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Menschenfreundlicher Hund?!

geschrieben von Eve(YCH) 
Menschenfreundlicher Hund?!
01. September 2002 11:01

Auf Wunsch aus einem anderen Beitrag von mir, eine kurze Schilderung was man alles machen kann, um einen Hund "menschenfreundlich" zu prägen. Tja, das Thema ist schwierig, wenn der Hund nicht von sich aus schon das Bedürfnis hat, auf andere Menschen zuzugehen - wie das bei meiner Malinois Hündin der Fall war.
Es erfordert sehr viel Selbstbeherrschung (für mich jedenfalls), da der Hund positive Zuwendung vom HF eigentlich nur dann bekommt, wenn er zu anderen freundlich ist bzw. positiven Kontakt aufnimmt.
Meine Hündin war von Anfang an sehr mißtrauisch Fremden gegenüber. Also haben wir angefangen, sie von Fremden füttern zu lassen. Das hatte sie schnell raus und ging gerne mal betteln - aber bloss dabei nicht anfassen lassen. Nun denn, Futter von Fremden gab es dann nur noch in Ausnahmefällen, außer bei den Kollegen aus der RHS. Dort haben wir dann das Futter immer länger in der Hand behalten, bis sie sich am Hals kraulen ließ, später dann auch am Rücken und noch viel später am ganzen Körper.
Von mir wurde sie nur noch gestreichelt und gelobt, wenn sie die Hand von Kinder, Fremden, Besuch ect. ertragen (!) hat, dann wurde sie sozusagen doppelt gekrault (fiel mir sehr schwer, sie nicht zwischendurch auch mal zu streicheln und noch schwieriger war es, den übrigen Familienmitgliedern dies abzugewöhnen).
Dann ist Spiel eine gute Möglichkeit, um Kontakt mit anderen Menschen aufzubauen. Spielbedürfnis über Spielentzug wecken. Das ist etwas heikel, da man den Hund ja erst einmal heiß aufs Spielen machen will und dazu natürlich auch selbst mit ihm spielt. Wenn es aber zu häufig geschieht, dann hat er keine Lust mehr mit anderen zu spielen. Da gibt es ein ständiges Auf und Ab. Toll ist auch, ihn dabei zuschauen zu lassen, wie andere Hunde mit jmd. spielen. Dadurch wird der Hund meist auch ziemlich heiß. Ihn dann weg packen und nicht spielen lassen. Das so oft wiederholen, bis man sicher ist, der Hund ist auf dem Höhepunkt seiner Spiellust angekommen. Dann den Helfer mit dem eigenen Hund spielen lassen. Wartet man allerdings zu lange, kann sich auch Frust einstellen und der Hund hat erst recht keine Lust mehr mit der Person zu spielen. Also auch hier nicht ganz einfach, die richtige Dosis zu finden und eigentlich ist bei solchen Hunden jeder Misserfolg wieder ein Rückschritt, den man durch mehrere Positiverlebnisse wieder auffangen muss.
Also alles in allem nicht ganz einfach und mit Auswirkung auf das gesamte Zusammenleben mit dem Hund.

Der ganze Aufwand hat sich bei meiner Hündin trotzdem gelohnt, denn sie sucht (und findet) für ihr Leben gerne und gut. Aber es ist immer wieder nötig, dass andere Menschen einfach mal so mit ihr spielen, sie füttern, sie streicheln und sie darin bestätigen, dass auch Menschen außerhalb des Rudels doch soooo toll sind, egal wie sie aussehen oder sich verhalten.

Ehrlich gesagt, wünsche ich mir für einen neuen Hund (wenn es denn mal so weit ist), dass er von sich aus mehr Menschenfreundlichkeit mitbringt. Allerdings darf es auch wieder nicht zu viel sein. Wir hatten einmal einen Aussi zur Probe in der Staffel, der so scharf auf Menschen war, dass er wahllos zu jedem lief, sich streicheln, füttern und bespielen ließ und wir einfach keine Konzentration auf ein "Opfer" bei ihm verankern konnten.

