Willkommen! Anmelden Ein neues Profil erzeugen

Erweiterte Suche

Kangal / Tierschutz Gespräch

geschrieben von Melli(YCH) 
Kangal / Tierschutz Gespräch
24. Juli 2001 09:41

Hallo Leute,

einige erinnern sich sicherlich an meine Kangal Berichte.
Nun habe ich mich endlich dazu durchgerungen, dem Tierschutz einen Brief zu schreiben und die ganze Geschichte zu berichten.
Dies war vor ca. zwei Wochen.
Ich bekam keine Antwort und rief darum vorhin mal dort an. Von meinem Brief wusste niemand etwas, na toll!
Ich berichtete also noch mal das Problem und leider bekam ich nicht so befriedigende Antworten:
- Dass der Tierschutz dem Mann keine Auflagen machen kann, sondern höchstens in Verbindung mit dem Vet.- Amt.
- Dass der Tierschutz den Mann nur aufklären kann.
- Dass es erlaubt sei, Hunde an Ketten zu halten, wenn die dafür erforderlichen Voraussetzungen erfüllt sind..........wusste ich zwar, war aber doch erschrocken, wie "normal" es die Frau am Telefon anscheinend empfand.
- Dass es SEHR schwer würde, dem Mann den Hund komplett wegzunehmen.....weil ich sagte, dass es am besten wäre.

Ich bekam sogar noch eine patzige Antwort, ob ICH den Kangal dann nehmen würde oder wo sie damit hinsollen? Sie hätten "kein Bock", noch mehr große Hunde aufzunehmen, die nie mehr aus dem Tierheim rauskommen und hätten keine Zeit, sich fünf Stunden täglich in den Zwinger zu hocken und mit dem Hund zu reden.
Toll, ich dachte halt, dass er dann erstmal dort weg wäre und vielleicht über solche Institutionen wie "Herdenschutzhunde in Not" vermittelbar wäre.........Hundekenner könnten den Hund mit Sicherheit noch wieder halbwegs "hinbekommen", denn er hat meiner Meinung trotz seines Problemverhaltens einen guten Charakter.

Die gute Frau will nun noch mal nach meinem Brief suchen und ich soll verswuchen, weiterhin Einfluß auf die Leute auszuüben.
Echt klasse, was ich erreicht habe.
Andere Leute haben mir erzählt, dass der Tierschutz bei Ihnen bzw. den jeweiligen Leuten am nächsten Tag nach dem Anruf SOFORT vor der Tür stand und dafür gesorgt hat, dass etwas geändert wird oder der Hund wegkommt.
Muss ich Sachen dazuerfinden, dass dies in diesem Fall auch passiert oder warum reichen die aufgezeigte Situation (miserable Haltung etc.) nicht ????
Erwarte ich etwa zu viel ???? Es war mir klar, dass es nicht einfach wird (Sommerferien), aber es klang so grundsätzlich.


Gefrustete Grüße, Melli & Wolf

24. Juli 2001 10:06

Hallo,

die Tierschützer sind frustriert. Hört sich zumindest so an. Tatsache ist, daß ein TSV nicht mehr Macht hat wie eine Privatperson. Ein TSV kann keine Auflagen machen oder Hunde wegnehmen. Das zuständige Amt ist das Vet.Amt. Dort sind manchmal engagierte Leute, manchmal gar nicht. Wende Dich dort hin und nerve sie mind. 1x wöchentlich. Nur dann kannst Du vielleicht etwas erreichen (Wenn Gesetze/Verordnungen verletzt werden).

Wenn der Hund eine Laufleine von mind. 6 m Länge hat, an der die eigentliche Kette hängt, die zu jeder Seite 2,5 m Freiraum bieten muß, eine isolierte Hütte (die paßgenaue Größe wird behördlicherseits fast nie beanstandet, auch wenn ein Dackel in einer Bernhardinerhütte vor sich hinfriert und das auch lt. Verordnung nicht sein darf) vorhanden ist, Wasser vorhanden ist, kann man legal bzw. nach dem Gesetz NICHTS machen, als mit einem Gespräch den Leuten ins Gewissen zu reden.

Was glaubst Du, wie machtlos man sich als Mitarbeiter im Tierschutz oft vorkommt - und man wird von zwei Seiten kritisiert...

Ich könnte Dir stundenlang Horrorstorys erzählen, wo Polizei und Vet.amt entweder wirklich nichts machen konnten oder nichts gemacht haben und das Elend der Tiere kaum erträglich war.

Schlimmstes Beispiel: 20 Jahre "züchtete" ein Mann auf einem Gelände ohne Wasser und Strom Mischlinge. Er hatte am Schluß 334 Hunde. Die Hunde bissen sich gegenseitig tot, Welpen froren am Boden fest. Die Hunde hatten nur einen großen maroden Schuppen als Unterkunft, keine Hütten. Die Tiere waren tierärztlich komplett unversorgt, nie kam der TA zu einem kranken Hund. Die Hunde waren verwurmt, verfloht, nicht geimpft, nicht kastriert, hatten Bißverletzungen, Beinbrüche etc. Sie vermehrten sich fleißig. Was überlebte, wurde für bis 450 DM verkauft (krank, nicht geimpft, nicht entwurmt, er fand genügend Käufer). Wenn man rechnet, hat er jährlich mehrere Hundert Welpen verkauft. Trotz der "Einnahmen" bezog er Sozialhilfe. Kein Finanzamt interessierte es, obwohl sie informiert wurden. Mehrere TSV bombatierten die Behörden mit Anzeigen, Anrufen, Klagen etc. Erst nach über 20 Jahren wurden die überlebendenen Hunde beschlagnahmt. Das waren 334 Tiere, überall wurden Hundeleichen in Tonnen, in Erdlöchern usw. gefunden (ca. 40). Das ist jetzt 1,5 Jahre her. Der Herr ist auf "Staatskosten" nach Thüringen auf ein neues Gelände gezogen und hat von vorne angefangen.... Du fragst, ob er nicht wegen Tierquälerei verurteilt wurde? Nein, wurde er nicht!!

