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Hundeerziehung + Soziales

Die Anforderungen an einen alltagstauglichen, gut erzogenen Hund waren noch nie so hoch wie heute. Dadurch ist auch das Angebot an Erziehungsmethoden und –hilfsmittel immer mehr gewachsen, nicht immer steht wirkliches Fachwissen dahinter. Hier findest Du Tipps und Ratschläge, die richtige Hundeschule oder den richtigen Hundeverein zu finden, kannst Dich über Trainingsmethoden und –probleme austauschen.  
Selber ausmachen - Einmischen
03. September 2009 17:19
Ich hatte bis jetzt erst einmal so ein Erlebnis bei einer Hundewanderung. Ein 6 Monate alter Junghund ist ständig Ari angegangen. Meiner ist anfangs einen großen Bogen weg gelaufen. Junghund immer hinterher... Dann hat Ari die Nase gekräuselt, Junghund hat´s nicht interessiert (Halter übrigens auch nicht), dann hat meiner in die Luft geschnappt, Junghund gings nichts an. Dann habe ich eingegriffen und habe diesen aufdringlichen Kerl ziemlich unsanft mit dem Knie zur Seite gestoßen (auch das hat den Halter nicht interessiert). Danach brauchte ich diesen Hund nur böse anzusehen und er hat Ari in Ruhe gelassen...... Danach konnten wir entspannt weiter wandern. smiling smiley
LG
Yvonne

03. September 2009 20:14
Meine Hunde (3 an der Zahl) leben als Rudel. Wieviel Wolf noch in ihnen steckt, sehe ich bei meiner Zuchttätigkeit. Was ich vor allem sehe ist, dass bei Mehrhundehaltung andere Gesetzmäßigkeiten gelten als bei Einzelhundehaltung.

Erfahrung 1: Welpenschutz

Würfe, die bei mir fallen, stehen automatisch unter Welpenschutz. Alle Hunde zeigen Interesse an den Rackern und beteiligen sich an der Aufzucht und Erziehung. Fremde Welpen sind Nahrungskonkurrenten der eigenen und werden von den Hündinnen verjagt oder sogar geschnappt. Nur der Rüde findet alle Welpen toll. Absolut wölfisches Verhalten.

Dabei greife ich natürlich ein, auch die Welpen anderer Menschen werden geliebt und sollen unbeschadet davonkommen. Leider konnte ich nicht jeden Welpen vor Schaden schützen, weil meine Mitmenschen einfach zu dumm sind. Sie rufen mir entgegen: "der hat noch Welpenschutz!", wenn die kleinen Purzler auf meine Weiber zustürmen.


Erfahrung 2: Rangordnungskampf seinen Lauf lassen

Meine Hündinnen hatten einen Rangordnungskampf, als die jüngere in der Standhitze und die ältere sichtbar tragend war. Ich konnte nur noch meine eigene Haut retten, so böse war dieser Kampf. Resultat: schwere Bisswunden bei beiden, die ältere erlitt eine Frühgeburt (1 totgeboren, 1 verendet durch zu geringes Geburtsgewicht, 4 haben überlebt) und die jüngere hat seit einer weiteren Klärung Ende letzten Jahres (da unterwarf sie sich zum Glück) keine Standhitze mehr. Bei 4 vorbestellten Welpen eine Katastrophe für mich.

Wenn Hündinnen kämpfen, gilt die Regel "Hunde und Wölfe vermeiden Beschädigungskämpfe" nicht immer, ohnehin gilt diese Regel eigentlich nur im eigenen Rudel. Wenn ich kann, greife ich ein.


Fazit: was wir Menschen als "Unverträglichkeit", "schlechtes Sozialverhalten" oder "schlechtes Wesen" verstehen, ist oft nur eine absolut falsche Projektion unserer menschlichen Ethik auf ein artfremdes Lebewesen. Die sozialen Eigenschaften gelten immer nur im eigenen Rudel. Was der Hund als sein Rudel ansieht, ist individuell verschieden. Ein Hund, der mit anderen Hunde zusammenlebt, sieht oft nur diese Hunde als Rudel, manche beziehen aber alle Hunde, die in seinem Revier leben, darin ein und verhält sich allen Hunden gegenüber sozial. Eine Hündin, die selbst Welpen geboren und aufgezogen hat, ist selten der große Welpenfreund außerhalb ihres Rudels, und wenn sie jeden Welpen akzeptiert, ist es eine Verhaltensstörung. Was sagt der entsetzte Mitmensch: "eine Hündin, die keine fremden Welpen mag? Ist die aber verhaltensgestört!" Nein, das ist eben ein Irrtum.

