riecht, der lenkt den Hund nicht
vom Ausbildungsziel ab.

-----------------------


Ich würde den Hund zu mir herrufen, zusammen mit ihm zur Box
rennen, "Platz" sagen und wenn er dort liegt "click" machen und
die Wurstdose aus einem sicheren Versteck hervorzaubern.
Das würde ich fünfmal wiederholen und dann wäre ich mir sicher, dass
mein Ayko ab jetzt allein, d.h. ohne mich zur Box läuft und sich dort hinlegt.

Er tut das aber nicht, weil dort eine Wurstdose auf ihn wartet,
sondern er tut das, weil er die Erfahrung gemacht hat, dass es "clickt",
wenn er in der Box "Platz" macht.

Was ist jetzt anders, gegenüber früher ???

In dem Moment, in dem es clickt, ist die Box zugegen, nicht die Wurst.
Das eigentliche Lernziel steht jetzt im Vordergrund und nicht die Wurstdose.
Der Hund kann sich auf das Wesentliche konzentrieren.
AB jetzt lernt er das, was er lernen soll.

Grüße
aus dem Wilden Südwesten
Reinhold + Ayko


25. August 2003 06:21

Hallo Robert,
leider komme ich erst jetzt dazu, zu antworten, sorry.

: 1. Grabe ein Loch in den Boden, da kannst Du die Dose hinein legen und der Hund weiss nie ob eine Dose drin ist oder nicht. Wobei am Anfang wieder mehrmals eine drin liegen sollte. Womöglich noch offen, damit er gleich an die Wurst kommt.

Wir trainieren auf einem Fussballplatz, es wird schwer werden, die Fussballer davon zu überzeugen, dass sie jetzt Golf spielen müssen, weil da Löcher auf ihrer Wiese sind :-)

:
: 2. Baue die Übung neu auf.
: da gibt es dann auch wieder die verschiedensten Methoden. Ich bevorzuge (sofern der Hund da mitmacht) in dieser Situation (schnelles Laufen über eine längere Distanz) die Spielbeute als Belohnung. Wobei die natürlich nicht im Quadrat liegt, sondern von Dir kommt.
: Und dann natürlich in kleinen Schritten. Also nicht hinlaufen und Platz sondern zuerst das Hinlaufen (voraus) üben. Das Platz erst später dazu linken.

Und wie bringst du den Hund dazu, voraus zu laufen? Das mit dem Platz ist mein geringstes Problem, das Kommando kennt er ja schon. Aber er läuft ja nicht los, wenn vorne nichts ist, was ihn interessiert. Ich werde doch zum Golfplatzgestalter...

: Viel Spaß beim Üben

Danke für Deine Tips, dasÜben macht sowieso Spass, sonst würden wir es ja nicht machen...

Cornelia

25. August 2003 06:33

Hallo Reinhold,

:
: Da liegen ein paar Fragen nahe:
: Hat er das Falsche gelernt?
: Hat er gelernt zur Wurstdose zu laufen?
: Interessiert ihn die Box gar nicht ?
:

Ich denke: 3x ja.

:
: Ich würde den Hund zu mir herrufen, zusammen mit ihm zur Box
: rennen, "Platz" sagen und wenn er dort liegt "click" machen und
: die Wurstdose aus einem sicheren Versteck hervorzaubern.
: Das würde ich fünfmal wiederholen und dann wäre ich mir sicher, dass
: mein Ayko ab jetzt allein, d.h. ohne mich zur Box läuft und sich dort hinlegt.

Herzlichen Glückwunsch zu Ayko. Entweder bin ich zu blöd, oder Boris zu dumm, aber leider hat dieser Weg nicht zum Erfolg geführt. Wenn ich nicht laufe, läuft er auch nicht. Versuche ich langsamer zu laufen, wird er auch langsamer, renne ich Vollgas, rennt er auch Vollgas, keuch. Auf jeden Fall habe ich so keine Chance :-(

: Was ist jetzt anders, gegenüber früher ???
:
: In dem Moment, in dem es clickt, ist die Box zugegen, nicht die Wurst.
: Das eigentliche Lernziel steht jetzt im Vordergrund und nicht die Wurstdose.

Ich glaube, die Box wird nicht als solche wahrgenommen, es sind ja nur 4 Hütchen, die da in der Wiese stehen. Ich habe sie jetzt mal enger zusammengestellt, dass wir dicht daran vorbeilaufen mussten, aber sie haben keine Bedeutung für Boris. Spielen darf man nicht damit, markieren darf man sie auch nicht, fressen kann man sie nicht, also vollkommen unbedeutende Dinger. Vielleicht sollte ich auf den Boden eine Schnur legen und das Übertreten der Schnur üben und die dann langsam ausschleichen?

