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Selber ausmachen - Einmischen

geschrieben von DS1 
DS1
Selber ausmachen - Einmischen
03. September 2009 07:03
Hi,

Dieses Thema würde mich stärker interressieren. Sciuba hat vor kurzem angerissen,dass sie ihren Hund meist selbst die Hundebegegnungen und Rangeleien ausmachen lässt.
Ich glaube Jägerin ist da nicht so dafür.

Jetzt stellt sich mir eine große Frage: Es heißt doch immer - wir sollten der Rudelführer sein - d.h. aber auch das zumindest mein Hund IMMER den nötigen Respekt vor mir hat, um nicht vor meinen Augen die Rangordnung mit anderen Hunden auszumachen - denn die ist klar - da bin ich - da muß Frieden herrschen - und jeder hat sich daran zu halten --- und notfalls muß ich das auch dem frenden Hund vermitteln - wenn sein Herrchen nicht so denkt.

Dieses untereinander ausmachen lassen - könnte natürlich heißen - ich erlaube es dir --- aber haben die Hunde, die einmal mit der Auseinandersetzung angefangen haben, dann noch genug Respekt vor mir,dass ich bei Gefahr noch abbrechen kann?????

Ich für meinen Teil mußte lernen,dass mein Hund,wenn er einen Junghund erziehen darf,dann automatisch jeden Junghund erziehen will - und dass er genau diese Hunde immer wieder belehrt - und die je älter sie werden, sich auch wehren wollen ------- soquasi gib ihm den kleinen Finger,nimmte er die ganze Hand --- daher bin ich wieder bei: "da bin ich ......." gelandet.

Also was habt ihr für Erfahrungen gemacht bzw für Ansichten,wann ist es sinnvoll sich wie zu verhalten.

mfG DS

03. September 2009 08:30
Hallo DS1,

schön, dass du das Thema noch mal anreißt, denn ich fände es auch interessant zu wissen, warum man sich einmischen muss.

Mein Hund ist ein Hirtenhund. Ich bin sein Leittier gewesen und daran gab es nie auch nur einen Hauch an Zweifel. Wenn er auf andere Hunde ging, dann um mich zu verteidigen, mich zu schützen. Es ist sein Instinkt. Wie bei vielen Hunden, denke ich mal. Ich habe meinem Hund immer blind vertraut, dass er weiß, was er macht und sein Verhalten auch einen Sinn hat für ihn. Den musste ich nicht unbedingt verstehen, denn Menschen denken allein schon durch ihre eigenartige Lebensart ganz anders, haben viele Instinkte nicht mehr bewusst parat. Ich habe mich eigentlich ihm anvertraut, mit meinem Leben, mit meinem Denken und versucht aus ihm zu lernen. Ich denke, er ist mir ein guter Lehrer gewesen. Vielleicht ist er auch mein Leittier gewesen - dann hat er es mich aber nie merken lassen grinning smiley

Ich bin der Meinung, kein Hund greift einen anderen Hund einfach nur aus 'Jux und Tollerei' an. Es hat immer irgendeinen Grund. Und ich bin der Meinung, dass sie es auch unter sich klären müssen. Wenn ich eine Auseinandersetzung mit wem habe, möchte ich auch nicht, dass mir einer sagt, ich soll die Klappe halten und die Sache friedlich beilegen. Sage mir einer einen Menschen, der mit sowas glücklich wäre. Ich bin immer davon ausgegangen, er denkt (so wie ich denke) und trifft seine Entscheidungen aus einem Grund. Warum soll ich mich nicht auf meinen Partner verlassen können? Ich muss nicht meinen Willen wem anderen aufdrängen - macht mich nicht glücklich.

Betreff Respekt: den haben sie entweder immer oder nie gehabt. Egal in welcher Situation. Und es sei vielleicht erst einmal zu definieren was Respekt hier ist. Gehorsam hat nichts mit Respekt zu tun!

