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Ist mein Hund ein Alphahund oder hab ich was falsch gemacht?

geschrieben von tommy1234 
Ist mein Hund ein Alphahund oder hab ich was falsch gemacht?
15. Oktober 2009 14:42
Hallo, ich bin zum ersten Mal im Forum. Seit 5 Jahren habe ich einen Mischlingshund aus Griechenland über Tiere in Not. Anfangs lief alles gut. ABer ich kann den Hund nur immer an der Leine halten. Wenn alte Leute oder Kinder in der Nähe sind, dann tickt er total aus. Hab auch schon eine Hundeschule besucht, aber er hört und hört nicht. Langsam glaube ich das er genetischso vorbelastet ist, dass er resitent gegen Erziehungsbemühungen ist. Habt ihr auch Erfahrungen mit Tiere in Not Hunde aus dem Ausland?

15. Oktober 2009 15:13
Huhu,

also ein Alphahund ist er sicher nicht.
Das Problem bei Hunden aus dem Ausland ist nunmal immer, sie haben eine Vorgeschichte und die ist meistens nicht sonderlich positiv. Du musst deinem Hund viel Sicherheit vermitteln und das sollte über Konsequenz und positive Erlebnisse geschehen. Wenn dein Hund so reagiert, dann lass ihn auch an der Leine und übe einfach mit der Schleppleine. Da er aber so krass reagiert, würde ich erst mit kurzer Leine anfangen, einfach um ihn kontrollieren zu können.
Aber auch an dich der Tipp: Such dir einen Hundetrainer. Das wirst du alleine nicht wieder hinbiegen können. Und mögen wird er seine "Feinde" wohl nie, aber du kannst es schaffen, dass er sie ignoriert und ruhig an ihnen vorbei geht...

LG Frieda

15. Oktober 2009 15:18
Hallo, vielen Dank für Deine Antwort. Das mit dem Hundetrainer werd ich mir überlegen. Aber was ist genau der Unterschied zwischen Hundeschule und Hundetrainer? Solange suche ich mir Spazierwege, wo wenig los ist und werd weiter "üben". Mittlerweile reagier ich sicher falsch wenn besagte Personen vorbeikommen, das überträgt sich ja uach auf den Hund. Aber bei Kindern will ich ja nicht wirklich locker bleiben. Da ist mir das Risiko zu groß

15. Oktober 2009 17:35
Hallo Thommy,

Ängste überwindet man, in dem man ihnen begegnet. Hass überwindet man, in dem man ihm die Hand reicht. So habe ich es mit Sciuba jedenfalls gemacht, wenn er irgendetwas nicht wollte, hasste oder sonst was für komische Reaktionen hatte. Ich habe ihn damit konfrontiert, bis er sich davon überzeugen ließ, dass es ok war, dass es das gab und er dem nicht den 'Garaus' machen muss.

Beispiel Katzen: er hat sie wirklich inbrünstig gehasst, sie gejagt und auch ganz bestimmt so manches Mal erwischt. Was für sie dann auch der letzte Lauf war. Als sich eine junge Katze entschied, sie müsste unbedingt mit in unserer Familie leben - ich mochte auch keine Katzen und habe sie regelmäßig aus dem Garten gejagt - habe ich diese Katze genommen und sie ihm vor die Nase gesetzt. Ich habe die beiden solange konfrontiert, bis es ok war für beide. Ich denke, man kann das auch mit anderen machen, Kindern und auch älteren Menschen - was dann dein Problem wäre. Voraussetzung ist allerdings, er sieht dich als seinen Rudelführer an.

Versuchen würde ich es an deiner Stelle allerdings wahrscheinlich auch mit einem Hundetrainer/-Psychologen, zumindest wenn du dich nicht traust und auch niemanden findest, der DIR genug traut, dass du deinen Wuff 'im Griff' hast.

Hoffe, du bekommst ein paar gute Ideen hier im Forum!