Bei meinen Hunden ist es so, dass einige wenige Nachbarshunde den Rudelschutz genießen, merkwürdigerweise eine Affinität aller drei zu Jack Russel Terriern besteht und die auch immer ins Rudel aufgenommen werden, wenn sie sich benehmen, und jeder hat noch den einen oder anderen Favoriten außerhalb des Rudels, mit denen sich aber dann die anderen Rudelmitglieder nicht unbedingt vertragen. Mag einer von ihnen einen bestimmten Hund nicht, tut er das auch von sich aus lautstark kund, präsentiert sich also oberflächlich betrachtet, sehr asozial.

Hunde ihre Kämpfe allein und zuende ausfechten zu lassen, halte ich für grob fahrlässig. Denn Hunde, die sich nicht zum gleichen Rudel gehörig fühlen, meiden auch keine Beschädigungskämpfe. Hündinnen sowieso nicht, wenn sie sich in bestimmten Stadien der Fortpflanzung befinden und um den Lebensraum ihres Nachwuchses zu kämpfen glauben.

Übrigens: Hunde fühlen sich nicht einem "Familienrudel" zugehörig, wie viele denken. Menschen sind keine Rudelmitglieder, nur aufgezwungene Sozialpartner, mit denen Hunde notgedrungen eine Symbiose eingehen.

Sooo, etwas lang...

LG, Liesel

03. September 2009 21:13
Hallo Heidi

Du hast ganz tolle Erfahrung mit Sciuba gemacht. Er, vermutlich ein sehr souveräner, selbständiger Rüde, hatte auch alle Situationen im Griff. Nur schon mit seiner Grösse hatte er sicher schon genug Austrahlung, dass er es sich auch erlauben konnte quasi sorgenfrei in die Welt zu gehen.
Du musst es aber vielleicht im Allgemeinen sehen. Die wenigsten Hunde sind wirklich souverän, haben unter Umständen schon negative Erfahrungen gemacht und dadurch evtl. Strategien entwickelt, die weder für Mensch noch Artgenossen angenehm sind.
Von dieser Sorte Hund gibt es leider mehr als es Sciubas gibt. Sehr unsichere Hunde sind darauf angewiesen, dass man ihnen hilft. Mit helfen meine ich aber nicht, dass man immer und überall eingreifft, sondern halt vorausschauend ist und den Hund schon gar nicht in unangenehme Situationen lässt.

Klar sind nicht alle Hundebegegnungen zu verhindern und dann lasse ich auch beschnuppern. Ich kann mir das aber auch leisten, weil mein Hund sehr hunde- und menschenfreundlich ist und einem Streit aus dem Weg geht.

03. September 2009 21:40
Quote Liesel:
Fazit: was wir Menschen als "Unverträglichkeit", "schlechtes Sozialverhalten" oder "schlechtes Wesen" verstehen, ist oft nur eine absolut falsche Projektion unserer menschlichen Ethik auf ein artfremdes Lebewesen. Die sozialen Eigenschaften gelten immer nur im eigenen Rudel. Was der Hund als sein Rudel ansieht, ist individuell verschieden. Ein Hund, der mit anderen Hunde zusammenlebt, sieht oft nur diese Hunde als Rudel, manche beziehen aber alle Hunde, die in seinem Revier leben, darin ein und verhält sich allen Hunden gegenüber sozial. Eine Hündin, die selbst Welpen geboren und aufgezogen hat, ist selten der große Welpenfreund außerhalb ihres Rudels, und wenn sie jeden Welpen akzeptiert, ist es eine Verhaltensstörung. Was sagt der entsetzte Mitmensch: "eine Hündin, die keine fremden Welpen mag? Ist die aber verhaltensgestört!" Nein, das ist eben ein Irrtum.

thumbs upthumbs up

Du bringst es auf den Punkt.

Ich kenne z.B. zwei Rüden in meiner Nachbarschaft, die eigentlich immer sehr gute Kumpels waren. Die beiden Frauchen haben auch zusammen immer viel unternommen mit den Hunden.
Eines Tages ist in einem anderen Quartier (etwa 100 Meter entfernt) ist eine nette Hundedame eingezogen, welche auch mal lecker Düfte von sich gab. Ha, und plötzlich war Schluss mit lustig. Die beiden Rüden wurden zu Konkurenten.
Beide waren spitz wie Nachbars Lumpi und vorbei wars mit der Harmonie.

