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Hund und Jäger

geschrieben von Thomas Vock(YCH) 
Hund und Jäger
30. April 1997 13:16

Hallo Hundi-Fans !

Heut' hab' ich endlich dieses Forum (natürlich mal wieder per Zufall) gefunden.

Als Hundebesitzer (Tibet Apso) und Jäger (ja ja !!) bin ich bei einigen Hundethemen
natürlich doppelt betroffen und muß oftmals hart mit mir (und meiner Frau) kämpfen,
damit "beide Parteien ihr Recht bekommen".

Gleich vorweg
Mein Tibet ist kein Jagdhund, wird kein Jagdhund und sollte auch nie einer werden !

Da ich das Konfliktfeld "Hund und Wild" also von "beiden" Seiten kenne, kann ich sowohl den
Hundehalter vertstehen, der seinem Hund "Natur" bieten will und ich weiß was der Jäger denkt,
wenn er frei laufende Hunde im Revier sieht.

Aus meiner eigenen, leidvollen Erfahrung mit Hundehaltern und Jägern weiß ich, daß es bei beiden Gruppen
"Bekloppte" gibt.
(Ich hab' auch kaum Hoffnung, daß sich hier jemals was ändern wird.)

Aber
Gott-sei-dank gibt es ja auch noch die "normalen" Zeitgenossen,
mit denen man eigentlich über alles in Ruhe reden kann !

Und genau das möchte ich an dieser Stelle anregen:

Sachlicher Dialog, faire Fragen und offene Antworten.

Da ich in Deutschland sitze, kann ich natürlich auch nur für
die hiesigen Verhältnisse sprechen.
In A oder CH (uuhps natürlich auch in B, F, I, etc.) kann es ganz anders sein.

Also, hier meine erste Frage als Jäger:

"Was tun, wenn der Hund doch mal ein Stück Wild gerissen hat ???"

u.A.w.g

Thomas







30. April 1997 14:02

Hallo Thomas,

Ihr Brief gibt mir Gelegenheit, einmal zu sagen, daß es sehr besonnene Jäger gibt!
Mein Mirko verdankt sein Leben einem jungen Jäger, der ihn eingefangen hat statt ihn zu erschießen, als
er - als Jüngling in der Rambophase - sich auf einer Rehspur verlaufen hatte.
Bei einem Dobermannmischling gehört dazu schon Mut. Das ganze geschah am Tag vor Heiligabend vor einige
Jahren.

Aber
Gott-sei-dank gibt es ja auch noch die "normalen" Zeitgenossen,
mit denen man eigentlich über alles in Ruhe reden kann !

Ja, ich habe erst einen Jäger getroffen, der zur unmöglichen Sorte gehörte.
Im allgemeinen pflege ich ein Gespräch anzufangen.

Also, hier meine erste Frage als Jäger:

"Was tun, wenn der Hund doch mal ein Stück Wild gerissen hat ???"

Die Antwort ist einfach, meine ich:
Über die zugehörige Gemeinde (Am Wochenende wissen oft Gastwirte im Dorf Bescheid)
den Jagdpächter / Begehungsberechtige ausfindig machen. Ihnen den Fall schildern
und sie zum Ort des Geschehens führen. Das Wild ist Eigentum des Jagdpächters.
Wenn es noch ausbluten kann, ist es noch verwendbar.

Ich gehe einmal davon aus, daß ein normaler einzelner Hund Wild nur dann reißen
kann, wenn es bereits krank ist. Das selektiert, was ein Jäger nicht kann, auch
wenn diese Art von Selektion unerwünscht ist. Im Gegensatz zu einem angeschossenen
Tier wird es sehr schnell getötet.

GegenfrageWas tun wenn der Hund das Wild schwer verletzt aber noch nicht getötet hat?
Das Tier leiden lassen? Den Hund sein Werk vollenden lassen?

Ganz anders als ein einzelner Hund jagen zwei Hunde. Das ist kriminell fürs Revier.

Gruß von Martin & Mirko


30. April 1997 14:57

Hallo Martin,

zunächst einige Tips, "falls es doch mal passiert" :

1.) ...Wild lebt noch:

Diese Situation ist schon ein rechter Alptraum, das Wild schreit,
der Hund bellt und überall ist Blut..

- Hund sofort anleinen und wegführen !
- Ruhe bewahren ! (....klingt einfacher als es ist...)
- NICHT an das Wild rangehen oder anfassen, weit wegbleiben !
- Stelle merken und markieren mit Stock, Taschentuch, o.ä.
- Bescheid sagen (Gastwirt, Bauer, Polizei, etc.)
- Abwarten bis Jäger kommt und zur Markierung führen.

Das Wild soll möglichst nicht noch weiter flüchten, sondern
liegenbleiben. Der Jäger wird mit seinem Hund das Wild finden und
ggf. schnell töten.


2. ...Wild ist tot !

- Wild mit Zweigen o.ä. zudecken.
- Stelle merken und markieren mit Stock, Taschentuch, o.ä.
- Bescheid sagen (Gastwirt, Bauer, Polizei, etc.)
- Abwarten bis Jäger kommt und zur Markierung führen.

Nur der Jäger darf das Wild mitnehmen. Jeder andere begeht Wilderei.
( Unkenntnis schützt auch hier nicht vor Strafe)

Der Jäger wird es sicherlich zu schätzen wissen, daß
er sofort gerufen wurde, es kann aber durchaus sein, daß die
Sache ein Nachspiel hatDer Hundehalter ist nämlich dem Jagdpächter
zum Schadenersatz verpflichtet ! Hier muß dann zur Not die Tierhalterhaftpflicht einspringen.


Noch einige Bemerkungen an Martin:

zu:
Ich gehe einmal davon aus, daß ein normaler einzelner Hund Wild nur dann reißen
kann, wenn es bereits krank ist.

