Willkommen! Anmelden Ein neues Profil erzeugen

Erweiterte Suche

Clickertraining

Modernes, tierfreundliches Training das nicht nur Hund und Herrchen oder Frauchen Spaß macht, sondern darüber hinaus noch sehr viel effektiver ist, wie herkömmliche Trainingsmethoden. Hier ist die Rubrik für Fragen oder Probleme im Zusammenhang mit dem Clickertraining.  
Clickern weiterhin sinnvoll?
19. Februar 1999 14:29

Hallo Daniel,

das hab ich mir ja gleich gedacht, dass ich wieder so ein Kauderwelsch verfasst hab. Ne so ganz hab ichs nicht gemeint!

: 1. Du schreibst, man solle den Hund nicht überfordern.

Überfordern heisst aus meiner Sicht, dass man vom Hund freiwillig eine Entscheidung zugunsten von Frauchen verlangt.
Ganz überspitzt ausgedrückt: Ich kann nicht mit dem Clicker herumlaufen und erwarten dass jetzt alles funktioniert!
Auch in der Kindererziehung werden Grenzen gesetzt nicht nur beim Clickertraining!

: 2. Du schreibst, daß Du auf Deinen Hund nur dann "einwirkst", wenn Du die "Beute" zuerst siehst und auch entsprechend auf ihn und die Umwelt achtest.

Das ist auf meinen Hund und den speziellen Fall bezogen (hab ich hoffentlich erwähnt), er reagiert einfach
viel zu schnell für mich und wenn er schon weg ist - was soll ich denn dann machen????

: 3. Du schreibst, daß Du seit über einem Jahr mit dem Clicker arbeitest.
:
JA!
: Drei Aussagen - drei Statements.
Wieso????

: Zu 1.: Ich kann doch einen Hund wohl kaum überfordern, wenn ich von ihm verlange, Verbotenes zu unterlassen - das ist doch das Natürlichste der Welt.

Sagt ja auch hier keiner, ich auch nicht!

: Zu 2.: Ich würde eher behaupten, Du überforderst Dich.

Na ja, ich bin ziemlich stabil :-)))

:Wie willst Du mit Deinen - dem Hunde gegenüber- stark eingeschränkten
confused smileyinnen gewährleisten, immer der erste zu sein, der die "Beute" bemerkt?

Kann ich nicht - aber wenn ich sie schon mal zuerst sehe, kann ich ihm doch
klarmachen was ich will - erst ging das nur, wenn er ganz nah bei mir war,
jetzt sind wir schon ein ganzes Stück weiter!

:Im Übrigen wird der Hund nie verstehen, was er FALSCH macht,
:wenn ich gerade dann "meine Klappe halte".

Warum soll ich meine Klappe aufmachen, wenn der Hund schon weg ist? Bei ihm
heisst sehen auch rennen! Aber im Zurückkommen liegt er unter 1 Minute und
das ist für mich auch schon was! Natürlich kann man da jetzt auch dran rumdeuteln,
für mich ist das schon ein Riesenschritt in die richtige Richtung!



: Zu 3.: Wenn man eine Ausbildungsmethode über ein Jahr lang betreibt,
:aber immer noch in den Kinderschuhen der Grunderziehung steckt, dann stimmt
:irgendetwas nicht.

Vielleicht bin ich zu langsam für meinen Hund?:-( Aber ich hab in dem Jahr
schon solche Fortschritte gemacht - das hätte ich (und andere die den Hund kennen)
nicht für möglich gehalten. Ausserdem kann ich nicht mit etwas anfangen und
gleich perfekt sein. Ein Jahr Clickertraining heisst konkret, dass ich (nicht mein Hund)
vor einem Jahr angefangen habe, mich mit dieser Art des Trainings zu beschäftigen und etwas darüber
zu lernen.

: Ich gehe mal davon aus, daß Du Dir redlich Mühe gibst, mit Deinem Hund und ich gehe davon aus, daß Dein
:Hund nicht der Dümmste und auch nicht taub ist. Ergo drängt sich der Verdacht auf, daß die angewandte
: Methode eben nicht funktioniert.

Also mein Hund ist sehr schlau - und ich geb mir Mühe! Und meiner Meinung
nach sind wir schon ein gutes Stück auf dem richtigen Weg - was wir vorher nicht waren!

: Es ist doch nicht Sinn einer Erziehung oder Ausbildung, jahrelang an ein und dem selben
: "Problem" herumzutrainieren.
: Das fällt mir bei der ganzen Clickergeschichte immer wieder auf - die
: Leute haben nach ewiger Zeit immer noch dieselben Sorgen - obwohl
sad smileyoder gerade weil) sie sich Mühe geben und dauernd ihre
:Ablenkungsspielchen üben.

