Liebe Susanne & Co.
Du schreibst :
: Unter"natürlichem" oder "naturbelassenem" Futter verstehe ich eigentlich das selbe wie man es bei der menschlichen Ernährung kennt: so wenig wie möglich von der ursprünglichen Nahrung weg, also wenig zerkocht, pulverisiert, getrocknet, gefärbt, mit Geschmacksverstärkern versetzt, in Tüten, Dosen o.ä. abgepackt usw.
Bitte entschuldige , daß ich mich etwas ketzerisch ausdrücke ( ist nicht so gemeint ) : Was , bitteschön , ist " so wenig wie möglich von der ursprünglichen Nahrung weg " ?? Also die Ernährung des Wolfes ? Ok, als Fleischfresser bevorzugte er Kaninchen , Hasen , Ratten , stöberte auch gerner bodenbrütende Enten auf und verzehrte deren Eier und, und , und ... Aber , diese Nahrung bekam er nicht 2 oder 3 mal täglich , sondern dazwischen lagen auch immer mal mehrere Tage ohne jegliche Nahrungsaufnahme , oder er mußte sich mit einer schäbigen Maus zufrieden geben . Ich glaube nicht , daß Du dieses Szenarion gemeint hast , als Du von " naturbelassener Ernährungs" gesprochen hast .
Schau Dir doch bitte mal heute unsere Hunde an ! Was ist da denn noch " naturbelassen " dran ? Fell? Ohren? Fang? Gebiß ?
Der Mensch und seine Haustiere haben sich doch fortentwickelt und angepasst an die heutigen Ernährungsgewohnheiten . Ein "zurück" gibt es nicht mehr . Und das ist auch gut so , denn weder unsere Hunde , noch wir Menschen könnten unter den Bedingungen der Urzeit überleben .
Unsere Nahrungsmittel sind nicht schlechter geworden , im Gegenteil , Lebensmittelvergiftungen waren in früheren Jahren , als man vieles noch selber herstellte und Lebensmittel knapp waren , wesentlich häufiger . Wen kümmerte es , wenn etwa das Brot schimmelig wurde ? Dann wurde der Schimmel eben abgewischt oder die Scheibe abgeschnitten . Die schimmelige Seite bekam der Hund , denn weggeschmissen werden durfte nichts .
Es ist heute modern , industrielle Fertigung zu kritisieren . Dennoch werden wir heute immer älter und bleiben länger gesund . Merkwürdig , nicht ??
Und das gilt auch für unsere Hunde . In einer Welt , auf der es in Teilen immer noch erhebliche Armut und Hunger gibt , fragt die Wissenschaft , was für welchen Hund in welchem Lebensabschnitt bei welcher körperlicher Aktivität am besten zu füttern ist und die Industrie stellt dieses Futter her , quasie frei von Rückständen und Konservierungsmitteln, damit ja keiner zu Schaden kommt . Schimmel im Hundefutter ? Heute undenkbar ! Hundhalter , Presse ; Funk und Fernsehen würde den Hersteller steinigen . Deshalb sind gerade in diesem Bereich die hygienischen Anforderungen an das Produkt erheblich.
Kein Herstelle kann es sich heute leisten , Dreck zu produzieren .
Und dennoch wollen einige Zeitgenossen in einer Art verblendeter Mystifizierung " zurück zur Natur " und bedenken nicht , daß die Regeln der Natur alles andere als barmherzig sind .
: Ich kann mich noch sehr gut an die Sauereien unserer 5-jährigen Hündin erinnern, die regelmässig diese komischen "Kaudrops" und "Kaustangen" in rot und grün gek... hat.
Ich gebe Dir völlig Recht , daß ist nun wirklich nicht nötig . Aber diese Erfahrung auf Welpenaufzuchtfutter zu übertragen wäre nicht fair .
Es besteht ein erheblich Unterschied zwischen Leckereien und einem speziell konzipierten Fertigfutter .
:....und weil ich dann weiß, daß mein Hund kein BSE-Fleisch bzw. Schlachtabfälle von Tieren und Kälbern, die quer durch Europa gekarrt wurden, fressen muß.
Richtig , genau das ist der Punkt . Die Fütterung Deines Hundes ist also ein idiologisch-weltanschaulicher Akt , der in Deinem Kopf stattfindet und nicht rational begründet ist . Deinem Hund wäre es sch... egal , ob sein Futter aus BSE-Fleisch , Schlachtabfällen oder aus Fleisch von Tieren handelt , die über längere Strecken transportiert wurden . Für Deinen HUnd ist es die Hautsache , daß es schmeckt und für den Ernährungsphysiologen zählt , daß sämtliche Nährstoffe , Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente im richtigen Verhältnis und Menge vorliegen . Für Dich aber zählen hier aus psychosoziale Erwägungen . Dein Hund soll eben solch eine Futter nicht fressen , weil Du es ablehnst und ergo ist dieses Futter eben schlecht .
: Wenn ich weiß, das meine Hunde artgerecht ernährt werden, mache ich mir nichts daraus, etwas mehr Arbeit zu haben.
Na klar, und auf diese Weise kannst Du ihm auch Deine Liebe zeigen . Etwas selber zuzubereiten ist doch etwas ganz anderes , als nur eine Dose aufzumachen oder einen Futtersack aufzureißen . Dies hat nichts, aber auch gar nichts mit "artgerecht" zu tun . Es muß Dir bewußt sein , daß Du einen Hundewelpen hast , der so wie er ist kein " Naturprodukt" ist , sondern ein vom Menschen erschaffenes " Zuchtprodukt" . Er wird niemals gezwungen sein , sich innerhalb eines Ökosystems anzupassen und zu behaupten .
: Ganz zu schweigen von dem angewiderten Gesichtausdruck meiner Blacky, wenn sie Trockenfutter fressen soll.
Ich finde es Schade und eigentlich nicht gerechtfertigt , heute alles , was industriemäßig hergestellt wird zu verdammen . Sicher gibt es Qualitätsunterschiede zwischen den einzelnen Produkten , aber im allgemeinen verfügen wir doch heute über ein immenses Sortiment qualitativ hochwertiger Produkte für die Heimtierernährung, die gesund , artgerecht und dazu auch noch einigermaßen preiswert sind .
Machen wir uns doch das Leben nicht immer selber so schwer und aus allem gleich eine Ideologie.
Mit freundlichem Gruß
Wolfgang