Leider nicht ! Auch gesundes Wild wird oft zum Opfer. Besonders bei Schnee reicht eine kurze Hatz und das Wild hat oftmals
die gesamten Energiereserven für den ganzen Tag verbraucht, was im wiederholten Fall zum Eingehen führen kann.


zu:
Im Gegensatz zu einem angeschossenen
Tier wird es sehr schnell getötet.

wird beantwortet durch:
GegenfrageWas tun wenn der Hund das Wild schwer verletzt aber noch nicht getötet hat?
Das Tier leiden lassen?

100% richtig:
Ganz anders als ein einzelner Hund jagen zwei Hunde. Das ist kriminell fürs Revier.


Gruß Thomas


30. April 1997 16:12

Danke Thomas für die Ausführungen:

Noch einige Bemerkungen an Martin:

zu:
Ich gehe einmal davon aus, daß ein normaler einzelner Hund Wild nur dann reißen
kann, wenn es bereits krank ist.

Leider nicht ! Auch gesundes Wild wird oft zum Opfer. Besonders bei Schnee reicht eine kurze Hatz und das Wild hat oftmals
die gesamten Energiereserven für den ganzen Tag verbraucht, was im wiederholten Fall zum Eingehen führen kann.

Uneingeschränkte Zustimmung. Besonders am Ende dieses langen, kalten Winters (zumindest auf der schwäbischen Alb)
habe ich Rehe gesehen, die nur noch in den Streuobstwiesen standen wie ausgestopft.
Das Fütterungsverhalten der Jäger ist auch stark unterschiedlich, um es einmal dezent auszudrücken.

zu:
Im Gegensatz zu einem angeschossenen
Tier wird es sehr schnell getötet.

Ich habe bei meinem Kommentar nicht bedacht, daß es Hunde von sehr verschiedener Größe
gibt, halte meinen Mirko (72 cm)immer für die Norm.

wird beantwortet durch:
GegenfrageWas tun wenn der Hund das Wild schwer verletzt aber noch nicht getötet hat?
Das Tier leiden lassen?

100% richtig:
Ganz anders als ein einzelner Hund jagen zwei Hunde. Das ist kriminell fürs Revier.

Nach meinen Beobachtungen ist das Fluchtverhalten von Wild sehr überlegt. Zum einen auf
festgelegten Pfaden, zum anderen überhaupt nicht kopflos und nur soweit, wie unbedingt nötig.
Eine Beobachtung, die mir auch hiesige Jäger bestätigt haben:
Ein gleichmäßige Vorbeigehen mit dem Hund läßt Wild unbeeindruckt. Stehenbleiben und Wiederangehen
löst i.a. die Flucht aus. Da ich sowohl jogge als auch mit dem Mountainbike (alles mit Hund)
unterwegs bin, habe ich sehr viele Beobachtungen und Begegnungen von und mit Wild.
Meine größte Überraschung war festzustellen, wo Ricken teilweise ihre Kitze ablegen30m neben
einem stark begangenen Weg am Rande einer Waldwiese. Insgesamt 100m von einer verkehrsreichen
Bundesstraße entfernt.
Interessante Bemerkung am Rande. Vor dem Dachs hat ein Hund spätestens nach einer Begegnung einen
Heidenrespekt!

Gruß Martin & Mirko



30. April 1997 16:17

Hallo Thomas,

es paßt zwar nicht ganz zum Thema, aber vielleicht kannst Du mir eine
Frage beantworten. Laut Landeswaldgesetz (so heißt es glaube ich) muß
ein Hund im Wald an der Leine geführt werden. In meiner Umgebung gibt
es einige "Baumversammlungen" die als Wald deklariert sind. Dort wird
gejoggt, Fahrrad gefahren....aber der Hund muß an die Leine.
Wenn ein Hund nicht jagd, den Weg nicht verläßt und auf Hörzeichen
zuverlässig folgt, will es mir nicht in Kopf, warum er zwingend an der
Leine gehen muß. Das gleiche gilt für diverse forstwirtschaftlich genutzte
Gebiete. Ich bin absolut kein Freund der Jägerei, schätze aber jederzeit
einen fairen Dialog und würde mich freuen, wenn Du meine Frage beantworten
könntest.

Gruß Sonja


02. Mai 1997 12:04

Hallo Thomas,

habe eine Husky-Hündin (17 Monate), der ich das Wild jagen nur schwer abgewöhnen (wenn überhaupt) kann. Normaler Weise habe ich sie bereits an der Leine, wenn Wald in ca. 500m Entfernung liegt. Trotzdem ist es passiert, daß sie mir in den Wald gelaufen ist und kam ca. 30 Min. später mit einem Rehbein zurück. Ich war zuerst starr vor Schreck. Hab das Rehbein dann mit einem Tuch angefaßt und es im T-Shirt gewickelt samt Hund zu dem Jagdaufseher geschleppt. Gott-sei-dank hatte "Laika" das Bein ausgebuddelt. Der Jagdaufseher sagte mir, er hätte Rehteile wegen dem Anlocken von Füchsen vergraben. Er hat die Stelle kontrolliert und mir seinen Verdacht bestätigt.

Da ich jetzt schon mal wegen des Problem´s Wild jagen meiner Hündin ins Gespräch gekommen war und ihn fragte, wie ich ihr das Wild jagen abgewöhnen bzw. das Laufen ohne Leine beibringen könnte, gab er mir den seltsamen Tip mit dem Teletakt, er hätte seinen Jagdhund auch damit "trainiert" und viele Jäger würden soetwas tun. Also ich war da sehr skeptisch aber er hat mir zugeredet, es auch mal so zu probieren.

Was soll ich davon halten ?

gruß mecki