Viele Grüße

K. Keck

PS: viele Tierfreunde beschuldigten damals die Tierschutzvereine, tatenlos zuzusehen. Das stimmte nicht. Man glaubte, es müsse sich doch etwas tun, wenn die TSV nur aktiv würden.... Ohne Behörden kann der beste TSV legal gar nix machen, außer reden - doch das interessiert Tierquäler nur selten.

24. Juli 2001 09:59

Hallo, ich noch mal!

Wenige Minuten nach dem dem Gespräch eben rief mich eine andere Frau vom Tierschutz zurück und meinte, dass sie meinen Brief erhalten hätte ich und sich auch schon bei mir melden wollte.
Sie sagte mir, dass ich mich beim Amtstierarzt melden soll, denn nur der kann Auflagen machen und wenn ich da nichts erreiche, soll ich sie wieder anrufen.
Und auch sie sagte mir wieder, dass man diese Hunde fast nicht vermitteln kann (ist mir ja auch klar, dass es schwierig ist, aber so lassen geht doch auch nicht!) und dass der Amtsarzt bestimmt nur etwas unternimmt, wenn der Hund schon auffällig geworden wäre, im Sinne von Menschen oder Hunde verletzen.

Das ist ja alles wirklich befriedigend :-( !!

Melli


24. Juli 2001 10:16

Hi,
bin total schockiert!!!

Wie wird man als Tierschützer, der sich total einsetzt, damit fertig???

Kann man da nicht irgendwie das Fernsehen einschalten?? Meist bringt doch der Druck der Öffentlichkeit doch was ?!?!

Entsetzte Grüsse
Isi

24. Juli 2001 10:49

Hallo Melli,

ich kann Deinen Frust einerseits verstehen, andererseits kann ich K. Keck auch nur zustimmen.
Ich arbeite auch sozusagen auf der anderen Seite und es ist sehr sehr schwer einem Besitzer den Hund von amtswegen abzunehmen. Wir versuchen bei schlechten Bedingungen erstmal eine Änderung zu erreichen oder eine freiwillige Abgabe.
Für einen HSH würden wir uns ehrlich gesagt aber auch bedanken. Das ist ja leider ein Trend, der aufgrund der Hundeverordnungen noch zunimmt. Und diese Tiere sind wirklich kaum vermittelbar. Wer hat denn ein riesiges eingezäuntes Grundstück und genug Toleranz für den Charakter dieser Hunde ?
Wir haben z. Zt. auch eine sog. Zuchtauflösung in der die Hunde massiv mißhandelt und vernachlässigt wurden. Insgesamt 25 Hunde (auf mehrere tierheime verteilt). Und abgesehen von der Arbeit diese tiere wieder einigermaßen vermittelbar zu bekommen, den enormen Kosten (da es Rassehunde sind, werden sie auf jeden Fall nur kastriert abgegeben)steht auch bei uns im Raum, daß sie noch nicht freigegeben sind und der Besitzer versucht sie zurückzubekommen.
Zusätzlich haben wir z. B. einen Wurf Rottis. Kannst Du Dir vorstellen wie schön das in der heutigen Zeit ist ?
Ich weiß schon, daß hilft Dir und dem Kangal nicht weiter. Aber man sollte auch immer bedenken, wieviele Anrufe so ein Verein/Tierheim bekommt. Und jeder erwartet, daß sofort was passiert. Dabei sind die Gesetze bzw. die Möglichkeiten etwas durchzusetzen wirklich mehr als schlecht.
Und ehrlich, wenn der Kangal im Tierheim sitzt ist es auch nicht unbedingt besser für ihn. Du wirst jetzt sagen, er hat dann wenigstens eine Chance und im Prinzip gebe ich Dir da recht. Aber ich sehe auch, daß die meisten Leute einen kleinen Hund wollen oder einen Welpen (bzw. höchstens 2 Jahre). Oder wenn einen großen, dann halt einen "einfachen".
Ich hoffe dennoch, daß sich irgendeine Möglichkeit für den Kangal bietet. Aber ich glaube es wäre sinnvoller, wenn Du versuchst mal mit der Kangal in NOt Orga zu sprechen, wieviel Chancen die evtl. sehen.
Viele Grüße
Wilma u. Arno (der trotz seiner Vorteile auch ein halbes Jahr im Tierheim war)

24. Juli 2001 11:59

Hallo!
Ich hatte damals davon gehört und auch die Bilder der Hunde und es Grundstücks im Fernsehen gesehen. Ich wußte allerdings nicht, daß sich Toerschützer schon lange um hilfe bemüht hatten. Was ich aber nicht verstehe : wurde der Amtstierarzt nicht benachrichtigt ? Bei kleineren Fällen ist es bei uns auch so, daß es Jahre dauern kann, bis etwas passiert (wenn überhaupt). Aber bei einem solchen Vorfall würde unser Amtsveterinär wohl schnell auf de Matte stehen. Sind zumnidest meine Erfahrungen bei Notfällen (allerdings bei Pferden - da scheinen sie sowieso schneller zu reagieren). Liebe Grüße, Amelie