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Dobermann ja oder nein?

geschrieben von Ulli(YCH) 
Dobermann ja oder nein?
15. November 2002 13:22


Hallo,
eine befreundete Familie möchte sich einen Dobermann anschaffen (Welpen), die Reaktionen – auch meine – sind darauf recht unterschiedlich. Daher möchte ich euch die äußeren Umstände darlegen und objektive Meinungen diesbezüglich hören.
Vorab: ich bin mit Hunden (Schäferhunden) aufgewachsen, war nie „hundelos“ habe aber mit Dobermännern bisher nicht viel zu tun gehabt.

Also, die Eckdaten:
- Die Frau hat bisher keine Erfahrung mit Hunden.
- Der Mann hatte als Kind Kontakt zu einem Hund bei seinem Onkel, den er wohl ab und an besucht hat.
- Eine Tochter (11 Jahre) hat bei mir regelmäßig Kontakt zu meinem Hund (Goldenhündin).
- Die andere Tochter (2,5 Jahre alt) bisher wenig Kontakt zu Hunden.

- Die Familie möchte eine Dobermannhündin, weil sie die Rasse vom Aussehen so toll finden.
- Eigenes Haus und Garten ist vorhanden.
- Die Frau erscheint mir bei der Kindererziehung etwas inkonsequent, Mann arbeitet außer Hause.

Mein bescheidenes Wissen (oder Nicht-Wissen) bzgl. Dobermännern:
- Niedrigere Reizschwelle als der Durchschnitt anderer Hunderassen,
- „Ein-Mann-Hunde“,
- es treten nervöse Exemplare auf, die empfindlich gegenüber Lärm und Hektik sind,
- Wach- und Schutzhunde,
- Benötigen viel Bewegung und Beschäftigung um ausgeglichen zu sein,
- benötigen eine sehr konsequente Erziehung,
- sind sehr sensibel.

Die Familie hat sich mit einem Hundeausbilder vor Ort unterhalten, der ihnen gesagt hat, dass der Dobermann später auf jeden Fall auch die Schutzhundeprüfung absolvieren sollte. Im Gegensatz davon wurde meinen Eltern bei den Schäferhunden davon abgeraten (unsere Hunde absolvierten nur die Begleithundeprüfungen etc.) da die Beisshemmung dadurch abgebaut werden könnte.

So, was haltet ihr als Dobermann-Kenner von der Konstellation.. bin ich von Vorurteilen bzw. meiner Rasse-Unkenntnis derart beeinflusst dass meine Sorge völlig unbegründet ist? Ich habe mit Sicherheits nichts gegen diese Hunderasse, aber mir erscheinen die Umstände nicht so glücklich...




15. November 2002 19:59

Hallo Ulli!

Also, grundsätzlich würde ich sagen: nein.

Denn,

1. "- Die Frau hat bisher keine Erfahrung mit Hunden."
2. "- Die Frau erscheint mir bei der Kindererziehung etwas inkonsequent"
3. "Mann arbeitet außer Hause"
4. "- Die Familie möchte eine Dobermannhündin, weil sie die Rasse vom Aussehen so toll finden."