Liebe Grüße

Sciuba/Heidi

03. September 2009 09:34
Huhu,

ich lasse meinen Hund seit einigen Jahren sowas nicht mehr klären. Fängt der andere Hund an zu brummeln oder meiner geh ich dazwischen und beende deren Zusammenkunft. Damit fahre ich wirklich gut, weil mein Hund seitdem akzeptiert, dass andere Hunde nicht angebrummelt werden und ist viel umgänglicher geworden. Seitdem geht auch er Konfrontationen aus dem Weg und brummelt ein Hund ihn an geht er einfach weiter. Klar, Ausnahme ist, der Hund greift ihn wirklich an. Dann macht er natürlich mit. Aber das denke ich ist etwas anderes. Ich lebe damit wirklich enspannter, dass ich dazwischen gehe und mein Hund versteht das auch scheinbar.

LG Frieda

03. September 2009 11:07
Quote Sciuba:
Warum soll ich mich nicht auf meinen Partner verlassen können?
Das ist genau die richtige Frage zu diesem Thema

Eine Mensch-Hund Partnerschaft baut auf Beziehung und vorallem VERTRAUEN auf. Eine Partnerschaft ist nur dann wirklich auch eine, wenn das Vertrauen auch auf beiden Seiten gegeben ist.
Wird mein Hund z.B. von einem anderen, fremden Hund angemacht, ist das ein Vertrauensmissbrauch, wenn ich dann meinem Hund sage, schau selber wie du aus dem Schlamassel wieder rauskommst oder eben anders gesagt, regle das selber. Als Mensch habe ich doch die Verantwortung gegenüber meinem Tier und lasse es doch nicht einfach in etwas laufen, dessen Ende ich nicht absehen kann.
Es ist vorallem dann unfair dem Hund gegenüber, wenn er es evtl. gar nicht regeln möchte! Wird aber einem Hund schon früh beigebracht, dass er für sich alleine schauen muss und "sein" Mensch nichts dagegen unternimmt, dann kann das auch fatale Folgen haben. Es werden Aggressionen gegenüber Artgenossen entwickelt oder der Hund verhält sich dabei derart submissiv anderen Hunden gegenüber, weil er schon von Anfang an einem Streit aus dem Weg gehen möchte. Dies aber immer auf sich alleine gestellt, weil Mensch nicht da ist um zu helfen.

Dabei wäre es eigentlich so einfach. Wenn sich jeder Hundehalter an gewisse "Hundekniggen" halten würde, könnte man einigen Streitereien aus dem Weg gehen und Hundebegegnungen könnten auch harmonisch sein.

Das schlimmste was ich immer finde ist, wenn ich schon von weitem höre, dass der Hund ja nix tut und "nur" spielen möchte. Fragt da mal einer, ob mein Hund auch spielen möchte?
Es gibt Hunde mit sehr schlimmen Vergangenheiten, die meistens schlecht sozialisiert sind und keine andere Möglichkeit sehen, Hundebegegnungen als etwas sehr negatives zu betrachten. Wer einen solchen Hund besitzt wird mir bestätigen wie schwierig es ist dauernd solchen Sprüchen ausgesetzt zu sein.

Das Ganze hat mit Respekt und Akzeptanz zu tun. Bevor ich meinen Fifi auf alles loslasse was vier Beine hat, kann ich auch zuerst das Gespräch suchen und fragen, ob es recht ist die Hunde spielen zu lassen. Habe ich einen Fifi, der auf Konfrontation aus ist, dann lasse ich ihn nicht von der Leine.

Für mich prsönlich gilt grundsätzlich, dass mein Hund an der Leine geführt wird und in der Regel kein Kontakt zu anderen Hunden macht. So wie man das eigentlich in einer guten Hundeschule auch lernt. Spielpartner hat mein Hund genug um sich auch mal austoben zu können. Dazu brauche ich keine fremde Hunde, die ich nicht kenne und evtl. auch falsch einschätze.
Weil mein Hund nichts anderes kennt von klein auf, habe ich diesbezgl. auch kein Problem.