Hä - welche Ablenkungsspielchen???? Meinst Du ich spiel den Clown, wenn ein
ein Reh auftaucht?

: Kleine Erfolge werden groß gefeiert - aber das Grundsätzliche wurde
yawning smileyft nicht erreicht.

Weil die meisten (dazu zähl ich mich) jahrelang alles versaut haben! Und
wenn eine falsche Konditionierung vorliegt, dann haste eben Arbeit. Wir haben
auch schon grössere Erfolge gefeiert - aber vielleicht ist das auch Ansichtsache.

: Ich versteh´s nicht.
: Wenn ich Heute Fahrstunden nehme, dann mit dem Ziel, Fahren zu lernen.
: Wenn ich aber nach soundsoviel Stunden immer noch nicht fahren kann, gibt es nur drei Möglichkeiten: Entweder mein Lehrer taugt nichts, ich bin zu doof, oder er hat eine falsche Methode angewandt.
: Auf jeden Fall aber werde ich so nicht jahrelang weiter Fahrstunden nehmen, da ich nicht zum erwünschten Ergebnis komme und nur gefrustet bin.

Für den Führerschein hab ich auch extralange gebraucht und heute kann ich
ganz gut fahren.

: Mag sein, daß Clickern eine bestimmte Weltanschauung voraussetzt,
:eine ergebnisorientierte Methode, scheint es jedenfalls nicht zu sein.

Es ist vielleicht nicht was für jedermann aber mittlerweile glaub ich für jederhund.

: Ich hatte mittlerweile Kontakt zu vielen ehemaligen oder noch-Clickerern aus dem Forum-
:und es war fast immer das selbe Ding.
: Der Hund hat die lustigsten Kunststückchen gelernt - aber das
:Wichtigste, die Basiserziehung fehlt vollkommen - und da trainieren
:manche schon ewig dran.

Da muss ich Dich enttäuschen, meiner kann eigentlich nur ein Kunststückchen, aber
wir arbeiten an dem nächsten. Nicht weil ich das wichtig find - sonder weil wir
zwei Spass dran haben.

: Ich persönlich brauche keinen Hund, der auf Kommando einen Salto
:schlagen kann, der aber andererseits nicht mal von einem Misthaufen
:abzurufen ist.

In dem Zusammenhang von brauchen zu reden ist auch nicht so ganz korrekt -
ich leg auch keinen Wert auf einen stinkenden Hund.

: Wie gesagt, ich versteh´s nicht.

Es kann auch nicht immer jeder alles verstehen - das muss ja auch nicht sein!
Aber wenn ich hier sag, ich komm mit meinem Hund besser zurecht seit ich mich
mit dem Clickertraining befasse, dann ist das eine feststehende und durchaus
ernstgemeinte Aussage.

: Das hatte jetzt auch mit Deiner Person gar nicht zu tun - mir ging es um
:Grundsätzliches.

Ich habe das auch nicht persönlich aufgefasst, es wurde mir nur klar, wie
undeutlich ich mich ausgedrückt habe.
:
: Liebe Grüße und trotzdem viel Erfolg um Deines Hundes Willen

Ebenfalls liebe Grüsse

Petra

19. Februar 1999 17:42

Grüß Dich Birgit,

du schreibst:

: Baghira kennt das NEIN. Es hatte allerdings schon immer den Nachteil, daß es ihr in machen Situationen einfach auch nicht Grund genug war, um eine Handlung zu unterbrechen.

ja, dann "kennt" sie dein NEIN, aber sie hat längst gelernt, daß es unverbindlich ist. das wort NEIN kannst du in zukunft vergessen. wenn ein hund jahrelang den cleverles-weg gelernt hat, dann steht harte arbeit bevor. mir scheint, daß du die lernsituationen (freiwillig oder unfreiwillig) dem hund überlassen hast. dann kannst du nicht mehr konsequent reagieren und eine unangenehme wahrheit tritt an den tag:
"wenn ein verhalten gelegentlich bestärkt wird, wird es resistent gegen löschung" und
verhalten, das gelöscht war, kann nach wenigen bestärkungen in voller intensität wieder auftreten."

du wirst selber sehen, auf welche situationen diese regeln zutrafen. ich weiß jetzt nicht, was deine hündin beeindruckt. aber wenn du die situation so aufbaust, daß du die warnung HEY sagst und das beeindruckende erlebnis entfernt von dir stattfindet (z.b. helfer), dann dürfte es möglich sein, nochmal zu reparieren.
ich habe erst einmal einen hund getroffen, der scheinbar durch nichts zu beeindrucken war - aber der hatte auch eine entsprechende historie hinter sich.
ein großer fehler beim NEIN (HEY) lernen ist es, auf die ablenkende situation zu warten, weil ja dann schon eine ernstsituation besteht. die konditionierung erfolgt am wirkungsvollsten nach dem prinzip der größten gemeinheit: der hund ist entspannt und benimmt sich neutral. um so eindrucksvoller wirkt es, wenn von dir die warnung kommt, die das unheil ankündigt, das dann auch unweigerlich folgt.

