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Eine Hundegeschichte zum Nachdenken!

geschrieben von Kerstin15 
Eine Hundegeschichte zum Nachdenken!
07. November 2009 20:27
Als ich noch ein Welpe war, unterhielt ich Dich mit meinen Possen und brachte Dich zum Lachen. Du nanntest mich Dein Kind, und trotz einer Anzahl durchgekauter Schuhe und so manchem abgeschlachteten Sofakissen wurde ich Dein bester Freund. Immer wenn ich "böse" war, erhobst Du Deinen Finger und fragtest mich "Wie konntest Du nur?" - aber dann gabst Du nach und drehtest mich auf den Rücken, um mir den Bauch zu kraulen.

Mit meiner Stubenreinheit dauerte es ein bisschen länger als erwartet, denn Du warst furchtbar beschäftigt, aber zusammen bekamen wir das in den Griff. Ich erinnere mich an jene Nächte, in denen ich mich im Bett an Dich kuschelte und Du mir Deine Geheimnisse und Träume anvertrautest, und ich glaubte, das Leben könnte nicht schöner sein. Gemeinsam machten wir lange Spaziergänge im Park, drehten Runden mit dem Auto, holten uns Eis (ich bekam immer nur die Waffel, denn "Eiskrem ist schlecht für Hunde", sagtest Du), und ich döste stundenlang in der Sonne, während ich auf Deine abendliche Rückkehr wartete.

Allmählich fingst Du an, mehr Zeit mit Arbeit und Deiner Karriere zu verbringen - und auch damit, Dir einen menschlichen Gefährten zu suchen. Ich wartete geduldig auf Dich, tröstete Dich über Liebeskummer und Enttäuschungen hinweg, tadelte Dich niemals wegen schlechter Entscheidungen und überschlug mich vor Freude, wenn Du heimkamst und als Du Dich verliebtest.

Sie, jetzt Deine Frau, ist kein "Hundemensch" - trotzdem hieß ich sie in unserem Heim willkommen, versuchte ihr meine Zuneigung zu zeigen und gehorchte ihr. Ich war glücklich, weil Du glücklich warst. Dann kamen die Menschenbabies, und ich teilte Deine Aufregung darüber. Ich war fasziniert von ihrer rosa Haut und ihrem Geruch und wollte sie genauso bemuttern. Nur dass Du und Deine Frau Angst hattet, ich könnte ihnen wehtun, und so verbrachte ich die meiste Zeit verbannt in einem anderen Zimmer oder in meiner Hütte. Oh, wie sehr wollte auch ich sie lieben, aber ich wurde zu einem "Gefangenen der Liebe".

Als sie aber grösser waren, wurde ich ihr Freund. Sie krallten sich in meinem Fell fest, zogen sich daran hoch auf wackligen Beinchen, pieksten ihre Finger in meine Augen, inspizierten meine Ohren und gaben mir Küsse auf die Nase. Ich liebte alles an ihnen und ihre Berührung - denn Deine Berührung war jetzt so selten geworden - und ich hätte sie mit meinem Leben verteidigt, wenn es nötig gewesen wäre.

Ich kroch heimlich in ihre Betten, hörte ihren Sorgen und Träumen zu, und gemeinsam warteten wir auf das Geräusch Deines Wagens in der Auffahrt. Es gab einmal eine Zeit, da zogst Du auf die Frage, ob Du einen Hund hättest, ein Foto von mir aus der Brieftasche und erzähltest Geschichten über mich. In den letzten Jahren hast Du nur noch mit "Ja" geantwortet und das Thema gewechselt. Ich hatte mich von "Deinem Hund" in "nur einen Hund" verwandelt, und jede Ausgabe für mich wurde Dir zum Dorn im Auge.

Jetzt hast Du eine neue Berufsmöglichkeit in einer anderen Stadt, und Du und sie werdet in eine Wohnung ziehen, in der Haustiere nicht gestattet sind. Du hast die richtige Wahl für "Deine" Familie getroffen, aber es gab einmal eine Zeit, da war ich Deine einzige Familie.

