Habt ihr auch gestern Stern TV geguckt?
30. Oktober 2009 20:03
Hallo,

ich denke mal, in der Sendung wussten die Herrchen/Frauchen das ja und dadurch ist nicht emotional etwas passiert. Hunde nehmen ernste Situationen auch über die Nase auf. Mein Sciuba wusste immer, wenn ich meine Migräne hatte und wenn es mir so richtig 'dreckig' ging, dann hat er sich auch vor die Badezimmertür gelegt und gewartet bis meine 'Reierei' zuende war. Mein Kater ist ähnlich: ich habe vor 4 Tagen am Telefon erfahren, dass meine Freundin gestorben ist - meine Reaktion war dementsprechend. Mein Kater ist sofort zu mir geflitzt und hat sich - also ich heulend aufs Feld raus lief - an mein Bein geklebt, ist den ganzen Tag nicht von meiner Seite gewichen. Tiere merken sehr wohl, dass etwas nicht stimmt und reagieren auch drauf. Aber: es muss ein echtes Gefühl einher gehen. Also die entsprechenden Gerüche ausgeströmt werden. Ich denke, dass es sonst 'nicht klappt'.

Liebe Grüße

Heidi
Gestern Stern TV geguckt? - Reaktion Hund & bedrohliche Situationen
31. Oktober 2009 07:02
Hallo,

Ja, ich habe die Sendung auch gesehen und mit Spannung verfolgt. Ich hatte das Gefühl, die Aufnahmen seien authentisch, genauso wie die Reaktionen der Hunde auch. Hunde sind keine besseren Menschen - woher sollen sie wissen was wir von ihnen erwarten?

Ihr ganzes Leben lang versuchen wir sie an uns zu binden. Ein verantwortungsvoller Hundehalter zeigt seinem Hund in jeder Situation, dass er Herr der Lage ist und seinen Hund schützen und unterstützen kann. Er Hund soll sich stets auf uns verlassen und um "Rat fragen". Wir sind diejenigen, die die Richtung vorgeben, die ihn führen. Eigenverantwortliches Handeln ist menschlich und nicht hündisch. Agiert der Hund zu frei und zu unabhängig von uns, wird er korrigiert - das ist auch in Ordnung so.

Jetzt aber, wo sein Besitzer ausser Gefecht gesetzt wird, soll der Hund plötzlich diese Verhaltensweisen zeigen, die wir ihm so lange und mühevoll verboten haben? Jetzt, wo der "Chef" am Boden liegt, soll der Hund merken, dass er plötzlich zu Fremden hingehen soll, sie belästigen und anbellen soll? Das dürfen und können wir von einem Hund nicht erwarten.

Dass wir Menschen ab und an zu merkwürdigem Verhalten neigen, hat jeder Hund gemerkt. Weshalb soll er sich jetzt aufregen, wenn der Mensch sich eben mal kurz hinlegt? Schliesslich tut er das an Stränden, in Parks, im Garten auch immer wieder in einer für den Hund völlig unvorher- und unerklärbaren Art und Weise. Dass da von oben eine Gummimauer fiel, ist in dem Moment für den Hund völlig unwichtig. Wenn man die Hunde genau beobachtet hat, waren sie in dem Augeblick, in dem die Mauer fiel, so stark mit sich selbst beschäftigt, dass sie sich nicht noch zusätzlich auf jemand anderes konzentrieren konnten. Selbstverständlich wichen sie erst mal selber aus und die erste Reaktion war bei allen die Untersuchung der da herabgefallenen Gegenstände. Wie es dem Mensch in der Situation gerade ging, konnten die Hunde schlichtweg nicht nachvollziehen - sie können sich nur gerade auf eine Sache konzentrieren, und das waren logischerweise in diesem Moment sie selbst.

