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Panik beim Tierarzt

geschrieben von Sabrina(YCH) 
Panik beim Tierarzt
15. Juni 2003 19:24


Hallo!

Meine Hündin (Golden Retriever, 18 Monate, wir clickern seit Januar) zeigt bei Tierarztbesuchen derartige Panik, dass bisher alle meine Versuche, ihr da mit dem Clicker irgendwie zu helfen, nix gebracht haben....
Ausser einmal Röntgen ist dort noch nichts Grösseres passiert, sie bekommt in regelmässigen Abständen ihre Impfen. Der Tierarzt ist sehr nett, wir bekommen Einzeltermine (d.h. es sind keine anderen Tiere dort, wir kommen sofort dran).
Und trotzdem: Es wird von Mal zu Mal schlimmer. Kaum sind wir auf dem Parkplatz, beginnt sie zu schlottern wie verrückt und ist nur mit viel Mühe (ruhigen und sehr festen Kommandos) zu bewegen, das Haus überhaupt zu betreten. Sie reagiert auch nicht die Bohne auf den Clicker, Leckerchen interessieren sie nicht (sonst verfressen wie Bolle), sie will nur eins: RAUS! Sie zieht die ganze Zeit wie irre zum Ausgang.
Wir bekommen sie nicht auf die Waage, vom Behandlungstisch ganz zu schweigen (TA begibt sich zu uns auf den Boden)
Seit Montag fahre ich jeden Morgen zu ihm, parke dort und gehe mit ihr um das Haus herum. Sobald der Eingang ausser Sicht ist, ist sie ganz normal und guter Dinge, wir machen ein paar Übungen, clickern klappt auch, aber sobald wir in die Nähe des Auffahrttores kommen, geht die Schlotterei und Zieherei wieder los. Ich habe noch nicht einen einzigen ruhigen Moment erwischt, den ich beclickern könnte.....
Hat jemand vielleicht noch eine andere Idee? Ich dachte, ich könnte sie langsam an den Ort gewöhnen, dann an das Grundstück, den Warteraum, die Waage etc., aber ich fürchte, das dauert Jahre, und dazwischen müssen wir ja auch immer mal wieder hin! Und es könnte mal eine Krankheit kommen, die sie dann noch mehr aus dem Gleichgewicht wirft!
Sie ist von Natur aus eher der schüchterne Typ, aber eigentlich nicht übermässig ängstlich, auch überall angefasst zu werden ist kein Problem. Der Tierarzt kann sie auch streicheln, sie knurrt oder fiept nicht dabei. Es ist "nur" das entsetzliche Zittern, das starke Ziehen nach draussen und meine Unfähigkeit, mit irgendwelchen positiven Signalen zu ihrem Hirn durchzudringen. Sie sieht ihre Belohnung wohl darin, mich nach Abschluss der Behandlung hinter sich her zum Auto zurückzuschleifen (müssten wir über ein Feld, wäre das anschliessend gepflügt.....)
Puh, wieder so lang!

Wisst ihr noch Rat? (Ach ja - Bachblüten hatten wir auch schon - ohne Wirkung).
Viele Grüsse
Sabrina

16. Juni 2003 05:57

Hallo Sabrina,

ich habe auch so einen ... als Welpe war er immer lustig dabei, beim TA, es haben 2 / 3 nicht mal schmerzhafte Festhalte - Situationen genügt, um die TA - Besuche eskallieren zu lassen. Dabei ließ er sich sonst auch überall anfassen usw. Ich bin damals auch immer nur so hingefahren, bin in den Warteraum gegangen mit ihm, hab ihm nen Kalbsknochen zwichen die Kiefer geschoben und wir sind wieder los. Alles in der hoffnung, gegen die entstandenen Emotionen angehen zu können. Es war ein ziemlicher Aufwand und irgendwann hab ich mich gefragt, ob das was bringt, ebenso wie du. Ich hab mir Vorgestellt, wie es mir gehen würde, da wäre ein Ort mit bestimmten Gerüchen, an dem ich zb mal überfallen und ausgeraubt worden wäre, also ein Ort, der schon alleine wenn ich ihn erahne schlimmste Beklemmungen in mir weckt. Was gäbe es da, um diese Gefühle auszuschalten? Vielleicht, dass ich an jenem Ort meine große Liebe kennen lerne? Naja, vielleicht könnt ich mich dort garnicht verlieben ... über allsonst, aber nicht dort smiling smiley) ... von einem TA hörte ich unlängst, dass er Welpentreffs ua. IN der Praxis macht, dh, dieser Ort wird von den Zwergen von vorn herein absolut mit positiven Emotionen belegt, so dass negative dinge wenig Chancen haben, sich dermassen tief einzugraben.
Lange Rede, kurzer Sinn ... ich habe den TA gewechselt. Ein neuer Anfang, sozusagen. Ich habe Übungen wie "sich runterdrücken lassen" und "Beine verbiegen" ganz gezielt mit dem Clicker trainiert. Oscar ist zwar sehr aufgeregt, immer noch, aber für Fischpaste vor der nase lässt man sich auch Blut abnehmen ... das war meine Variante.

Sabine & Oscar
PS es ist mE ein unterschied, ob sich der hund "so überall anfassen lässt" oder "sich gerne und bewußt" anfassen lässt, deswegen die Übungen mit clicker. Es ist ein Unterschied, glaube mir,

16. Juni 2003 15:43

Hallo,

vielen Dank für deine Antwort.

Ein Tierarztwechsel kommt für uns nicht in Frage - ich bin total froh, endlich einen guten gefunden zu haben!

Also trainieren wir weiter, nützt ja alles nix!