Ich freute mich über die Autofahrt, bis wir am Tierheim ankamen. Es roch nach Hunden und Katzen, nach Angst, nach Hoffnungslosigkeit. Du fülltest die Formulare aus und sagtest "Ich weiss, Sie werden ein gutes Zuhause für sie finden". Mit einem Achselzucken warfen sie Dir einen gequälten Blick zu. Sie wissen, was einen Hund oder eine Katze in "mittleren" Jahren erwartet - auch mit "Stammbaum". Du musstest Deinem Sohn jeden Finger einzeln vom Halsband lösen, als er schrie "Nein, Papa, bitte! Sie dürfen mir meinen Hund nicht wegnehmen!" Und ich machte mir Sorgen um ihn und um die Lektionen, die Du ihm gerade beigebracht hattest: über Freundschaft und Loyalität, über Liebe und Verantwortung, und über Respekt vor allem Leben. Zum Abschied hast Du mir den Kopf getätschelt, meine Augen vermieden und höflich auf das Halsband und die Leine verzichtet. Du hattest einen Termin einzuhalten, und nun habe ich auch einen.

Nachdem Du fort warst, sagten die beiden netten Damen, Du hättest wahrscheinlich schon seit Monaten von dem bevorstehenden Umzug gewusst und nichts unternommen, um ein gutes Zuhause für mich zu finden. Sie schüttelten den Kopf und fragten "Wie konntest Du nur?".

Sie kümmern sich um uns hier im Tierheim so gut es eben geht. Natürlich werden wir gefüttert, aber ich habe meinen Appetit schon vor Tagen verloren. Anfangs rannte ich immer vor ans Gitter, sobald jemand an meinen Käfig kam, in der Hoffnung, das seiest Du - dass Du Deine Meinung geändert hättest - dass all dies nur ein schlimmer Traum gewesen sei... oder ich hoffte, dass es zumindest jemand wäre, der Interesse an mir hätte und mich retten könnte. Als ich einsah, dass ich nichts aufzubieten hatte gegen das vergnügte Um-Aufmerksamkeit-Heischen unbeschwerter Welpen, ahnungslos gegenüber ihrem eigenen Schicksal, zog ich mich in eine ferne Ecke zurück und wartete.

Ich hörte ihre Schritte als sie am Ende des Tages kam, um mich zu holen, und trottete hinter ihr her den Gang entlang zu einem abgelegenen Raum. Ein angenehm ruhiger Raum. Sie hob mich auf den Tisch und kraulte meine Ohren und sagte mir, es sei alles in Ordnung. Mein Herz pochte vor Aufregung, was jetzt wohl geschehen würde, aber da war auch ein Gefühl der Erleichterung. Für den Gefangenen der Liebe war die Zeit abgelaufen. Meiner Natur gemäss war ich aber eher um sie besorgt. Ihre Aufgabe lastet schwer auf ihr, und das fühlte ich, genauso wie ich jede Deiner Stimmungen erfühlen konnte.

Behutsam legte sie den Stauschlauch an meiner Vorderpfote an, während eine Träne über ihre Wange floss. Ich leckte ihre Hand, um sie zu trösten, genauso wie ich Dich vor vielen Jahren getröstet hatte. Mit geübtem Griff führte sie die Nadel in meine Vene ein. Als ich den Einstich fühlte und spürte, wie die kühle Flüssigkeit durch meinen Körper lief, wurde ich schläfrig und legte mich hin, blickte in ihre gütigen Augen und flüsterte "Wie konntest Du nur?"

Vielleicht verstand sie die Hundesprache und sagte deshalb "Es tut mir ja so leid". Sie umarmte mich und beeilte sich mir zu erklären, es sei ihre Aufgabe dafür zu sorgen, dass ich bald an einem besseren Ort wäre, wo ich weder ignoriert noch missbraucht noch ausgesetzt werden könnte oder auf mich alleine gestellt wäre - einem Ort der Liebe und des Lichts, vollkommen anders als dieser irdische Ort. Und mit meiner letzten Kraft versuchte ich ihr mit einem Klopfen meines Schwanzes zu verstehen zu geben, dass mein "Wie konntest Du nur?" nicht ihr galt. Du warst es, mein geliebtes Herrchen, an den ich dachte. Ich werde für immer an Dich denken und auf Dich warten.

Möge Dir ein jeder in Deinem Leben so viel Loyalität zeigen.
Eine Geschichte zum Nachdenken!
08. November 2009 13:59
Hallo,

ohne Worte! Traurig, dass der Mensch so ist, mit anderen, mit sich.