Ich denke das beantwortet sich von selbst! winking smiley

Ich fand und finde Dobermänner auch immer sehr toll, es waren Hunde die von mir favorisiert wurden. Aber heute würde ich mir nicht einmal zutrauen einen solchen hund zu erziehen geschweigedenn auszubilden.
Ich habe so einige Exemplare kennengelernt, und eins haben sie alle gemeinsam: sie sind sehr sensibel und brauchen eine unheimlich konsequente hand. Man braucht ein riesen Einfühlungsvermögen, die Hunde vertragen keinerlei Härte (und damit meine ich auch schon das pure anschreien), klappen sofort weg bei sowas. Man muss umdenken bei so einem Hund und es darf kaum ein Ausrutscher passieren.
Also in meinen Augen gehört der Doberman genausowenig in Anfängerhände wie ein Hirtenhund in die Großstadt.
Die Kontakte die die familie bis jetzt mit Hunden hatte sind schön und gut, ob sie ausreichen kann ich nicht beurteilen. Probleme gibt es genug mit den Hunden, siehe den Thread "Dobermann und Kind - help" in der Rubrik Erziehung und soziales.
Klar, das kann auch mit anderen Hunden passieren, aber ein Doberman ist ein grosser Hund, der eine menge kraft entwickeln kann. Geht da mal was daneben, dann geht es auch richtig daneben.
Eher würde ich den Leuten raten sich einen Bullterrier zu holen, als einen Doberman!
Und allein so einen Hund haben zu wollen, weil er so toll aussieht ist ja wohl auch kein Grund.
Haus und Garten ist schön und gut, aber ist dabei auch garantiert, dass der Hund min. 2 Stunden täglich RAUSkommt, und zwar nicht in den Garten und auch geistig ausgelastet wird?
Dobermänner sind keine Hunde die den Tag gern verschlafen, die brauchen Action und Denkarbeit.
Es ist natürlich auch quatsch dass der Dobi auf VPG ausgebildet werden mus. ich kenne keine einzige rasse die das MUSS.
Also wenn ein trainer sowas sagt kann man ihn m.E. in der Pfeife rauchen.

FÜr alles was ich sage gilt: Ausnahmen bestätigen die Regel. winking smiley

Fazit: Haben die Leute genug Ausdauer, Geld und Geduld um sich im VORNHEREIN etliche Bücher zur Hundeerziehung und zum Doberman zu kaufen/leihen und durchzuarbeiten, haben die Leute genug Einfühlungsvermögen, Konsequenz und Liebe um mit soeinem Tier klarzukommen, haben sie genug ZEIT um sich viele Züchter anzuschauen, dann kann es gut gehen. Ansonsten würde ich von der Rasse abraten.

Hier ein paar mir bekannte Beispiele:

1. mein heissgeliebtes Lieblingsbeispiel: der nachbarsdobermann.
EIn Seelenkrüppel, wie man ihn sich (nicht) wünscht. Frauchen inkonsequent, Hund bekommt alles was er will, alles wird durchgelassen. Herrchen kloppt auch schonmal drauf.
Die waren auf einem Platz, der Hund wurde mit Stachel ausgebildet. Er mochte am ende nicht mehr auf den Platz gehen, hat total die Scheu davor.
Er ist Leinenaggressiv, wird an der Flexileine + Stachelhalsband ausgeführt. Er setzt sich über alles hinweg, was Frauchen sagt, er hört draussen überhaupt nicht, hat mehr angst vor allem als Vaterlandsliebe, was mal in einen Angstbeisser ausarten wird.
Der Hund kommt aus Polen aus einer produktionsfirma, hat 150 Mark gekostet, ist rundumamputiert, aber ein Gehirn fehlt ihm auch, denn sonst ist er recht lieb und hat noch nie einen Menschen geBISSEN. trauen tue ich ihm aber auch nicht, würde ich auch nie.

2. Ein dobi auf dem Hundeplatz. Ein toller Hund. Besitzerin ist mit Hunden aufgewachsen, ist auch anscheinend sehr belesen, denn sie hat ahnung. Der hund war zeitweise ein echtes monster. Bei der Unterordnung ist er aus der platzübung beim abrufen immer aufgesprungen, auf frauchen zugelaufen, dann abgedreht und hat das weite gesucht. Immer und immer wieder. Sie hat es mit einer engelsgeduld immer weiter versucht, mittlerweile hat ers drauf. Er ist Radfahrer und Jogger angegangen usw. Frauchen hatte es wirklich nicht leicht mit ihm, obwohl sie nichts falsch gemacht hat.
Sie hat Monate gebraucht um ihn wieder hinzukriegen. Ich bewundere sie, denn sie hat nie geschrien. Und das war ihr Glück.

