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Qualzucht

geschrieben von Karen(YCH) 
Qualzucht
31. Juli 1999 07:07

Liebe Forenmitglieder.

Nun wird sich schon seit Tagen/Wochen über das Thema Kupieren
gestritten.
Überlegt man sich, was das Kupieren an Schmerzen und Leid für den Hund beinhaltet,
könnte man zum Ergebnis kommen, daß das eigentlich noch nichts ist im
Vergleich zu den Leiden, die die Hunde ertragen müssen, die einem kranken
Schönheitsideal entsprechen (müssen). Ich will das Problem mit dem
Kupieren nicht herunterspielen, ich finde es verrückt, wenn Menschen
an einem Tier herumschnipseln, damit es einem Ideal entspricht, dem es
von Natur aus nicht entsprechen kann, ABER: es macht einen Unterschied für
mich, wenn ich bedenke, daß ein Pekinese oder ein Boxer ihr Leben lang unter
Atemproblemen leiden, wohingegen ein kupierter Hund ein vergleichsweise
normales Leben führt.
Es gibt DSH mit HD, Chihuahuas mit Löchern im Schädel und verkümmertem Gebiss,
Yorkies mit Kümmergebiss aufgrund des Miniaturisierungswahns ihrer Züchter.
Taube Dalmatiner und Hütehunde,weil der Merlefaktor ja soooo toll ausschaut.
Es gibt Rassen mit Wesensveränderungen aufgrund ihrer Massenzucht; da braucht
man nur mal die Westies anzuschauen. Es gibt mittlerweile aggressive Retriever
und sogar bissige Huskys.
Und wozu das alles? Weil es schön ist?
Was bitte ist schön an einem Hund, der lauter atmet als man den Fernseher
stellen kann? An einem Hund, der so schräg geht, daß man schon vom hinsehen
Kreuzschmerzen bekommt. Oder an einem Hund, der sich beinah auf die Ohren
tritt..?
Ich kenne Cocker Spaniel Züchter, die unter "Vorzüglich" keinen Hund zuhause
sitzen haben. Auf die Frage, warum denn der Schwanz kupiert wird, sagten
die mir, daß der Cocker ja ein Jagdhund ist, und wenn er so durchs
Gelände läuft, könnte er sich mit dem Schwanz ja im Gestrüpp verfangen;
deswegen, zum Schutz des Hundes also, wird der Schwanz kupiert.
Klasse, denke ich da, und wie soll der Hund erst in den Wald kommen,um sich
da im Gestrüpp zu verfangen, wenn er sich dauernd auf die viel zu langen
Ohren tritt?
Und so geht es weiter. Wenn ich mir ansehe,was die Amerikaner so zusammen-
züchten wird mir schlecht. Der American Cocker sieht aus, als wäre er
einer Wand zunahe gekommen, ich denke nicht, daß dieser Hund richtig
atmen kann.
Es sind aber nicht nur diese augenscheinlichen Dinge. Viele Moderassen
sind vom Wesen her stark verändert.Man denke da an die Geschichten über
Golden Retriever.Mein eigener Hund ist von einem durchgeknallten Westie
gebissen worden...da war er 12 Wochen alt.

Der Mensch macht das, weil er es kann. Weil ihn keiner hindert. Auch der
Tierschutz nicht. Auf Kosten derer, die sich nicht wehren können.
Das sollten sich mal die Leute überlegen, die einem Modetrend folgen, wenn
sie solche Hunde züchten, die nur überleben können, weil sie vom TA gepäppelt
werden.Wer findet eigentlich solche Hunde schön? Wer legt denn Wert auf
einen Hund, der sich durchs Leben quält? Wie pervers sind solche Menschen?
Ich habe immer das Bild von sogenannten Nicktauben im Kopf, wenn ich an
Qualzuchten denke. Das sind Tauben, deren überlanger Hals immer nach
unten fallen lässt, dh, es sieht aus als würden diese Tiere unentwegt
nicken. Pervers oder? Der Vogel kann keine Beute focussieren, er würde
in der freien Wildbahn verhungern und wäre bald ausselektiert.

Da wir aber unsere Hunde nicht in der freien Wildbahn halten, können
kurzatmige Boxer und Pekinesen, HD-geschädigte DSH und dauerohrenentzündete
Cocker weiterhin existieren und gezüchtet werden.

Karen

31. Juli 1999 07:47

: Und was sollen wir dagegen tun?;-(((
traurige grüße

greensiro


31. Juli 1999 08:00

: : Und was sollen wir dagegen tun?;-(((


ganz einfach, solche Hunde nicht kaufen, denn was sich nicht verkauft wird auch nicht gezüchtet. Also müssen diese Züchter dann versuchen, was zu ändern.
:
Mario

31. Juli 1999 08:22




Hi greensiro,

: : Und was sollen wir dagegen tun?;-(((
: traurige grüße

Es gibt einige ehemalige VDH-Züchter, die sich mit den Zucht-Standards nicht mehr identifizieren können. Sie versuchen, den Rassestandard mit Gesundheit und Wesen im Gleichkang zu bringen.