ich selber habe anläßlich eines gebrochenen beines lernen dürfen, an wievielen stellen ich inkonsequent war und meinem hund etwas zuließ, was er nicht sollte. erst als das mit STRAFE FÜR MICH verbunden was - ziemlich hefitge schmerzen - setzte bei mir das meideverhalten ein, die vorausschauende konsequenz. überleg einmal, wie oft du inkonsequent warst.
und poste bitte weiter deine erfahrungen. mißerfolge sind genauso informativ wie erfolge. alle könnten daraus lernen.


tschüß martin & mirko










: Fällt Dir noch ein Trick ein, wie man ihr das "Nein" noch anders beibiegen könnte?
: Und mit dem Selbstbelohnen hast Du völlig recht, das ist aber auch genau noch der Punkt, an dem mich mein Hund immer wieder zweifeln läßt, ob ich mit Clickern auf dem richtigen Weg bin, weil sie es wie oft schafft sich selbst zu belohenen. Es ist schon faszinierend, was da alles attraktiver werden kann.
:
: Und die größten Belohnungen sind bei ihr leider stundenlanges Buddeln in Löchern, Hühner jagen und Komposthaufen leerfressen und in totem Fisch wälzen und ich bin mir nicht sicher, ob ich wirklich eins davon als Verstärker einsetzen möchte. Früher konnte ich mit ihr dann wenigstens noch in den Matsch springen, aber dazu ist sie jetzt scheinbar zu "erwachsen" dazu. So ein Mist!
:
:
: Ich will ja weitermachen, aber die Dicke macht es mir manchmal nicht einfach!
:
: Liebe Grüße
: Birgit & ein Misthund & ein Misthund in Ausbildung

19. Februar 1999 19:05

Hallo Birgit,

:Ich bin entnervt. Soeben komme ich vom Spaziergang zurück und es gab mal wieder eine weitere
confused smileyteigerung im Verhalten von Baghira.

Kommt mir irgendwie bekannt vor, lies Doch mal meine eigene Meldung vom 01.02.1998 (URL steht unten). Ging fast jedem mal so.

grinning smileyie Gute ist inzwischen ungefähr 5 Jahre alt, wurde ganz gewöhnlich mit Leinenruck erzogen und
:darf jetzt seit ungefähr einem viertel Jahr das Clickern genießen und seit der Zeit geht es mit dem
:Befolgen von Kommandos rapide bergab.

Völlig normal, jedenfalls bei Hunden vorher schon "herkömmlich" trainiert wurden. Bei mir selbst war`s etwas anders, da ich mit Ajax von Anfang an Clickertraining gemacht habe. Von anderen hab ich`s schon oft gehört. Kein Hund zeigt aus lauter Dankbarkeit darüber, nun nicht mehr mit Druck behandelt zu werden, das erwünschte Verhalten. Warum sollte er auch? Das zu erkennen war auch für mich zunächst ein frustrierendes Erlebnis.

:Vorher hat sie gut, aber sehr lustlos gehört, jetzt kommt wieder die Begeisterung zurück und dafür
:folgt sie nur noch, wenn sie es will.

Genau richtig. Und du hast sicher auch schon gemerkt, daß bei geringer Ablenkung beides auftritt. Sie hört sehr gut und ist mit Begeisterung dabei. Wenn nur die Misthaufen nicht wären....die mußt Du eben jetzt häppchenweise hinzufügen.

:Nur ein paar Beispiele: Bei uns gibt es eine Stelle, an der wir vorbei müssen, wo regelmäßig Enten :gefüttert werden. Die Versuchung sich da auch zu bedienen ist bei ihr sehr groß, allerdings hatte ich :sie dann früher so weit, daß ich, sobald ich gemerkt habe, daß sie abzischen will, sie nur ermahnen :mußte, daß sie dableiben soll und dann war es auch kein Thema mehr. Heute rennt sie noch zurück,
:wenn wir bereits ein gewaltiges Stück weiter sind und stopft sich die Backen.

