Clicker-Training/Erste Schritte
30. Juli 1997 08:45


Hallo!
Ich hab noch etwas vergessen ...
Ist bei dem clicker nicht die Gefahr, daß der Hund, wenn er herausgefunden hat, daß das Click immer eingesetzt wird, wenn ein Fahrradfahrer kommt, dieses click als Aufforderung "Achtung, Fahrradfahrer jagen" auffaßt? Ziel ist doch, daß er beim Anblick von Fahrradfahrern zum Frauchen zurückrennt, oder?

Veronika


30. Juli 1997 14:24


Grüss Dich Veronika

Du schreibst:
"Obwohl ich jetzt schon klarer sehe, habe ich doch noch zwei Fragen an Dich.
Die Erste wäre, ob ich bei jedem Fahrradfahrer klicken soll, auch wenn der Hund nicht versucht, ihn zu
jagen? Ich habe nämlich beobachtet, daß er vor allem Mountainbikes nicht mag, vielleicht weil sie so leise
sind. Anderen jagt er nicht immer hinterher."

Ein Stückchen Nebel muss ich noch beiseite schieben:
***** Das Click kennzeichnet den Moment des richtigen Verhaltens oder dass die Dauer eines erwünschten Verhaltens bis dahin anhalten sollte. Du clickst nicht, damit Dein Hund den Radfahrer nicht jagt, sondern weil er ihn bis zum click nicht gejagt hat! *****

1. Schritt
Der Hund sieht den Radfahrer. Er kümmert sich nicht darum, wenn er weiter entfernt vorbei fährtC&B
Er kümmert sich nicht darum, wenn der Radler näher vorbei fährt C&B(extra).
Du clickst zunächst bei jedem Radler. Am einfachsten ist, Du hast einen Freund, der 20x vorwärts und rückwärts, rechts und links in verschiedenen Entfernungen am Hund vorbeifährt.

2. Schritt
Du C&B-st nur 2 von 3 Radlern, dann nur jeden zweiten, danach jeden dritten. Dafür darf die Belohnung auch mal extra gut sein.

3. Schritt:
Du belohnst nur noch, wenn Mountainbikes kommen. Dann geht es auch bei denen weiter wie Schritt 2.

Du kannst nun wahlweise, wenn sich ein Radler nähert, nachdem der Hund ihn bemerkt hat, den Hund zu Dir rufen oder ihn sitzen lassen.
Führt er das richtig aus, so startest Du dafür wieder mit Schritt 1 usw..

Das Herbeirufen wird immer leiser oder weniger auffällig. Schliesslich wird der Radler zum Signal, zu dir zu kommen (oder sich zu setzen).
Das ist das endgültige Verhalten, was man haben möchte.

Kommt der Hund während der Anfangsschritte, weil er schon merkt, Radfahrer bedeutet eine Chance auf Belohnung, kannst du dir den Umweg über das Locken oder Rufen ersparen.
Ganz wichtig ist, sich klar zu machen, dass die Konditionierung nicht über das Bewusstsein läuft. Wir sagener merkt..., er weiss..., er denkt, ich komme nicht, weil ich keinen Hunger habe....
Nichts dergleichen! Bewusstseinsverbindungen kommen erst, wenn das Signal für die Handlung hinzugefügt wird. Und da gibt es dann manchmal verwirrende Rückschritte, bis die Signalbedeutung sicher erkannt ist.

Du fragst weiter:
"Das zweite istkann man den Clicker für verschiedene Dinge gleichzeitig einsetzen? Kann ich also üben
Radfahrer zu ignorieren und gleichzeitig, im Garten auf Kommando nicht mehr zu bellen?"

Das ist überhaupt kein Problem. 5 Minuten am Stück für ein Verhalten reicht. Pause, 5 Minuten für etwas anderes. Dann wird der Hund auch sehr schnell die Bedeutung des Clicks generalisieren.
Wir üben bei Training oft 5 verschiedene Sachen nacheinander (Du meinst mit gleichzeitig das Üben bis zum erfolgreichen Ende.)
Es macht den Hunden auch nichts, wenn drei Leute durcheinander clickern. Anfangs sind sie etwas irritiert, dann wissen sie, dass nur das Click von ihrem Chef zählt.