LG
Sabrina mit Zitterhund

18. Juni 2003 09:29

Hi,
ich sag gar nix zu meinem Hund,beim Ta.
Das ist der Ort, den sie hasst, ich kann es nicht ändern, wir sind auf den TA angewiesen.
Er ist nett, ich bin nett, mein Hund ist hysterisch, es gibt einfach Charaktere, die sind so wie sie sind.

Mein TA ist erstaunt über meinen schreienden hysterischen Hund, ich bin die Ruhe selbst, es herrscht eine angenehme Athomosphäre beim Arzt, was sollte man da clickern???
Sie hat einfach ANGST! Ich kann ihr die Angst nur durch meine Ruhe erträglich machen.

Gewöhnung ist das einzige was hilft. Viuelleicht hast du die Möglichkeit mal zum TA zu gehen und es passiert nix schlimmes.
LG Heike


18. Juni 2003 10:15

Hallo Sabrina,

Wohnst Du sehr weit entfernt von Deinem Tierarzt?

Ich bin auch Tierärztin, Besitzern von Hunden, die in sehr große Angst beim Tierarzt haben rate ich in der Regel, wenn irgend möglichst einfach so oft wie möglich kurz vorbeizuschaúen mit dem Hund (eine Dame die in direkter Nachbarschaft wohnt kommt z.B. zur Zeit täglich), den Hund da, wo ers noch halbwegs aushält kurz mit tollen Leckerchen vollzustopfen und dann wieder zu gehen (das kann anfangs noch vor der Praxistür sein). dann arbeiten sie sich immer weiter in "die Höhle des Löwen vor. Also wenn der Hund soweit ist, daß er gerne vor die Praxistür kommt, dann kommen die Leute irgendwann bis in den Eingangsbereich, füttern und gehn wieder, dann bis ins Wartezimmer, damm füttert auch mal meine Helferin an der Anmeldung, wenn irgend möglich komm ich später dann auch kurz ins Wartezimmer, geb dem Hund was tolles und verschwinde wieder usw., so arbeiten die Leute sich vor, bis dann kurz ins Sprechzimmer kommen und schließlich sogar kurz auf den Behandlungstisch (also der Hund ;-)).
Wichtig dabei ist, daß man, wenn der Hund auf einer bestimmten Distanz noch entspannt ist und seine Leckerchen frisst auch wirklich danach wieder geht und nicht versucht, "weils ja grade so gut klappt" den Hund in derselben Sitzung noch weiter reintzuziehen oder so.

Das funktioniert bei einigen sehr gut, natürlich auch nicht bei absolut allen. Die meisten gehören zwar dann niemels mehr zu den Hunden, die mich freudenstrahlend begrüßen wenn sie ins Sprechzimmer kommen, sind aber doch deutlich entspannter und schaukeln sich mit ihrer Angst vor allem nicht schon vor der Tür und im Wartezimmer so hoch. Glück ist, wenn diese Hunde wärend dieser Trainingsphase nicht tatsächlich unumgänglich eine Behandlung brauchen, wenn doch wirft einen das natürlich gewaltig zurück und man muß dann eben auch wieder einige Schritte einfacher anfangen. Jahre dauert das normalerweise nicht bis eine Verbesserung eintritt, wenn die Leute wirklich oft vorbeikommen, einige Wochen oder den ein oder anderen Monat allerdings schon.

Wenn eine Behandlung dann wirklich sein muß, ist es das beste, wie Heike auch schreibt, so ruhig wie möglich zu bleiben und gar nicht so sehr auf den Hunde einzugehen, also keinesfalls auf ihn einreden oder so. Auch ich rede nicht mit einem Hund der Angst zeigt wärend ich ihn untersuche. Womit ich allerdings gute Erfahrungen gemacht habe ist, mich wärend der Untersuchung und Behandlung quasi "über den Kopf des Hundes hinweg" locker mit dem Besitzer zu unterhalten in lockerem Plauderton, das wirkt auf einige Hunde deutlich entspannend.

Vielleicht kannst Du ja so was in der Art mal ausprobieren, ich wünsche Dir auf alle Fälle viel Erfolg.

Viele Grüße, Marina.

18. Juni 2003 16:32

Hallo Heike,

: Gewöhnung ist das einzige was hilft.

Oder ein Hund, der nie krank ist ... ;-)

Aber im Ernst: ich habe mich das auch immer wieder gefragt, ob man mit dem Hund Tierarztbesuche üben sollte. Man kann ja tatsächlich immer wieder mal hingehen, wenn gar nichts anliegt, dann hält man sich eine Weile dort auf, es gibt was zu Fressen etc.

Aber: in aller Regel funktioniert das nicht. Die Negativerlebnisse sitzen weitaus tiefer, als dass man sie mit oberflächlichen Konditionierungen erreichen könnte. Angst, evtl. augrunf vom Hund so erlebter traumatischer Ereignisse ist oft regelrecht in das psychische und physische Erleben "eingebrannt". Der Hund durchläuft im Grunde einen Automatismus, der bisweilen schon vom Anblick von der Tierarztpraxis ausgelöst wird.Man kann zwar je nach Fallgestaltung sicherlich einiges überdecken, den Hund auch ein wenig daran gewöhnen, diese Situationen besser zu ertragen. Wenn ein Hund aber wirklich Panik hat, dann sehe ich keinen Grund, ihn aus Übungszwecken regelmäßig dort hinzuschleifen und ihn diesen belastenden Momenten immer wieder auszusetzen.

Meine Hündin ist mir nach der Kastration bei eienm späteren Tierarztbesuch panisch aus dem auto quer über die Strasse davon gelaufen. Und sonst klebt sie an mir udn sucht bei jeder sie ängstigend Situation sofortige Zuflucht bei mir...

Viele Grüße,

andreas