Vielleicht haben andere ja noch andere Erfahrungen und Tipps, wie man einen Hund zum "Menschenfreund" macht. Würde mich auch interessieren!

01. September 2002 11:25

Hallo!

Es war sehr interessant zu lesen, wie du deine Hündin dazu gebracht hast, sich mehr von Menschen "gefallen" zu lassen. Das finde ich toll.
Allerdings stellt sich bei mir die Frage, warum du gerade diese Hündin ausgewählt hast.

Auch ich kenne Hunde, die ein Übermass an Freudnlichkeit sind, so wie der von dir beschriebene Aussie, doch denke ich, dass die nicht-Konzentration nicht rein wegen der MEnschenfreundlichkeit da ist, da fehlt schon mehr. Auch ein Menschenfreundlicher Hund muss sich konzrntrieren können.
Mein nächster HUnd wird von anfang an mit vielen Menschen zusammengebracht, wird von ihnen gefüttert, gehoben, es wird mit wildfremden Menschen lustig gespielt usw. Allerdings möchte ich schon einen WElpen, der beim Züchter gut sozilaisiert wurde, sodass Aufheben und Streicheln durch Fremde für ihn nicht Stress, sondern Freude bedeutet, und dass mein Zusammenbringen mit Fremden für ihn eine Erhaltung seiner bereits vorhandennen Menschenfreundlichkeit ist.


So, jetzt bin ich wohl etwas vom Thema abgekommen. Aber denkt ihr Yorkies da draußen, das könnte klappen? ( Ich habe eh noch lange Zeit, aber denken tut man schon jetzt drüber nach...)

Liebe gRüße
Edith

01. September 2002 12:36

Hallo Edith!

: Auch ich kenne Hunde, die ein Übermass an Freudnlichkeit sind, so wie der von dir beschriebene Aussie, doch denke ich, dass die nicht-Konzentration nicht rein wegen der MEnschenfreundlichkeit da ist, da fehlt schon mehr. Auch ein Menschenfreundlicher Hund muss sich konzrntrieren können.

Das denke ich auch.

: Aber denkt ihr Yorkies da draußen, das könnte klappen?

Früher hätte ich die Frage ohne Einschränkung bejaht. Aber inzwischen ...

: Mein nächster HUnd wird von anfang an mit vielen Menschen zusammengebracht, wird von ihnen gefüttert, gehoben, es wird mit wildfremden Menschen lustig gespielt usw. Allerdings möchte ich schon einen WElpen, der beim Züchter gut sozilaisiert wurde, sodass Aufheben und Streicheln durch Fremde für ihn nicht Stress, sondern Freude bedeutet, und dass mein Zusammenbringen mit Fremden für ihn eine Erhaltung seiner bereits vorhandennen Menschenfreundlichkeit ist.

Mein Junior hat genau dieses Programm durchlaufen. Er hatte schon als Welpe viel und verschiedenen Menschenkontakt, ging von sich aus auf Fremde zu, ließ sich knuddeln, füttern, ... Jeder Besuch gab ihm Leckerli, schlechte Erfahrungen gab es keine (zumindest wäre mir nichts bekannt, und ich habe ihn, seit er acht Wochen war).

So. Und dann kam die Zeit, als er anfing, erwachsen zu werden. Mit vielleicht zehn Monaten veränderte sich sein Verhalten grundlegend: Plötzlich war er Fremden gegenüber reserviert, er verbellte Besucher, die er nicht kannte (Bevor jetzt einer meckert, natürlich habe ich ihn das nicht einfach machen lassen - aber die Reaktion seiner Wahl wäre es gewesen und ist es immer noch.). Ich weiß nicht, vielleicht stecken in den 50 % Gebrauchshund, die er hat, doch so viele Erbanlagen für den Wach- und Schutzhund, daß man bei manchen Vertretern auch mit der besten Sozialisation nur eine Verbesserung erreicht, aber niemals wirkliche "Menschenfreundlichkeit" im Sinne von: "Alle Menschen sind spitze!"