Danach gingen die meisten Hunde zu ihren Besitzern und legten sich zu ihnen hin. Das ist genau, was ein Hund mit einer guten Bindung tun würde. Bedenklich fand ich in dieser Situation eher den Collierüden, der sich auf und davon machte. In meinen Augen tat der allerdings alles andere als "auf die Suche nach Hilfe" zu gehen, wie sein Frauen zu hoffen glaubte. Hunde sind keine Primaten, die sich "Hilfe" und "Unterstützung" holen, sie bilden bekanntlich mehr oder weniger lose Rudel (es sind KEINE Wölfe!), die sich aber nur bedingt unterstützen. Grundsätzlich weiss ein Hund, dass er auf sich selbst angewiesen ist - insbesondere in Begleitung eines Menschen.

Interessiert hätte mich allerdings, was passiert wäre nach diesen 5 Minuten. Ich halte es für äusserst unwahrscheinlich, dass Hunde, die sich zufällig als Retter hervorgetan haben, bereits in den ersten 5 Minuten "Alarm schlugen". Was passiert, wenn den Hunden dann langweilig geworden wäre? Was, wenn sie realisiert hätten, dass der Mensch da nicht mehr so schnell aufsteht? Was, wenn die "Opfer" tatsächlich nicht mit dem Hund gesprochen hätten? Deutlich hat man auch beim Rettungshund gesehen, dass er keinen blassen Dunst von der Absicht seiner Besitzerin hatte und einfach brav die gelernten Kommandi ausführte. Er ist ja kein Retter per se, sondern "nur" ein gut ausgebildeter und erzogener Hund. Leben retten kann allerdings auch er nur, wenn seine Bezugsperson ihn führt und anweist.

Sicher ist jedenfalls, dass das Experiment viel zu denken gegeben hat. Schade nur, dass manche Leute sich dieser Denkleistung entziehen mit dem Argument "mein Hund würde das ganz anders machen".


Gruss,

Mortisha

31. Oktober 2009 07:07
Hi,
also die Sendung habe ich nicht gesehen,aber ich denke dennoch, dass sie nicht die Wirklichkeit wiedergespiegelt hat. Wie schon einige vor mir schrieben, so bin ich mir sicher, dass die Hunde fühlten das Herrchen / Frauchen nicht wirklich in Gefahr waren. Sicher nicht in jedem Hund steckt ein Lebensretter,aber dennoch sind Hunde Rudeltiere und wenn deren Leittier ( Herrchen/ Frauchen) etwas zustöst werden sie schon Reaktionen zeigen.
Mille z.B. merk immer schon viel früher als ich wenn meine Tochter krank ist oder zu nah an einer Gefahrenquelle ist.
LG Franzi

31. Oktober 2009 09:05
Hallo Mortisha,

bin da nicht so wirklich einverstanden mit dem, was du sagst, weil es nicht auf alle Hunde passt. Hirtenhunde sind zum Beispiel genauso wie Hütehunde Tiere, die alleine denken müssen, weil sie Wochenlang mit den Herden alleine sind. Das liegt auch noch in Hunden, die nicht darauf trainiert wurden. Und es gibt auch bestimmt Hundehalter, die ihrem Hund diese Freiheit ohne Probleme überlassen. Das ultimative Wort hat bestimmt der Leitwolf/Herrchen, aber wenn etwas mit ihm ist, dann merkt der Hund sofort, da ist was faul. Und er reagiert dementsprechend. Aber nur einfach so umfallen, das reicht eben nicht.