Das heißt doch auch, Du mußtest früher immer auf sie achten, oder? Das ist jetzt natürlich zunächst noch genauso. Aber jetzt mußt Du erst mal solche Situationen üben, daß heißt, die "Versuchung" kontrolliert aufbauen. Es macht keinen Sinn, Deine Hündin in die Megaversuchung zu führen und dann hilflos mit Clicker und Leckerchen bewaffnet daneben zu stehen und zuzusehen.
Erster Schritt wäre die Selbstbelohnung zu verhindern. Also wenn sie nicht hört, sollte sie auch keine Gelegenheit erhalten, sich dafür auch noch den Bauch vollzuschlagen, also hier anleinen. Als zweites kommt dann ein Verhalten dazu, daß in der Situation richtig ist, also bei Dir bleiben, bei Fuß gehen. Das mußt Du in dieser Situation gezielt üben und belohnen. Zuerst ständig, später wenn`s schon gut klappt auch mit steigender Versuchung, also näher an dieser Stelle, schließlich wird`s nun nur noch ab und zu belohnt. Nun übst du gezielt, an dieser Stelle vorbei zu gehen. Hat`s geklappt kommt der Click und die Belohnung. Der Click bedeutet ja auch, "jetzt kannst Du tun, was Du willst." Wenn Du also
nicht willst, daß sie das Entenfutter doch noch frißt, clickst Du nur dann, wenn Du die Sache auch im Griff hast, also entweder solange die Entfernung noch so groß ist, daß sich Deine Hündin freiwillig für DEIN Leckerchen entscheidet, oder eben an der Leine.

Diese Entfernung wird dann immer weiter reduziert. Beim Misthaufen ist es genau das selbe.

:Ich habe bei ihr so den Eindruck, daß es ihr seit dem Clickern einfach zu gut geht, sie folgt nur noch, wenn sie Lust dazu hat, d. h. gerade nichts attraktiveres um sie herum ist oder sie momentan etwas
:zum Fressen brauchen könnte.

Das geht auch nicht, ohne die Selbstbelohnung zu verhindern. Versuche immer, darauf zu achten, daß die Anforderungen nur so hoch sind, daß Dein Hund Erfolg hat. Andernfalls nimm sie zunächst an die lange Leine. Versuche sie genau zu beobachten, Petra hat das ja schon erklärt. Wichtig ist, den
Hund nicht WÄHREND dem falschen Verhalten abzulenken, (manche Leute haben da Verständnisprobleme) also wenn sie sich zum Misthaufen wendet, NICHT mit Leckerchen zu locken, nicht mit der Tüte zu rascheln. Denn auch das kann schon Belohnung sein. Zeigt sie aber Ansätze des richigen Verhaltens, und wenn`s nur ein kurzer Blick zu Dir ist, dann kommt der Click und das Leckerchen. Hast Du den Click richtig konditioniert, wird auch das richtige Verhalten bestärkt.

:Was soll ich denn machen, wenn alles auf taube Ohren stößt? Wegrennen meinerseits interessiert sie :nicht - wenn ich nicht zu sehen bin, kommt halt die Nase auf den Boden und dann kriegt sie mich :schon wieder, alter Erfahrungswert. Wenn sie buddelt und ich bin ganz weg? Naja, blöder Zufall, aber :da kann man wohl nichts machen. Ihr Verhalten ignorieren? Dafür war es doch aber für sie zu lustvoll :und wenn ich sie ignoriere gibt es doch sicher in der Umgebung andere Dinge, mit denen man sich
:beschäftigen kann.

Genau das ist die Selbstbelohnung, schnüffeln, buddeln, Blätter oder Äste kauen, Joggerjagen, oder einfach nur schnelles rennen. Das kannst Du schon gezielt "verbieten" mit der konditionierten Strafe. Aber auch die mußt Du üben, sonst funktionert`s nicht. Das ist wohl auch ein Problem bei Euch, daß Deine Hündin schon gut gelernt hat, sich selbst zu belohnen. Hat sie aber dazu keine Gelegenheit, wird sie sich sicher für das "richtige" Verhalten entscheiden, oder?

:Mir fehlt einfach der Ansatzpunkt, mit dem ich sie dazu bringen könnte, daß Befehle auch befolgt :werden und nicht nur wenn sie gerade nichts besseres zu tun hat. Eigentlich der Leinenruck des Clickerns.
Den gibt`s! Das ist der Jackpot, also hin und wieder (so jedes 7-10mal) gibt`s eine besonders tolle Belohnung, ein Stück frischer Pansen etwa. Ebenso für besonders "tolle" Leistungen. Das macht die Sache erst so richtig spannend. Auch solltest Du wirklich so bald wie möglich zu variabler Belohnung übergehen, also nur noch (z.B.) jedes 2. Mal gibt`s C+B. Viele machen den Fehler, wochen- und monatelang bei 1:1 Bestärkung zu bleiben, weil`s "immer noch nicht so recht" klappt. Genau da liegt der Fehler, Immerbestärkung wird schnell langweilig für den Hund. Hat man sich dann endlich zur variablen Bestärkung durchgerungen, geht`s plötzlich mit verschärftem Tempo voran. So ging es jedenfalls mir mit Ajax.