3. Anderer Dobi auf dem Platz. Ein toller hund, aber ein Monster.
Nach aussen hin ist er furchtbar lieb, aber zuhause ist er der Herr. Obwohl Frauchen superdominant ist. Die akzeptiert er auch als Alpha. Nur gibt es folgendes Problem: er geht den Ehemann an, und wenn er mit ihm fertig ist, dann werden wahrscheinlich die kinder genommen. Und das finde ich zu gefährlich.
Sie haben auch vieles von anfang an richtig gemacht, Futter durfte von jedem weggenommen werden, Familie ging immer zuerst aus der Tür.
Klar, es muss irgendwo eine schwachstelle gegeben haben, aber wenn wir die wüssten, hätten wir das dominanzproblem mit dem hund nicht.
Und bei uns zuhause gibt es bestimmt auch schwachstellen, aber mein Hund nutzt sie nicht aus. Das ist der feine Unterschied.

Also, das sind so die Dobis die ich kenne. Ich könnte keinen davon an eine Familie empfehlen, aber wiegesagt, ausnahmen...

Lieben gruss, Tina + Fume



16. November 2002 08:39

Hallo, möchte auch was dazuschreiben, ich kenne eine Familie (Ehepaar, zwei mittlere Kinder) die hatten einen Dobermann der war so ein typischer Einman(-frau)hund. Der Hunde wurde m.E. von Anfang an gut erzogen, war in einer guten Hundeschule, wurde von allen in der Familie mit Liebe aber Konsequenz behandelt und hat trotzdem alles nichts genützt, der Hund hat sich sehr eng an die Frau dieser Familie angeschlossen, hat die anderen Familienmitglieder NICHT mehr akzeptiert, hat dann im Alter von 2 Jahren begonnen, die Frau gegen die anderen Familienmitglieder zu verteidigen. Das führte soweit, dass er niemanden aus der Familie mehr ins Haus liess, ausser die Frau. Hat die anderen Familienmitglieder richtig aggressiv bedroht und hätte auch gebissen. In solchen Situationen akzeptierte er auch Gegenmassnahmen (Unterordnung) der Frau nicht mehr. Der Hund musste schlussendlich umplaziert werden zu einer Einzelperson. Es war schwierig für diesen vorbelasteten Hund ein neues Zuhause zu finden, war noch eine Zeilang im Tierheim. Nun ist er bei einem Einzelplatz, dort geht es gut, aber Besuch mag er gar nicht. Ein Dobermann ist m.E. KEIN Familienhund. Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel, aber im Grossen und Ganzen trifft es wohl schon zu.
Gruss Conny


16. November 2002 21:57

Hallo Uli,

wir haben selber eine Dobermannhündin jetzt 19 Monate. Wir haben sie mit 5,5 Monaten übernommen. Ich kenne mitlerweile auch einige Dobermänner. Ein Dobermann kann durchaus ein Familienhund sein. Dobermänner die ich kenne sind alle ausgesprochen kinderlieb und haben ein einwandfreies Sozialverhalten.

Dobermänner brauchen eine konsequente Hand aber keine harte Hand, denn sie sind Sensibslchen. Als Welpen brauche sie viel kontakt zu anderen Hunden, damit sie das Sozialverhalten erlernen. Garten alleine reicht nicht. Sie brauchen 2 Stunden beschäftigung am Tag. Entweder Fahrradfahren, joggen oder Spielen und balgen mit anderen Hunden. Wir wechseln ab. Ein Hund anzuschaffen, weil man sie toll vom Aussehen her findet, darf nicht der alleinige Grund sein.

Dobermänner sind keine nur ein-Mann-Hunde. Bestes Beispiel ist unsere. Sie hängt an uns beiden und gehorcht uns beiden gleich gut. Dobermänner sind wachsam, sie bewachen das Haus und das Auto und schlagen bei fremden Geräuschen sofort an, d.h nicht das sie notrische beller sind. Meine bellt nur um mir anuzeigen, es ist irgendwas fremdes ums Haus herum.

Niedrigere Reizschwelle kann ich eigentlich verneinen. Meine Hündin droht erstmal ausreichend bevor sie irgendetwas tut. Andere Hunde werden erstmal zurechtgewissen durch zwicken in die Rippen. Menschen werden angeknurrt. Mehr habe ich bis jetzt nicht zugelassen. Ich betone aber ausdrücklich, das die Situationen so waren, das es gerechtfertigt war, wie meine Hündin reagiert hat.

