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Was sonst nirgends passt

In dieser Rubrik steht all das, was in den anderen Rubriken irgendwie nicht so recht reinpasst. Nicht alles lässt sich eindeutig zuordnen oder betrifft mehrere Themen gleichzeitig. Wer so ein Thema hat, ist in dieser Rubrik gut aufgehoben.  
Tierheim-Hund???
29. Dezember 1998 22:07

Hallo!

:- Nach der Lektüre von Feltmann-v.Schroeder:"Hund und Mensch im Zwiegespräch" stellt sich uns die Frage: Kann der Hund tatsächlich, wenn wir ihn im Erwachsenenalter aufnehmen, keine so gute und feste Beziehung zu uns entwickeln (Die Autorin spricht einerseits von Freunden, andererseits von NUR Bekannten)?

Ich hab jetzt die exakte Stelle im Buch auf die Schnelle nicht gefunden, aber es ist so: Ihr als Besitzer werdet für den Hund automatisch zum engsten Freundeskreis, zu seiner Familie. Er hat ja sonst niemanden und es ist das wichtigste überhaupt für einen Hund, zu einem Rudel zu gehören und dort einen Platz zu finden. Er versucht also, so schnell wie möglich wieder anschluß zu finden.
Die wenigsten Tierheimhunde werden ein Problem damit haben, eine Bindung einzugehen. Zwei Beispiele:
"Meine" kleine Mischlingshündin Kiki kam mit 9 Jahren ins Tierheim weil ihr Frauchen gestorben war. Ihre Welt war zusammengebrochen, sie fraß nicht mehr und schnappte nach allem und jedem, der an sie ranwollte. Nach einer Woche beschäftigte ich mich mit ihr und eine weitere Woche später hatte ich eine Klette am Bein, die nur von mir etwas wissen wollte und in lautes Protestgeschrei ausbrach, wenn jemand anderes sie zum Spazierengehen mitnehmen wollte und sie wußte, daß ich in der Nähe war.
Dieser Hund, der im Alter von 9 Jahren angeblich zu keiner Bindung mehr fähig war und nur noch sterben wollte, wurde 17 Jahre alt.
Aber keine Sorge, nicht jeder Tierheimhund wird so eine schreckliche Klette wie Kiki ;-)
Da war zum Beispiel Chinook, ein bildschöner schwarzer Husky-Schäfermischling, der mit ca. 1 Jahr im Wald gefunden wurde. Vorgeschichte völlig unbekannt. Dieser Hund gehört heute mit seiner Besitzerin zum Rettungshundeteam von Frau Feltmann und hat bei der Begleithundeprüfung als Bester abgeschnitten. Die Bindung zwischen dem Hund und seiner jetzigen Familie ist wunderbar.

::- Die nächste Frage, auch aufgeworfen durch dieses Buch: Wie kann der erwachsene Hund sich mit den vielen Hunden der Umgebung "verständigen" und eine Beziehuung aufbauen, wenn er am Anfang immer angeleint ist?

Um die Leine kommt man kaum herum. Obwohl Hunde, die einander frei begegnen, viel weniger unter Spannung stehen und sich also besser verständigen können, so daß Streß und viele Konflikte vermieden werden, bleibt das Problem, daß eben doch mal etwas passieren kann...und weder Versicherungen noch Gerichte haben Verständnis, wenn die Hunde nicht an der Leine und damit "unter Kontrolle" waren...
Das Verwenden eines Geschirrs wirkt sich aber immer positiv auf das Sozialverhalten des Hundes aus, da es verhindert, daß Druck am Hals ungewollt die Anspannung des Hundes in Aggression gegen sein Gegenüber umschlagen läßt.
Mit Hunden des anderen Geschlechts sollte es übrigens sowieso keine Probleme geben, auch wenn beide an der Leine sind um sich das erste Mal kennenzulernen.
Mit den Besitzern von gleichgeschlechtlichen Hunden sollte man sich vielleicht zunächst ohne Hund unterhalten und in Erfahrung bringen, wie freundlich der andere Hund gegenüber Hunden ist, so daß man wenig erfolgversprechende Kennenlernversuche gar nicht erst macht.
Wichtig ist, daß man die Hunde einander nie auf dem Grundstück eines der beiden Hunde kennenlernen läßt. Wenn es ums eigene Revier geht, kann auch der freundlichste Hund grantig werden.
Im Tierheim wird übrigens meist das Verhalten der Hunde untereinander ausgetestet, bzw. es gibt Angaben des Vorbesitzers darüber, wie verträglich der Hund ist.
Daß nicht jeder erwachsene Hund jeden anderen Hund mag ist übrigens bei allen Hunden festzustellen. Es gibt eben auch Sympathien unter Hunden.