Und wie schon gesagt, Selbstbelohnung verhindern, richtiges Verhalten bestärken, Situation gezielt üben, Ablenkung schrittweise aufbauen, so hat`s bei uns funktioniert. Wenn ich aber anfange zu "mixen", Druck machen UND Clickertraining, gibt`s hochgradigen Murks, das hab ich mir nur kurz angetan, bis ich`s eingesehen hab.

Kannst Du mit anderen Leuten üben, die auch Clickertraining machen? Dabei erkennt man sehr schnell, wo die Fehler sind.

Vielleicht war was brauchbares dabei,

viele Grüße
Klaus


20. Februar 1999 00:50

Liebe Petra,

mir wurde klar, daß ich mich an vielen Stellen auch einfach zu kurz ausgedrückt habe, deswegen ist mein Frust jetzt auch in Langform vorhanden...in der Antwort an Martin.

Wurkette (naja, in der Not hatte ich mal meinen Schlüsselbund ausgepackt) mit dem Ergebnis, der Aufprall auf den Hintern war ihr egal, aber der Ton ließ sie zucken, vielleicht finde ich da eine Möglichkeit. Kannst Du mir mal was zu den Disks erzählen???


Liebe Grüße
Birgit



20. Februar 1999 00:55

Hallo Martin,

ich glaube, ich muß bei Baghira mal etwas weiter ausholen (oh, es wurde sehr weit und sehr lang!), damit klar wird, welche Veränderungen momentan dazu gekommen sind, mit denen ich nicht zurechtkomme - die mich am clickern selbst zweifeln lassen - und was wir bereits als "Altlasten" hatten, die ich zum Teil (wohl oder übel) akzeptiere, ausgebügelt glaubte bzw. zu einem Teil auch noch umdrehen möchte.

Ich weiß, daß ich bei ihrer Erziehung einige Fehler gemacht habe, die ich jetzt nicht mehr machen würde. allerdings sind sie gemacht und ich muß jetzt mit den daraus resultierenden Konsequenzen leben. Betrachte deshalb die Ausführungen nicht nach dem Motto "wie konnte man das bloß machen", sondern einfach als Schilderung, was gelaufen ist.

Baghira ist mein erster Hund und ich hatte sie anfangs (man bekommt da so gute Tips.....) viel zu lange nur an der Leine. Als sie dann ihre "Freiheit" bekam, hatte ich mit dem Problem zu kämpfen, daß sie nicht nach mir geschaut hat, sondern ich von ihr nur die Rücklichter gesehen habe. Ich konnte mich verstecken, weglaufen etc. - es hat sie nicht interessiert! Ein "Kuschelhund" war sie von Anfang an nicht, ihre Devise war eher: Ich bin unabhängig und brauche niemanden! Wenn andere mir erzählt haben, daß ihr Hund sich nach ihnen orientiert, habe ich nur verständnislos geschaut, weil sich meine in einem sehr weiten Radius um mich bewegt hat und ich die größte Nebensächlichkeit war. Dies ist noch heute ein großes Problem von uns.

Anfangs haben wir dann nach einem Buch gearbeitet, das die "harte" Methode vertritt (logisch, wenn bereits ein "dynamischer" Schäferhund auf dem Titel ist?!?!). Die Ausbildung danach funktionierte ÜBERHAUPT nicht, die Reaktionen, die sie an den Tag legte, entsprachen nicht im entferntesten denen, die im Buch standen. Heute ist mir aber klar, daß es überhaupt nicht nach dieser Methode laufen KANN, da die beschriebenen Schritte einfach zu groß sind, Fehlverhalten schleicht sich zwangsläufig ein. Es ging einfach nicht vorwärts und entnervt flog dann das Buch in die Ecke - wird von mir heute nur noch als abschreckendes Beispiel erwähnt!

