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Was sonst nirgends passt

In dieser Rubrik steht all das, was in den anderen Rubriken irgendwie nicht so recht reinpasst. Nicht alles lässt sich eindeutig zuordnen oder betrifft mehrere Themen gleichzeitig. Wer so ein Thema hat, ist in dieser Rubrik gut aufgehoben.  
Probevertrag
08. Juni 2003 09:19

Hallo Antje,

: Hmmmmm.... Ich glaube, ein "Schicksalsschlag" ist so etwas höchstens für die Leute, die ein schlechtes Gewissen dem Hund gegenüber haben bei einer Abgabe.

Naja, ich meine beim Hund. Und ich will das Wort "Schicksalsschlag" auch nicht auseinandernehmen. Es ist für den Hund nicht von Vorteil, wenn er aus seinem Rudel gerissen wird. Es kann sein, dass er später unter Verlustängsten leidet. Zugegeben ist dann das Tier besonders sensibel oder zum falschen Zeitpunkt abgegeben worden. Das kommt wohl selten vor, aber es kommt vor. Und wenn das "Risiko" umgangen werden kann....

:Habe nun schon häufiger ältere Hunde gekauft/übernommen, ..........

Wie viele hast du denn schon gekauft oder übernommen? Du hast doch nur 2 Hündinnen? Und wenn ich mich recht erinnere, züchtest du DSH und die werden doch mindestens 12 Jahre alt.

: Ich glaube, Probleme bereiten wir unseren Hunden hauptsächlich dadurch, daß wir sie zu sehr vermenschlichen.

Das stimmt.

:Letzendlich spielt natürlich auch die Mentalität und Wesensstärke der Hunde eine Rolle.

Genau, und die Wesensstärke ist mit 11 Monaten noch nicht ausgeprägt. Aber da denke ich, kommt es auch auf die Rasse an.
Einen Berner würde ich zu diesem Zeitpunkt nicht abgeben, auch wenn der Background genetisch günstig ist oder er gut geprägt ist.

: Dem Wohl der Rasse ist es aber nicht egal, wenn ein Züchter aus reiner Sentimentalität einen untersurchschnittlichen Zuchthund nicht abgibt, und ihn sich dann, durch die rosarote Brille betrachtet, zurechtlügt, so daß letzendlich dann doch ein oder gar mehrere Würfe mit dem Hund gemacht werden.

Sicher. Das stimmt. Aber es ging hier um:
Zuchtuntauglich = nicht züchten = Hund behalten oder
Zuchtuntauglich = nicht züchten = Hund wegeben = neuen Hund kaufen

Und das passiert leider gar nicht so selten...

Also, es kommt immer darauf an, was es ist. Ist der Hund 1 cm zu groß, wird bei vielversprechenden Hunden ein Auge zugekniffen. Und Vitamin B spielt auch eine Rolle.
Bei einigen wieder nicht.
Und wenn ich mir das Vererbungsgesetz so anschaue, darf dann mit dem ganzen Wurf nicht mehr gezüchtet werden, sollte die Größe auf fehlerhaftes Erbgut zurückzuführen sein.
Bei Krankheiten, auch wenn es nicht sicher ist, dass diese erblich bedingt sind, sollte man die Finger von der Zucht lassen.
Ebenso bei verhaltensauffälligen Tieren.

: : Diese Tiere sitzen zuhauf in der Nothilfe oder im TH.

: Die Hunde, die dort sitzen, sind aber zum großen Teil mit erheblichen Problemen belastet.

Das sehe ich nicht so. Einige vielleicht. Und einige Leute machen es sich zur Lebensaufgabe, verhaltensgestörten Tieren zu helfen. Hut ab!

:Wenn sich jemand mit der Aufzucht eines Welpen überfordert fühlt, dann fühlt er sich bestimmt auch mit der Resozialisierung eines Problemhundes überfordert.

Es sind dort aber nicht nur Problemhunde. Und der größte Teil ist mehr oder weniger sozialisiert.
Es gibt viele Gründe warum jemand keinen Welpen haben möchte.

:Und die diensthundehaltenden Behörden, Blindenführhundschulen etc. können mit dem "Angebot", welches Tierheime etc. bieten, i.d.R. auch nicht glücklich werden.

Das mag sein.

:Oder glaubst Du, daß, wenn ich einen Hund z.B. nicht an die Polizei abgebe, in irgend einem Tierheim ein Hund weniger sitzt? Kann die Polizei den Hund hier nicht kaufen, dann kauft sie ihn in Holland, Belgien oder der Tschechei...