Wohlgemerkt, Menschen, die er kennt, liebt er heiß und innig, er lernt auch problemlos neue Menschen kennen und ordnet sie ebenfalls in die Kategorie "Freund" ein. Wenn jemand beim Spiel mit ihm das Spielzeug losläßt, kommt er damit nicht zu mir, sondern geht immer zu der Person zurück. Aber alle Unbekannten gehören erst mal in die Gruppe "Feind", denen gegenüber man mißtrauisch sein muß. Beim Anzeigen ist dieser Unterschied am Bellen sehr deutlich zu hören, so daß ich meist von weitem sagen kann, welche Person mein Hund da gerade anzeigt.

Ich weiß inzwischen, daß seine Mutter dieses anfängliche Mißtrauen gegenüber Fremden wohl auch zeigt. Und ich weiß inzwischen, wie ich damit umgehen muß, so daß es kaum einer mehr merkt. Üblicherweise glauben mir die Leute gar nicht, wenn ich das erzähle, weil sie den Hund so nicht erleben.

Im Nachhinein denke ich, daß ich Junior als Welpe vielleicht überfordert habe mit fremden Menschen. Er spielte immer so begeistert mit jedem - aber vielleicht war er im Grunde doch eher unsicher dabei und hätte meine Unterstützung irgendwo gebraucht. Denn daß sein Verhalten Unsicherheit ist, das ist in solchen Situationen sehr deutlich zu sehen. Und sein Unbehagen gegenüber Fremden läßt sich durch Dinge wie Anstarren, Zutexten oder Streichelversuche von oben deutlich steigern - wenn so jemand auf uns zukommt, hilft erst mal nur ein "Schau!"-Kommando oder sonst eine Ablenkung von mir, sonst käme ein Bellen, daß bei seiner Größe den Entgegenkommenden wahrscheinlich einen Satz rückwärts machen lassen würde.

Vielleicht hatte ich da einfach Pech mit den Anlagen - ich habe jedenfalls von Anfang an so deutlich wie nur möglich in eine andere Richtung gearbeitet, aber ein Allerweltsschmusehund wird Junior nicht werden. Und da ich auf mich selber aufpassen kann und keinen Wachhund brauche, werde ich als nächsten Hund irgendetwas aussuchen, was aller Voraussicht nach weniger reserviert ist. Aber das hat noch viel Zeit - und auch Junior kann noch sicherer werden, immerhin ist er erst drei.

Grüße, Kaya


01. September 2002 12:31

Ehrlich gesagt finde ich das nicht so toll - da wird ein Hund gegen seine Anlagen zu Menschenfreundlichkeit gebracht, mit massivem Druck (psychischer Druck statt Stachelhalsband, aber es ist Druck). Stell Dir doch mal vor, wie es in dem Kerl ausgesehen hat... nicht so toll für ihn, oder?! Mehr als Fremde ertragen muß doch ein Hund nicht, wenn er nicht mag.

Grüße
josh

01. September 2002 16:07

Hallo Kaya!

Es war sehr interessant zu lesen, was du über Junior geschrieben hast.
Gab mir viel zu denken. Welche Rasse ist er denn?
Ich werde auch vor einer solchen Aufgabe stehen, möchte ich doch einen Aussie, die ja als reserviert sogar im Rassestandard beschrieben sind. Aber ich kenne auch die AUsnahmen, Hunde, die jeden freundlich begrüßen. Und der freundliche RH-Aussie Rüde wird wahrscheinlich der Vater meines WElpen. Also ich versuche so fest wie möglich zumindest genetische Reserviertheit einzudämmen, ob es mir gelingt ist eine andere Frage.
Hoffen wirs

Liebe Grüße
Edith

01. September 2002 21:21

Hallo,
m.E. kann man einen Hund nicht "menschenfreundlich" machen, entweder er ist es von alleine Fremden gegenüber positiv eingestellt oder er ist reserviert.
Wenn reserviert, dann liegt es entweder in seinen Anlagen oder es ist irgendwas in seinem Leben - am schlimmsten in der Prägephase- schiefgelaufen.

