Hallo tia,
ich gebe Dir vollkommen Recht.
Die ganze Kupierverbotshysterie entspringt im Endeffekt nichts anderem, als falsch verstandener Tierliebe und blindem Aktionismus.
Und seltsamerweise tun sich gerade diejenigen "Tierschützer", welche das Kupieren so verdammen, mit einem ausgeprägten Kastrationsfanatismus hervor.
Es dürfte jedoch unstrittig sein, daß die Kastration ein weitaus schwerer wiegender Eingriff ist, denn das Kupieren.
Die ganzen Argumente gegen das Kupieren verlieren bei näherer Betrachtung und mit entsprechendem Sachverstand besehen, nahezu völlig an Bedeutung.
Ein angeblich lebenslanges Trauma, das z.B. die Folge des Ohrenschneidens sein soll, ist, verhaltensbiologisch gesehen, absoluter Unsinn. Demzufolge müßten ja auch alle beschnittenen Männer tiefe Traumata erleiden, wovon ich bisher aber noch nichts hörte.
Von einem Leid, was Hunden durch das Kupieren angeblich zugefügt wird, kann de facto nicht die Rede sein. Das Einzige, was der Hund wirklich verspürt, ist der Heilschmerz der Wunde. Jede Beißerei, die mit einer Rißwunde endet, ist schmerzhafter, da nicht unter Narkose zugefügt.
Ob man das Schneiden nun ablehnt, oder befürwortet - man sollte immer bei den Fakten bleiben.
Leider werden diese Diskussionen immer extrem emotional geführt, weshalb Befürworter und Gegner nahezu nie einen Konsens finden.
Kupieren ist jedenfalls sicher nicht schmerzhafter, oder schlimmer, als irgendeine andere Verletzung, die eine gewisse Heilzeit benötigt. Im Gegenteil - nachdem nun eben unter Narkose geschnitten wird, gibt es keinen Verletzungs- sondern nur den eher juckend unangenehmen Heilschmerz. Nicht anders, als bei uns Menschen nach z.B. einem Piercing oder einer Platzwundennaht.
Einzig unsere Vorstellung, daß da eben etwas "entfernt" wird, läßt uns diese Angelegenheit differenzierter betrachten.
Was mir bei den Diskussionen hierüber eigentlich am Meisten aufstößt, ist die Doppelmoral der "Tierschützer".
Wir wissen, daß über 90% der Kastrationen an Rüden, ohne medizinische Indikation - will heißen, nur aus Gründen der vermeintlichen Verhaltensbesserung - vorgenommen werden.
Dies jedoch, verstößt gegen geltendes Tierschutz-Recht und ist ein schwerwiegender Eingriff in Psyche und Physis des Tieres. Trotzdem wird es von nahezu allen Tierschutzvereinen, etc. empfohlen und sogar oftmals grundsätzlich durchgeführt.
Warum?
Weil wir uns davon versprechen, den Hund leichter führen zu können - ihn anpassungsfähiger zu machen.
Das ist für meine Begriffe eine echte Perversion.
Wer nicht in der Lage ist, einen Rüden art- und wesensgerecht zu halten und zu führen, der sollte sich auch keinen halten.
Das ist jetzt sicher kein Angriff, gegen Halter von kastrierten Tieren. Diese wurden ja auch so lange mit Fehlinformationen gefüttert, bis sie der Kastration zustimmten. Hätte man ihnen lieber erklärt, wie sie durch Verhaltensänderung und Verständnis des Wesens ihren Rüden in den Griff bekommen...
Und um jetzt den Argumenten hinsichtlich Eindämmung unkontrollierter Vermehrung zuvorzukommen: Eine Sterilisation des Rüden (Durchtrennung der Samenleiter), ist günstiger, einfacher, schmerzloser und genauso effektiv.
Ich persönlich, bin weder für, noch gegen das Kupieren - ich denke, das sollte die Entscheidung des jeweiligen Züchters oder Käufers sein. Ich halte selbst zwei unkupierte Doggen und sie gefallen mir mit den Schlappohren sehr gut.
Andererseits hätte ich auch sicher nicht davor zurückgeschreckt, einen kupierten Hund zu erwerben, soweit mir sein Charakter zusagte.
Einen Hund, der zuchtbedingt nicht richtig atmen, oder laufen kann jedoch, hätte ich sicher nicht erworben.
Wie auch immer.
Ich würde mir auch lieber ein Stück Ohr abschneiden lassen, als meine Hoden.
Viele Grüße
von einem unkupierten Daniel