Nur eines darf man nie tunzwei verschiedene Details in einer Sitzung bestärken. Entweder übe ich geraden Vorsitz oder dichten Vorsitz. Clicke ich einmal, weil der Hund dicht sitzt ein anderes mal, weil er gerade sitzt, dann wird das nichts. Erst das eine üben, danach das andere nachschieben. Das erstere wird dabei schlechter werden, aber das interessiert nicht, solange wir das zweite üben.


Hallo!
Ich hab noch etwas vergessen ...
Ist bei dem clicker nicht die Gefahr, daß der Hund, wenn er herausgefunden hat, daß das Click immer eingesetzt wird, wenn ein Fahrradfahrer kommt, dieses click als Aufforderung "Achtung, Fahrradfahrer jagen" auffaßt? Ziel ist doch, daß er beim Anblick von Fahrradfahrern zum Frauchen zurückrennt, oder?

Natürlich. Wenn der Clicker richtig konditioniert ist, wird das nicht passieren, zumal er ja in vielen anderen Situationen auch eingesetzt wird (deswegen Kunststücke üben!). Wenn du nur und ausschliesslich clickst, wenn ein Radfahrer kommt und der Hund dann zu ihm hin rennt, kannst Du diesen Effekt natürlich herbeiführen. Aber wie ich früher schon schrieb, man wartet nicht, bis zufällig ein Radler erscheint, um dann zu üben, sondern man konstruiert sich die Situation und baut die Ablenkung lerngerecht auf.

Also, schnappe dir einen beherzten Radler - versprich ihm irgendetwas wohltuendes - schnappe Deinen Hund, gehe auf einen grossen Parkplatz (Einkaufscenter am Wochenende) und fange an zu üben.

Wir zwei wünschen euch viel Erfolg dabei

Martin & NMirko


30. Juli 1997 16:11

Hallo Martin & Mirko!
Danke für Eure Hinweise!
Das mit den Radfahrern hab ich jetzt kapiert (glaub' ich). Man will halt wirklich nichts verkehrt machen...
Parallel dazu werde ich wohl erst mal "Pfote geben" üben.
Wie man am Besten das Bellen per Click abschalten kann, frage ich dann später mal.
Ich will den Hund ja nicht überfordern.
Tschüss
Veronika


30. Juli 1997 17:23


Veronika

eine Antwort auf Deine Frage:

Wie man am Besten das Bellen per Click abschalten kann, frage ich dann später mal.

findest Du unter dem Stichwort "Fiepen" in meiner Mail vom 27. Juni. Das Verfahren geht am besten über 3) Bellen auf Befehl.
Du wirst ja sicherlich zufrieden sein, wenn der Hund kurz meldet (biologischer Türgong) und dann still ist. Das kannst Du so guterreichen.

viele Grüsse von Martin & Mirko


06. August 1997 07:00


GrŸss Dich Veronika

Du schreibst:
"Obwohl ich jetzt schon klarer sehe, habe ich doch noch zwei Fragen an Dich.
Die Erste wŠre, ob ich bei jedem Fahrradfahrer klicken soll, auch wenn der Hund nicht versucht, ihn zu
jagen? Ich habe nŠmlich beobachtet, da§ er vor allem Mountainbikes nicht mag, vielleicht weil sie so leise
sind. Anderen jagt er nicht immer hinterher."

Ein StŸckchen Nebel muss ich noch beiseite schieben:
***** Das Click kennzeichnet den Moment des richtigen Verhaltens oder dass die Dauer eines erwŸnschten Verhaltens bis dahin anhalten sollte. Du clickst nicht, damit Dein Hund den Radfahrer nicht jagt, sondern weil er ihn bis zum click nicht gejagt hat! *****

1. Schritt
Der Hund sieht den Radfahrer. Er kŸmmert sich nicht darum, wenn er weiter entfernt vorbei fŠhrtC&B
Er kŸmmert sich nicht darum, wenn der Radler nŠher vorbei fŠhrt C&B(extra).
Du clickst zunŠchst bei jedem Radler. Am einfachsten ist, Du hast einen Freund, der 20x vorwŠrts und rŸckwŠrts, rechts und links in verschiedenen Entfernungen am Hund vorbeifŠhrt.