Das waren auch meine Gedanken. Ich bin der Meinung, dass es eh zu viele Hunde gibt und ich würde nicht mehr züchten (wenn ich überhaupt noch einmal züchte), wenn ich wüsste, dass für jeden meiner Welpen ein Hund aus der Nothilfe oder aus dem TH geholt werden würde. Nur leider würde der Schuss nach hinten losgehen. Dann würden die Tiere aus dem Ausland unter den widerlichsten Bedingungen nach Deutschland oder in andere Länder gebracht werden. Und die Leute, die dann einen Rassehund haben wollen, unterstützen dieses.
Im Kleinen haben wir es ja schon mit den sog. Vermehrern.

: Oooh halt...! Der "Sinn des Züchtens" ist der, erbgesunde Individuen in die Welt zu setzen, die vor allem interieurmäßig den Anforderungen gewachsen sind, die gemäß ihrer Rasse an sie gestellt werden. Das heißt im Klartext "Selektion, Selektion, Selektion", je härter desto besser.

Das weiß ich.
Aber ein Kriterium ist eben Ethik. Und dazu gehört m.E. auch, die Hunde, die ich habe, zu behalten.
Kann ich mich nur um 2 Hunde kümmern, halte ich zwei Hunde. Sind beide zuchtuntauglich, Pech. Ist zwar für einige ein Schicksalsschlag, aber es geht hier nicht um ein Auto. Dann kann ich mir überlegen, ob ich Zeit für 3 Hunde habe, oder nicht. Muss aber damit rechnen, dass der 3. Hund auch zuchtuntauglich ist. So ist es nun mal, wenn es um Lebewesen geht. Und da jeder Züchter behauptet, finanziell bringt es eh nichts, kann er auch nicht in den Ruin getrieben werden, wenn er nicht, oder weniger züchtet.

:Je höher der Züchter seine Ansprüche an ein Zuchttier schraubt, desto besser für die Individuen, die aus seiner Zucht hervorgehen, desto besser für die späteren Halter und desto besser für alle, die in irgend einer Weise mit Hunden zu tun haben (Tierschutz etc.).

Jein. Mich stört einfach der Faktor: Verbesserungen i.S. Aussehen, Schnelligkeit und Gewandtheit.
Sind es gute Tiere, ist doch gut, oder. Nein, es muss noch besser werden. Und damit kriegt man jede Rasse kaputt.
Wichtiger ist, Erbkrankheiten rauszuzüchten.

: Mit "Versuchskaninchen" hat züchterische Selektion nun wirklich nicht viel zu tun.

In meinen Augen doch.
Leider gibt es prächtige Rüden, die führen unerwünschte Rezessivgene im Erbgut. Treffen diese auf eine Hündin, die mit für dieses Merkmal gleichfalls, belastetet ist, führt es dann zu Defekten oder Standardfehlern.
Also weiß man doch, dass beide belastet sind. Normalerweise müssen beide aus der Zucht genommen werden. Einschließlich des ganzen Wurfes. Wird aber nicht. Es wird dann weitergezüchtet, wahrscheinlich nicht mehr in dieser Verpaarung, aber einzeln. Und das ist in meinen Augen ein neuer „Versuch“. Dann schaue man sich die Welpen an, tritt dieser Fehler wieder auf, usw...
Ich weiß natürlich, dass diese Versuche auch zum Wohle der Rasse sind.

"Versuchskaninchen" sind in dieser Hinsicht eher Welpen aus Hündinnen, die nicht hart genug züchterisch selektiert wurden, und die Käufer dieser Welpen.

Das sicher auch.

: Das hat nix mit "nicht taugen" zu tun und auch nicht mit "abschieben".

Mit „nichts taugen“ meine ich: Laut Aussage der Züchter taugt der Hund nicht für die Zucht.
Natürlich taugt jeder Hund was.

:Viele Züchter machen sich nämlich wirklich einen Kopf drum, was das beste für diese Hunde ist. Und wenn es das beste für solche einen Hund ist, auf ein optimales Plätzchen abgegeben zu werden, warum solte man es dann nicht tun?

Keine Frage

:Wo glaubst Du wäre ein Workoholic von Hund glücklicher? In einem Mehrhundehaushalt als einer im Rudel, meistens an unterer Stelle (da Muttern etc. ältere Rechte haben), oder z.b. als Einzelhund bei einem Diensthundeführer, der ihn in seinen genetisch fixierten Veranlagungen weiter fordert und fördert und mit dem er tagtäglich stundenlang zusammen seinen Job ausführen darf?

