Hallo,
vor einiger Zeit habe ich hier um Rat und Erfahrungsberichte zur Femurkopfresektion gebeten, was eine sehr heftige Diskussion um diese Operationsmethode ausgelöst hat. Zwei Monate nach der OP möchte ich deshalb jetzt einmal das (vorläufige!) Ergebnis posten.
Meine Berger-Picard-Hündin fing mit 6 Monaten an zu hinken, mit 8 Monaten wurde beidseitige, schwerste HD und beginnende Arthrose diagnostiziert (Hüftgelenkspfanne kaum ausgebildet).
Zwei Wochen später habe ich (nach gründlicher Information und nach Konsultation von inzwischen 6 Tierärzten) schweren Herzens auf beiden Seiten gleichzeitig die Femurkopfresektion durchführen lassen. Dabei wird der Oberschenkel-Kopf entfernt, und an Stelle des nun nicht mehr vorhandenen Hüftgelenks soll sich dann ein "Pseudogelenk" aus Bindegewebe bilden. Mein Hund war damals 8 Monate alt, 20 kg schwer und trotz Schmerzen sehr bewegungsfreudig/verspielt. Durchgführt wurde die OP von Dr. Gerlach (Privatdozent FU-Berlin mit eigener Tierklinik).
Nach der Operation folgte wie angekündigt eine SEHR harte Zeit, zunächst konnte Suja überhaupt nicht mehr laufen. Das "Pseudogelenk" bildet sich nur durch intensives Training über mehrere Monate -- ein Prozess, der auch jetzt noch nicht abgeschlossen ist. Suja war zunächst erstaunlich tapfer, zwischenzeitlich aber dann doch ziemlich niedergeschlagen und erschreckend dünn (18 kg).
Inzwischen, zwei Monate später, können wir aber wieder lachen: Suja läuft und trabt locker und ausdauernd, sie rennt Bällen hinterher und spielt wieder ausgelassen mit anderen Hunden. Treppen steigen ist zwar noch mühsam, aber sie schafft wieder alle drei Stockwerke. Wir sind insgesamt zwei Stunden am Tag unterwegs, z.T. trabt sie langsam neben dem Fahrrad her. Sie wiegt jetzt wieder 20 kg (schlank) und ist mit 10 Monaten wieder ein sehr fröhlicher, extrem verspielter, aufmerksamer und gelehriger Hund. Schmerzmittel bekam sie nur bis eine Woche nach der OP. Sie setzt sich inzwischen während den Spaziergängen nicht mehr hin und wird höchstens unwillig, wenn sie merkt dass es wieder nach Hause geht. Ich soll noch einige Monate Sprünge und extreme Belastung vermeiden, aber ansonsten ist sie schon fast wieder ein normaler Hund. Wenn man genau hinschaut sieht man, dass die Hinterhand noch etwas wackelig ist und sehr schnell rennt sie nicht. Aber es gibt keine Hinken mehr und auch sonst keine Anzeichen von Schmerzen.
Ein endgültiges Urteil ist das noch nicht: Der Heilungsprozess ist noch nicht abgeschlossen und Suja ist auch noch lange nicht ausgewachsen -- sie wird einmal mindesten 25 kg wiegen. Aber immerhin bin ich nach einer sehr verzweifelten Zeit doch wieder optimistischer. Nach Aussage von Dr. Gerlach verläuft alles sehr gut und die Fortschritte sind rascher als üblich.
Achtung: Dies ist nur ein Einzelfall und keine generelle Aussage über die Femurkopfresektion. Selbst für meinen Hund kann ich nicht sagen, ob das die beste Methode war, ich habe die anderen ja nicht ausprobiert. Und ganz sicher ist die Femurkopfresektion nur in ganz bestimmten Fällen, bei bestimmten Vorraussetzungen angezeigt. Darüber kann nur ein erfahrener, kompetenter Spezialist entscheiden!
Darüber hinaus möchte ich gerne einmal davor warnen, den hier veröffentlichten Ratschlägen allzuschnell zu vertrauen. Auf meine Anfrage hin wurde die Femurkopfresektion von Einigen sehr nachdrücklich als eine unverantwortliche Tierquälerei bezeichnet, die entsprechenden TÄ als geldgierige Stümper und die zustimmenden Hundehalter als dumm, zu geizig etc... nicht gerade hilfreich in einer sehr schweren Zeit. Diese Aussagen beruhten aber - soweit ich nachgefragt habe - nur auf den Erfahrungen von wenigen, missglückten Fällen!!
Andererseits habe ich auch einige sehr nette, zwar skeptische aber gleichzeitig doch hilfreiche Antworten bekommen -- dafür noch einmal sehr herzlichen Dank, vor allem an Anette und Cindy!!
Birgit