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HD/Femurkopfresektion - 2 Monate danach

geschrieben von Birgit(YCH) 
HD/Femurkopfresektion - 2 Monate danach
07. April 2002 17:13

Hallo,

vor einiger Zeit habe ich hier um Rat und Erfahrungsberichte zur Femurkopfresektion gebeten, was eine sehr heftige Diskussion um diese Operationsmethode ausgelöst hat. Zwei Monate nach der OP möchte ich deshalb jetzt einmal das (vorläufige!) Ergebnis posten.

Meine Berger-Picard-Hündin fing mit 6 Monaten an zu hinken, mit 8 Monaten wurde beidseitige, schwerste HD und beginnende Arthrose diagnostiziert (Hüftgelenkspfanne kaum ausgebildet).
Zwei Wochen später habe ich (nach gründlicher Information und nach Konsultation von inzwischen 6 Tierärzten) schweren Herzens auf beiden Seiten gleichzeitig die Femurkopfresektion durchführen lassen. Dabei wird der Oberschenkel-Kopf entfernt, und an Stelle des nun nicht mehr vorhandenen Hüftgelenks soll sich dann ein "Pseudogelenk" aus Bindegewebe bilden. Mein Hund war damals 8 Monate alt, 20 kg schwer und trotz Schmerzen sehr bewegungsfreudig/verspielt. Durchgführt wurde die OP von Dr. Gerlach (Privatdozent FU-Berlin mit eigener Tierklinik).

Nach der Operation folgte wie angekündigt eine SEHR harte Zeit, zunächst konnte Suja überhaupt nicht mehr laufen. Das "Pseudogelenk" bildet sich nur durch intensives Training über mehrere Monate -- ein Prozess, der auch jetzt noch nicht abgeschlossen ist. Suja war zunächst erstaunlich tapfer, zwischenzeitlich aber dann doch ziemlich niedergeschlagen und erschreckend dünn (18 kg).

Inzwischen, zwei Monate später, können wir aber wieder lachen: Suja läuft und trabt locker und ausdauernd, sie rennt Bällen hinterher und spielt wieder ausgelassen mit anderen Hunden. Treppen steigen ist zwar noch mühsam, aber sie schafft wieder alle drei Stockwerke. Wir sind insgesamt zwei Stunden am Tag unterwegs, z.T. trabt sie langsam neben dem Fahrrad her. Sie wiegt jetzt wieder 20 kg (schlank) und ist mit 10 Monaten wieder ein sehr fröhlicher, extrem verspielter, aufmerksamer und gelehriger Hund. Schmerzmittel bekam sie nur bis eine Woche nach der OP. Sie setzt sich inzwischen während den Spaziergängen nicht mehr hin und wird höchstens unwillig, wenn sie merkt dass es wieder nach Hause geht. Ich soll noch einige Monate Sprünge und extreme Belastung vermeiden, aber ansonsten ist sie schon fast wieder ein normaler Hund. Wenn man genau hinschaut sieht man, dass die Hinterhand noch etwas wackelig ist und sehr schnell rennt sie nicht. Aber es gibt keine Hinken mehr und auch sonst keine Anzeichen von Schmerzen.

Ein endgültiges Urteil ist das noch nicht: Der Heilungsprozess ist noch nicht abgeschlossen und Suja ist auch noch lange nicht ausgewachsen -- sie wird einmal mindesten 25 kg wiegen. Aber immerhin bin ich nach einer sehr verzweifelten Zeit doch wieder optimistischer. Nach Aussage von Dr. Gerlach verläuft alles sehr gut und die Fortschritte sind rascher als üblich.

Achtung: Dies ist nur ein Einzelfall und keine generelle Aussage über die Femurkopfresektion. Selbst für meinen Hund kann ich nicht sagen, ob das die beste Methode war, ich habe die anderen ja nicht ausprobiert. Und ganz sicher ist die Femurkopfresektion nur in ganz bestimmten Fällen, bei bestimmten Vorraussetzungen angezeigt. Darüber kann nur ein erfahrener, kompetenter Spezialist entscheiden!

