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Anfängerfrust hoch drei!

geschrieben von Tina(YCH) 
Anfängerfrust hoch drei!
07. November 2000 06:56

Im Moment schleifen meine Mundwinkel auf dem Boden, und ich habe das Gefühl, alles gründlich falsch angefangen zu haben.

1. Die Hunde, die das Kommando "schön” (stellen sich auf die Hinterbeine, oder auch nicht) schon kennen, nun dafür noch zu clickern, war wohl ‘ne blöde Idee. Am ehesten macht noch der unerfahrene neunmonatige Hund mit, die erwachsenen finden mich einfach nur doof.

2. Die Idee, da sie so scharf darauf zu sein schienen, gleich alle drei Hunde (nacheinander) zu clickern, wo ich doch selbst blutiger Anfänger bin, war wohl auch daneben. Sollte ich mich nicht doch besser erstmal auf einen konzentrieren?

3. Nachdem es mit "schön” so daneben ging, dachte ich, zumindest mit den beiden älteren erstmal den Blickkontakt zu "erclickern”. Aber: Ich sehe ihre Augen nicht!!! Haare abschneiden ist indiskutabel, aber ich habe sie mit einem Spängchen zusammengesteckt. Mit dem Erfolg, dass die Hunde mich noch viel blöder finden und dauernd schielend versuchen, das doofe Spängchen aus dem Gesicht zu kriegen. Nun, DIES Problem werde
ich schon noch irgendwie geregelt kriegen.

Vor lauter Frust haben wir schon bestimmt eine Woche nicht mehr geclickert. Und in meinem Hinter-Kopf klopft schon leise der Gedanke an: "Du konntest doch bisher Hunde auch OHNE Clicker erziehen.” Und mir tun sich so ganz banale Fragen auf wie:

Wie oft übt man eigentlich? Täglich, mehrmals täglich, alle paar Tage????? (Bzw. welche Frequenz wäre anstrebenswert?)

Oder: Wenn ich den Hund durch Aufmuntern (verbal oder gestikulierend) zu Aktivität anregen möchte, wo ist die Grenze, dass er nicht irrtümlich diese Worte oder Gesten gleich als Signal mit dem verbindet, was er danach tut?

Wie Ihr seht: Mein Frust ist groß. Bitte helft mir mit verständlichen Praxistipps. Ich will doch nicht zu denjenigen gehören, die den Clicker enttäuscht in die Ecke werfen, nur weil sie zu ungeduldig sind, die Theorie in die Praxis umzusetzen. Aber irgendwo sind da scheint´s einfach noch Blockaden bei mir. Und leider habe ich vor Ort absolut kein
praktisches Vorbild.

Mit Flunsch schmollend in der Ecke sitzend:

Tina



07. November 2000 08:40

Hallo Tina,

: Im Moment schleifen meine Mundwinkel auf
: dem Boden,

Das ist schlecht....da kommt nur Schmutz rein :-)

: und ich habe das Gefühl, alles gründlich
: falsch angefangen zu haben.

Vielleicht mit ein wenig zu hohen Erwartungen ? Und ich glaube fast, mit zuviel auf einmal.

: 1. Die Hunde, die das Kommando "schön";

Das ist ein schöner Trick zum Anfang ;-)

: (stellen sich auf die Hinterbeine, oder
: auch nicht) schon kennen,

Da liegt wohl schon der Hase im Pfeffer. Bei dem "oder auch nicht". Wenn es öfter mal vorkommt, dass der Hund auf ein Signal nicht mit dem vermeintlich erlernten Verhalten reagiert, dann ist das Signal nicht sauber gelernt. Punkt. Konsequenz: Zurück in den Kindergarten. Überleg doch mal, bei welcher Gelegenheit der Hund das Signal nicht befolgt ? Manchmal gibt es da üble Ortsverknüpfungen (Hund bellt nur auf dem Platz (wie meiner :-) ) oder Hund macht "schön" nur im Garten ?)

: Am ehesten macht noch der unerfahrene neunmonatige
: Hund mit, die erwachsenen finden mich einfach nur doof.

Wie äußert sich das denn, dass doof finden ?

: 2. Die Idee, da sie so scharf darauf zu sein
: schienen, gleich alle drei Hunde (nacheinander)
: zu clickern, wo ich doch selbst blutiger Anfänger
: bin, war wohl auch daneben.

Mit Verlaub, dass war sie :-)

: Sollte ich mich nicht doch besser erstmal
: auf einen konzentrieren?

Unbedingt. Und die anderen zwei haben dann nix dabei verloren (sind also räumlich getrennt)

: Blickkontakt zu "erclickern";. Aber: Ich sehe ihre
: Augen nicht!!! Haare abschneiden ist indiskutabel,

Das ist natürlich kein Clickerproblem. Meine persönliche Meinung, die mit CT natürlich nix oder nur am Rande zu tun hat: "Weg mit den Fransen !" Schließlich sinds ja Hunde und keine Barbiepuppen - sorry, ist meine Meinung.

: dauernd schielend versuchen, das doofe Spängchen
: aus dem Gesicht zu kriegen.