Viele Grüße!
Eva

30. Dezember 1998 09:30

Grüß Dich Jutta,

du schriebst

:Ich halte absolut nichts von Hundekontakten an der Leine. Die Leine ist eine viel zu komplizierte Verbindung zwischen Hund und Mensch, als daß alleine das Locker-führen (so das überhaupt klappt) die entsprechende Signalübermittlung außer Kraft setzen könnte. Vor allem bei einem Hund, den man nicht kennt, halte ich dewegen derartige Kontakte für ungut. Was machst Du denn, wenn die Begegnung unfreundlich endet? Den Hund wohl letztendlich doch reflexmäßig per Leinenruck aus der Gefahrenzone ziehen. Als vertrauensbildende Maßnahme erscheint mir das wenig hilfreich.

grundsätzlich stimme ich dir zu. in der praxis kann man aber die situation nicht immer vermeiden. die frage bleibt, wie geht man sinvoll damit um? wichtig ist, daß nur ein hund an der leine sein sollte. falls die zwei aufeinander losgehen und sich die leinen verwickeln, kann man sie nicht einmal trennen. davon abgesehen muß man die hunde gut beobachten. wenn man ihre körpersprache etwas besser deuten kann, gibt es kaum probleme. zum schluß: kein halsband nehmen, sondern ein geschirr. das vermeidet 90% zufälliger aggressionsauslösung durch falschen leinengebrauch. es ist auch für den halter eine sicherheitsmarge.

tschüß martin & mirko

30. Dezember 1998 09:47

:Lieber Martin,
:
:grunsätzlich stimme ich Deiner Meldung zu, bis auf einen Punkt: Ich halte absolut nichts von Hundekontakten an der Leine.
:
grinning smileyie Leine ist eine viel zu komplizierte Verbindung zwischen Hund und Mensch, als daß alleine das Locker-führen (so das überhaupt klappt) die entsprechende Signalübermittlung außer Kraft setzen könnte. Vor allem bei einem Hund, den man nicht kennt, halte ich dewegen derartige Kontakte für ungut. Was machst Du denn, wenn die Begegnung unfreundlich endet? Den Hund wohl letztendlich doch reflexmäßig per Leinenruck aus der Gefahrenzone ziehen. Als vertrauensbildende Maßnahme erscheint mir das wenig hilfreich.
:
:Liebe Grüße,
:Jutta

Hallo Jutta,

ich verfolge interessiert eure Leinen Diskusion und habe dazu eine Frage:
normlaerweie halte ich von JoJo Leinen (Flexi) nicht sehr viel, zumindest nicht im dauergebrauch, da dies meiner Meinung nach dazu verleiten, die erziehung ohne leine zu vernachlässigen (herankommen, etc.).
Aber in so einem Fall, fremder Hund evtl. mit unbekannten Störungen etc., wäre eine robuste, lange Flexi Leine doch evtl. für die erst zeit ein Kompromiss oder? Der Hund hat mehr bewegungsfreiheit, kann auch mit gewisser Distanz zum Besitzer, auf andere Hunde zugehen, man hat aber denoch die Kontrolle und ein weglaufen wird zuverlassig verhindert.
Bin gespannt was Du von dieser Idee hälst.

Grüße isis

30. Dezember 1998 12:18

Liebe Isis,

Du bist mit mir an die schrecklichste Flexileinengegnerin schlechthin geraten, lach.

