Hi Anja,
: Und nun zum Dritten: ich persönlich, finde es in diesem Punkt, was die Kastration (wohlgemerkt: ohne med. Intk.)anmassend und überheblich, sich als Bestimmer über die Gesundheit und das zukünftige Verhalten-und somit über das gesamte Leben der Tiere zu ernennen!!!
Ist Dir eigentlich nicht klar, daß Du alleine dadurch, daß Du Dir einen Hund hälst, über sein Leben und Verhalten bestimmst??? Liegt es etwa in der Natur Deines Hundes, Leine und Halsband zu tragen? Auf Befehl "Sitz" zu machen? Als Rudeltier stundenweise alleine zu bleiben? In einer Wohnung oder einem Zwinger zu leben? Nicht jagen zu dürfen? Unter Umständen irgendwann einmal eingeschläfert zu werden, wenn Du meinst, die Zeit sei gekommen? In dem Moment, wo Du Deinen Hund zu Dir genommen hast, hast Du begonnen, über sein Leben die totale Bestimmungsgewalt auszuüben! Wieso empfindest Du dies nicht als "anmaßend und überheblich"?
Und was ist mit Impfungen und Wurmkuren? Die läßt Du doch wohl auch machen, um mögliche Erkrankungen vorzubeugen. Und machst Dich dadurch zum "Bestimmer über die Gesundheit". Warum dann keine Kastration, wenn man so Mammatumore oder Pyometra verhindern kann? Und wieso befürwortest Du - wenn auch ungerne - die Kastration bei Katzen zur Vermeidung von Überpopulation? Sind Katzen in Deinen Augen minderwertige Lebewesen, daß man bei ihnen etwas gutheißen kann, was man bei Hunden total ablehnt? Für mich gibt es da keine zweierlei Maßstäbe - entweder lehne ich Kastration kategorisch ab und lasse sie nur bei medizinischer Indikation zu oder ich befürworte sie. Von der Tierart mach ich das bestimmt nicht abhängig.
: Auch wenn Du mir aus dem Stehgreif 11 oder noch mehr Hunde nennen kannst, die kastriert worden sind, heißt das noch lange nicht, dass es diesen Hunden gutgetan hat! Woher willst Du das wissen? Woher willst Du wissen, wie sich diese Hunde, die -wie Du ja noch betonst, ganz jung -kastriert worden sind, entwickelt hätten, wenn sie sich erst mal hätten entfalten können! Für mich gehören auch die Hormone dazu! Bei Dir als Mensch doch wohl auch- oder sprichst Du sie einem Jugendlichen ab?
Siehst Du: was Du da jetzt machst bezeichnet man als "anthropozentrisches Denken" - es stellt den Menschen in den Mittelpunkt aller Überlegungen. Und, sorry, das ist leider falsch! Beim Menschen (und einigen Menschenaffen) hat Sexualität im Laufe der Evolution eine weit über die reine Fortpflanzung hinausgehende Bedeutung erlangt, nämlich die der Festigung sozialer Bindungen. Somit spielen die Geschlechtshormone bei diesen Spezies eine völlig andere Rolle als beim Hund. Von daher hinkt Dein Vergleich mit Jugendlichen gewaltig.
: Ich seh' es so:
: Jeder Mensch hat seine Möglichkeiten sich zu entwickeln und unsere Hunde sollten sie auch haben!...
Ganz abgesehen davon, daß wohl kaum ein Mensch auf dieser Welt die Möglichkeit hat, sich uneingeschränkt frei zu entfalten - bei Hunden ist dies noch viel weniger möglich. Oder läßt Du Deinen Hund Nachbars Katze killen, weil ihm gerade danach ist?
Wenn überhaupt, kann man darüber diskutieren, ob es sinnvoll ist, eine Hündin bereits VOR der ersten Läufigkeit kastrieren zu lassen. Viele TÄ befürworten dies, weil es die Gefahr eines Mammakarzinoms auf Null drückt. Ich persönlich gehe da mit Dir insofern konform, als ich dafür plädiere, eine Läufigkeit abzuwarten, weil sie mir zeigt, daß mein Hund nun wirklich erwachsen geworden ist. Bei sehr frühreifen Hunden, die schon mit 6 Monaten läufig werden, würde ich auch noch eine zweite Läufigkeit abwarten, wenngleich dadurch der Effekt auf die Gesäugetumoren schon deutlich sinkt. Es ist da einfach ein Abwägen zwischen Abwarten der körperlichen Reife einerseits und der Vorbeugung von Krebs andererseits.
: Und zum anderen, Inge, lass auch andere Meinungen gelten ohne die Leute gleich anzugreifen, denn letztendlich geht es in diesem Forum doch um Meinungsaustausch! Oder?- und am Ende muß jeder für sich was rausziehen und die Entscheidung ganz allein fällen!
Warum hast Du Dich angegriffen gefühlt? Ich habe Dir lediglich die wohl berechtigte Frage gestellt, warum Du Probleme mit dem Gedanken an eine Kastration hast. Nicht nur in diesem Forum, auch in anderen Foren wurde das Thema schon wiederholt behandelt. Und 99% der HalterInnen kastrierter Hunde haben sich positiv geäußert. Sollten die sich alle täuschen??? Gerade diejenigen Halter, deren Hunde erst in fortgeschrittenem Alter kastriert wurden, können doch wohl sehr gut einen Vergleich vorher/nachher anstellen . Und auch sie äußern sich durchweg positiv, viele mit dem Zusatz: "Warum habe ich es bloß nicht früher machen lassen!"
Natürlich muß jeder letztlich die Entscheidung alleine treffen - aber wenn hier im Forum jemand fragt, ob er seinen Hund kastrieren lassen soll, dann ist es doch wohl richtig, wenn man die Vor- und Nachteile offen auf den Tisch legt. Und der einzige nennenswerte Nachteil einer Kastration ist das OP-Risiko, das aber verschwindend gering ist(Fellveränderungen zähle ich bei einem reinen Familienhund nicht dazu). Ansonsten wirst Du, wohin Du auch hörst, nur Positives hören. Die angeblichen Nachteile (Dickwerden, Trägheit, gesteigerte Aggressivität) stellen sich bei näherem Hinsehen IMMER als Haltungsfehler heraus. Jedenfalls hat bisher noch kein Kastrationsgegner wirklich echte Argumente GEGEN eine Kastration vorbringen können, es waren immer nur so "negative Gefühle aus dem Bauch heraus", wie es eine Gegnerin mal ausdrückte. Ein bißchen wenig für eine echte Diskussion, findest Du nicht?
Gruß Inge