Hallo Me,
: : Und wenn ich meinen Hund gar nicht erschrecken will???
:
: Ist ein interessanter Aspekt: Nachdem ich bisher keinerlei Erfahrung im
: Umgang mit einem E-Gerät habe (also sorry, falls ich etwas dumm
: nachfrage), was will ich mit dem Reizimpuls - Strom"stoß" - eigentlich
: erreichen? Eher die Aufmerksamkeit (Du schreibst ja, kein Schreck) oder
: "Strafe" (als eine Art Verhaltensunterbrechung)....
Das ist ein richtiger Denkansatz. Leider greifen Viele zum E-Reizgerät als letzte Rettung, wenn alles andere versagt hat und ein Fehlverhalten des Hundes (z.B. Wildern) sich bereitsgefestigt so richtig schön gefestigt hat. Auch ein im Hinblick auf Korrekturen und "Strafe" zartbesaiteterer Zeitgenosse hat sich in diesem Zustand schon in Bezug auf die Intensität der Einwirkungen hochgesteigert (nachvollziehbar, schließlich hat er Angst um seinen Hund, der sonst irgendwann abgeschossen wird oder mitsamt Karnikel vor einem Auto landet), über alles Mögliche bis hin zu Brüllen und der Arbeit mit der Feldleine inklusive Hineinrennen ins Halsband (bereits mit Stacheln?) usw. Damit hat der Hundeführer oft schon alles dafür getan, um dem Hund deutlich zu machen, wann er sich außerhalb des Einwirkungsbereiches des Hundeführers befindet. Und dann glaubt man, mit dem E-Reizgerät einen Strafreiz setzen zu können, der den Hund glauben läßt, Herrchen/Frauchen ist allmächtig, und das natürlich mit Nachdruck Marke "auf's E-Gerät drücken und Hund sitzt im Apfelbaum, aber egal, hauptsache, er wird nicht abgeschossen".
Diese Denkweise ist falsch und die beschriebene (und leider oft übliche) Methode sollte wirklich nur die Ausnahme bleiben für ansonsten absolut hoffnungslose Fälle, und dann sollte natürlich nicht das betreffende Herrchen/Frauchen mit dem E-Gerät arbeiten, sondern jemand, der es wirklich kann.
Der Sinn der Absicherung einer Ausbildung mit dem E-Reizgerät ist der, daß der Hund lernt, daß er nicht aus dem Einwirkungsbereich seines Hundeführers kommt. Dazu benötigt er, richtig konditioniert, keine Impulse auf höchster Stufe, selbst wenn es sich um einen triebstarken Hund handelt. Ist der Hund in meiner unmittelbaren Nähe, prügele ich ihm ja auch keinen Baseball-Schläger vor's Hirn, warum soll ich es dann aus größerer Entfernung tun? Das Problem z.B. mit dem Wildern ist bei 9 von 10 Hunden, daß sie nur dann anfangen zu Hetzen, wenn sie sich außerhalb des Einwirkungsbereiches des Hundeführers fühlen (steht mein Hund 2 m neben mir und sieht eine durchstartende Katze, reicht meistens ein "Platz" oder "Fuß", ist der Hund in der gleichen Situation 100 m von mir entfernt, dann "Halali"...).
Ganz logisch muß ich mich fragen, was will ich mit dem E-Reizgerät erreichen (wie bei allem in der Ausbildung). Jeder, der etwas Erfahrung mit der Ausbildung von Hunden (und auch anderen Tieren) hat, weiß, daß ein Hund, der Angst hat, verwirrt oder erschrocken ist, in diesem Moment gar nichts kapiert, schon gar nicht, wenn er nicht weiß, daß er sich gerade "fehlverhält" und den Lösungsweg für das "richtige" Verhalten nicht kennt. Logische Konsequenz ist also, den Hund zuerst auszubilden, ihm das richtige Verhalten zu zeigen und ihn dann in dem Glauben zu lassen, daß der Einwirkungsbereich von Herrchen/Frauchen extrem groß ist (= "Kontakt" zum Hund aufzubauen, auch über größere Distanz; viele von uns tun das auf geringerer Distanz automatisch, ohne Schmerzeinwirkungen, eigentlich logisch, daß man dann auf größere Distanz auch keine Schmerzeinwirkung benötigt, sofern man es richtig macht). Hinzu kommt, daß der Hund in der Ausbildung auch lernen muß, Entscheidungen zu treffen (er muß dann ja zwischen "richtigem" und "falschen" Verhalten entscheiden und die Entscheidung nicht verweigern).
: Ich sehe halt als Laie auf dem Gebiet nicht so sehr den Unterschied
: zwischen einem kurzen (o,2 sekunden) Luftstoß (der noch dazu nicht sehr
: stark ist) und einem kurzen (wie lange?) Strom"schlag" (der niedrigste
: Impuls ist auf den Haut für mich etwas unangenehmn, grade wenn er
: überraschend kommt - konnte ich mal testen) - der Effekt für meinen
: Hund wäre vermutlich der selbe....
: Oder meinst Du der Stromimpuls wäre schonender als der Luftstoß?
Wenn der Hund nicht darauf konditioniert ist, wird er beides wohl ähnlich empfinden, den Luftstoß und den Stromschlag, und entsprechend verwirrt darauf reagieren. Bei vielen Hunden reicht das schon, damit sie die Nähe von Herrchen/Frauchen aufsuchen, einfach weil sie verwirrt sind. Bei nervlich belastbarerer Hunden wird beides keinen Erfolg bringen, zumindest nicht, wenn sie schon mal Erfahrung damit gemacht haben.
Um einen Hund zu verwirren, brauchst Du keinen Schmerzimpuls, da reicht es völlig aus, daß er mit einer Situation überfordert ist. Ich habe letzhin ein Handy geschenkt bekommen, obwohl ich diese Dinger nicht mag, so eins mit Vibrationsalarm. Die ersten Male, wenn das Ding vibriert oder gepiepst hat, wußte ich absolut nicht, was gerade abgeht, ruft einer an, kommt eine SMS, wo muß ich denn jetzt draufdrücken, wer will was von mir, und erschrocken war ich obendrein, habe ich doch gerade etwas ganz anderes gemacht und nicht an's Handy gedacht. Ich war auf dieses Ding einfach nicht konditioniert, und einige Male hat es mich wirklich aus der Fassung gebracht, obwohl weder das Piepsten weh tut noch der Vibrationsalarm. So ergeht es auch einem Hund, der nicht entsprechend konditioniert wird. Ein Hund, der auf die Arbeit mit dem E-Reizgerät vorbereitet wird, wird weniger verwirrt sein als z.B. ein Hund, der unvorbereitet mit einer langen Leine gearbeitet wird. Hinzu kommt, daß man Impulse mit dem E-Reizgerät ganz exakt dosieren kann, sowohl in Bezug auf die Intensität als auch auf die Dauer (bis runter zu 1/16 Sekunden). Viele, die das E-Reizgerät verteufeln, würden sich wundern, wie schwach die Impulse sind, welche die Ausbilder damit geben. Die Art der Impulse hängt übrigens vom Gerät ab, einige arbeiten mit Reizstrom und nur diese würde ich verwenden; ältere Geräte verursachen, auch auf niedriger Stufe, eine Muskelkontraktion, die allerdings in der Aubildung nicht erwünscht ist, außer, man wollte bewußt ein "Erschrecken" erzeugen (also die letzte Stufe vor der Todesstrafe).
Viele Grüße
Antje