Meine Meinung ist eben, dass sich jeder Hund im Rudel am wohlsten fühlt. Egal auf welchem Platz.
Der Hund muss immer herhalten, egal wer wem nicht genügt. Es ist sicher nicht so schlimm, einen Hund in eine andere Familie zu geben, wenn gewisse Regeln eingehalten werden.
Aber was ist, wenn er dem neuen Besitzer auch nicht genügt? Die Spirale setzt sich fort, z.T. auch, weil falsche Hoffnungen geweckt werden.
Genau so werden u.a. verhaltensgestörte Hunde gemacht.

Du verkehrst in den Kreisen, aus denen ich mich herausgelöst habe. Sieh das bitte nicht als Angriff oder Beleidigung. Es ist nur eben Ansichtssache, aber mir fehlt dort die Herzenswärme. Und die möchte ich mir einfach leisten können.

Gruß Frieda


08. Juni 2003 11:02

Hallo Antja,

deinen Ausführungen stimme ich in jeder Hinsicht zu. Unterordnungsübungen, Beschäftigung, Spazieren gehen, Aportierspiele gehören jeden Tag mei mir dazu. Einmal in der Woche gehts mit den drei Jüngeren in die Hundeschule zum gemeinsammen Spiel unter ihresgleichen und um neues hinzu zu lernen. Mit den Älteren gehen wir in eine Seniorgruppe hier vor Ort. Macht immer viel Spaß.
Wenn ich wie Du schreibst mit jedem einzelnen noch Schafe hüten oder verschüttete aufspüren müßte, würde ich mir mit Sicherheit auch überlegen, was machbar wäre und ob das Drumherum stimmt. Aber aus meiner Sicht hätte ich keinen Welpen nur zu Zuchtzwecken behalten und falls nicht wird er abgegeben, denn das Drumherum muß vorher auch stimmen bevor noch ein Hund hinzukommt.

Gruß und schöne Pfingsten
Katrin

08. Juni 2003 19:42

Hallo Antje,
:
: Ich denke, das etwas ist etwas völlig anderes. Wenn ich einen Hund aufziehe und ich ihn aus irgend einem Grund nicht in die Zucht nehmen möchte (aber auch nicht gewillt bin, "Workoholics" "zu sammeln"winking smiley, ist er deswegen nicht verkorkst oder für andere Aufgaben ungeeignet.

Nein - natürlich nicht (so hatte ich das auch nicht gemeint). Was mich halt interessierte ist, wie man es als Züchter handhabt, wenn nach längerer Zeit ein ehemaliger Welpe wieder beim Züchter landet und möglicherweise völlig verkorkst ist. Was machst Du in solchen Fällen?


Vielmehr ist er häufig für andere Aufgaben sehr gut vorbereitet bzw. ich nehme mir die Zeit, ihn für seine neue Aufgabe optimal vorzubereiten. So ein Hund läßt sich dann natürlich entsprechen leicht plazieren, i.d.R. gibt es keine Schwierigkeiten mit der Umstellung und der Hund und seine neuen Leute fühlen sich wohl.

Das glaube ich Dir - und bei Züchtern, die auch ihre älteren Tiere gut und gewissenhaft vermitteln (was ich Dir und Mona unterstelle), ist das auch absolut kein Thema - und natürlich lässt sich auch ein älterer Hund in "ein neues Rudel" ohne weiteres integrieren. Ich selbst kann zwar natürlich nicht aus Züchter-Sicht sprechen - kenne es aber durch die Vermittlung im Tierheim, dass auch ältere Tiere sich durchaus ohne weiteres an neue Familien sehr gut gewöhnen können.