Glücklicherweise bin ich dann irgendwann über das Buch "Hunde verstehen und richtig erziehen" gestolpert. Die Beschreibungen haben sich zwar teilweise kurios angehört, aber in der Praxis wurde mir recht bald klar, was sie meinten. Das darin beschriebene Vorgehen war für uns beide recht gut nachvollziehbar. Kommandos wurden zuerst "unter Zwang" aufgebaut (hört sich schlimm an?), d. h. das Kommando wurde gegeben und dem Hund z. B. beim "sitz" durch den Rücken Runterfahren der Hintern runtergedrückt. Zwang bezieht sich nur darauf, daß der Hund in dem Moment eigentlich keine andere Wahl hatte, als sich zu setzen, es wird aber keine Gewalt im herkömmlichen Sinn eingesetzt. Die nächste Stufe ist dann "mit Locken", der Hund wird nach dem Kommando in die jeweilige Position gelockt. Zwischen beiden Methoden wird dann abgewechselt. Nach einiger Zeit (lange genug, daß man sich sicher ist, daß eine Verknüpfung zwischen Befehl und Bewegung entstanden ist) wird dann mit dem Leinenruck gearbeitet, damit der Hund lernt, daß er den Befehl auch ausführen muß, weil ein Nichtbeachten sonst unangenehme Konsequenzen hat. Wie immer, muß auch dabei darauf geachtet werden, daß dem Kommando die gewünschte Reaktion folgt. Wenn der Hund das Gewünschte ausführt, wird er gelobt, daß man dann eigentlich am Geisteszustand des Besitzers zweifeln sollte. Und da fingen unsere Schwierigkeiten langsam an. Der Leinenruck beeindruckte sie nicht sonderlich, "bei Fuß" z. B. mußte ich ständig rumrucken, weil sie überall rumschwebte, nur nicht wo sie sollte. Es hat aber immer nur einen ganz kurzzeitige Verhaltensänderung gebracht, andere Kommandos führte sie danach zwar auch aus, aber langsam und lustlos. Schlußfolgerung: Der Leinenruck ist für sie zwar unangenehm, aber bei weitem kein Grund ihn zu vermeiden. Beim Loben (knuddeln oder auch nur mit Worten) wurde der Hund steckensteif und ungeduldig, wann es endlich weitergeht. Mit Loben konnte ich sie in der Zeit erfolgreich davon abhalten einen Befehl auszuführen!

Wie kann der Leinenruck effektiver gestaltet werden? Stachelhalsband! Sie fand es toll, wenn ich es auspackte. Hat aber bestimmt nichts mit Maso zu tun, ich mußte es nämlich überhaupt nicht verwenden, ihr nur anziehen, damit ist sie auch in Freifolge problemlos gelaufen, was vorher überhaupt nicht funktionierte. In dem Moment waren wir beide voll aufeinander konzentriert. Meine Konzentration auf sie nahm zu, weil ich eigentlich nicht an der Leine rucken wollte und sie hat bereits auf den kleinsten Fingerzeig reagiert. Halsband weg - Hund taub!

Gleichzeitig waren wir auch noch auf einem Hundeplatz, auf dem aber maximal normale Ketten zugelassen waren (die sie aber nicht die Bohne interessierten). Rucks führten dazu, daß ihr Gehorsam immer zäher kam bzw., sofern vermeidbar, überhaupt nicht (Fuß). Das Arbeitstempo war den anderen angepaßt, so daß viele Übungen gemacht wurden, bis es auch der letzte drauf hatte. Mir ging es langsam auf den Geist, damit auch meinem Hund, wir haben gegeneinander gearbeitet und letztlich nur Mist abgeliefert. Der Tip, daß ich meinen Hund mehr loben solle, ging dann natürlich nach hinten los - ich hatte den totalen "Dagegen"-Hund an der Leine. Sie ging zwar immer gern auf den Platz, ist aber dort weit hinter ihren Möglichkeiten geblieben. Kommandos wurden in der Folge im "richtigen Leben" auch immer träger ausgeführt. So kamen wir nicht weiter!

Ich kannte meinen Hund nämlich auch als gnadenlos arbeitsgeil, die bloß nicht von der Arbeit abgehalten werden wollte, auch nicht durch Lob. Die in dem Moment funktionierte wie ein Uhrwerk und ich mich voll auf sie verlassen konnte. Dieses Zusammenspiel bedeutete aber auch für mich volle Konzentration, eine Konzentration auf sie, die ich bei einem normalen Spaziergang nicht aufrechterhalten kann und auch nicht will. Ich hatte zu dem Zeitpunkt also einen Hund, der einerseits die Verläßlichkeit in Person war, andererseits bei der geringsten Langeweile viel Mist baute.

Mit der oben beschriebenen Methode konnte ich ihr aber Grenzen setzen, ihr klar machen, daß es Handlungen von ihr gibt, die mir nicht gefallen. Dort taucht auch das "Nein" (aufgebaut in entspannter Situation, aber mit meiner Anwesenheit - Blumenspritze) auf und auch das Anknurren des Hundes. Bei frisch gedüngten Feldern zuckte dann zwar noch kurz das Ohr, aber eine Ermahnung genügte, daß sie ihren Vorsatz nicht in die Tat umsetze, ins Wasser und durch Pfützen habe ich sie pflügen lassen (dazu gab es dann aber auch kein Kommando). Toter Fisch und knackig frischer Mist war schon immer ein Grenzfall, habe ich es früh genug mitbekommen, war er kein Thema. Dummerweise war der Hund besser im Riechen. Wenn die Sicherungen bei ihr dann erst einmal durchgebrannt waren, half überhaupt nichts mehr, ich hätte sie vermutlich auch verprügeln können ohne eine Wirkung. In so einem Fall konnte ich mir dann nur noch auf die Zunge beißen, nichts sagen und zuschauen, wie ich den Geruch wieder aus dem Hund bekomme. Versuchungen waren zwar noch immer da, aber auch ein generelles "wag dich" reichte schon, damit sie den Vorsatz nicht in die Tat umsetzte, momentan zwar nicht begeistert, aber gleich wieder vergessen, wenn etwas "nettes" danach folgte.