2. Schritt
Du C&B-st nur 2 von 3 Radlern, dann nur jeden zweiten, danach jeden dritten. DafŸr darf die Belohnung auch mal extra gut sein.

3. Schritt:
Du belohnst nur noch, wenn Mountainbikes kommen. Dann geht es auch bei denen weiter wie Schritt 2.

Du kannst nun wahlweise, wenn sich ein Radler nŠhert, nachdem der Hund ihn bemerkt hat, den Hund zu Dir rufen oder ihn sitzen lassen.
FŸhrt er das richtig aus, so startest Du dafŸr wieder mit Schritt 1 usw..

Das Herbeirufen wird immer leiser oder weniger auffŠllig. Schliesslich wird der Radler zum Signal, zu dir zu kommen (oder sich zu setzen).
Das ist das endgŸltige Verhalten, was man haben mšchte.

Kommt der Hund wŠhrend der Anfangsschritte, weil er schon merkt, Radfahrer bedeutet eine Chance auf Belohnung, kannst du dir den Umweg Ÿber das Locken oder Rufen ersparen.
Ganz wichtig ist, sich klar zu machen, dass die Konditionierung nicht Ÿber das Bewusstsein lŠuft. Wir sagener merkt..., er weiss..., er denkt, ich komme nicht, weil ich keinen Hunger habe....
Nichts dergleichen! Bewusstseinsverbindungen kommen erst, wenn das Signal fŸr die Handlung hinzugefŸgt wird. Und da gibt es dann manchmal verwirrende RŸckschritte, bis die Signalbedeutung sicher erkannt ist.

Du fragst weiter:
"Das zweite istkann man den Clicker fŸr verschiedene Dinge gleichzeitig einsetzen? Kann ich also Ÿben
Radfahrer zu ignorieren und gleichzeitig, im Garten auf Kommando nicht mehr zu bellen?"

Das ist Ÿberhaupt kein Problem. 5 Minuten am StŸck fŸr ein Verhalten reicht. Pause, 5 Minuten fŸr etwas anderes. Dann wird der Hund auch sehr schnell die Bedeutung des Clicks generalisieren.
Wir Ÿben bei Training oft 5 verschiedene Sachen nacheinander (Du meinst mit gleichzeitig das †ben bis zum erfolgreichen Ende.)
Es macht den Hunden auch nichts, wenn drei Leute durcheinander clickern. Anfangs sind sie etwas irritiert, dann wissen sie, dass nur das Click von ihrem Chef zŠhlt.

Nur eines darf man nie tunzwei verschiedene Details in einer Sitzung bestŠrken. Entweder Ÿbe ich geraden Vorsitz oder dichten Vorsitz. Clicke ich einmal, weil der Hund dicht sitzt ein anderes mal, weil er gerade sitzt, dann wird das nichts. Erst das eine Ÿben, danach das andere nachschieben. Das erstere wird dabei schlechter werden, aber das interessiert nicht, solange wir das zweite Ÿben.


Hallo!
Ich hab noch etwas vergessen ...
Ist bei dem clicker nicht die Gefahr, da§ der Hund, wenn er herausgefunden hat, da§ das Click immer eingesetzt wird, wenn ein Fahrradfahrer kommt, dieses click als Aufforderung "Achtung, Fahrradfahrer jagen" auffa§t? Ziel ist doch, da§ er beim Anblick von Fahrradfahrern zum Frauchen zurŸckrennt, oder?

NatŸrlich. Wenn der Clicker richtig konditioniert ist, wird das nicht passieren, zumal er ja in vielen anderen Situationen auch eingesetzt wird (deswegen KunststŸcke Ÿben!). Wenn du nur und ausschliesslich clickst, wenn ein Radfahrer kommt und der Hund dann zu ihm hin rennt, kannst Du diesen Effekt natŸrlich herbeifŸhren. Aber wie ich frŸher schon schrieb, man wartet nicht, bis zufŠllig ein Radler erscheint, um dann zu Ÿben, sondern man konstruiert sich die Situation und baut die Ablenkung lerngerecht auf.