Auf der anderen Seite habe ich aber schon erlebt, dass von angeblich seriösen Züchtern Hunde an Personen weitergegeben wurden, wo sich mir die Fußnägel aufrollen! Zum Hintergrund: In unserem Hundeverein gab es jemanden, der einen RS aus Belgien geholt hat (da er unbedingt einen kupiertern RS wollte). Ich kann nur das wiedergeben, was mir von diesem Halter erzählt wurde: Der RS war zum Kaufzeitpunkt 8 Monate alt - der Züchter in Belgien hatte diesen Hund "vorgearbeitet" , da er angeblich für einen Polizisten reserviert war. Aus irgendwelchen Gründen ist dieser Polizist wohl vom Kaufvertrag abgesprungen - und dieser Hund wurde dann an diesen Hundeplatz-Kollegen verkauft, der ganztags außer Haus ist (in dieser Zeit ist der Hund bei den 70-jährigen Schwiegereltern) und zudem eine 5-jährige Tochter hat. Der Hund war dermaßen aggressiv, wie ich es selten gesehen habe (und ich habe im TH auch schon einige Kaliber kennengelernt...). Das Ergebnis: Der Hund durfte am Wochenende auf den Hundeplatz und wurde dort massiv zusammengerissen (kann man leider garnicht anders ausdrücken), war unter der Woche bei den Schwiegereltern verwahrt unter Einfluss deren "Erziehung" - "Ei Bubele - willste noch e'Stückche Fleischworscht...." - und musste wegen seiner Aggressivität bei jedem Besuch weggesperrt werden. Aber sein Besitzer konnte auf dem Hundeplatz natürlich prahlen mit seinem tollen "vorgearbeiteten" Hund (der im Schutzdienst und in der Unterordnung natürlich topp war - aber in keinster Weise alltagstauglich). Klar - ich frage mich natürlich auch: inwiefern stimmt das, was der Typ erzählt hat - war dieser Hund wirklich von einem solchen Top-Züchter, wie er behauptet? Falls es stimmen sollte, frage ich mich allerdings, wie ein Züchter einen solchen absoluten Arbeitshund an so eine Stelle weitergeben kann. (Dass der Hund von einem Züchter kam, ist Fakt - ob dieser Züchter wirklich die Spitze-Adresse in Belgien ist, wie vom Hundehalter behauptet, kann ich nicht beurteilen)...

Zurück zum Thema:

Und dem Hund geht es dort, wo er Mittelpunkt ist, besser, als wenn ich ihn zeitlebens in einer Mehrhundehaltung "so mitlaufen lasse".

Da hast Du absolut Recht! Auch wenn es mir schwerfällt, mir vorzustellen einen Hund, den man lange Zeit hatte, weiterzugeben - so sehe ich doch ein, dass es für einen Züchter absolut unmöglich ist, alle Hunde zu behalten. Und für manchen Hund ist es natürlich besser, in eine geeignetere Stelle vermittelt zu werden, als zeitlebens "mitzulaufen".

Für einen verkorksten Hund, der anderweitig nicht vernünftig plaziert werden kann, ist das "Mitlaufen in der Mehrhundehaltung" die bessere Alternative.

Da würde mich halt interessieren, wie Ihr als Züchter, das im konkreten Fall meistert. Ist Dir schon mal passiert, dass einer Deiner Welpen völlig verkorkst zurückkam?

:
: Ich denke, es gibt Züchter, die machen es sich leicht und geben Hunde ab nach dem Motto "Aus den Augen, aus dem Sinn", sowohl Welpen als auch erwachsene Hunde als auch Oma und Opa. An diese brauchen sich die Welpenkäufer später auch nicht zu wenden, wenn sie mal Schwierigkeiten mit dem Hund bekommen.

Diese "Züchter" würde ich aber nicht als "Züchter" bezeichnen! Das ist Handel mit der "Ware Hund" und da sollten wir alle - Züchter und Tierschutz-Orgas - gemeinsam dagegenschlagen! Möchtest Du mit solchen "Züchtern" in einem Satz genannt werden?


Das heißt aber nicht, daß alle Züchter, die einen älteren Hund verkaufen, aus der gleichen Motivation heraus handeln. Zudem legt der Züchter, der einen verantwortungsvoll aufgezogenen Hund abgibt, der nicht zuchtfähig ist, finanziell immer drauf.

JOO - und das ist auch gut so ;-)

Ich stehe mich weitaus günstiger, wenn ich einen Welpen verkaufe, als daß ich ihn das erste Jahr füttere, impfen und komplett durchröntgen lasse, versichere und seine Steuern zahle, ausbilde und ihm einen Großteil meiner Zeit widme, um ihn dann vielleicht für den anderthalbfachen Welpenpreis abzugeben.

Deswegen darfst Du Dich ja auch als Züchter bezeichnen - anderenfalls wärst Du ein Hundevermehrer.

Das machen nur Züchter mit viel Engagement und Individualismus, nicht die, die mit ihrer Zucht Geld verdienen wollen.