03. September 2009 15:19
Hallo,

ein sehr, sehr spannendes Thema. Wölfe würden normalerweise nicht in ein fremdes Revier eindringen, wenn die Revierinhaber auch noch anwesend sind. Das würde in den meisten Fällen zu einem blutigen Kampf führen, und da würde der Leitwolf niemals einen rangniedrigeren Wolf aus seinem Rudel disziplinieren, wenn der dann ebenfalls den fremden Wolf angreift.

Haushunde haben sich in diesem Punkt weit von den Wölfen weg entwickelt, sie treffen täglich fremde Hunde in ihrem Gassi-Revier und sollen am besten auch noch mit denen spielen. Die Zusammentreffen gehen fast immer gut aus. Aus Hundesicht jedenfalls müsste uns ein Hund den Vogel zeigen, wenn wir ihn in einer Situation disziplinieren, die für einen Hund eigentlich ganz arttypisch ist.

Aber ich denke trotzdem, dass Hundehalter die Hundekontakte auch kontrollieren müssen. Nicht, weil sonst ein Vertrauensverlust drohen würde, sondern, weil es sonst einfach zu häufig auch mal daneben gehen könnte. Wir leben nun mal alle mit unseren Hunden in einer Gesellschaft, in der tagtäglich Hunde verschiedener Rassen im Gassi-Revier eng aufeinander treffen und wir müssen das eigentlich arttypische Verhalten modifizieren. Das fängt ja bei der Sozialisation an, und wo das beim Welpen nicht gelungen ist, muss man das halt später nachholen.

Ein Hund, der nahe, angeleint vielleicht, an einem anderen, fremden Hund vorbei gehen muss, dessen Individualdistanz nicht einmal gewahrt bleibt, der verhält sich völlig arttypisch, wenn er dann droht und versucht, den Anderen zu verscheuchen. Wenn es sehr eng ist und für keinen Hund gute Fluchtmöglichkeiten bestehen, steigt auch die Gefahr, dass es doch zu einer Beißerei kommt.

Da wir trotzdem solche Situationen nun mal in unserer Gesellschaft täglich erleben, übe ich mit meinem Hund weiterhin, andere Hunde zu ignorieren (mein Hund ist 5 Jahre und droht oft aus Unsicherheit heraus, er ist früher auf jeden Hund los und mit ihm wurde schon, bevor ich ihn bekam, an diesem Problem gearbeitet und ich mache dort weiter). Wir haben auch gerade in letzter Zeit sehr gute Erfolge. An der Leine und auf engen Wegen gehen wir momentan an anderen Hunden vorbei und ignorieren sie, es sei denn, der fremde Hund ist ein guter Bekannter.

Wo es etwas weitläufiger ist, auf Wiesen oder breiten Wegen, darf er Kontakt aufnehmen und ich gehe nicht dazwischen, wenn es dann mal laut wird. Ich suche solche Orte auch auf, damit Durian genügend Kontakte hat. Eine ernsthafte Beißerei habe ich zum Glück noch nie erlebt, aber ich kenne diese Kommentkämpfe und habe auch erlebt, dass Durian den anderen Hund schon mal etwas gepackt hat - ohne zuzubeißen. Aber ich denke, er darf anderen Hunden sehr wohl auch mal deren Grenzen aufzeigen. Umgekehrt passiert das auch, wenn er mal zu weit geht. Diese Signale versteht er dann aber auch. Aber wenn dann ein Hund mal aufquiekt, dann reagieren viele Halter leider auch gleich völlig panisch.

Ich glaube, wenn man dann dazwischen geht, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einer ernsthaften Beißerei kommen kann. Ich bin nie dazwischen gegangen. Aber wie gesagt: Wo es kaum Fluchtmöglichkeiten gibt, vermeide ich andererseits das direkte Beschnüffeln. Jedenfalls momentan.