Zuerst ganz konkret zu Deiner Frage: Stell Dir doch bitte mal vor, WIE es im Normalfall aussieht, wenn zwei Hunde sich kennenlernen. Anschauen, Schnauzenkontrolle, Analkontrolle. Letztere wird von sehr ängstlichen und sehr dominanten Hunden oft verweigert, indem der Hund sich schnell wegdreht. Der andere möchte aber doch schüffeln und flitzt der Bewegung hinterher. Ruckzuck hast Du ein wunderbares (Flexi-)leinengewurschtel, das das "Freiheitsgefühl" der Hunde doch ziemlich beeinträchtigt. Sicher hast auch Du Szenen vor Augen, wo die Hundebesitzer heftigst im Einsatz waren, um das Ganze zu entwirren. Die damit verbundene Hektik, aber auch die Fesselungen an Läufen und sonstigen Körpeteilen lassen einen normalen Kontakt der Hunde aber nicht mehr zu. Abgesehen von der Verletzungsgefahr, die besonders bei den schnurartigen Flexis und sich heftig bewegenden Hunden durchaus gegeben ist, kommt es aus einer solchen Situation heraus oft zu Aggressionen, die ohne die Leine nicht entstanden wären.

Für mich ist die Leinenverbindung zwischen Mensch und Hund viel mehr als nur eine mechanische. Im Idealfall gibt sie dem Hund Selbstvertrauen und Sicherheit. Man kann das deutlich spüren, wenn man mit einem Hund z.B. zum ersten Mal das Überqueren einer Planke oder das Überwinden eines komplizierten Hindernisses übt. Die Nähe des Hundeführers und seine Stimme und Ausstrahlung ist ein wesentlicher Vertrauensfaktor. Trotzdem kann man oft feststellen, daß der Hund sich erst dann traut, wenn die Leine eingehakt ist und der Besitzer ihn FÜHRT, im wahrsten Sinne des Wortes. Natürlich setze ich voraus, daß dabei der Kontakt mit der Leine in keiner Situation angst- oder schmerzverursachend erlebt wurde.

Eine Flexileine ist keine Verbindung in dem Sinn, wie ich sie mir vorstelle, sondern einfach nur ein Stück Seil, das meinen Hund darin hindert, sich außerhalb eines bestimmten Radius zu bewegen. Der Plastikgriff (dessen Automatik ohnehin ein Kapitel für sich ist), ermöglicht mir nicht, zu FÜHLEN, was in meinem Hund am anderen Ende vorgeht. Und wenn Du mal Hunde an Flexis beobachtest, wirst Du feststellen, daß sie allesamt herzlich wenig Interesse für den Menschen am Griff zeigen.

Natürlich gibt es Situationen, wo ein Freilauf zu riskant ist (z.B. auf Autobahnparkplätzen etc.), manche Hunde aber mehr Bewegungsspielraum brauchen, um ihr Geschäft zu erledigen, als ihn die normale Leine zuläßt. Dann ziehe ich aber eindeutig eine lange Lederleine ohne Automatik vor.

Hast Du einen großen Hund, der an der Flexi in Panik gerät, dann versuche doch mal, ihn wieder zu Dir zu holen: Bei den meisten Fabrikaten (einige gute haben ein durchgehendes Gurtband), besteht der Großteil der Leine aus einem Seil. Wer jemals ohne Handschuhe da rein gegriffen und gezogen hat, weiß, was Schmerz bedeutet. Aber auch die besseren Marken haben immer noch diesen unseligen Monsterautomatikknauf, der eigentlich dauernd nur stört. Wie soll ich mich auf meinen Hund konzentrieren, wenn ich dauernd mit der Automatik zu tun habe?

Leider dient die Flexi den meisten Benutzern als Alibi für ihre eigenen Bequemlichkeiten. Sie haben versäumt, ihren Hund zu erziehen, so daß ein Freilauf nicht möglich ist. Mit der Flexi haben sie das Gefühl, doch noch für Bewegungsfreiheit sorgen zu können - was aber natürlich idiotisch und keinesfalls ausreichend ist.
Liebe Grüße,
Jutta