...die ja - wie gesagt - in meinen Augen keine Züchter sind - sondern Vermehrer, Händler....
:
: Hinzu kommt, daß es einen beständigen Interessentenstamm gibt für gut veranlagte und gut aufgezogene ältere, u.U. bereits grundausgebildete Hunde. Familien, die sich mit der Aufzucht eines Welpen überfordert fühlen (was ja häufig auch so ist) und vernünftigerweise zu einem älteren Hund tendieren, diensthundehaltende Behörden, Blindenführhundschulen usw. Wenn man Züchter verurteilt, die einen nicht zur Zucht geeingeten Hund abgeben, müßte man auch diesen Käuferstamm verurteilen...
:
Diese Züchter verurteile ich nicht - ganz gewiss nicht! Nur gehe ich davon aus, dass jeder verantwortungsbewusste Züchter auch für diese Hunde das entsprechende, passende Zuhause sucht - die Hunde nicht einfach loswerden will!

Gruß

Nicola mit Sally

08. Juni 2003 20:24

Hallo Frieda,

: ... Es ist für den Hund nicht von Vorteil, wenn er aus seinem Rudel
: gerissen wird. Es kann sein, dass er später unter Verlustängsten
: leidet. Zugegeben ist dann das Tier besonders sensibel oder zum
: falschen Zeitpunkt abgegeben worden. Das kommt wohl selten vor, aber
: es kommt vor.

Wobei wir ja hier wohl wieder beim Thema "Problemhunde" wären. Die sollten doch aber nicht die Normalität sein, sondern die Ausnahme. Gerade der Junghund, den ein Züchter = jemand, der spezielle Kenntnisse über die betreffende Rasse besitzt, aufzieht, im Hinblich darauf, daß er ein späteres Zuchttier werden sollte, inkl. beste gesundheitliche, auf die Rasse abgestimmte Vorsorge und Vorbereitung auf ZTP etc., sollte doch wohl am wenigstem dem Prototyp des Problemhundes entsprechen, der entsprechende Umweltprobleme hat.

Wobei es, wie schon ettliche Male geschrieben, auch auf die Rasse ankommt. Sicherlich gibt es Rassen, wo inzwischen alles komplett im Argen liegt, in Bezug auf Wesen und psychische Belastbarkeit....


: Wie viele hast du denn schon gekauft oder übernommen? Du hast doch
: nur 2 Hündinnen? Und wenn ich mich recht erinnere, züchtest du DSH
: und die werden doch mindestens 12 Jahre alt.

Ich habe momentan drei Hündinnen, und zwar deswegen, weil ich vom letzten Wurf eine Hündin nicht guten Gewissens verkaufen konnte, wegen einem unklaren Gesundheitszustandes.

Wieviele Hunde ich bisher schon gekauft/übernommen habe werde ich Dir aus dem Stehgreif nicht aufzählen, einfach deswegen, weil ich garantiert auf die Schnelle den einen oder anderen vergesse, und dann würde es ja eh nicht stimmen. Der älteste Hund war 8 Jahre alt und wurde 16 (bei mir), zweie waren ca. 2 1/2 bei der Übernahme (darunter einer mit 5 Vorbesitzern, den kein Tierheim damals aufnehmen wollte), und die sind auch beide bis zu ihrem Tod bei mir geblieben. Es waren einige darunter, im Schnitt 1 bis 2 Jahre alt, die bei mir zur Ausbildung waren, ich habe aber auch schon Junghunde im Alter von 5 bis 7 Monaten gekauft, ein eher ungünstiges Alter (bei meiner Rasse), mitten in der Pubertät, und deren Verlustängste waren zumindest so gering, daß sie anschließend die Übernahmetest der diensthundehaltenden Behörden ohne vorhergehende psychatrische Betreuung bestens überstanden haben.


: : Letzendlich spielt natürlich auch die Mentalität und Wesensstärke
: : der Hunde eine Rolle.
:
: Genau, und die Wesensstärke ist mit 11 Monaten noch nicht ausgeprägt.
: Aber da denke ich, kommt es auch auf die Rasse an.

Eben, kommt wohl auf die Rasse an. Zumindest scheint bei "meiner" Rasse die Wesensstärke mit 11 Monaten so weit ausgeprägt zu sein, daß sie die nicht unerheblichen Ankaufstests der Polizei etc. in dem Alter überstehen, wenn genetisch und prägungsmäßig bei ihnen alles stimmt.


: Sicher. Das stimmt. Aber es ging hier um:
: Zuchtuntauglich = nicht züchten = Hund behalten oder
: Zuchtuntauglich = nicht züchten = Hund wegeben = neuen Hund kaufen

Es wird aber häufig der "Goldene Mittelweg" (oder in dem Fall eher "blecherne"...) beschritten, nämlich sich aus Sentimentalität nicht von einem unterdurchschnittlichen Zuchthund zu trennen (und dafür zu sorgen, daß er auf einen optimalen Platz kommt) und ihn später dann doch mal "probeweise" zur Zucht einzusetzen.