Wir waren dann im Winter vor einem Jahr auf einem anderen Hundeplatz. Stachelhalsband wäre da zwar zugelassen gewesen, aber ich wollte es nicht mehr. Es lief dort so lala. Gelangweilte Ausführung von Befehlen wie immer und komplette Verwirrung beim "hier". Vorher mußte sie sich bei dem Befehl links neben mich setzen und jetzt wurde der gerade Vorsitz vor mir erwartet. Mit jedem Mal kam sie langsamer und zögernder an und wußte nicht wohin, die Handlung wurde dadurch immer mehr gemieden (natürlich wurden die "Original-Kommandos" verlangt, ich wollte nämlich auf "Komm" ausweichen und ich Depp habe es mitgemacht!). "Hier" klemmt seit der Zeit tierisch, wurde aber auch wieder etwas besser, als wir wegen Gelenkproblemen nicht mehr auf den Platz konnten und alleine weitergemacht haben. Dann kam noch ein Wurf Welpen und für Arbeit hatten wir nicht die Muse und sie war auch total neben der Spur.

Aus dem Wurf blieb eine Hündin da. Inzwischen ist sie knapp 9 Monate und fängt langsam an rumzurüpeln und mit ihr meine Dicke. Jede macht den Mist der anderen mit und natürlich noch etwas mehr, zusammen sind sie unausstehlich und der Grundgedanke, "Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile" findet total Anwendung.

Meine Kleine wollte ich von Anfang an mit dem Clicker erziehen und habe damit auch Baghira umgestellt. Sie führte die Kommandos wieder schneller aus, aber manchmal auch überhaupt nicht mehr (????? - zum einen kommt da die Selbstbelohnung mit rein, aber sie bleibt auch manchmal einfach nur stehen, so daß ich in ihrer Handlung bzw. Nicht-Handlung keine Belohnung sehen kann, warum ist mir noch nicht klar). Die Befolgungsquote ging runter (da fing ich schon an zu zweifeln), nur momentan ist sie komplett außer Rand und Band. Wir gehen an Entenfutter vorbei, was vor kurzem noch kein Thema war - sie rennt meterweit zurück und fängt an zu fressen, die Ermahnung, die vor kurzem noch funktionierte ist so gut wie wirkungslos, sie zweifelt zwar noch ein paar Meter, aber dann sprintet sie los und hört und sieht nichts mehr. Misthaufen - hinein damit. Akela ist mir abgehauen und scheucht Vögel (wwwaaaahhh, ich war zu langsam und habe einen Moment mich anders orientiert) Baghira hängt selbstverständlich hinten dran, wobei es sie vorher nicht interessiert hat. Mir kommt es vor, als wenn sie ihre Grenzen aufs Neue ausloten will.

Eine weitere Schwierigkeit, die mich schon immer kämpfen ließ ist, daß meine Eltern auch mit ihr spazierengehen, selbstverständlich Kommandos benutzen, aber nie konsequent durchgesetzt haben. (Kann man ihnen aber auch nicht verbieten und manchmal geht es auch nicht ohne sie...) Speziell mein Vater wird eigentlich grundsätzlich von ihr vergackert. Ein paar Tage mit ihnen und ich konnte bei meinem Hund erst einmal wieder mit dem eisernen Besen kehren, bis ich sie wieder da hatte, wo ich mit ihr (einigermaßen) zufrieden war, aber auf die Gesamtdauer betrachtet, geht der Gehorsam immer mehr den Bach runter (da hatte sie dann immer mal wieder Crash-Kurse, wo wir am gesamten Programm gearbeitet haben und danach ging es bei mir wieder, aber berauschend war es nicht mehr).

Vermutlich ist das "Nein" auch da irgendwo verloren gegangen. Da werde ich wirklich etwas neues aufbauen müssen. Ich muß mal scharf nachdenken, was ich da einsetzen könnte, denn bei vielen Dingen fürchtet sie weder Teufel noch Weihwasser. Zufällig hatten wir mal eine Konditionierung auf "Weg!", als eine Tür ins Schloß gefallen ist, ihr Schwanz dazwischen war und ich sie gerade noch weiterschubsen konnte. Aber sie hat dann auch vor halboffenen Türen gestanden, gezittert und wollte nicht durch gehen, das konnte ich dann nicht verwenden. Und da kommt wieder das Sensibelchen bei ihr durch, da kann sie teilweise auch aus nicht erkennbaren Anlaß Angst vor Dingen haben, wie z. B. auch vor manchen Fußböden. Ob und wie ich so etwas verwenden könnte ist mir unklar. Momentan sträubt es sich aber in mir dagegen, weil diese Version wieder extrem in Alltagssituationen eingreift. Es wird nicht leicht da etwas zu finden, aber auch im Interesse von Akela muß ich etwas finden, das Handtuch habe ich bei ihr zwar noch nicht ausprobiert, aber die Blumenspritze zeigte, im Gegensatz zu ihrem Bruder, auch überhaupt keine Wirkung.

