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Kupieren / Tierschutz für tia

geschrieben von Daniel(YCH) 
Kupieren / Tierschutz für tia
05. Juli 1999 11:15

Hallo tia,

ich gebe Dir vollkommen Recht.
Die ganze Kupierverbotshysterie entspringt im Endeffekt nichts anderem, als falsch verstandener Tierliebe und blindem Aktionismus.
Und seltsamerweise tun sich gerade diejenigen "Tierschützer", welche das Kupieren so verdammen, mit einem ausgeprägten Kastrationsfanatismus hervor.
Es dürfte jedoch unstrittig sein, daß die Kastration ein weitaus schwerer wiegender Eingriff ist, denn das Kupieren.
Die ganzen Argumente gegen das Kupieren verlieren bei näherer Betrachtung und mit entsprechendem Sachverstand besehen, nahezu völlig an Bedeutung.

Ein angeblich lebenslanges Trauma, das z.B. die Folge des Ohrenschneidens sein soll, ist, verhaltensbiologisch gesehen, absoluter Unsinn. Demzufolge müßten ja auch alle beschnittenen Männer tiefe Traumata erleiden, wovon ich bisher aber noch nichts hörte.

Von einem Leid, was Hunden durch das Kupieren angeblich zugefügt wird, kann de facto nicht die Rede sein. Das Einzige, was der Hund wirklich verspürt, ist der Heilschmerz der Wunde. Jede Beißerei, die mit einer Rißwunde endet, ist schmerzhafter, da nicht unter Narkose zugefügt.
Ob man das Schneiden nun ablehnt, oder befürwortet - man sollte immer bei den Fakten bleiben.
Leider werden diese Diskussionen immer extrem emotional geführt, weshalb Befürworter und Gegner nahezu nie einen Konsens finden.

Kupieren ist jedenfalls sicher nicht schmerzhafter, oder schlimmer, als irgendeine andere Verletzung, die eine gewisse Heilzeit benötigt. Im Gegenteil - nachdem nun eben unter Narkose geschnitten wird, gibt es keinen Verletzungs- sondern nur den eher juckend unangenehmen Heilschmerz. Nicht anders, als bei uns Menschen nach z.B. einem Piercing oder einer Platzwundennaht.
Einzig unsere Vorstellung, daß da eben etwas "entfernt" wird, läßt uns diese Angelegenheit differenzierter betrachten.

Was mir bei den Diskussionen hierüber eigentlich am Meisten aufstößt, ist die Doppelmoral der "Tierschützer".
Wir wissen, daß über 90% der Kastrationen an Rüden, ohne medizinische Indikation - will heißen, nur aus Gründen der vermeintlichen Verhaltensbesserung - vorgenommen werden.
Dies jedoch, verstößt gegen geltendes Tierschutz-Recht und ist ein schwerwiegender Eingriff in Psyche und Physis des Tieres. Trotzdem wird es von nahezu allen Tierschutzvereinen, etc. empfohlen und sogar oftmals grundsätzlich durchgeführt.
Warum?
Weil wir uns davon versprechen, den Hund leichter führen zu können - ihn anpassungsfähiger zu machen.
Das ist für meine Begriffe eine echte Perversion.
Wer nicht in der Lage ist, einen Rüden art- und wesensgerecht zu halten und zu führen, der sollte sich auch keinen halten.
Das ist jetzt sicher kein Angriff, gegen Halter von kastrierten Tieren. Diese wurden ja auch so lange mit Fehlinformationen gefüttert, bis sie der Kastration zustimmten. Hätte man ihnen lieber erklärt, wie sie durch Verhaltensänderung und Verständnis des Wesens ihren Rüden in den Griff bekommen...

Und um jetzt den Argumenten hinsichtlich Eindämmung unkontrollierter Vermehrung zuvorzukommen: Eine Sterilisation des Rüden (Durchtrennung der Samenleiter), ist günstiger, einfacher, schmerzloser und genauso effektiv.