Ehrlich gesagt, ich kann die Hunde verstehen *gg* . Übrigens ist derartige Ablenkung sehr schlecht fürs Training.

: Vor lauter Frust haben wir schon bestimmt eine
: Woche nicht mehr geclickert.

Ja, das ist verständlich. Aber wie lange hast Du es denn "versucht" ?

: Wie oft übt man eigentlich?

Häufig, aber kurz. Zu Beginn vielleicht zweimal am Tag jeweils ein paar Minuten konzentrierte Arbeit. Nicht während einer Trainingseinheit die Aufgabe ändern !

: Täglich, mehrmals täglich, alle paar Tage?

Mehrmals täglich, dafür kurz. Ein Anhaltspunkt, ganz grob, ca. 20 Clicks pro Einheit.

: wo ist die Grenze, dass er nicht irrtümlich diese
: Worte oder Gesten gleich als Signal mit dem verbindet,
: was er danach tut?

Das Locken etc. dient nur dazu, den Fuß in die Tür zu bekommen. Danach muß der Hund seinen Job machen :-)

Klug wäre imo, zunächst mit ein paar anderen Sachen anzufangen. 101 things to do with a box ist eine prima Übung für Mensch und Hund. Auch solche Dinge wie : Kopf auf Sitzfläche eines Stuhls legen, durch die Beine des Menschen laufen etc. bieten sich an, um erste Schritte im Shaping zu machen.

Wichtig bei all dem : Wenn es nicht klappen will, versuch Dich neben Dich zu stellen :-) und Dich quasi selbst zu beobachten. Noch besser: Videokamera aufstellen und nachher angucken !

Eine gute Zeit zum clickern ist übrigens am Abend, wenn das Tagewerk getan ist. Du legst eine Pappschachtel auf den Boden, nimmst den Clicker und die Leckerchen, setzt Dich gemütlich aufs Sofa, machst leise coole Musik an und schaust mal, was passiert. Nur Du und Dein Hund. Ihr werdet bestimmt Spaß dabei haben, da bin ich mir fast sicher.

Hope to helped you

Ciao

Rolf & Barney

07. November 2000 10:11

Hallo Tina,
mach Dich bloß nicht verrückt, diese Schwierigkeiten hat absolut jeder am Anfang. Ich bin über den 1. Frust gerade hinweg in die 1. totale Begeisterung gekommen und das ist einfach ein tolles Gefühl. Also, ich würde auf folgende Dinge achten:
1) fange mit etwas ganz neuem an, also irgendein Trick den ihr noch nie probiert habt. Dadurch sind Deine Erwartungen nicht so groß, daß Du den Hund mit zu großen Schritten frustrierst.
2) suche Dir eine Belohnung aus die absolut sensationell für den Hund ist. Ich habe es zuerst mit Käse- und Schmackostückchen versucht und das hats echt nicht gebracht. Seit ich auf gebratene Leber, geräucherte Forellenfilets und gekochtes Huhn umgestiegen bin zerreißt sich der Hund schier für seine Übungen. Wichtig ist auch dabei verschiedene Sachen anzubieten damit es nicht langweilig wird.
3) schreibe Dir auf wie das Endergebnis aussehen soll und wie klein die Teilschritte sein sollen (ganz klein!)
4) höre immer auf wenn Du ganz begeistert bist und gib ihm etwas mehr als Belohnung. Wenn der Hund noch unbedingt weitermachen will, dann war es der richtige Zeitpunkt zum Aufhören.
5) mache jede Session nicht zu lange, meiner ist nicht sehr lange konzentriert, daher habe ich am Anfang nach drei Clicks aufgehört damit er noch Lust hat. Lieber zu kurz als zu lange, denn wenn er sich schon ausgeklingt hat ist es schwierig mit Begeisterung aufzuhören.
6) clicke keine Verschlechterungen sondern wenn ein Teilschritt eine Weile geklappt hat erwarte mehr. Dadurch das der erwartete Click nicht kommt versucht der Hund was anderes. Achte auf das Timing des Clicks, verpasse keine Gelegenheit zum Clicken damit der Hund die Chance hat zu begreifen was Du clickst.
7) clicke erstmal nur einen Hund und packe die anderen währenddessen weg und wenn die ersten Erfolge da sind und Du schon ein bißchen Übung hast kannst Du mit dem nächsten beginnen (auch räumlich getrennt) Erst wenn ihr alle schon Erfahrung und Übung habt geht es, dass ein Hund geclickert wird und die anderen dabei zusehen und darauf geiern das sie endlich drankommen.

Also, gib nicht auf, es ist so toll für Dich und deinen Hund wenn der erste Groschen fällt, das kann man gar nicht beschreiben !!!

