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Rettungshunde

Rettungshundearbeit rettet Menschenleben, hilft verschüttete oder vermisste Personen zu finden. Diese sehr wichtige Aufgabe hat eine lange Tradition und muss sehr gewissenhaft aufgebaut und trainiert werden. Viele Rettungshundehalter opfern einen großen Teil ihrer Freizeit um Flächen- oder Trümmersuche zu trainieren oder sich fortzubilden. Wer sich darüber austauschen möchte, ist hier in der richtigen Rubrik. 
Schußscheu, Wildern
09. April 2003 13:12

Hallo !
Du bist jetzt aber nicht Tina oder ??
Ich komme aus der Umgebung von Wien und du ???
Machst du auch RH arbeit ?

lg
EMIL

09. April 2003 15:53

HAllo!

Ich komme aus Osttirol, wohne aber seit einem Jahr in Südtirol.
Mein DSH Astoro ist letztes JAhr leider verstorben, er war Lawinensuchhund bei der Bergrettung.

Grüße
Lina

10. April 2003 07:53

Hallo Emil!
Vielen Dank für die prompte Antwort.
Ich komme aus Oberösterreich (Wels). Bin bei der Staffel Vöcklabruck.
Von wo bist du?

Also es rät mir ja jeder die Methode der Reizüberflutung aufzugeben. Ich habe mich natürlich vorher informiert (Staffelfüher, Landesleiter, usw.) und alle haben mir dazu geraten. Ich bin noch sehr unerfahren in diesen Dingen und mußte das glauben was sie mir sagten.
Mir persönlich gefällt natürlich die Methode auch besser, das der Hund den Schuß mit positiven Erlebnisen verbindet. Das Problem ist, daß mein Hund weder frißt (und wenn es noch so lecker ist), noch spielt (was sie auch sonst gerne tut), wenn geschossen wird. Sie hat da einfach zu viel Angst, da will sie nur weg.
MFG Tina


10. April 2003 07:59

Hallo Suchhunde!
Vielen Dank für die ausführliche Erklärung.
Ich habe euren Bericht auf Suchunde.de auch gelesen befor ich damit begonnen habe, habe diese auch meinen Staffelführer unterbereitet.
Er meinte aber wir sollten die Reizüberflutung durchführen.
Das Problem ist, wie ich auch schon Emil geschrieben habe, daß mein Hund weder frißt, noch spielt, noch sonst irgendwie zugänglich ist wenn geschossen wird. Sie will nur flüchten.
Kann man überhaupt noch umsteigen wenn ich bereits mit der anderen Methode begonnen habe, oder ist es schon zu spät?

Würde mich über eine Antwort freuen.
MFG Tina


10. April 2003 08:57

HI!

Der Schuss muss so weit weg sein, dass sie eben NOCH keine Angst zeigt, erst wenn sie auch ruhig bleibt, wenn es weit weit weg kracht, dannkann der Schuss auch näher kommen.

Lina

10. April 2003 12:05

Hallo,

dann hoffe ich, daß ihr euch sehr gut mit der Reizüberflutung auskennt und euch einen detaillierten Plan ausgearbeitet habt nachdem ihr jede einzelne Übung vorbereitet, gezielt die anderen Hunde, das Verhalten des Schießenden, dein Verhalten angepasst auf die jeweiligen Reaktionen deines Hundes , den Platz vorbereitet etc. Dies wirst du ja schriftlich haben um dich danach richten zu können.
Wenn nicht....... dann wird es aller Wahrscheinlichkeit nach darin enden, daß dein Hund noch mehr Ängste haben wird und auf das Schießen incl. der neuen Ängste panisch reagieren wird. Zumal Druck (Platz machen/Leinenruck) vollkommen kontraproduktiv zu einer panischen Fluchtreaktion ist. Hoffe und wünsche euch es geht für euch beide gut aus.

Wenn sich allerdings jemand mit der Reizüberflutung besser auskennt als mit anderen Methoden, soll und muß er die Methode nehmen die er kennt.