Nochmal was zum Thema Rudelführer und Respekt: Ich glaube, jeder Hund weiß, dass der Mensch kein anderer Hund oder Wolf ist. Führungspersönlichkeiten haben einfach auch eine gewisse Ausstrahlung. Sie strahlen Sicherheit und Ruhe aus und sind in der Lage, einen klaren, überschaubaren Rahmen vorzugeben. Wenn arttypisches Verhalten im wesentlichen möglich ist, dann verliert man den Respekt nicht, wenn man in Teilbereichen arttypisches Verhalten einschränkt oder auch unterdrückt und Leinenpöbelei nicht erlaubt.

Viele Grüße
Anila

03. September 2009 17:14
Hallo Anila,

du hast da eigentlich genau meine Meinung ausgedrückt - nur wesentlich glücklicher formuliert. Irgendwie sitze ich manchmal auf dem Schlauch und kann mich (außer in meinen Arbeitsgebieten) nicht richtig ausdrücken.
Ich habe Sciuba nie 'losgehetzt', habe ihn auch mit Worten, Gesten zurückgehalten, wenn er wem drohte, obwohl es eigentlich gar nicht unbedingt nötig war. Nun hatte er immer das Glück, dass sie sie ihn schon von weitem respektierten, er war aus irgendwelchen Gründen immer eine hoch angesehene Persönlichkeit.
Hat er sich dann mal mit wem gezofft, dann war das aber für mich vollkommen ok. Meist waren es Straßenhunde, also wildernde. In einer Gesellschaft wie in Deutschland habe ich nie gelebt. Ich habe nie Angst gehabt, dass er verletzt wurde. Wurde er natürlich, aber das gehört zum Leben. Und ich denke, dass es ihn oft auch ausgeglichen hat, mal Kraft und Aggression aus sich heraus zu lassen. Denn - auch wenn Spiel und Toben was feines ist - es gibt alleine nicht die wirkliche Befriedigung.
Für mich hat Sciuba immer eine andere Denkensweise, aber deswegen keinesfalls schlechte gehabt. Ich habe seine akzeptiert und ihm vertraut, dass er nicht aggressiv sondern protektiv war. Und so war es auch immer. Es wird niemand wieder sein, auf den ich mich in allem verlassen kann, wie auf ihn.
Und, wie du schon sagst, Anila, viele Hundehalter haben Angst um ihren Hund, haben Angst, er wird verletzt oder sonst was. Daraus resultieren oftmals Verhalten, mit denen Hunde auch nicht klar kommen, die ihnen nicht verständlich sind. Da aber viele Hunde das 'please'-Verhalten haben passen sie sich dem Menschen an und reagieren nach einer gewissen Zeit 'richtig'.

Noch was an Jägerin: Ich sehe das nicht als Vertrauensbruch, wenn mein Hund seine Indifferenzen alleine lösen muss. In der Natur geht ein untergeordneter Wolf doch nicht weg, damit der Rudelführer ihm sein Problem löst. Der Rudelführer sagt, wo's lang geht, aber ist nicht der Problemlöser für alle. Und beim Menschen ist es nicht anders. Ich verliere doch auch nicht mein Vertrauen, wenn meine Mutter mir alle Probleme löst. Damit erreicht sie nur, dass ich Konflikte nicht selber in den Griff bekomme und immer warten muss, dass sie es für mich tut. Das nenne ich unselbstständig. Und Sciuba hätte es auch gar nicht verstanden, warum ich ihm ständig in seiner Suppe rühre. Ich bin immer für ihn dagewesen und das Vertrauen, was er zu mir gehabt hat, war blind und unerschütterlich.

Oh, welche unterschiedlichen Sichtweisen es doch gibt... So lernen wir von einander.

Liebe Grüße

Heidi