Liebe Grüße, Katrin

08. November 2000 07:12

Hallo Tina,

..r unerfahrene neunmonatige Hund mit, ..
das Clickern ist ja eigentlich auch der Weg des Lernens eines neuen Verhaltens. Wenn es bei dem jungen geklappt hat, dann kannst Du ja nicht alles falsch gemacht haben. Vielleicht brauchen die älteren Hunde einfach eine andere/höhere Motivation? Für was würden Deine Hunde denn "alles tun" - was ist das erstrebenswertestes auf der Welt für sie? Wenn Du ihnen dies in Aussicht stellst für das Befolgen des Hörzeichens, werden sie sich wohl mehr anstrengen.
:
.. Sollte ich mich nicht doch besser erstmal auf einen konzentrieren?
Mein Vorschlag ist: Laß die älteren Hunde mal einige Tage in Ruhe, auch sie brauchen Zeit die neue Methode zu verarbeiten. Und mach weiter mit dem neunmonatigen. Bei drei Hunden fällt es vielleicht auch schwerer die Lernvorgänge, die ja unterschiedlich sind, im Kopf zu behalten, das Bestärkungsschema zu wechseln usw.
:
.. das doofe Spängchen aus dem Gesicht zu kriegen.
"Spängchen-Tragen" ist auch eine Übung. Also immer eines nach dem anderen.
:
: Vor lauter Frust haben wir schon bestimmt eine Woche nicht mehr geclickert.
Das ist ok. Jeder macht mal Ferien.
:
: Wie oft übt man eigentlich?
Kommt auf den Hund und Deine Zeit an. Ideal wäre es - bei einem motivierten Hund - sicher, so zwei- bis dreimal täglich ein paar Minuten. Und ab und zu einmal einen Tag gar nicht (bzw. nur Blödsinnsübungen - ohne Leistungshintergedankgen, just for fun).
:
: Oder: Wenn ich den Hund durch Aufmuntern (verbal oder gestikulierend) zu Aktivität anregen..
Möglichst wenig, der Hund soll ja der aktive Part werden. Deine Mimik/Gestik werden sonst tatsächlich schnell zum auslösenden Signal für den Hund werden.
:
.. sind da scheint´s einfach noch Blockaden bei mir.
Schön, daß Du ein Mensch bist.

Und leider habe ich vor Ort absolut kein : praktisches Vorbild.
Das ist wohl überall dasselbe Problem. Auch ich würde zu gerne im wöchentlichen Training einen Clicker-Crack dabei haben. ABer es werden ja immer mehr, die durch Clickertraining Hunde gut ausbilden können, also ist es eigentlich nur noch eine Frage der Zeit.
:
Laß den Kopf nicht hängen,
Grüße,
Dorothee
:


08. November 2000 07:47

Hallo Tina,
Nur nicht aufgeben! Die wichtigsten Tips hast du ja schon bekommen.
Ich habe auch zwei erwachsene Hunde und einen 7 1/2 monatigen Rüden. Ich habe im Juni ernsthaft mit dem Clickern begonnen (mit den erwachsenen Hunden habe ich vor über einem Jahr mal spielerisch einen Versuch gestartet, habe aber aus Faulheit nicht weitergeübt;.)) Ich habe mit meinem jungen Rüden von Beginn an separat geübt. Seit zwei, drei Wochen übe ich mit allen drei Hunden. Da ich zu Hause ein Kindergitter habe, kann ich jeweils zwei von den drei hinaussperren, aber so, dass sie bei der Übung des anderen zusehen können. Draussen auf dem Spaziergang übe ich mit Blickkontakt, sodass der eine oder andere Hunde weiss, wer gemeint ist. Das klappt ganz gut so. Ich übe mit den Hunden täglich ca. zweimal daheim und während des Spazierganges alles, was eine Belohnung verdient (für's herkommen, warten, an die Leine kommen, etc.). Auf den Hundeplätzen ist das Clickern für uns eine Selbstverständlichkeit, obwohl wir eigentlich alleine mit dem Clicker dastehen. Die Leiter akzeptieren das:-) Ich habe aber auch das Glück, dass meine Hunde keinen Anlass zur Korrektur geben;-), was mit hundertprozentiger Sicherheit dem Clicker zu verdanken ist:-))
Also, nur nicht den Mut verlieren!!!
Liebe Grüsse, Regula



08. November 2000 11:58

Vielen Dank erstmal allen für die aufmunternden Worte und die vielen Tipps!

Meine Mundwinkel befinden sich inzwischen zumindest wieder in waagerechter Position, :-| und ich schöpfe etwas Hoffnung, dass ich wenigstens nicht ALLES falsch gemacht zu haben scheine. Das blöde Spängchentragen werde ich den Doggies auch noch beibringen. (Ist ja nur, weil sie so einen langen Wintermantel haben und obendrein schwarz sind. Frisch getrimmt sind die Augen dann sicher wieder besser sichtbar.)

Nun brauch ich noch ein bisschen Zeit, um mich selbst zu motivieren - leider vertrag ich keine Fleischwurst-Häppchen ;-( vielleicht klappt's ja aber mit Schokolädchen ... Oder zum x-tenmal in die Clickerbücher gucken ...

Nochmal herzlichen Dank für heute! Es ist gut zu wissen, dass man Rückenstütze von Euch bekommt, wenn man sie braucht!!!

Tina