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Tierheimhund als Zweithund ?

geschrieben von Michaela(YCH) 
Tierheimhund als Zweithund ?
08. Januar 1999 12:39


Hallo an alle Leser und Leserinnen des Yorkie-Forums,

es geht um folgendes: Meine Freundin will sich zu Ihrem Briard-Rueden "Aron" eine Huendin aus dem Tierheim als Zweithund nehmen. Diese Huendin (ein Spitzmischling) ist mittelgross und das totale Gegenteil zu Aron, ruhig, ein wenig aengstlich (Menschen, als auch Hunden gegenueber). Zudem wissen die Pfleger im Tierheim wenig ueber diese Spitzhuendin, da sie ausgesetzt worden ist. Aron ist ziemlich stuermisch und auch zeitintensiv in der Haltung, macht Agility und Faehrte, ich frage mich, ob da der zweite Hund nicht vernachlaessigt wird. Meine Freundin meint sie koennte den Hund mitnehmen und der wuerde angebunden warten, bis die Uebungsstunden am Platz fertig sind. Ich bin ziemlich skeptisch, da ich glaube, dass ein aengstlicher Hund auch sehr viel Zeit braucht, um wieder etwas Selbstvertrauen gewinnen zu koennen. Hat jemand von euch schon Erfahrungen mit aengstlichen Hunden aus dem tierheim als Zweithund gemacht? Meine Freundin wuerde es sicherlich auch interessieren, was andere Leute darueber erzaehlen koennen.

Ich bin jedenfalls ziemlich neugierig auf eure Erfahrungen.

Danke im voraus,

Michaela + Henry

08. Januar 1999 14:03

Hallo Michaela,

: Aron ist ziemlich stuermisch und auch zeitintensiv in der Haltung, macht Agility und Faehrte, ich frage mich, ob da der zweite Hund nicht vernachlaessigt wird.

Nachdem der zweite Hund ja dann der "neue" ist, würde ich mal sagen, steht er automatisch interessemäßig erstmal im Vordergrund, so daß eher der Ersthund kurzzeitig "im Schatten" der vielen Aufmerksamkeit für den "Neuen" steht. Eine Erfahrung aus meinen eigenen Leben. Wir haben vor 2 Jahren auch einen Tierheimrüden (übrigens auch sehr ängstlich, aber nur im Bezug auf Menschen)zur unserer Hündin hinzugeholt und alles "drehte" sich anfänglich um ihn, anders ging es auch garnicht. Laika, die Hündin, zeigte irgendwann mal durch ihr Verhalten (als Mensch würde ich beleidigt nennen), daß sie sich "vernachlässig" fühlte. Sie drehte beim Streicheln den Kopf demonstrativ in einer andere Richtung und stellte jedigliches Schwanzwedeln oder sonstige Freudenzeichen ein. Spätestens ab diesem Zeitpunkt erkannten wir unseren Fehler und bemühten uns um beide gleich.

:Meine Freundin meint sie koennte den Hund mitnehmen und der wuerde angebunden warten, bis die Uebungsstunden am Platz fertig sind. Ich bin ziemlich skeptisch, da ich glaube, dass ein aengstlicher Hund auch sehr viel Zeit braucht, um wieder etwas Selbstvertrauen gewinnen zu koennen.

Da hast Du aber mal gerade recht. Ich glaube auch nicht, daß sowas förderlich für die "neue" Mensch-Hund-Beziehung ist. Besser wäre wohl, sie nimmt eine hundeerfahrene Bekannte mit, den neuen Hund am Übungsplatz bei sich hat, während sie mit Aron trainiert.

:Hat jemand von euch schon Erfahrungen mit aengstlichen Hunden aus dem tierheim als Zweithund gemacht?