Liebe Grüße

Heidi

08. November 2009 15:10
Hi,
puh das ging und geht echt unter die Haut. Als ich den letzen Abschnitt gelesen habe lief mir wirklich eine Träne über die Wange.

Lg
Franzi

11. November 2009 19:28
Eine Träne? Ich sitze hier und flenne wie ein Baby weil ich an meine eigenen Kinder denken muss die sich im Laufe der Jahre von mir verabschiedet haben - wenn man denkt es wird leichter: Nein! Mit jedem wird der Abschied schwerer. Die Erste Hündin mit der ich 13 Jahre leben durfte lag eines Tages tot auf ihrem Schlafplatz. Danach kamen noch weitere die aber bei meiner Mutter blieben. Ich hab dann 2 Welpen die schon im Eimer zum Ersäufen steckten im Motorradkoffer mit nach Hause genommen - war schon nicht schlecht - 300 KM alle 15 km anhalten und die armen Dinger kurz rausholen. Sie wurden 13 und 14 Jahre alt. Dann kam ein total ausgeflippter aus dem Tierheim der als nicht vermittelbar galt und eingeschläfert werden sollte weil er alle biss - wir lebten leider nur 7 Jahre zusammen bis ihn eine schwere Krankheit niederraffte. Danach waren es 2 Mädels - wieder aus dem Tierheim - eine wurde leider nur 9 (Tumor) - die andere von der es niemand geglaubt hätte immerhin fast 13 Jahre alt - sie bekam einen Hirnschlag und wir konnten nicht helfen. Dann noch verschiedene Pferde - mit einer Stute war ich fast mein ganzes Leben lang zusammen - 30 Jahre - sie starb mit 41 vor knapp 9 Jahren, ein andere mit dem ich auch 28 Jahre zusammen war - er wurde 34.
Ich werde nie verstehen wie Menschen sich so einfach von ihren Tieren trennen können - gut, ich verkaufe auch ab und zu mal was - schließlich züchte ich Pferde und Geflügel und kann nicht alles behalten - aber immer mit Vorkaufsrecht bei dem Pferden und speziellen Verträgen so das ich sie möglichst nicht aus den Augen verliere aber ab einem bestimmten Alter sollte man so etwas keinem Tier mehr antun - selbst mein Stamm an Geflügel der hier sehr frei lebt wird nicht mehr hergegeben - ab und zu kommt mal was Neues dazu und gelegentlich stirbt mal jemand aber wer einmal im Stamm ist bleibt auch. Zu Hunden muss ich sagen: ich hab lieber etwas ältere Hunde auch wenn´s vielleicht am Anfang etwas länger dauert bis sie wirklich meine Kinder sind wie es bei einem Baby der Fall wäre aus 2 Gründen: 1. sie machen normalerweise weniger kaputt und 2. Welpen werden meist genommen - die älteren will niemand.

12. November 2009 10:59
HAllo,

Mensch da musste ich mir aber auch mal ne Träne wegdrücken....
Echt traurig , aber leider oft wahr...

Die armen Tiere denen soetwas geschieht r::

12. November 2009 12:47
Hallo kersti15,

auch mir laufen die Tränen. So eine schreckliche Geschichte. Ich weiß, darin steckt viel Wahrheit und ich finde es schrecklich wenn einem Tier so etwas passieren muss. Ich will Dir aber auch schreiben, dass es auch anders geht! Wir haben immer Tiere gehabt. Und Kinder. Ich könnte kein Tier abschieben nur weil auf einmal Kinder da sind. Unsere Kinder sind mit unseren Tieren aufgewachsen und haben so auch gelernt Verantwortung und Respekt vor anderen Lebewesen zu haben. Unsere älteste Tochter ist inzwischen ausgezogen und ist vollzeitig berufstätig. Sie leidet sehr darunter, dass sie jetzt kein Tier mehr haben kann. Aber sie ist so vernünftig, dass sie sich keines anschafft, weil sie 10 Stunden täglich außer Haus ist.

Momentan besteht unser Tierbestand aus drei spanischen "Wegwerfhunden". Wenn wir mehr Platz hätten würde ich gerne noch mehr aufnehmen. Mein größter Traum wäre es so eine Tierauffangstation im Ausland zu errichten.

Ich hoffe, dass Deine Geschichte von allen gelesen wird, die anders denken als wir. Vielleicht kannst Du mit Deiner Geschichte ja manches Unheil verhindern.

Liebe Grüße

Abby