Hallo!
:- Nach der Lektüre von Feltmann-v.Schroeder:"Hund und Mensch im Zwiegespräch" stellt sich uns die Frage: Kann der Hund tatsächlich, wenn wir ihn im Erwachsenenalter aufnehmen, keine so gute und feste Beziehung zu uns entwickeln (Die Autorin spricht einerseits von Freunden, andererseits von NUR Bekannten)?
Ich hab jetzt die exakte Stelle im Buch auf die Schnelle nicht gefunden, aber es ist so: Ihr als Besitzer werdet für den Hund automatisch zum engsten Freundeskreis, zu seiner Familie. Er hat ja sonst niemanden und es ist das wichtigste überhaupt für einen Hund, zu einem Rudel zu gehören und dort einen Platz zu finden. Er versucht also, so schnell wie möglich wieder anschluß zu finden.
Die wenigsten Tierheimhunde werden ein Problem damit haben, eine Bindung einzugehen. Zwei Beispiele:
"Meine" kleine Mischlingshündin Kiki kam mit 9 Jahren ins Tierheim weil ihr Frauchen gestorben war. Ihre Welt war zusammengebrochen, sie fraß nicht mehr und schnappte nach allem und jedem, der an sie ranwollte. Nach einer Woche beschäftigte ich mich mit ihr und eine weitere Woche später hatte ich eine Klette am Bein, die nur von mir etwas wissen wollte und in lautes Protestgeschrei ausbrach, wenn jemand anderes sie zum Spazierengehen mitnehmen wollte und sie wußte, daß ich in der Nähe war.
Dieser Hund, der im Alter von 9 Jahren angeblich zu keiner Bindung mehr fähig war und nur noch sterben wollte, wurde 17 Jahre alt.
Aber keine Sorge, nicht jeder Tierheimhund wird so eine schreckliche Klette wie Kiki ;-)
Da war zum Beispiel Chinook, ein bildschöner schwarzer Husky-Schäfermischling, der mit ca. 1 Jahr im Wald gefunden wurde. Vorgeschichte völlig unbekannt. Dieser Hund gehört heute mit seiner Besitzerin zum Rettungshundeteam von Frau Feltmann und hat bei der Begleithundeprüfung als Bester abgeschnitten. Die Bindung zwischen dem Hund und seiner jetzigen Familie ist wunderbar.
::- Die nächste Frage, auch aufgeworfen durch dieses Buch: Wie kann der erwachsene Hund sich mit den vielen Hunden der Umgebung "verständigen" und eine Beziehuung aufbauen, wenn er am Anfang immer angeleint ist?
Um die Leine kommt man kaum herum. Obwohl Hunde, die einander frei begegnen, viel weniger unter Spannung stehen und sich also besser verständigen können, so daß Streß und viele Konflikte vermieden werden, bleibt das Problem, daß eben doch mal etwas passieren kann...und weder Versicherungen noch Gerichte haben Verständnis, wenn die Hunde nicht an der Leine und damit "unter Kontrolle" waren...
Das Verwenden eines Geschirrs wirkt sich aber immer positiv auf das Sozialverhalten des Hundes aus, da es verhindert, daß Druck am Hals ungewollt die Anspannung des Hundes in Aggression gegen sein Gegenüber umschlagen läßt.
Mit Hunden des anderen Geschlechts sollte es übrigens sowieso keine Probleme geben, auch wenn beide an der Leine sind um sich das erste Mal kennenzulernen.
Mit den Besitzern von gleichgeschlechtlichen Hunden sollte man sich vielleicht zunächst ohne Hund unterhalten und in Erfahrung bringen, wie freundlich der andere Hund gegenüber Hunden ist, so daß man wenig erfolgversprechende Kennenlernversuche gar nicht erst macht.
Wichtig ist, daß man die Hunde einander nie auf dem Grundstück eines der beiden Hunde kennenlernen läßt. Wenn es ums eigene Revier geht, kann auch der freundlichste Hund grantig werden.
Im Tierheim wird übrigens meist das Verhalten der Hunde untereinander ausgetestet, bzw. es gibt Angaben des Vorbesitzers darüber, wie verträglich der Hund ist.
Daß nicht jeder erwachsene Hund jeden anderen Hund mag ist übrigens bei allen Hunden festzustellen. Es gibt eben auch Sympathien unter Hunden.
Viele Grüße!
Eva