Liebe Grüße

Heidi

31. Oktober 2009 10:05
Stimmt - so lange eine Situation nicht wirklich echt ist hätten meine Nasen auch nicht reagiert. Wenn es echt gewesen wäre gehe ich davon aus das mein Tylor (vor vielen Jahren verstorben) alles gebissen hätte was in meine Nähe gekommen wäre - Rettung praktisch ausgeschlossen außer man setzt ihn außer Gefecht. Bess und Sent wären in meiner Nähe geblieben - wobei Bess vermutlich die Gelegenheit genutzt und alles gefressen hätte was in erreichbarer Nähe hatte finden können. Sent wäre wohl in meiner Nähe (idealerweise direkt an mir dran) zu Boden gegangen und hätte friedlich geschnarcht und drauf gewartet das wir weitergehen. Romeo wäre auch geblieben - Julia auf die Jagd gegangen weil ich nicht meckere. Jeder Hund hätte ein wenig anders reagiert - wobei ein paar davon nach einer gwissen Zeit vermutlich aus Gewohnheit nach Hause geschlurcht wären - da wären sie dann eingesammelt worden und man wäre drauf gekommen das etwas sein muss. Pferde laufen meist auch nach Hause....obwohl, ein paar von meinen würden sich nicht weit von mir entfernen (hatten wir schon nach einem Sturz - ohne dessen Zuverlässigkeit hätte es wohl verflixt lange gedauert bis man mich gefunden hätte - blieb bis ich es irgendwie geschafft hab wieder draufzukommen und sogar mal ruhig stehen - dann wie üblich wenn ich nix sage nach Hause Futter fassen) aber das mehr aus Gewohnheit beim Herdenchef zu bleiben als aus sonstigen Gründen. Ein Tier kann mehr als viele denken, aber oft auch weniger als viele ihnen andichten wollen. Wer ihre Verhaltsweisen kennt und sie gut behandelt kann viel von ihnen erwarten aber manche Dinge eben nicht smiling smiley

31. Oktober 2009 12:29
Hallo Heidi

bin da nicht so wirklich einverstanden mit dem, was du sagst, weil es nicht auf alle Hunde passt. Hirtenhunde sind zum Beispiel genauso wie Hütehunde Tiere, die alleine denken müssen, weil sie Wochenlang mit den Herden alleine sind.

Heidi, das hat mit "denken" im menschlichen Sinne aber rein gar nichts zu tun. Was sollen diese Hunde aus gross zu denken haben? Eine hohe Arbeitsintelligenz brauchen sie jedenfalls bei ihrer Aufgabe nicht - das bewiesen auch die Coren-Tests. Die sind zwar schon etwas antiquiert und oft missverstanden worden, hier können sie uns aber gute Indizien liefern.

Was muss ein Hirtenhund denn schon leisten? Aufpassen liegt in seiner Natur, mit einer Denkleistung hat das nichts zu tun. Ansonsten wandert er mit der Herde mit - muss dennoch vom Schäfer gefüttert werden, das Futter findet er ja auch nicht alleine. Das soll er ja aber auch gar nicht. Die Funktion eines Hirtenhundes ist vor allem zu drohen und Präsenz zu markieren, echte Kämpfe mit Wölfen oder eher wildernden Hunden sind äusserst selten, wie Coppingers und andere nachgewiesen haben.

Das liegt auch noch in Hunden, die nicht darauf trainiert wurden. Und es gibt auch bestimmt Hundehalter, die ihrem Hund diese Freiheit ohne Probleme überlassen. Das ultimative Wort hat bestimmt der Leitwolf/Herrchen, aber wenn etwas mit ihm ist, dann merkt der Hund sofort, da ist was faul. Und er reagiert dementsprechend. Aber nur einfach so umfallen, das reicht eben nicht.


Eben - einen Hirtenhund "trainiert" man in dem Sinne auch nicht, man prägt ihn, das ist alles. Prägung ist keineswegs mit Training zu verwechseln. Heidi, es geht hier auch gar nicht um Freiheit, sondern um das, was der Hund eben dann tut, wenn ihm ausnahmsweise einmal keiner sagt, was zu tun ist. Wir interpretieren oft Dinge in unsere Tiere hinein, das liegt in der Natur des Menschen. Wir sollten allerdings versuchen öfters über unseren Tellerrand hinauszuschauen um zu sehen, was wirklich dahinter liegt und nicht, was wir und wünschen, dass dahinter läge.

Interessant an dem Experiment finde ich besonders, dass es manchen Hundehalter vielleicht dazu anregt, seine Annahmen zu überdenken und selbst auszuprobieren, was der Hund tut, wenns Herrchen plötzlich regungslos auf dem Boden liegt.

Gruss,

Mortisha