Ich persönlich, bin weder für, noch gegen das Kupieren - ich denke, das sollte die Entscheidung des jeweiligen Züchters oder Käufers sein. Ich halte selbst zwei unkupierte Doggen und sie gefallen mir mit den Schlappohren sehr gut.
Andererseits hätte ich auch sicher nicht davor zurückgeschreckt, einen kupierten Hund zu erwerben, soweit mir sein Charakter zusagte.

Einen Hund, der zuchtbedingt nicht richtig atmen, oder laufen kann jedoch, hätte ich sicher nicht erworben.

Wie auch immer.
Ich würde mir auch lieber ein Stück Ohr abschneiden lassen, als meine Hoden.

Viele Grüße

von einem unkupierten Daniel


05. Juli 1999 11:58

Hi Daniel,

auch wenn mir bewußt ist, daß überzeugte Befürworter des Kupierens kaum umzustimmen sind, möchte ich Deinen Beitrag doch nicht völlig unkommentiert im Board stehen lassen.

Wenn ich das einmal zusammenfassen darf, argumentierst Du a) dahingehend, daß der Kupierschmerz vergleichsweise harmlos ist und daß b) Kastration ein viel bedeutenderer körperlicher Eingriff ist als kupieren und trotzdem von Tierschützern meist befürwortet wird.

Zu a) Mir zumindest geht es eigentlich nicht in allererster Linie um den Schmerz, den der kupierte Welpe erleiden muß (gut find ich das natürlich auch nicht), sondern darum, daß Mensch sich anmaßt, bewußt ein Lebewesen aus optischen Gründen zu verstümmeln und ihm dazu noch eine wichtige Kommunikationsmöglichkeit (Rute) nimmt.

Zu b) Wer seinen Rüden lediglich aufgrund von Autoritätsproblemen kastrieren läßt, ist meistens einfach nicht besser informiert. Hier sind eigentlich die Tierärzte gefragt. Verständlicherweise haben die aber in der Regel kein großes Interesse daran, jemandem die Kastration auszureden.

Liebe Grüße senden
suki und maxi

05. Juli 1999 11:51

Hallo Daniel,

es gibt Leute, die lernen einfach nicht.

Egal ob Qualzuchten, Massenvermehrung oder Kupieren. Es wird dem Hund sinnloses Leid zugefügt. Wozu Daniel? Wir haben zwei kupierte und zwei unkupierte Rottweiler (die zwei kupierten Hunde sind schon alt). Die unkupierten Hunde sind total ästhetisch. Woher nimmst Du Dir außerdem das Recht zu sagen, daß der Hund nur Heilschmerz empfindet. Ich selbst war schon Zeuge des Kupierens. Einfach abartig.

Gleiches gilt für mich für Hunde, der Schädeldecke z.B. nicht geschlossen ist. Was ich aber am allerschlimmsten finde sind Züchter, die Ihre Welpen nicht sozialisieren. Sie lassen die Hunde acht Wochen in Verschlägen und geben sie dann an Käufer weiter. Vielleicht sind die Hunde körperlich gesund. Es sind aber seelische Krüppel.

Viele nachdenkliche Grüße

Heidi

05. Juli 1999 12:21

: Hi Daniel,

wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich mir über kopieren bisher wenig Gedanken gemacht, bis mir verschiedene Hunde begegnet sind.
Der erste war ein Labrador, der wegen seiner Ohren unter Ohrenzwang litt, so dass er wild um sich gebissen hat, wenn man ihn am Kopf berührt hat. Wäre dass auch mit kopierten Ohren geschehen?

Dann war da eine Russische Terrierhündin, die einen kaum behaarten Schwanz hatte. Der TA hat sie vorsorglich kopiert, damit ihr nichts passiert.
Und zu guter Letzt eine Mali-Hündin, die sich beim freuen(!) einzelne Glieder des Schwanzes so ruiniert hat, dass auch hier der TA durch kopieren eingreifen mußte.