Also, schnappe dir einen beherzten Radler - versprich ihm irgendetwas wohltuendes - schnappe Deinen Hund, gehe auf einen grossen Parkplatz (Einkaufscenter am Wochenende) und fange an zu Ÿben.

Wir zwei wŸnschen euch viel Erfolg dabei

Martin & NMirko


Hallo Veronika, Martin & Mirko!
Gerade in Veronikas Frage nach der Moeglichekeit, zwei verschiedene Sachen mit Clicker zu ueben, sehe ich
auch noch nicht klar. Zeitlich getrennte †bungssequenzen ist klar. Aber wie soll der Hund begreifen, was ich
von ihm moechte, wenn ich noch nicht das Zielverhalten mit dem Befehl verknuepfe. Du (Martin) schreibst, dass
der Befehl erst spaeter eingefuehrt wird. Aber wie soll er begreifen, dass ich z.B. morgens mit ihm Pfote
geben uebe und nachmittags Platz? Bin ich durch konventionelle Hundeausbildung blockiert?
Ich habe mir "Don't shoot the dog" bestellt, ich hoffe, dass der Nebel sich dann klaert.
Gruesse, Sabina


06. August 1997 09:30

Grüss Euch zusammen,

Hallo Veronika, Martin & Mirko!
Gerade in Veronikas Frage nach der Moeglichekeit, zwei verschiedene Sachen mit Clicker zu ueben, sehe ich
auch noch nicht klar. Zeitlich getrennte Übungssequenzen ist klar. Aber wie soll der Hund begreifen, was ich
von ihm moechte, wenn ich noch nicht das Zielverhalten mit dem Befehl verknuepfe. Du (Martin) schreibst, dass
der Befehl erst spaeter eingefuehrt wird. Aber wie soll er begreifen, dass ich z.B. morgens mit ihm Pfote
geben uebe und nachmittags Platz? Bin ich durch konventionelle Hundeausbildung blockiert?

??? Natürlich nicht. Dir fehlt nur die gleiche Erfahrung wie dem Hund:

Du hast morgens Pfote geben geübt? Gut. Wenn Du nachmittags anfängst, wird er Dir die Pfote geben. Da Du nun aber Platz üben möchtest, gibt es dafür nichts!
Der Anfängerhund wird etwas irritiert sein, Die die Pfote noch zwei- dreimal geben. Es gibt nichts, aber Du bleibst freundlich und sagst "falsch". Das wird sehr bald zu einem Signal der Bedeutung "Das ist es nicht, aber versuch etwas anderes, die Chancen für ein Click stehen sehr gut."
Irgendwann wird er sich abwenden und hinlegen "Click" und schon weiß er, wie es weiter geht.
Man kann den Hund zu Beginn auch mit einem Leckerle locken. Erst über den Kopf nach hinten führen (Hund setzt sich), dann nach vorne unten. Aber nicht hergeben!!! Manche Hunde stehen wieder auf, aber irgendwann legt sich jeder.
Dann kannst Du mit Platz legen weiter arbeiten.
Ein erfahrener Hund wird sehr schnell alles, was er schon einmal belohnt bekommen hat, ausführen. Er wird dich mit allem, was er kann, eindecken, in der Hoffnung, das richtige wird dabei sein. ("Throwing behaviours on you"winking smiley
Ronja (s. HR) z.B. macht dann in affenartiger Geschwindigkeit eine Rolle, gibt Pfote, bellt, sitzt, legt sich, kommt bei Fuß oder hüpft über ein Hindernis.

Am besten stellt man sich das ganze als ein "Heiss - kalt Spiel" vor. Genauso wird es ausgeführt. Als Übung kann man zunächst einen anderen Menschen Clicken. Das ist ein sehr nettes Gesellschaftsspiel, jemanden auf den Stuhl zu stellen und in den Raum zu winken (oder was einem noch so alles einfällt), ohne ihm eine einziges Wort zu sagen, nur Click (oder Fingerschnalzen). Wir machen das manchmal als Trainingsübung. Das schärft das Gefühl für das richtige Timing und die kleinen Schritte und verschlungenen Pfade, auf denen man zum Ziel kommt.
Versuchts einmal. Für Naschkatzen1 Click = 1 Gummibärchen. Es macht Mordsspass!

Grüsse von Martin & Mirko