Dann kenne ich einen wunderschönen Ort, wo man stundenlang neben einem Fluss spazieren kann. Ein richtiges Hundemekka. Alle paar Meter trifft man auf Hunde. Was mich dort erstaunt ist, dass alle Hunde völlig friedlich sind. Es kommt mir vor als wäre es das Niemandsland. Keiner pöbelt oder hat sonst ein territoriales Problem. Es wird zwar markiert was das Zeug hält, vermutlich hat es aber derart viel Düfte, dass dieser Ort als neutral betrachtet wird.

04. September 2009 07:02
Hallo Jägerin,

da hast du eindeutig Recht. Ich bin verwöhnt von Sciuba und kann auch nicht sagen, ich habe viel Erfahrung, da er meine einzige ist und wirklich mehr als das war, was ich gerne gehabt hätte. Außerdem ist unsere Lebensweise und die Orte, wo wir gelebt haben, ganz anders als bei euch, infolgedessen ist das auch schon ein 'nicht-mitreden-können'-Grund. Sciuba ist zuhause alleine ins Dorf gegangen, um mich zu suchen, kam in den Supermarkt, um zu sehen, ob ich da bin und ist fast in allem frei gewesen. Das erlaubte mir mein Leben, der Ort, er. Also ganz anders als bei euch. Vieles gelernt hat er vom 8-jährigen Schäferhund meines Nachbars, der mit ihm durch die Weinberge streifte und ihm zeigte, wie man den Wasserhahn im Garten aufmacht, um zu trinken. Natürlich auch anderes. Seine 'Aggressionen' gegen andere waren hauptsächlich in Griechenland, wo wir Monate verbrachten und es massenweise Streunerhunde gab. Dort umzirkelte er mich ständig und hielt alle auf Distanz. Manchmal gab es eben auch Kämpfe. In späteren Jahren fand ich es interessant, wie sie automatisch auf Abstand blieben. Sie kamen von weitem angelaufen - und ich gebe zu, da hatte ich manchmal Bammel, weil er ja schon mit 11 ein hohes Alter hatte und nicht mehr die Ausdauer und Kraft - und blieben stehen. Sciuba bellte einmal - das reichte denen. Wer weiß, was er denen gesagt hat..? An der Leine hatte ich ihn nur in großen Städten und in Deutschland, die paar Male, wo ich dort war. Ja, wir hatten schon ein tolles freies Leben...

Liebe Grüße

Heidi
DS1

07. September 2009 08:41
Hi,

spannenden Antworten und ein Hund wie Sciuba ist wohl der Traumhund schlechthin.
Aber was mir hier ein bisschen fehlt ist doch der unterschiedliche Charakter der Hunde.
Sciuba dürfte kein Stenkerer sein, aber manche Hunde sind es - sie probieren gerne aus,wie weit sie gehen können - und lernen mit jeder Hundebegegnung neue Strategien,wie sie die Oberhand bekommen können - bis einmal ein Hund mit der selben Einstellung kommt - und damm bumm!!!
Eigentlich weiß man doch im vorhinein nie,welcher Hund einem entgegenkommt,oder??
Sciuba ist groß,stark und hat Selbstvertrauen --- meiner ist mittelgroß mit ebensoviel Selbstvertrauen und ebensoviel Schutzinstinkt --- ich muß immer auf den gegenüber aufpassen,denn mein Hund würde mich ebenfalls verteidigen wollen -auch gegen Sciuba,wenn er das Gefühl hätte Sciuba verhält sich mir gegenüber nicht okay ---- meiner würde verlieren - wohl logisch,oder??? Also kann ich ihm nicht das Vertrauen schenken,dass du deinem schenkst -es wäre meinem Hund gegenüber unfair - ihn ins offene Messer laufen zu lassen.
Ich kann mich auf meinen Hund verlassen, aber nie auf den Fremden. Wir haben doch den Vorteil abstrakt zu Denken und im Vorhinein zu Wissen,wie eine Hundebegegnung ausgehen kann - der Hund lernt durch die Erfahrung -- und ich finde es halt nicht für okay einen Partner wissentlich schlechte Erfahrungen machen zu lassen.
Ich glaube je kleiner der Hund, desto mehr Verantwortung muß der Besitzer für seinen Hund übernehmen - oder?

DS