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Hundezucht & Hundeaufzucht

Hundezucht ist eine verantwortungsvolle Aufgabe. Läufigkeit, Trächtigkeit, die richtige Wahl des Zuchtrüden, all das sind Fragen, die sich dabei stellen. Erfahrene Hundezüchter geben gerne Auskunft und verfügen über das notwendige Wissen rund um das Thema Hundezucht und Welpenaufzucht.  
Überzüchtet - komischer Begriff
02. September 2002 06:47

Guten Morgen Alex!

Ja, das trifft es sehr gut! Genauso habe ich auch diesen Begriff schon verwendet gehört. Wenn man den Begriff wörtlich nehmen würde, dann kann man auch sagen, dass mit den Hunden "zu viel" gezüchtet wird. Und das ist ja auch nicht damit gemeint. Zumindest von den meisten.

Und das ist für mich das schlimmste, wenn Leute mit dem Begriff rechtfertigen wollen, dass sie bei der Anschaffung Geld sparen wollten.... Sind dann oft auch noch ganz stolz, dass sie so g'scheit waren und nicht über Euro 1000,--, sondern nur Euro 200,-- für ein Golden-Welpen bezahlt haben.... Das kam auch aus der Tschechei und war ganze 5 Wochen alt... :-( Die Rechnung bekommen die Leute dann erst viel später präsentiert (wenn der Hund Pech hat).
Wenn man dann nachfragt (was ich dann immer tue), was sie denn mit überzüchtet meinen, wissen sie es meist selbst nicht... Aber sie verwenden den Begriff trotzdem bei jeder Gelegenheit.

Liebe Grüße
Karin + 3 Goldenmädels



02. September 2002 06:48

Hallo Jana!

Das mit "Unwort des Jahrtausends" ist gut! :-)

Bin ganz Deiner Meinung.

Liebe Grüße
Karin

02. September 2002 07:21

Hallo Karin,

"Übertypisierung" (= immer abfallendere Rückenlinie, immer kürzere Nasen, immer längere Haare, immer größere oder kleinere Hunde etc.) ist für mich nur eine Sache, die unter den Oberbegriff "Überzüchtung" fällt. Aber auch andere Sachen, die man nicht unbedingt auf den "Typ" eines Tieres beziehen kann, fallen für mich darunter. Also alles, bei dem man etwas "links liegen" läßt in der Zucht, was aber wichtig wäre.

Auffallend ist ja, daß der Begriff "Überzüchtung" dort erscheint, wo der "Nutzwert" des Hundes schwindet, der "zweckfreie" Hund gezüchtet wird. Man die Hunde um der Hunde willen züchtet und nicht um des Zweckes willen, den sie früher zu erfüllen hatte. Die Gewichtung in der Zucht erfolgt nicht mehr nach Gesundheit, Anspruchslosigkeit, Zweckmäßigkeit, sondern rein nach liebhaberischen Gesetzmäßigkeiten. Und die sind halt manchmal unsinnig... In meinen Augen sind sehr viele Hunde "verzüchtet" (= nach den falschen Zuchtzielen gezüchtet), ich kann aber mit dem Begriff "Überzüchtung" für diese Sache leben.

Viele Grüße

Antje

02. September 2002 07:42

Hallo Antje,

: ich finde den Begriff eigentlich zutreffend. "Über" kann man gleichsetzen mit "zu viel" und es bedeutet somit, daß züchterisch auf eine Sache zu viel Wert gelegt wird, wodurch eine (oder mehrere) andere vernachlässigt werden (Waagschalenprinzip).

: Man sollte nicht zu viel an bestehenden Begriffen herumnörgeln...........Wir kämen ja vor lauter "Konkretisieren" gar nicht mehr dazu, um uns um unsere Hunde zu kümmern...

*hmmm* es geht, wenn man grad wegen einer g´scheiten Erkältung zu Hause sitzt und zum Schreiben Zeit hat.............sad smiley(((

Das mit den Begriffen ist so eine Sache. Ich bin schon der Meinung, dass man diese öfter mal "konkretisieren" sollte, wie du es bezeichnest.
Irgendwo bei L.Wittgenstein steht sinngem., dass sich die meißten philosophischen Debatten erübrigen würden, wenn sich die Gelehrten vorher über eine eindeutige Verwendung der sprachlichen Begriffe einigen würden.

Auch hier reden wir immer wieder mal aneinander völlig vorbei und streiten uns sozusagen "um des Kaisers Bart", obwohl wir oft gar nicht verstehen, was der jeweilige Diskussionspartner unter einem "hundetechnischen Begriff" wirklich meint.