Dies sind Beispiele, die für das Kopieren sprechen, und sie treten alle bei Rassen auf, die für gewöhnlich nicht kopiert werden.
Dies soll aber nicht bedeuten, dass ich das wilde Herumgebastel an Hunden generell richtig finde.

Zur Kastration will ich nur sagen; auch sie wirkt keine Wunder. Meine Hündin mußte ich kastrieren lassen, weil sie die Hitze nicht sehr gut vertragen hat. Sie litt unter starkem Durchfall und Erbrechen. Aber eine Verhaltensänderung habe ich nicht feststellen können.Gott sei dank!
Die Kastraten-Rüden die ich kenne, haben sich auch nicht verändert, sehr zum Leidwesen ihrer Herrchen und Frauchen...(ein wenig Schadenfreude erlaube ich mir dann schon...)

Gruß Christina


05. Juli 1999 12:10

Hallo Heidi,

mußt nicht aggressiv werden.

Es geht doch hier auch um eine gewisse Verhältnismäßigkeit.
Das Kupieren hatte bei verschiedenen Rassen ursprünglich den Sinn, das Tier vor diversen Verletzungen zu schützen - erst später kam hier ein ästhetischer Hintergrund zum Tragen.

Ich nehme mir auch nicht einfach das Recht heraus, "irgendetwas" zu behaupten - vielmehr ist es eine Tatsache, daß hier nur ein Heilschmerz auftreten kann, da ein Verletzungsschmerz durch die Anästhesie ausgeschlossen ist.

"Ich selbst war schon Zeuge des Kupierens. Einfach abartig."

Und wenn Du Dir einmal die Operation einer offenen Fraktur beim Menschen ansiehst, wirst Du noch viel schockierter sein, mit welcher Schlachtermanier hier seitens der Chirurgen vorgegangen wird. Wir sind solche Anblicke einfach nicht gewöhnt - das ist alles.

Im Übrigen gebe ich Dir bezüglich sogenannter Qualzuchten völlg Recht - wobei ich mir nicht vorstellen kann, daß ein Chihuahua-Besitzer ähnlich angefeindet wird, wie der Besitzer eines kupierten Hundes.

Das, Heidi, sollte uns zu denken geben.
Und was die Qualität von manchen Züchtern, bzw. ihre Fähigkeit zur Sozialisierung betrifft, möchte ich mich hier gar nicht erst auslassen.

Also Heidi - nicht böse sein - ich habe in keiner Weise Partei bezogen, sondern schlußendlich nur objektiv betrachtet.

Liebe Grüße

Daniel


05. Juli 1999 12:31

Hallo Suki und Maxi,

sind wir doch einmal ehrlich - wer von uns kauft denn einen Hund aufgrund der rein wesensmäßigen Vorzüge?
Kaum jemand. Ich habe das früher getan, wenn es um reine Arbeitshunde ging - aber privat, möchte man sich doch auch an dem Äußeren erfreuen.
Weshalb sonst werden so viele Rassen gekauft, die für ein enges Zusammenleben mit dem Menschen überhaupt nicht geschaffen und selektiert sind, aber eben - im Auge des Betrachters - nett aussehen.?

Und bezüglich Deines Einwandes zur verminderten Kommunikationsmöglichkeit nach dem Rutenkupieren, müßte das ja in zwingender Folge heißen, daß Dobermann, Rottweiler, Schnauzer, Terrier, etc.pp. seit über hundert Jahren soziale Krüppel sind.
Das aber stimmt nunmal überhaupt nicht.
Die Interaktion im Hundeverständnis läuft auf teils so subtilen Ebenen, daß wir mit unseren eingeschränkten Sinnen, dies gar nicht nachvollziehen können.

Schlußendlich denke ich, daß das Kupieren mit Sicherheit die wohl am hitzigsten diskutierte - doch verhältnismäßig gesehen, definitiv die geringstschädigende Einflußnahme auf die Psyche des Hundes darstellt.

Und nur darum, ging es mir in meiner mail an tia.

Auch liebe Grüße zurück

Daniel