Das dein Hund nicht frisst, spielt oder sonstwas ist bei fast allen Hunden die panísch reagieren. Kann auch garnicht anders sein. In solchen Situationen konkurrieren zwei sich wiedersprechende Triebe beim Hund. In deinem Fall der Fluchtrieb und optinal Fress- oder Spieltrieb. Der Hund reagiert auf den Trieb der stärker angesprochen wurde. Bei deinem Hund der Fluchttrieb. Dieser ist bereits durch sehr kleine Reize (Hundeplatz, abliegen, anderer Mensch mit Hand hinter dem Rücken) so stark aktiviert, daß er für andere konkurrierende Reize (Fressen) nicht mehr ansprechbar ist und nur noch auf den Reiz hinfiebert, der dann zur Panik führt (der berühmte Tropfen zuviel). Um hier überhaupt arbeiten zu können und ein Umlernen zu ermöglichen muß die Stärke der beiden konkurrierenden Reize erst einmal zumindest ins Gleichgewicht gebracht werden (besser noch der pósitive Reiz ist stärker). Es kann also nicht so einfach funktionieren, daß man unbewußt die negativen Reize bei der Übung kontinuierlich verstärkt und deren Anzahl erhöht und als Gegengewicht nur einen einzigen positiven Reiz anbietet.
Stell dir mal eine Prüfungssituation in den Minuten vor der Prüfung vor. Auch da reagieren wir selber mit Fluchttendenzen, zwar nicht panisch aber dafür mit anderen Übersprungshandlungen (Klo, rauchen, umherlaufen etc.). Hier einen positiven Reiz (z.B. was zu essen) anzubieten nutz auch nichts, der Magen allein sagt uns, daß nun etwas zu essen höchstens zum Rennen aufs Klo führt.......
Stell dir die gleiche Situation vor wenn du seit einer Woche kein Geld hattest dir etwas zu essen zu kaufen. Da rebelliert der Magen zwar auch, aber der Hunger wird dir sagen: iss, auch wenns im Magen rumpelt, Hauptsache erst mal essen. Damit hast du zwar die Prüfungsangst nicht besiegt aber du konntest den positiven Reiz erst einmal wahrnehmen.
Kannst du zukünftig nur noch essen wenn eine Prüfung ansteht wird nach einiger Zeit die Prüfung etwas positives, weil es dort etwas zu essen gibt.

Zugegeben sehr einfach dargestellt. Aber der Versuch es in uns Menschen bekannte Verhaltensmuster zu übertragen.

Umsteigen kann man immer. Allerdings mußt du dabei einrechnen, daß durch die begonnene Reizüberflutung die Angst deines Hundes erst mal verstärkt wurde.
Nun hast du die Möglichkeit umzusteigen oder die Reizüberflutung bis zum Ende durchzuziehen. Egal was du machst, alles nutzt nur wenn es zu Ende geführt wird - ansonsten wird es nur schlimmer.

Zum Verständnis noch mal den normalen Ablauf der Reizüberflutung: normaler Reiz - Hunde reagiert mäßig bis stark, kleinerer Reiz - Hund reagiert stark bis panikartig, schwacher Reiz - Hund reagiert panikartig, schon bei anderem Reiz in der Situation - Hund reagiert panikartig, nur die Situation - Hund reagiert panikartig, nur die Situation - Hund wird apatisch, anderer Reiz und Situation - Hund reagiert apatisch, schwacher Reiz - Hund reagiert apatisch, normaler Reiz - Hund reagiert apatisch, normaler Reiz - Hund reagiert desinteressiert (erst jetzt können positive Reize gesetzt werden), Gewöhnung. Hund hat sich an den Reiz gewöhnt und reagiert nicht mehr darauf (außer der Reiz tritt in anderen Situationen auf).
Reizüberflutung bis zur Apathie bedeutet ständigen negativen Stress beim Hund mit entsprechenden körperlichen Auswirkungen.

Der Zeitraum bis zur Apathie ist abhängig von der Dauer der Reizüberflutung, der Anzahl der Wiederholungen, der gleichbleibenden Umweltsituationen, dem Ort wo die Reizüberflutung stattfindet, den anwesenden Personen, dem Charakter des Hundes, dem körperlichen Zustand des Hundes.
Die Apathie ist dabei eine Schuthandlung des Nervensystems vor der ausgelösten Überbelastung indem die Reize komplett blockiert werden - allerdings auch sehr viele andere (positive) Reize, Flucht ist ebenfalls eine Schutzhandlung indem versucht wird der Überbelastung zu entfliehen.

Nicht umsonst wird bei der professionellen Reizüberflutung mit Medikamenten gearbeitet, analog zur Gabe von Psychopharmaka beim Menschen (gezielte Angstaufarbeitung durch aktives Aufsuchen der angstauslösenden Situationen). Wobei diese Medikamente nur dann gewünscht wirken können, wenn die Dosierung ganz gezielt gewählt wird. Zu starke Dosierung führt zu einer zu starken Sedierung und wirkt daher nicht mehr.

So, nun aber genug Roman geschrieben :-))
Habe versucht es halbwegs verständlich zu schreiben und nicht zu tief in rein wissenschaftliche Erklärungen zu gehen.


Wünsche deinem Hund viel Glück diese Angst los zu werden.

ciao, ciao
suchhunde