Als Beispiel, wenn man ,so wie du es dir vorstellst "über" als Ersatz für "viel" verwendest, und den Begriff "überzüchtet" im folgenden erklärst, kann ich damit gut leben.

Aber "zu viel" allein reicht ja wieder nicht aus, weil auch wenn es als Modeerscheinung einen Trend zu einer bestimmten Hunderassse gibt (und grad dann) besteht aus meiner Sicht IMMER auch ein Bedarf an GUTER Zucht derselbigen. Die Hunde fallen aber im allgemeinen auch immer wieder in das Raster des Attributes "zuviel", bzw. "überzüchtet".

Meine persönliche Definition von "überzüchtet" wäre z.B. eher, dass dies eine Entwicklung der Hundezucht bezeichnet, bei der langfristig Gesundheits-, oder Wesensbeeinträchtigungen durch Selektion in Richtung eines vom Menschen willkürlich erwünschten Erscheinungsbilds entstehen.

Aber auch diese Definition ist ziemlich willkürlich.

Schöne Grüsse Alex & Aris


02. September 2002 08:06

Hallo Alex,

es ist ja oft so, daß etwas nicht so ist wie es auf den ersten Blick jemandem, der keine Ahnung von der Materie hat, erscheint. Erklären muß man also eigentlich immer etwas, egal wie man es bezeichnet, und auch auf die kleinen, aber oftmals feinen Unterschiede (oder die größeren...) hinweisen. Wir hätten nix gewonnen, wenn wir die Sache anders benennen würden...


: Aber "zu viel" allein reicht ja wieder nicht aus, weil auch wenn es als
: Modeerscheinung einen Trend zu einer bestimmten Hunderassse gibt (und
: grad dann) besteht aus meiner Sicht IMMER auch ein Bedarf an GUTER
: Zucht derselbigen. Die Hunde fallen aber im allgemeinen auch immer
: wieder in das Raster des Attributes "zuviel", bzw. "überzüchtet".

Ja natürlich. Genau so wie der meschuggene Manta-Fahrer, der böse Kampfhund, die dusselige Blondine etc. Es gibt Akademiker, die Manta aus Liebe zu dem Auto fahren, Kampfhunde, die jeden Tag ausschließlich gegen ihr Übergewicht kämpfen, und hochintelligente Blondinen, selbst wenn sie manchmal sogar noch Frisösen sind... Genau so gibt es Rassen, bei deren Züchtung generell etwas schief gelaufen ist, und trotzdem gibt es auch innerhalb dieser Rasse Züchter, die nicht mit dem Strom schwimmen und, allen unkenrufen zum Trotz, gute Hunde züchten, die nicht "überzüchtet" sind. Verallgemeinerungen treffen also nicht nur diverse Hunderassen, sondern fast jeden von uns manchmal. Damit muß man einfach leben...


: Meine persönliche Definition von "überzüchtet" wäre z.B. eher, dass
: dies eine Entwicklung der Hundezucht bezeichnet, bei der langfristig
: Gesundheits-, oder Wesensbeeinträchtigungen durch Selektion in Richtung
: eines vom Menschen willkürlich erwünschten Erscheinungsbilds entstehen.
:
: Aber auch diese Definition ist ziemlich willkürlich.

Ich finde, sie gehört in den Begriff "Überzüchtung" mit hinein. Nicht nur einzelne Züchter vergaloppieren sich manchmal in ihren Zuchtzielen, auch ganze Zuchtverbände bleiben davor nicht verschont. Im aktuellen "Schäferhund-Magazin" ist darüber ein treffender Bericht über die Situation der Dobermannzucht in den USA. Ich denke, wenn man Glück haben muß, um überhaupt noch einen gesunden Hund einer Rasse zu erwischen, wenn der Großteil der Rasse das 5. Lebensjahr nur noch unter medikamentöser Dauerbehandlung überlebt, dann kann man getrost von "Überzüchtung" sprechen.

Viele Grüße

Antje

04. September 2002 20:28

Hallo Jana!
: da stimme ich dir voll und ganz zu. Ich habe dieses "überzüchtet" schon zum Unwort des Jahrhunderts auserkoren. Doch leider scheint es auch im neuen Jahrtausend nicht auszurotten zu sein. Es ist einfach unwissenschaftlich, umso mehr erschütterte es mich, dieses Unwort auch im neuen Buch von Wachtel gelesen zu haben (sein erstes Buch "Hundezucht 2000" ist wohl jedem Züchter ein Begriff).

Wie heißt denn sein neues Buch?

Gruß....Susan