Janosch war ein Angstbeisser, als er im Alter von 10 Monaten zu uns kam. Sein Verhalten uns gegenüber hat sich so nach 2 Monaten geändert. Bei guten Bekannten oder einfach richtigen Hundemenschen fühlt er sich sicher, allerdings müssen wir immer in der Nähe sein. Ist er mit Personen (egal wie gut er sie kennt oder mag) allein kann es schon mal Probleme geben, da er öfters die Zähne zeigt und sie auch benutzen würde, wenn er sich angegriffen oder in die Enge getrieben fühlt. Da absolut schlimmst für ihn ist, wenn ihm jemand -außer uns- am Halsband packt und ihn irgendwie rumziehen will. Auch in seinem Falle wusste das Tierheim nicht genau, was er "vorher" erlebt hat. Ich tippe auf angebunden geschlagen, weil er ängstlich auf Stöcke, Besenstile, Reitgerten und vorallem zischende Laute (wie z.B. einer Longierpeitsche für Pferde)reagiert und angebunden zum Monster wird.
Mit unserer Zeithündin hat er sich aber von Anfang an prima verstanden. Er hat sich ihr (sie ist nur ein wenig älter) direkt untergeordnet und die Rangordnung bis heute nie ernsthaft in Frage gestellt. So bin ich sehr zufrieden mit meinem Hundepärchen und würde durchaus nochmal einen Zweithund aus dem Tierheim holen.

Liebe Grüße sendet mecki


08. Januar 1999 17:54

Hallo Michaela

Bei mir ist der Fall fast identisch, aber die Geschlechter- und Grössenverteilung umgekehrt. Ich hatte eine erwachsene Hündin (Belg. Schäfer), auch verspielt, Agility-Training, robust und stürmisch etc. und nahm einen Jack Russel-Terrier (Rüde) auf. Der aber eben nicht der kleine springlebendige Kerl war (was ich wusste, sonst hätte ich ihn nicht genommen).

Er kam zwar vom Züchter, war aber schon zweimal zurückgegeben worden und inzwischen schon 17 Monate alt. Sehr zurückhaltend, handscheu, schreckhaft (ich wusste gar nicht, dass ich in einer so lärmigen Gegend wohne, bis ich ihn mitnahm), hervorragend einzig im "ins Auto erbrechen". Wirkt völlig introvertiert (er habe schon als Welpe ausgesehen, als täte ihm das Leben weh). Kaum motivierbar, spielt praktisch nie mit anderen Hunden und dann auch höchstens 1 Minute.

Nun, inzwischen leben sie schon 3 1/2 Jahre zusammen. Er läuft immer mal in der Nähe, ist völlig problemlos und es hat sich wie folgt entwickelt: die grosse Hündin gibt ihm schätzungsweise auch Sicherheit, da sie ja nicht erschrickt, ihn nie belästigt und auch sonst sehr tolerant ist (will sagen er hat drinnen die Hosen an). Natürlich habe ich mich um die Reduktion der starken Schreckreaktionen und der generellen Ängstlichkeit bemüht.

Er hat sich prächtig entwickelt. Die Zuwendungsaufteilung hat sich von selbst ergeben: er kuschelt gerne, sie nicht. Sie übt Unterordnung, er geht in der Zwischenzeit Mäuse-jagen. Sie rennt einem Ball hinterher, er sucht Leckerli. Sie machte Agility, er kläffte zwischendurch am Zaun. Kam auch in der Pause mal mit über den Parcours mit ihr.

Erziehen musste man ihn praktisch gar nicht. Zur Unterhaltung erfinden wir aber immer mal Spiele, die ihm Spass machen, damit die Beziehung gepflegt wird (mit regelmässig üben kann er sogar zuverlässig das Grundrepertoir sitz, platz, fuss etc. Die Dauer ist aber das "Problem".) Die beiden bewegen sich häufig unabhängig voneinander (aber offensichtlich lässt keiner den anderen lange aus den Augen).

Nur: Spazierengehen ist für ihn KOOHL und Sofadösen ist angesagt.

Bei uns also alles Paletti, jeder will was anderes von mir. Keine Probleme mit anderen Hunden (sie sind aber beide kastriert) und zapfen auch nicht ab zu anderen.

Tschüss
Roswitha