Es gibt in Berlin eine Züchterin (Annegret Strakon), die 'freiatmende' französische Bulldoggen züchtet, d.h. diese Hunde sehen nicht so aus, als ob sie frontal Bekanntschaft mit einem Lkw gemacht haben. Da das Erscheinungsbild den Rassestandard nicht mehr entspricht, ist sie vom VDH ausgeschlossen worden. Sie engagiert sich auch sehr für den Tierschutz (Hunde in Not e.V.) und ist Vorsitzende und Gründerin von der FDDB 1988 e.V. (Freunde Deutscher Doggen Berlin 1988 e.V. - der Dachverband ist der IHU). Sie setzt sich nicht nur für Bullis, sondern auch für Doggen ein. Sie vermittelt ausgesetzte und/oder mißhandelte Hunde in Zusammenarbeit mit dem örtlichen Tierheim. Sie setzt auch konsequent das Tierschutzgesetz bei Ausstellungen um, d.h. Hunde mit kupierten Ohren (ganz gleich welcher Herkunft) dürfen bei der IHU nicht ausgestellt werden und nach der Novellierung des Tierschutzgesetzes dürfen auch keine nach dem Inkraftreten des Gesetzes geborenen Hunde mit kupierter Rute ausgestellt werden. Sogenannte Fehlfarben (bei den Doggen sogenannte Grautiger und bei Dobies z.B. isabellfarben) und Kastraten dürfen ausgestellt werden. Großzüchter können nicht Mitglied werden.

Ich glaube, das ist schon ein Schritt in die richtige Richtung

Aufmunternde Grüße

Porcha & Dino







31. Juli 1999 09:45

Ei Mario das ist aber eine prima idee.

Vielleicht hast du es noch nicht gemerkt. Der mensch will glaub ich gar keine intakten organismen mehr um sich herum haben. Denn wie demütigen muß es sein einen gesunden, hund zu haben. (ohne atemnot, ohne fettsucht, ohne HD ect.) Nein, eine vielzahl und das beweisen ja die verkaufszahlen wollen tamagotschis zum pflegen. Nach dem motto:
"Was können wir denn alles so beim onkel doktor ( tierarzt) heute wieder erlebt putzilein"! Und anschließend gehen wir dann zum richtigen onkel gelle!(Hust, hust, brech, brech, hink hink!)
Und die mamutzuchtschauen kaffeeschauen,(aber bitte mit sahne....) tun ein übriges.
Es ist gelinde gesagt eine frechheit ein lauftier im stand zu bewerten.

So ähnlich wie wenn man die schachspieler dieser welt vor ein leeres schachbrett setzt und dann den besten rausdeutet.

Einfach genial sagen die einen, so einer zuchtschau. Da läßt sich eine menge kohle verdienen, meinen die anderern!

mit siehstdu grüßen
greensiro



31. Juli 1999 10:34

Hallo greensiro.

Genau so ist es. Weder der Käufer noch der Verkäufer interessiert sich für die Atemtechnik seines Hundes, scheinbar. Es geht nur darum, daß der Hund so aussieht, wie man das eben gerne hätte. Vieles wird doch auch nur gemacht, weil es geht. Mal ausprobieren. Ich habe letztens einen netten älteren Herrn im TV gesehen, der eine Hündin und ca 10 Mischlingswelpen hatte. "Warum haben Sie die Hündin decken lassen", hat die Reporterin gefragt, "Ei, isch wollt mo gugge was debei rauskommt", hat der gute Mann da gesagt und gelächelt. "Glauben Sie, daß sie die Welpen gut vermitteln können, " hat dann die Reporterin weiter gefragt. "Neeee" hat der Mann da gesagt...
Was sagt uns das? Nachdenken ist in dem Bereich nicht angesagt.
Zuchtschauen sind in meinen Augen ein Graus. Ich habe einen Bekannten, dessen Tochter Westies züchtet. Die werden ja nicht nur geschoren, sondern auch gezupft. Wer sich je die Augenbrauen gezupft hat, weiss wie schmerzhaft das ist. Bei Cockern ist das übrigens auch so. Malteser werden auf Lockenwickler gedreht und gekreidet, auftoupiert und gesprüht;was einem Menschenhirn halt alles so entspringen kann.
Das sind aber "nur" diese temporären Quälereien.
Schlimmer ist doch, daß es nicht in Menschenhirne geht, daß ein Hund mit einer Knautschnase oder Hautfalten, einfach kaum hundegerecht leben kann.
Ob der Hund lebensfähig ist, ist für einige Züchter scheinbar nicht entscheidend, und für den VDH schonmal gar nicht; denn sonst gäbe es doch diese irrsinnigen Rassestandarts nicht.

Karen