: Also, es kommt immer darauf an, was es ist. Ist der Hund 1 cm zu
: groß, wird bei vielversprechenden Hunden ein Auge zugekniffen. Und
: Vitamin B spielt auch eine Rolle.

Nun geht es aber zu sehr ins Detail. Bleiben wir bitte beim "nicht zuchttauglichen Hund", aus der Sicht des betreffenden Züchters gesehen. So mancher Züchter legt einen sehr viel höheren Maßstab an die Qualität seiner Zuchttiere an als es die Zuchtordnung verlangt. Daher bringt es jetzt nix, darauf herumzureiten, warum ein Hund aus Sicht des Züchters nicht zuchttauglich ist. Beim einen Züchter ist es ein Standartfehler, beim anderen ein noch zur Zucht zugelassener Hüftbefund, dem dritten gefällt etwas in den Triebveranlagungen des Hundes nicht usw. Der Grund ist letzendlich egal, hier ging es um die Abgabe...


: Und wenn ich mir das Vererbungsgesetz so anschaue, darf dann mit dem
: ganzen Wurf nicht mehr gezüchtet werden, sollte die Größe auf
: fehlerhaftes Erbgut zurückzuführen sein.

*lach* Aber ich verkneife mir jetzt eine Diskussion über "fehlerhaftes Erbgut". Das würde wirklich zu weit führen...


: Bei Krankheiten, auch wenn es nicht sicher ist, dass diese erblich
: bedingt sind, sollte man die Finger von der Zucht lassen.
: Ebenso bei verhaltensauffälligen Tieren.

Völlig richtig. Hier haben wir es nämlich u.U. wirklich mit "fehlerhaftem Erbgut" zu tun, nicht bei 1 cm Übergröße oder einem Fleck am falschen Ort...


: Das sehe ich nicht so. Einige vielleicht. Und einige Leute machen es
: sich zur Lebensaufgabe, verhaltensgestörten Tieren zu helfen. Hut ab!

Jedem die Lebensaufgabe, die er gerne haben möchte. Der eine resozialisiert gerne verhaltensgestörte Hunde, der andere bildet lieber seinen Hund als Rettungshund aus, der dritte züchtet gerne Hunde, die nicht prädestiniert dafür sind, verhaltensgestörte Problemhunde zu werden usw. Wenn jeder seine Sache gut macht ist in meinen Augen davon nix besser oder schlechter als das andere. Letzendlich befriedigt sowieso jeder nur das eigene Ego, halt auf seine Weise. Sprich "Wenn's ihm keinen Spaß machen würde, dann würde er es auch nicht tun..."


: Das waren auch meine Gedanken. Ich bin der Meinung, dass es eh zu
: viele Hunde gibt und ich würde nicht mehr züchten (wenn ich überhaupt
: noch einmal züchte), wenn ich wüsste, dass für jeden meiner Welpen
: ein Hund aus der Nothilfe oder aus dem TH geholt werden würde. Nur
: leider würde der Schuss nach hinten losgehen. Dann würden die Tiere
: aus dem Ausland unter den widerlichsten Bedingungen nach Deutschland
: oder in andere Länder gebracht werden. Und die Leute, die dann einen
: Rassehund haben wollen, unterstützen dieses.
: Im Kleinen haben wir es ja schon mit den sog. Vermehrern.

Eben... Zumal man meiner Meinung nach jeden nach seinen Interessen glücklich werden lassen sollte. Sorry, ich habe/hatte u.U. auch mit Hunden zu tun, die über Tierheime/Tierschutzvereine etc. vermittelt wurden, und ehrlich gesagt war da noch kein Hund drunter, der mir persönlich zugesagt hätte. Es gibt nun mal Menschen, die gewissen Ansprüche haben, wenn sie eine Bindung eingehen, nicht nur in Bezug auf Hunde. Wenn sich die Ansprüche mit dem decken, was im Schnitt so in den Tierheimen sitzt, ist es eine tolle Sache, sich seinen Hund dort zu holen. Nur sollte man die Leute, bei denen das nicht so ist, nicht verteufeln. Wer vielleicht jahrzehntelang mit der Anschaffung eines Hundes gewartet hat und seit Kindesbeinen an z.B. von einem Kerry Blue träumt, sich in der langen Wartezeit intensiv mit der Rasse und ihren Bedürfnissen auseinandergesetzt hat, wird auch nur mit einem solchen richtig glücklich werden. Ansonsten ist das so wie wenn man Appetit auf etwas ganz bestimmtes hat, aber mit etwas anderem Vorlieb nehmen muß (was ansonsten auch ganz gut schmeckt). Man fühlt sich anschließend satt, aber nicht zufrieden...


