Hi Leute,
mich beschäftigen seit einigen Wochen zwei wichtige Fragen:
Warum ist C&T-Training *so* schwer bei Crossover-Hf zu
vermitteln bzw. zu etablieren? Warum lehnen so viele dieser
Hf trotz nachahmenswerter Beispiele, trotz Beweise der
unglaublichen Effizienz des Markierens eines Verhaltens mit
dem Clicker, das Clickern immer noch ab - und das gerade
bei der sportlichen Ausbildung.
Meine Beobachtung dazu: Es sind nie die Hunde, die mit C&T
Probleme haben; es sind immer nur die Hf bzw. die traditionell-
arbeitenden Trainer auf den Übungsplätzen. Selbst Trainer, die
für sich die harte Leinenruckerei und die Kasernenton-Rumbrüllerei
komplett ablehnen und stattdessen nach Lindt , Dildei bzw. Feltman v.S.
arbeiten haben totale Probleme mit C&T.
Neulinge mit unerzogenem Hund sind häufig regelrecht begeistert,
aber die selbst-ernannten erfahrenen "Fachleute" suchen genauso häufig
nur Argumente, C&T herabzuqualifizieren oder die Wirksamkeit
schlicht und einfach mit Verbalisation des Hf ("Fein" "Brav" usw.)
und Rumhantieren mit Leckerchen/Ball/Beisswurst gleichzusetzen.
Die "erfahrenen" Ausbilder bezeichnen es als Ideologie, finden unnötige
(oder falsche) Unterscheidungen zwischen "Belohnen" und "Verstärken".
Der aufgabenbezogen-eingesetzte konditionierte Verstärker "Click"
wird in der Wirkung gleichgesetzt, mit dem "Fein" (osä), das letztendlich
niemals so eindeutig sein kann wie der Click (emotionale Neutralität),
häufig zu spät kommt und im wesentlichen auch ein sozialer Verstärker
ist (deshalb Einfluss auf die Lernphase des Job's).
Der wesentliche Unterschied C&T und traditioneller Arbeitsweise
liegt ja in der Wirkreaktion (CT) und der Antwortreaktion (trad.A.)
des Hundes. Möglicherweise liegt ja da der Hase im Pfeffer (?).
Anscheinend sträuben sich wohl einige Hf vor dem Gedanken, daß
*nun* nicht mehr sie selber den Takt angeben, sondern der Hund.
Selbst der Hinweis, das die Kontrolle nur vorübergehend an den
Hund gegeben wird, um dann letztendlich über die Signalkontrolle
doch das Heft wieder in die eigene Hand zurückzunehmen,
wirkt nicht.
Mit fällt dazu der Vergleich ein, daß der Hund sehr wohl lernen
kann, vom Leckerchen wegzugehen, um es erst darüber dann doch
zu erhalten. Aber anscheinend können einige Hf wohl nicht
lernen, daß sie erst die Kontrolle aus der Hand geben, um sie dann
doch vollkommen zu erhalten.
Woran ich auch dachte, war, daß es wohl in der Natur des Menschen
liegt, andere zu beherrschen. Das ganze Leben ist davon geprägt,
man wird beherrscht und beherrscht natürlich auch selber
andere. (Das Sprichtwort "Nach oben buckeln und nach unten treten"
kommt wohl nicht von irgendwo.)
// Beginn
".........Andererseits gibt es Fälle, in denen das Komplementär-
Verhältnis unerquicklich wird. Einen solchen beobachtete ich
jüngst auf der Straße. Ein blasser, schmalbrüstiger Herr mit
bekümmerten und ärgerlichem Gesichtsausdruck, in seiner Kleidung
von schäbiger Respektabilität, mit Stehkragen und Zwicker, kurz
in jedem Fall Büromensch und kleiner Beamter, ging mit einem
sehr großen, sichtlich etwas unterernährten deutschen
Schäferhund, der in gedrückter Haltung dicht "bei Fuß" einher-
schlich. Der Mann trug eine schwere Hundepeitsche, und als er
plötzlich stehenblieb und der Hund dabei mit der Nase nur
wenige Zentimeter über die dressurmäßig festgesetzte Linie
vorwärtskam, schlug er hart und scharf mit dem Peitschenstiel
nach der Nase des Hundes. Der Gesichtsausdruck des Menschen
zeigt in diesem Augenblick einen solchen Abgrund von Haß und
gereizter Nervosität, daß ich mich nur mühsam zurückhalten konnte,
Anlaß zu einem öffentlichen Streit zu geben. Ich wette tausend
gegen eins, daß jener unglückliche Hund seinem noch unglücklicheren
Herrn gegenüber genau die gleiche Rolle spielte, wie dieser im
Büro gegenüber seinem vielleicht ebenso bedauernswerten Vorgesetzen."
// Ende
Aber im Gegensatz dazu gibt es dann die Menschen, die durchaus
erfolgreich sind, sozial, finanziell, Gesellschaftlich etabliert, die in
ihrem Bereich auch Autoritäten sind, die nicht beherrscht werden,
eigentlich in ihrem ganz Tun frei sind, erfolgreich sind. Genau diese
arbeiten ebenso erfolgreich mit dem Clicker. Viel erfolgreicher als es
die anderen je schaffen werden, wenn man die Menge des Erlernten
betrachtet, die Lerndauer für neues, die Zuverlässigkeit, die teilweise
unglaubliche Bindung, usw. Das zählt aber anscheinend alles nicht.
Mir ist vollkommen klar, daß C&T so ziemlich das komplizierteste ist,
was ich je einem Ausbilder umfassend vermittelt habe. Gescheitert bin ich
nie am Intellekt, sondern immer nur an den individuellen Neigungen.
Erfolgreich (wenige) war ich nie wegen des Intellekts, sondern ebenfalls
immer nur wegen der persönlichen Neigungen.
Ein weiteres Problem ist die Hilflosigkeit der Nicht-CT-Trainer, die mal
zur Vertretung CT-Hunde arbeiten müssen oder auch eigene Nicht-CT-
Gruppen führen. Die totale Unfähigkeit, unerfahrene Anfängerhunde,
die über einen CT-Erziehungskurs toll aufgebaut wurden, weiter auf hohem
Niveau zu fördern, ist erschreckend.
Ich bin im Moment fast entschlossen, C&T wieder aus dem allgemeinen
Übungsbetrieb auszuschleichen, es nur noch für mich selber zu tun,
nur noch bei den wenigen Problemhunden anzuwenden, es nur noch mit
wenigen ehrlichen Bekennern zu tun. Ich frage mich wirklich, warum
ich mir und meiner Hündin weiterhin diesen traditionellen Übungsstress
antun sollte.
Habt Ihr Gedanken dazu?
vg
Thomas (.....etwas frustriert)
ps
Sorry für die Länge.