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Futterneid mit Folgen

geschrieben von Andrea(YCH) 
Futterneid mit Folgen
28. März 2003 12:32

Ich bin ja eigentlich ein ganz lieber Hund, nur habe ich auch meine Macken, sagen zumindest meine Leute. Ich nenne es ganz einfach meine Eigenarten, das klingt doch viel netter als Macken.

Zu einer meiner Eigenarten zählte früher mein besonderes Verhältnis zum Fressen. Ich hatte viel wichtigere Sachen zu tun, wie Spielen oder Toben und Fressen war für mich richtige Zeitverschwendung. Als ich noch ein Welpe war, habe ich Mama und Papa damit manchmal an den Rand der Verzweiflung getrieben, denn sie hatten richtig Angst, dass ich verhungern würde. Ich muss ja zugeben, dass sie sich mächtig ins Zeug gelegt haben, um ein paar Bröckchen in mich ´reinzukriegen, aber selbst die tollsten Delikatessen ließen mich kalt.

An manchen Tagen knurrte mein kleiner Magen dann doch und ich musste mir notgedrungen einigen Minuten nehmen, um ein bisschen in den Bauch zu kriegen. Aber für regelmäßige Mahlzeiten fehlte mir immer die Zeit. So ging das über zwei Jahre lang, bis zu der schrecklichen Nacht im Februar.

John-Boy war am Tag zuvor bei uns eingezogen. Am ersten Tag war er wohl müde von der langen Autofahrt und den ganzen Aufregungen des Tages und ließ auch sein Fressen stehen, ohne es anzurühren. Für mich war das ganz normal, denn genauso machte ich das ja auch.

Am nächsten Morgen machte Mama Frühstück für John-Boy, denn sie sagte er sei noch ein Welpe und brauche drei Mahlzeiten am Tag. Wie, drei Mahlzeiten am Tag? Ich brauche alle drei Tage eine Mahlzeit! Dann stellte sie den Napf auf den Boden und was macht der blöde Kerl? Er stürzte sich wie ein Wolf auf das Fressen und innerhalb weniger Minuten war das ganze Töpfchen bis auf den letzten Krümel leergeschleckt. So etwas hatte ich ja noch nie gesehen, wie kann man so verfressen sein. Mama und Papa brauchen in wahre Begeisterungsstürme aus und ich verstand die Welt nicht mehr.

Es wurde Mittag und Mama fing schon wieder an, etwas in einem Futternapf zusammen zu rühren. Das darf doch wohl nicht wahr sein, der kriegt schon wieder was zu Fressen. Und ihr werdet es nicht glauben, aber der verfressene kleine Kerl putzte schon wieder alles ratzekahl blank. Ich bin dann mal schnuppern gegangen, dass muss doch ganz einfach etwas viel Besseres sein, als ich es kriege. Am Abend machte Mama zwei Näpfe fertig, einen für mich und einen für den kleinen Fresser. Jetzt war ich schlauer, denn als Mama einen Moment mit John-Boy hinausging, lief ich ganz schnell los und putzte beide Näpfe leer. Es muss ja wohl nicht sein, dass er sich hier dick und rund frisst und nachher viel, viel größer ist als ich.

Das dumme Gesicht von Mama hättet ihr sehen sollen, als sie zurückkam. Ich hörte noch wie sie etwas sagte was so ähnlich klang wie "hoffentlich bekommt dir das geklaute Fressen" aber mein Bauch war so voll und ich wurde ganz müde. Irgendwann in der Nacht ging es dann los. Mir war gar nicht gut und wie immer, wenn es mir nicht gut geht, krabbelte ich in Mamas Bett. Es rumpelte ganz fürchterlich in meinem Bauch und ich hatte das Gefühl, das ich platzen muss. Und so kam es dann auch. Mama konnte mich gerade noch auf den Fußboden setzten als mir alles Fressen, das ich in mich hinein geschlungen hatte, mit lautem Knall hinten und vorne wieder herausschoss wie eine Fontäne.

Mann, jetzt ging es mir wieder etwas besser und als Mama und Papa die Aufräumarbeiten beendet hatten, kroch ich, immer noch zitternd, in Mama Bett und ließ mich in den Schlaf streicheln. Diese Lektion habe ich mir gut gemerkt und ich bin niemals wieder an John-Boy´s Napf gegangen. Weil der aber so furchtbar verfressen ist und einfach nicht zwischen mein und dein unterscheiden kann, musste ich lernen, rechtzeitig meinen Napf zu leeren. So kam es dann, dass ich mich an regelmäßige Mahlzeiten gewöhnte und 300 Gramm zugenommen habe.

Der wahre Grund liegt aber wohl darin, dass es in Gesellschaft ganz einfach besser schmeckt. Ist doch bei Euch Zweibeinern genau so, oder?

Noch mehr von meinen Erlebnissen findet ihr unter

[www.starlightprinz.de]