Empfindlich gegen Lärm ist meine Hündin überhaupt nicht. An Silvester hat sie Knallerei überhaupt nicht interessiert. Auch sonst ist sie gegenüber Lärm nicht schreckhaft.

Ein Dobermann muss keine Schutzhundprüfung absolvieren. Ich halte es sogar für grundverkehrt mit einem Dobermann überhaupt eine Schutzhundprüfung abzulegen, weil sie sensibel sind.

Ich kann dir folgende Internetseiten empfehlen www.dobermann-hilfe.de.

Das Ehepaar Zahn berät gerne Leute die sich für die Rasse Dobermann interessieren. Sie tun dies sehr fachkundig und einfühlsam. Auf dieser Seite siehtb man auch Dobermmänner die in Familien mit Kindern leben und die Bericht der Besitzer. Um sich etwas allgemeiner zu informieren wäre noch die Seite [www.der-dobermann.de] sehr gut geeignet.

Viele Grüße Dorothee

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: Die Familie hat sich mit einem Hundeausbilder vor Ort unterhalten, der ihnen gesagt hat, dass der Dobermann später auf jeden Fall auch die Schutzhundeprüfung absolvieren sollte. Im Gegensatz davon wurde meinen Eltern bei den Schäferhunden davon abgeraten (unsere Hunde absolvierten nur die Begleithundeprüfungen etc.) da die Beisshemmung dadurch abgebaut werden könnte.
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: So, was haltet ihr als Dobermann-Kenner von der Konstellation.. bin ich von Vorurteilen bzw. meiner Rasse-Unkenntnis derart beeinflusst dass meine Sorge völlig unbegründet ist? Ich habe mit Sicherheits nichts gegen diese Hunderasse, aber mir erscheinen die Umstände nicht so glücklich...
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16. November 2002 22:18

Hallo Ulli,

ich habe nunmehr seit über einem Jahr einen 2-j. Dobermannrüden und kann nur bestätigen, daß es kein Anfängerhund ist. Ich kann das vorher gesagte insofern bestätigen, als daß sie anschreien und harte Maßnahmen überhaupt nicht schätzen, dann wird die Vertrauensfrage ihrerseits gestellt. Schon allein das Kettenrasseln einer Wurfkette ist ausreichend, um ihn im Zaum zu halten, werfen muß ich in den allerwenigsten Fällen. Meiner Erfahrung nach ist der Dobermann ein prima Familienhund, wenn man ihn in seine entsprechenden Schranken weist und ihn mit liebevoller Konsequenz erzieht. Der Tip mit der Dobermann-Hilfe ist auf jeden Fall sinnvoll, Frau Zahn ist wirklich eine sehr nette, hilfsbereite Frau, die auch auf die Schwierigkeiten mit dieser Rasse aufmerksam macht. Es gibt natürlich immer wieder so sensible und leichtführige Vertreter älteren Datums, die auch für einen Anfänger geeignet sind. Von einem Welpen würde ich allerdings aus verschiedenen Gründen abraten.

Und eines darf wirklich nicht außer acht gelassen werden, Dobis brauchen eine Menge Bewegung und mindestens so viele Kuscheleinheiten. Zeit und Zuwendung sind das A und O.

Im übrigen besteht meine Familie zur Zeit aus Mann und einem Kind, das zweite ist unterwegs und diesem Umstand sehe ich recht gelassen entgegen, da er der Familie absolut ergeben ist.

Viele Grüße
Micky und Duffy

19. November 2002 21:07

: So, was haltet ihr als Dobermann-Kenner von der Konstellation.. bin ich von Vorurteilen bzw. meiner Rasse-Unkenntnis derart beeinflusst dass meine Sorge völlig unbegründet ist?

Ja!

Allerdings würde ich den Leuten empfehlen einen Hundeverein zu besuchen. Auch schon vor dem Welpenkauf, um sich dort vor Ort genauer zu informieren.