"Alles für den Hund" zu tun, kann ich auch nur begrüßen und so halte ich es auch. Allerdings gehört zu diesem "allem" auch, im richtigen Moment loszulassen und dem Tier unerträgliche und irreparable Qualen zu ersparen. Ich hatte auch eine Windhündin mit einem plötzlich auftretenden Lymphdrüsenkrebs am Darm. Ich habe sie noch in einer Tierklinik operieren lassen wollen. Doch als der Hund offen war, bekam ich die Prognose, dass die OP das Problem nicht aus der Welt schaffen könnte. Ob sie die OP überlebt hätte, war die Frage. Und selbst wenn, hätte sie eine Chemotherapie gebraucht. Diese hätte aber das Ende nur hinaus gezögert und wäre mit erheblichen quälenden Nebenwirkungen verbunden gewesen. Die Hündin war auch erst 8. Dennoch entschied ich mich schweren Herzens dazu, sie nicht mehr aufwachen zu lassen aus der Narkose. Sie hatte immer "Vollgas" gelebt. Sie nun mit einer Chemo zu quälen ohne 100% Chancen auf Erfolg, das wäre reiner Egoismus meinerseits gewesen.
Bei jedem Hund ist es schwer, ihn gehen zu lassen. Und bei jedem ist der Zeitpunkt ein anderer, an dem es nicht mehr geht. Genau wie Heidi habe aber auch ich erlebt, dass Totgesagte häufig länger leben. Ich gebe allen meinen Tieren eine letzte Chance, selbst wenn die Diagnose nicht gut aussieht. Und Leni beispielsweise lebt seit drei Monaten, ohne dass wir oder der Tierarzt nach einem schlimmen Tief im Sommer gedacht hätten, dass sie diese Zeit noch hat. Mein türkischer Hund drehte etliche "Ehrenrunden" im Leben und selbst als er nach einem einstündigen epileptischen Anfall nicht mehr zu befreien war und ich ihn erlösen wollte, kämpfte er so dagegen an, dass es ein Horror für den Tierarzt war. Macht einen schon sehr nachdenklich.
Das Tier signalisiert entweder, wann es nicht mehr will. Oder man muß eine eindeutige Diagnose samt Leiden des Tieres haben, um eine Euthanasie zu rechtfertigen - finde ich.
Ein Gelähmtsein, dass ein Bein fehlt oder das Tier inkontinent ist o.ä. rechtfertigt meiner Ansicht nach kein Einschläfern. Da erlöst sich der Mensch, weil er es nicht mehr erträgt. Ein Tier dagegen geht ja mit dem Tod nicht so intellektuell um wie wir. Es nimmt ihn natürlich hin.
Daher: Zu früh aufgeben ist verkehrt und häufig egoisitsch. Zu spät ebenso. Den richtigen Zeitpunkt zu finden ist allerdings immer wieder schwierig. Und Loslassen leichter gesagt als getan. Aber ich finde, das ist man dem Tier genau so schuldig wie auf dem letzten Weg bei ihm zu sein.
Kosten sollten bei all diesen Entscheidungen keine Rolle spielen. Aber es kann sich eben auch nicht jeder leisten, für tausende von Euro OPs zu bezahlen. Das kann man ja nur bedingt jemandem zum Vorwurf machen (Lebensumstände ändern sich manchmal. Soll man einen Hund, den man jahrlang hatte, dann weggeben, nur weil das Geld für eventuelle teure OPs nicht (mehr) da wäre? Und dann hockt der Hund - womöglich krank - im Tierheim? - das kann es ja auch nicht sein).
In jedem Fall interessantes, wichtiges, aber auch sehr schwieriges Thema.
Sabine