Darüber hinaus möchte ich gerne einmal davor warnen, den hier veröffentlichten Ratschlägen allzuschnell zu vertrauen. Auf meine Anfrage hin wurde die Femurkopfresektion von Einigen sehr nachdrücklich als eine unverantwortliche Tierquälerei bezeichnet, die entsprechenden TÄ als geldgierige Stümper und die zustimmenden Hundehalter als dumm, zu geizig etc... nicht gerade hilfreich in einer sehr schweren Zeit. Diese Aussagen beruhten aber - soweit ich nachgefragt habe - nur auf den Erfahrungen von wenigen, missglückten Fällen!!

Andererseits habe ich auch einige sehr nette, zwar skeptische aber gleichzeitig doch hilfreiche Antworten bekommen -- dafür noch einmal sehr herzlichen Dank, vor allem an Anette und Cindy!!

Birgit

07. April 2002 17:20


Hi Birgit, darf man fragen was das ganze unternehmen bis jetzt gekostet hat.

Netto netto, ohne zeitfaktor von deiner seite aus.

Für eine antwort wäre ich dankbar!

Gruss
Karli


07. April 2002 17:37

Die beidseitige OP mit anschließendem Röntgen und Fädenziehen hat 700 Euro gekostet.

Was ich davor schon bei diversen Tierärzten durch fehlerhafte Diagnosen ausgegeben hatte möchte ich gar nicht mehr wissen.
Nötig wäre eigentlich nur eine Untersuchung und einmal gründliches Röntgen gewesen. (Tierarzt Nummer zwei hatte zwar immerhin schon die Hüfte im Verdacht, wollte aber nicht auf HD röntgen: "Dann könne man ja eh nix machen..." statt dessen nahm er mir fürs Gespräch und eine große Dose Canosan über 200 Mark ab.)

Der Zeitfaktor ist übrigens nicht unerheblich gewesen, am Anfang war ich rund um die Uhr für meinen Hund da -- sie ist ja sofort augerutscht, wenn sie aufstehen wollte. Gott sei Dank ließ sich das mit meinem Beruf vereinbaren, ansonsten hätte ich Urlaub nehmen müssen. Allerdings wird in vielen Fällen erstmal nur eine Seite gemacht, dann ist es nicht ganz so schlimm.

07. April 2002 17:58

Nachtrag:
Ich bin in der glücklichen Lage, dass ich das Geld für eine Prothese zusammen bekommen hätte, und mein TA setzt auch Prothesen ein (ca 3000 Euro). Ich hänge ganz arg an meinem Hund und hätte mein letztes Hemd hergegeben, um ihr ein lebenswertes Leben zu ermöglichen.
Ich habe mich für die Femurkopfresektion entschieden, weil sie nach Aussage von Dr. Gerlach in Sujas Fall das beste Resultat bringen würde -- auch im Vergleich zur Prothese.


08. April 2002 06:17

Hallo Birgit,

da mein hund auch HD hat, interessiere ich mich sehr über die verschiedenen Methoden.

Diese Femurkopfresektion ist doch nur etwas für Hudne unter einem Jahr oder irre ich mich?

Liebe Grüße und toi, toi, toi

TIna

08. April 2002 07:43

Hallo Birgit,

ist das schön, dass es Deiner Hündin jetzt doch schon so gut geht!!! Die Zeit nach einer OP ist immer die Härteste, doch das habt ihr überstanden und seid auf dem besten Weg!! Drücke euch ganz fest weiterhin die Daumen!!

Ich finde es gut, dass Du geschrieben hast, dass man solche Entscheidungen wirklich nur im Einzelfall treffen darf, es gibt nun mal keinen allgemein gültigen Ratschlag, was man bei HD/Arthrose tun sollte, das ist bei jedem Hund wirklich individuell!!

Wünsche euch eine gute Zeit und melde Dich doch mal wieder und berichte, wie es Suja geht!!

Liebe Grüsse,

Bine & Fly