- man kann unerwünschtes Verhalten Fremden gegenüber mit "Zwang" (und das ist alles gegen den Willen des Tieres) unterdrücken / abschwächen
- man kann positive Erfahrungen mit Fremden immer wiederholen, damit unsicherem Hund etwas Sicherheit geben
aber unter "menschenfreundlich" verstehe ich etwas anderes.
Jedenfalls bedeutet ein solcher Hund mehr Arbeit / individuellere Arbeit / mehr Zeit / gute Helfer /viele Fremdopfer / viele Frustrationen.

Meine Erfahrungen mit unserer Großen:
- 1 1/2 Jahre in Spanien Kettenhund (- anfangs Angst vor Fremden insb. Männern)
- unglaublicher Spieltrieb / total bällchenverrückt
- mit 2 1/2 Beginn RH-Ausbildung -- jetzt 5 und geprüfter RH Fläche
- dazwischen zig Versuche, den Hund nah an jedes beliebige fremde Opfer zu bekommen / zum Zerren zu bringen / Leckerchen / Ball an Schnur / Opfer "touchen", damit der Ball fliegt / ......
(habe eine ganze Sammlung von "Ideen"winking smiley --alles über längere Zeit konstant probiert, nicht ständig gewechselt
- im Endeffekt hat der Hund auf einem lokalen Open Air Konzert selbst herausgefunden, dass jeder Mensch, dem sie den Ball vor die Füße gelegt
hat, mit ihr ausdauernder spielt als wir :-)
-- im Wald findet sie Fremde, die ein Spielzeug zücken, dann muß sie kurz zerren (also nah ran) um sofort zu gewinnen und kann dann das Spielzeug vorlegen zum Werfen
- mittlerweile bietet sie auch Fremden das Spieli zum Zerren an,statt es zum Werfen vorzulegen, also kein "Muß" mehr, sondern durch stetige positive Erfahrungen Sicherheit bekommen
- aber nicht jeder, der zum Werfen gut genug ist, kann sie streicheln
- für's Spielzeug tut sie alles
- ein außenstehender merkt es nicht mehr, wenn ihr das Opfer als Mensch (nicht als Mittel zum Zweck) unsympathisch ist

Fazit:
ich denke, einem total verfressenen (haben wir jetzt in der Staffel) oder völlig spielzeugtriebigen Hund kann man eigentlich unsympathische Menschen (für den Hund) als Mittel zum Triebbefriedigungs-Zweck interessant machen, aber zum Kuschelhund für jeden x-beliebigen wird er dadurch nicht, höchstens insgesamt selbstsicherer.

Ob man sich freiwillig als Ausbilder / HF mit RH-Wunsch so ein Problem ans "Bein" binden will, bleibt dahingestellt, aber man kann an so einem Hund viel lernen, seine Beobachtungsgabe schulen und kreativ werden.

P.S.: unser zweiter Hund ist jetzt fast 10 Monate alt, kommt auch aus dem Süden, seit der 8 Woche bei uns, hat nur nette Menschen kennengelernt und das volle Sozialisationsprogramm hinter sich, er liebt alles und jeden- wie einfach ist da die Opferarbeit...... (hoffentlich bleit es so.....). Durch den Kurzen will die Große jetzt auch von Fremden gestreichelt werden, drängt sich dazwischen.

Fahre jetzt zu einem intern. RH-Wettkampf nach Polen, kann daher erst nächsten Samstag wieder an den Rechner.

Liebe Grüße
allen mit "reservierten" Hunden viel Ausdauer und Erfolg (und gute Helfer)

Susanne mit Anna und Carlos

(DRK Schwerte)

(Eine Bitte an alle- warum schreibt Ihr am Ende Eures Postings nicht die Staffelzugehörigkeit- eine Zuordnung ist dann einfacher, insbesondere für "Neue"!)