Wir werden auf jeden Fall weiter daran basteln, vielleicht finden wir noch die ultimative Lösung. Danke jedenfalls für deine Tips!

Ein Wuff und lg
Cornelia

25. August 2003 11:23

: Hallo Reinhold,
:
: :
: : Da liegen ein paar Fragen nahe:
: : Hat er das Falsche gelernt?
: : Hat er gelernt zur Wurstdose zu laufen?
: : Interessiert ihn die Box gar nicht ?
: :
:
: Ich denke: 3x ja.

Hi Cornelia,

ich denke, deshalb sollte jetzt ausschließlich die Box
in den Vordergrund kommen. Lernziel ist das "Platz machen"
in der Box und alles andere ist unwichtig.

: : Ich würde den Hund zu mir herrufen, zusammen mit ihm zur Box
: : rennen, "Platz" sagen und wenn er dort liegt "click" machen und
: : die Wurstdose aus einem sicheren Versteck hervorzaubern.
: : Das würde ich fünfmal wiederholen und dann wäre ich mir sicher, dass
: : mein Ayko ab jetzt allein, d.h. ohne mich zur Box läuft und sich
: : dort hinlegt.
:
: Herzlichen Glückwunsch zu Ayko. Entweder bin ich zu blöd, oder
: Boris zu dumm, aber leider hat dieser Weg nicht zum Erfolg geführt.
: Wenn ich nicht laufe, läuft er auch nicht. Versuche ich langsamer zu
: laufen, wird er auch langsamer, renne ich Vollgas, rennt er auch
: Vollgas, keuch. Auf jeden Fall habe ich so keine Chance :-(

Dann würde ich das Hinlaufen ganz weglassen, würde mich mit ihm neben
die Box stellen und entweder frei shapen oder ihn per Handzeichen in
die Box schicken.

Wie ist denn seine Motivation? Ayko geht für ein leckeres Leckerchen
meilenweit. Ohne eine vergleichbare Motivation geht gar nichts. Ist
dein Boris mit seinen Gedanken bei der Sache oder ist er geistig abwesend? Wenn er nicht scharf auf das Leckerchen in deinem Beutel ist,
dann hast du schlechte Karten.

:
:: Was ist jetzt anders, gegenüber früher ???
::
:: In dem Moment, in dem es clickt, ist die Box zugegen, nicht die Wurst.
:: Das eigentliche Lernziel steht jetzt im Vordergrund und nicht
:: die Wurstdose.
:
: Ich glaube, die Box wird nicht als solche wahrgenommen, es sind ja
: nur 4 Hütchen, die da in der Wiese stehen. Ich habe sie jetzt mal
: enger zusammengestellt, dass wir dicht daran vorbeilaufen mussten,
: aber sie haben keine Bedeutung für Boris.

Ich denke immer noch das ist der Knackpunkt. Das sollte sich ändern.
Ich würde mir eine (für den Hund) sticklangweilige Umgebung suchen
und dort ausschließlich mit den Hütchen üben. Alles was ablenkt muss
wegbleiben.

: Vielleicht sollte ich auf den Boden eine Schnur legen und das
: Übertreten der Schnur üben und die dann langsam ausschleichen?

Nach meinem Empfinden sind das alles Umwege, die letztendlich unnötig
sind. Ich würde täglich (!!!) ganz, ganz locker allein mit den Hütchen üben, auch wenn es überhaupt nicht klappt, locker bleiben, immer locker
bleiben. Irgendwann begreift jeder Hund worauf es ankommt. Hauptsache
wir verderben ihm nicht die Motivation. Unzähige Male habe ich erlebt, dass ein Hund gar nichts kapieren will und nach zwei Stunden Schlaf und
erneutem Probieren hat es auf Anhieb geklappt.

Aber trotz Allem darf man nicht vergessen, dass die Vorstellung einer
"Box", gekennzeichnet durch vier Hütchen, etwas außerordentlich
Abstraktes ist. Für uns Menschen, die wir in der Schule mit Lineal und
Bleistift unzählige Male irgendwelche Punkte durch Linien verbunden haben, ist das gar nicht so einfach, uns nun plötzlich wieder auf die
Stufe eines Hundes zu stellen. Der Hund sieht keine Verbindungslinien
von Hütchen zu Hütchen. Insofern ist es unter Umständen anfangs ganz sinnvoll mit mindestens 20 Hütchen eine richtige "Box" aufzustellen und
nach und nach immer mehr von der Hütchen wegzulassen, bis am Ende nur
noch die vier Eckpunkte übrig bleiben.

Grüße
aus dem Wilden Südwesten
Reinhold + Ayko