: Kann ich mich nur um 2 Hunde kümmern, halte ich zwei Hunde. Sind
: beide zuchtuntauglich, Pech. Ist zwar für einige ein
: Schicksalsschlag, aber es geht hier nicht um ein Auto. Dann kann ich
: mir überlegen, ob ich Zeit für 3 Hunde habe, oder nicht. Muss aber
: damit rechnen, dass der 3. Hund auch zuchtuntauglich ist. So ist es
: nun mal, wenn es um Lebewesen geht.

Wenn jeder Züchter so denken und handeln würde, dann hätten wir ausschließlich Gelegenheitszüchter. Ich ziehe eine Hündin auf, die nicht zuchttauglich ist (bzw. meine persönlichen Zuchtkriterien nicht erfüllt). O.K., dann züchte ich nicht, 10 Jahre lang. Die nächste liegt auch unter dem Schnitt der Rasse, dann züchte ich schon 20 Jahre lang nicht, und bei der dritten wären es dann 30 Jahre, die der Züchter aus dem Zuchtgeschehen draußen ist. Züchten tut immer nur der, der gerade zufällig eine Hündin besitzt, die einigermaßen zur Zucht taugt. Die gewissenlosen Züchter züchten dann öfters (weil deren Hündinnen öfters "taugen"winking smiley, die gewissenhaften so gut wie gar nicht mehr (man sagt, für eine gute Zuchthündin muß man im Schnitt zehn Hündinnen aufziehen...). Eine Verbesserung der Rassen (die ich in erster Linie auf das Interieur beziehen, Triebveranlagungen, mentale und körperliche Belastbarkeit, Fitness, Gesundheit etc.) würde es nicht mehr geben, weil es keine Züchter mit durchgehender Zuchterfahrung mehr geben würde...


: Jein. Mich stört einfach der Faktor: Verbesserungen i.S. Aussehen,
: Schnelligkeit und Gewandtheit.
: Sind es gute Tiere, ist doch gut, oder. Nein, es muss noch besser
: werden. Und damit kriegt man jede Rasse kaputt.
: Wichtiger ist, Erbkrankheiten rauszuzüchten.

Ist das nicht ein wenig pauschal? Mir liegt z.B. das Interieur meiner Rasse am Herzen, Triebveranlagungen, Triebwechsel, Belastbarkeit, Ftiness, und natürlich die gesundheitlichen Faktoren. Und das alles kann man nicht am Welpen beurteilen. Sicherlich, die meisten Zuchtordnungen gestatten, z.B. mit leichter HD zu züchten, bei uns ist z.B. das Ellenbogenröntgen keine Pflicht. Ich lasse eine künftige Hündin aber komplett durchröntgen, und wäre da was, auch wenn's der Zuchtverband toleriert, dann geht die Hündin nicht in die Zucht, sondern auf einen entsprechenden Platz, auf dem sie nach Möglichkeit ohne gesundheitlichen Probleme (= klinischen Symptome) alt werden kann, nicht in die Zucht geht und ihre angezüchteten Triebveranlagungen ausleben kann, vernünftige Haltung vorausgesetzt. Und damit soll man die Rasse kaputt macxhen...? *lach*


: Leider gibt es prächtige Rüden, die führen unerwünschte Rezessivgene
: im Erbgut. Treffen diese auf eine Hündin, die mit für dieses Merkmal
: gleichfalls, belastetet ist, führt es dann zu Defekten oder
: Standardfehlern.
: Also weiß man doch, dass beide belastet sind....

Wenn's denn immer so wäre... Leider laufen viele Erbgänge beim Hund anders ab als bei den Mendelschen Erbsen und Wunderblumen. Wenn's so einfach wäre, dann wären die Erbkrankheiten heute so gut wie ausgerottet (nicht nur beim Hund).


: Mit „nichts taugen“ meine ich: Laut Aussage der Züchter taugt der
: Hund nicht für die Zucht.
: Natürlich taugt jeder Hund was.

Wie Du schon schreibst, jeder Hund "taugt" etwas. Daher ist es doch auch gar nicht so schlimm, wenn einer "nicht für die Zucht taugt", für andere Sachen kann er nämlich absolut obertauglich sein. Und ich denke, für einen Hund kann es nix Besseres geben, als ein Plätzchen zu finden, für welches er absolut obertauglich ist. Geht uns Menschen ja genau so...