30. Dezember 1998 12:49

:Liebe Jutta,

ich stimme Dir absolut zu, ich ahlte dies Dinger im Prinzip auch für Idiotisch, aber ich meinete eben diesen Fall um denn es hier geht, wie ermögliche ich einem Hund, der aus den Tierheim kommt, nach ein paar Tagen vielleicht noch keine starke Bindung zu mir aufgebaut hat, den kontakt mit anderen Hunden (z.B. auf einer Wiese)die nicht angleint sind, ich mich aber nocht traue den Hund abzuleinen (er könnte erschrecken und davon laufen, nicht mehr zurückkommen....).
In diesem einen Fall wäre das JoJo doch eine hilfe oder nicht.
Alle Hunde die ich kenne, die mit JoJo laufen sind grundsetzlich nicht erzogen bzw. kommen nicht heran und der Teufelskreis wird mit JoJo nur unterstützt!
Also wie gesagt halt ich die Dinger für den Dauergebrauch völlig ungeeignet, glaube aber das er in einer solche Situation durchaus helfen kann.
Ich hatte einen Hund zur Pflege (bzw. zur Vermittlung) der mich nicht kannte und zimlich verstöhrt war, den habe ich die ersten paar Tage, bis ich seine Reaktionen kannte und er mich vorallem kannte mit einer 10m Schleppleine ausgeführt... hätte ich das nicht gemacht hätte es viel länger gedauert bis ich Ihn frei laufen lassen könnte, wie gesagt nur ein paar Tage.

Grüße Isis

P.S. sei doch so lieb und ließ mal meine Meldung Bellen!? bei Soziales, vielleicht hast Du eine Idee!!

30. Dezember 1998 21:11

:- Nach der Lektüre von Feltmann-v.Schroeder:"Hund und Mensch im Zwiegespräch" stellt sich uns die Frage: Kann der Hund tatsächlich, wenn wir ihn im Erwachsenenalter aufnehmen, keine so gute und feste Beziehung zu uns entwickeln (Die Autorin spricht einerseits von Freunden, andererseits von NUR Bekannten)?
::- Die nächste Frage, auch aufgeworfen durch dieses Buch: Wie kann der erwachsene Hund sich mit den vielen Hunden der Umgebung "verständigen" und eine Beziehuung aufbauen, wenn er am Anfang immer angeleint ist?

Hallo Iane,
wir selbst haben einen Hund aus dem Tierheim und ich kann dazu nur sagen, daß wir es wieder tun würden. Unsere Anka (4 Jahre), wir haben sie seit Mai, wurde in dieser Zeit eine tolle Freundin! Wir sind zunächst 'raus aus dem Tierhaus, spazieren gehen! Sie hat meinen Freund angegiftet! Wir wußten aber schon, daß sie vom Vorbesitzer geprügelt wurde. Frauen gegenüber zeigte sie sich zugänglicher. Unser "Spazierengehen" endete so, daß wir vor ihr knieten, mit ihr redeten und siehe da, ganz vorsichtig durfte mein Freund sie dann auch streicheln. Zuhause bei uns war sie zunächst etwas verunsichert, zumal da ja noch Wolly unser Kater war. Das legte sich aber auch innerhalb kürzester Zeit. Wir stellten fest, daß wir ein sehr ängstliches Mädchen hatten, welches allen Anschein nach noch nicht einmal bellen konnte. Irrtum!! Heute sind wir eine rundum zufriedene Familie. Den Kontakt zu anderen Hunden haben wir zunächst sehr vorsichtig angefangen - mit Leine bei Freunden, die auch Hunde haben und ihre Hunde ebenfalls an die Leine genommen haben. So konnten wir erst einmal sehen wie sie sich verhält. Sah es ganz gut aus - beide Hunde von der Leine. Wir haben uns mit unseren Beobachtungen auch nicht getäuscht. Ein weiterer Schritt war auf neuralem Boden (z.B. Strand)das ganze fortzusetzen. Klappt heute schon fast ganz gut, wenn da nicht die stürmischen Rüden wären!!! Die mag sie wohl "noch" nicht so.

Eigentlich wollte ich Dir nur sagen: Eines Tages schaut Dich im Tierheim jemand an und dann passiert es halt!! Wenn ihr euch bisher nicht entscheiden konntet, war der "Richtige" noch nicht dabei - und vergiß die Bücher, mach das, was das Gefühl Dir sagt.

Viel Glück und guten Rutsch

Annette,Franz Josef, Anka und Wolly