Hallo Martin+Mirko,
habe gerade die Meldungen dieses Boards gelesen und denke, daß auch unser
Zweithund (Gringo, 6jähriger Dobermann-Rüde) ein Kandidat für das Clicker-
Training ist.
Leider kann ich seine Geschichte nur in Bruchstücken wiedergeben. Sicher
ist jedoch, daß er in seinem Leben vier! verschiedene Halter (davon einen
aus dem Zuhälter-Milieu) hatte und in zwei verschiedenen Tierheimen
gesessen hat. Es wurde eindeutig versucht, ihn "scharf" zu machen, was
aber schief gegangen ist. Er wurde geschlagen.
Als er in das hiesige Tierheim kam, wurde er als "Bestie" eingestuft.
Er hatte zu diesem Zeitpunkt bereits zwei verschiedene Personen gebissen,
ließ also niemand an sich heran. In seinem Zwinger hat er sich gebärdet
wie verrückt, wenn jemand vorbeikam. Das äußere Bild konnte einem schon
Schrecken einjagen.
Ich habe ihn von Anfang an so behandelt, als sei er ein ganz "normaler"
Hund. Bei meinen Runden durch alle Boxen (immer samstags in meiner Freizeit)
habe ich mich vor seinen Käfig gehockt, mit ihm geredet, Leckerlis angeboten.
Das ohrenbetäubende und bösartig klingende Gebell ignorierte ich.
Und siehe da, nach einigen Besuchen ließ das Bellen nach, hörte ganz auf
und Leckerlis wurden auch angenommen. Danach hat es noch einige Tage gedauert,
bis er sich an den Eingang gedrückt hat und ich ihn durch das Gitter vor-
sichtig streicheln konnte. Das war ein tolles und eigentlich unbeschreibbares
Erlebnis für mich.
Als mein Mann und ich die Tierheimleiterin fragten, ob wir den Hund ausführen
dürfen, fiel sie schier in Ohnmacht. Wir haben ihn das erste Mal dann nur
auf den großen Auslaufplatz im Tierheim mitgenommen, damit er sich an uns
gewöhnt. Zu dem Zeitpunkt war er schon eine ganze Weile nicht mehr aus
seinem Zwinger gewesen. Es ging prima. Inzwischen haben wir ihm die Grund-
regeln beigebracht und gehen seit kurzem auch auf den Hundeplatz mit ihm.
Ich weiß nicht, wie es anderen Hundehaltern in einer ähnlichen Situation
ergangen ist - wir haben kaum Zustimmung geschweige den Unterstützung von
den Hundeplätzen erhalten. Sowie die Geschichte des Hundes bekannt war,
wurde gleich abgewunken - das Tier stellt eine Gefahr für alle anderen
Kursteilnehmer dar! Über das Internet habe ich dann einen Ansprechpartner
im hiesigen Schäferhundeverein (!!!) bekommen und dort wurden wir mit
offenen Armen aufgenommen - ohne jegliche Auflagen. Gringo verhält sich
dort genau wie alle anderen Hunde. Der Hundetrainer hält ihn, nachdem er
ihn eine Weile genau beobachtet hat, für einen normalen Hund.
Gringo ist wirklich ein so liebenswerter Hund, anhänglich und sehr
liebebedürftig. Er kann gar nicht genug Streicheleinheiten bekommen.
Wegen diesem Hund haben wir ein Haus auf dem Land gemietet. Seit August
ist er bei uns zu Hause. Abgesehen davon, daß er unsere beiden Katzen
nicht leiden kann, klappt alles recht gut. Mit unserer Tascha verträgt
er sich auch sehr gut. Allerdings ist Tascha der Alpha-Hund.
Ein Problem - und jetzt komme ich nach dem langen Roman auf den springenden
Punkt - haben wir jedoch. Hin und wieder schnappt er zu, hat auch meinen
Mann bereits gebissen. Einmal wollte er ein Plastikteil mit scharfen Ecken
nicht hergeben, das andere Mal hat er meinen Mann angegriffen, als er ihn
vom Bett verwiesen hat. Ein drittes Mal hatte sich Gringo auf den Boden
gelegt, seinen Bauch gezeigt und gewedelt. Mein Mann nahm an er wollte
schmusen, hat sich auch auf den Boden gelegt und in dem Moment ist der
Hund auf ihn losgegangen. Ich bin kein Experte, für mich ist Gringo aber
in bestimmten Situationen ein Angstbeißer
Aber gleichzeitig ist er ein sehr dominanter Hund. Dazu kommt, daß er
durch die verschiedenen Personen, die ihn "betreut" haben, wenn man das
denn so nennen kann, Macken zurückbehalten hat.
Sicherlich müssen wir ihn noch längere Zeit genau beobachten, wann er
wie reagiert, um entsprechende Maßnahmen treffen zu können. Denkst Du,
daß für diesen Hund und das geschilderte Problem auch das Clicker-Training
in Frage kommt?
Laß mich doch bei Gelegenheit einmal wissen, wie Deine Meinung dazu ist.
Ich würde dem Hund wirklich gern für den Rest seines Lebens ein entsprechendes
Zuhause bieten - ich denke er hat es verdient.
Liebe Grüße
Conny
(sorry, daß die Geschichte so lang geworden ist. Vielleicht kannst Du
Dir dadurch aber ein besseres Bild machen)