: Meine Meinung ist eben, dass sich jeder Hund im Rudel am wohlsten
: fühlt. Egal auf welchem Platz.

Manche Verhaltensforscher sind da inzwischen ganz anderer Ansicht. Letzendlich ist es meiner Meinung nach wichtig, welchen Stellenwert ein Hund "im Rudel" hat. Fühlt er sich integriert, wird er gebraucht? Und da ist mir ein gut zusammen arbeitendes Zweibeiner/Vierbeiner-Rudel für meine Hunde lieber als ein Hunderudel mit mehreren Vierbeinern, die sich weitgehend selbst überlassen bleiben. Wie gesagt, vieles liegt auch an der Rasse, bei "meiner" Rasse habe ich letzteres noch nie gut funktionieren sehen.


: Es ist sicher nicht so schlimm, einen Hund in eine andere Familie zu
: geben, wenn gewisse Regeln eingehalten werden.

Jep...


: Aber was ist, wenn er dem neuen Besitzer auch nicht genügt? Die
: Spirale setzt sich fort, z.T. auch, weil falsche Hoffnungen geweckt
: werden.

Genau das sehe ich anders. Gebe ich einen älteren Hund ab, weiß ich sehr viel genauer als bei einem Welpen, wer zu ihm paßt oder nicht, denn ein Welpe kann sich so oder so entwickeln. Zudem kann ich den Hund u.U. noch einige Monate entsprechend ausbilden. Die neuen Leute des Hundes können sich ein sehr viel genaueres Bild über den Hund machen. Und wenn es wirklich nicht klappt, dann kann ich den Hund, genau wie einen Welpen auch, zurückholen. Zumal ich auch die Ahnentafel des Hundes nicht gleich umschreiben lassen muß...


: Du verkehrst in den Kreisen, aus denen ich mich herausgelöst habe.
: Sieh das bitte nicht als Angriff oder Beleidigung. Es ist nur eben
: Ansichtssache, aber mir fehlt dort die Herzenswärme. Und die möchte
: ich mir einfach leisten können.

Du darfst Dir doch leisten was Du möchtest. Sagt doch keiner was dagegen. Ich habe noch nie einen Menschen verurteilt, der sagt, daß er keinen Hund (oder sonst ein Tier) wieder abgeben könnte. Einige züchten ja deswegen auch nicht, weil sie Probleme damit hätten, die Welpen abgeben zu müssen, obwohl sie teilweise Hunde haben, die zur Verbesserung der Rasse sehr viel beitragen könnten. Und dann ist es auch besser wenn man es nicht tut.

Viele Grüße

Antje

08. Juni 2003 19:16

Hallo,
sofern Du nicht zu denen gehörst, die wild in der Gegend herum"züchten", frage doch einfach Deinen Zuchtverband!
Viele Grüße
Sarah

08. Juni 2003 20:28

Hallo Antje,

: : Das sehe ich genau so.
: : Diese Tiere sitzen zuhauf in der Nothilfe oder im TH. Die wären mit
: : Sicherheit glücklich, wenn sie in eine liebe Familie kämen.
:
: Die Hunde, die dort sitzen, sind aber zum großen Teil mit erheblichen Problemen belastet.

ALSO!!! Aber da kann ich doch die Hände nicht stillhalten!!! Das ist absoluter Quatsch -SORRY!!! Zum großen -überwiegenden - Teil sind diese Hunde eben nicht mit Problemen belastet, sondern wurden einfach nur deshalb abgeschoben, weil wir eben in einer Wegwerfgesellschaft leben!
Die Hunde in den TH, die wirklich "erhebliche Probleme" haben, sind die wenigsten (wobei auch diese "erheblichen Probleme" oftmals lari-fari sind, die Hunde wegen angeblicher "Aggressivität" abgegeben werden, wobei sich diese Begründung meist als absolute Lüge von den Besitzern herausstellt, die zu feige sind zu sagen, dass sie einfach keine Böcke mehr auf den den Hund haben...)

Wenn sich jemand mit der Aufzucht eines Welpen überfordert fühlt, dann fühlt er sich bestimmt auch mit der Resozialisierung eines Problemhundes überfordert.

Mit der Resozialisierung eines Problemhundes ganz sicher - aber wie gesagt: so sehr viele "Problemhunde" gibt es in TH nicht zu finden! Du kannst mir gerne glauben, dass ich weiß, wovon ich rede!

Für einen völlig unbedarften Ersthunde-Besitzer ist ein unkomplizierter, erwachsener TH-Hund das Beste, was ihm passieren kann.

Gruß

Nicola mit Sally