Wir hatte schon vorher einige Macken in der Erziehung drinnen, die ich auch offen zugebe, aber seit Clickern fängt wieder das ständige Austesten an, wie weit sie gehen kann. Wo ich vorher sicher sein konnte, daß sie etwas nicht macht, muß ich jetzt davon ausgehen, daß sie es auf jeden Fall macht. Futter liegt rum, ich merke, daß es in ihr brodelt - Ermahnung - kurzes Nachdenken und der Hund ist weg als nur eine Möglichkeit. Wenn ich mit ihr alleine unterwegs bin, ist es bei nicht ganz so schlimm, aber bei beiden zusammen bin ich momentan versucht, bei ihr wieder den dicken Daumen auszupacken, weil sie anfängt ALLES zur Selbstbelohnung zu benutzen. Jedes Stück Erde bietet sich immerhin zum Graben an. Der Spielraum, der ihr beim Clickern gewährt wird, wird ständig mißbraucht.

Und welchen Nachteil haben Kommandos, wenn sie nicht mehr befolgt werden und auch keine Konsequenz haben? Sie sind keine mehr.

Clickern hat bei uns einerseits wieder zu einem entspannteren Umgang geführt, aber momentan nutzt sie wirklich jede Gelegenheit aus, um sich daneben zu benehmen, ich behaupte aber deswegen nicht, daß es an der Methode selbst liegt. Aber ich weiß halt nicht, wie ich die aktuellen "Ausfallerscheinungen" jetzt mit der Methode in den Griff bekommen kann. Das "Nein" ist sicherlich ein Teil, aber ich befürchte, daß wir noch tiefer graben müssen.....

Ein anderer Punkt, wo mir momentan etwas das Verständnis fehlt:
Wie weiß der Hund, ob er momentan ein Zeitfenster gesetzt bekommt oder einfach nur bei variabler Verstärkung ist? Reaktionen erfolgen bei ihr zwar auch mal zufällig schneller, mit dicker Belohnung, werden aber nicht wiederholt.

Tja, vielleicht fällt mir ja noch so etwas ähnliches ein wie ein "Blitz aus heiterem Himmel, der in ihre Schwanzspitze einschlägt, dabei keinen Schaden hinterläßt, aber einen bleibenden Eindruck, kurz nachdem ich ‚Schluß' gerufen habe". Schön wär's.

Ich will auf jeden Fall mit Clickern weitermachen und die Kleine auch damit komplett erziehen, mir stellt sich halt nur die Frage, ob es sinnvoll ist, Baghira zum momentanen Zeitpunkt umzustellen. Ob das planlose Rumgespinne auf die Umstellung, auf die "Pubertät" der Kleinen oder auf das Zusammenspiel zurückzuführen ist. Mit ihren momentanen Reaktionen auf Kommandos kann ich mir in kürzester Zeit alles ruinieren, was wir bisher aufgebaut haben und deswegen überlege ich mir, ob es nicht sinnvoll ist mit ihr wie bisher weiterzumachen und Baghira erst dann aufs Clickern komplett umzustellen, wenn wir die jetzige Flegelzeit überstanden haben. Aber vielleicht liegt es auch an der Methode an sich und ich würde zu jeder Zeit wieder mit ihr vor den gleichen Problemen stehen?!?!? Exakt darauf weiß ich eben keine Antwort, wie weit eben auch ein Einbruch bei einem Cross-over Hund normal ist. Das Zusammenwirken von beiden wird die Sache aber bestimmt nicht einfacher machen. Aber macht es sie auch schwerer???

Danke, daß Du Dich durch den ganzen Wust durchgeschlagen hast, aber ich hocke momentan komplett ratlos vor der Bande. Es war mir aber auch wichtig, deutlich zu machen, was jetzt erst seit Clickern dazu gekommen ist, wobei ich es deswegen nicht darauf zurückführe.

Momentan hat sie wirklich in ein paar Tagen das Vertrauen von Jahren in den Sand gesetzt und das läßt mich so fassungslos vor ihr stehen.

Ich weiß nicht mehr weiter mit clickern in der jetzigen Situation!


Liebe Grüße
Birgit