Liebe Grüße

Heidi
DS1

16. Oktober 2009 06:10
Hi Tommy,

Was mich irritiert ist der Satz: "Anfangs lief alles gut" --- Was heißt das? Waren ihm die Alten und Kinder anfangs egal? Oder hat er sich besser führen lassen????

Erzähl ein bisschen mehr.

DS

16. Oktober 2009 09:58
Hallo Tommy,

meinen Vorrednerinnen kann ich mich nur anschließen.

Wenn du einen Hundetrainer oder Trainerin suchst, würde ich drauf achten, dass der/die zertifiziert ist, z.B. durch Canis Kynos. Ich möchte dafür keine Werbung machen, aber es herrscht halt leider ein unglaublicher Wildwuchs, denn JEDER kann sich Hundetrainer, Hundetherapeut, usw.. nennen. Auch, wenn ein Diplom davor steht - es gibt hier in Deutschland zumindest keinen universitären Studiengang, der mit Diplom abschließt. Bei Canis Kynos weiß man wenigstens, dass die Trainer eine sehr umfassende Ausbildung genossen haben durch bekannte und im Allgemeinen auch anerkannte Ausbilder.

Auf manchen Foren habe ich schon entdeckt, dass da wirklich unseriöse Versprechungen gemacht werden, und daher: Achte drauf, dass die Leute eine vernünftige Ausbildung hatten und auch Erfahrung mitbringen.

Hundeschulen bieten eigentlich Kurse für Hundegruppen an, allerdings kann es auch sein, dass auch Einzelstunden mit problematischen Hunden angeboten werden.

Es wäre wichtig, den ganz genauen Auslöser zu kennen: Wann hat es angefangen mit dem Austicken? Warum? Was sind eigentlich "ältere" Menschen? Was haben sie gemeinsam? Gehen sie dann wacklig? Oder am Stock? Oder haben sie einen Gehwagen? Was sind Kinder? Spielt die Größe eine ausschlaggebende Rolle? Oder ob sie rennen? Ob sie laut sind?

Mir hat bei sowas (meiner mag keine intakten Rüden, wenn sie uns auf engen Wegen begegnen) das Schreiben vom Tagebuch geholfen. Ich hatte nach jedem Gassigang versucht, mich so genau wie möglich an die Situationen zu erinnern und alles aufgeschrieben, was mir einfiel. Das müssen dann auch nicht nur unmittelbare Dinge sein, sondern schreib auch auf, wie dein Hund an dem Tag ohnehin schon drauf war, wie müde oder unruhig er war, also alles, was seine Befindlichkeit beeinflussen kann, denn oftmals kommen ganz viele Dinge zusammen, die entscheiden, ob dein Hund austickt oder nicht.

Ich setze mal voraus, dass dein Hund gesund und ausreichend ausgelastet ist.

Wie sieht's mit Grundgehorsam aus? Das wäre immer etwas, an dem ich permanent arbeiten würde, denn dann hast du auch ganz gute Werkzeuge in der Hand und kannst ihm sagen, dass er - statt auszuticken - dich anschauen soll, oder "Fuß gehen" soll. Meiner geht inzwischen meist ohne Leine "bei Fuß" am Feind dran vorbei. Er mag andere Rüden immer noch nicht, aber er lernt zunehmend, ohne Auszuticken dran vorbei zu gehen.

Ab einem gewissen Moment - wenn der Hund austickt - ist er nicht mehr ansprechbar. Das geht uns Menschen genauso, wenn wir unter extremem Stress stehen.

Dann kannst du Kommandos geben, wie du lustig bist, sie hören dich gar nicht. Deswegen auch ist es ganz wichtig, zu wissen, wann genau er austicken wird und zu erkennen, wodurch sich das beim Hund ankündigt.

Diesen Moment abzupassen, ist nicht immer ganz leicht, finde ich. Aber wenn man den Hund genau beobachtet, sieht man, wie er sich verändert, kurz bevor er austicken wird. Vermutlich wird er die Ohren, den Schwanz anders halten, anders gehen, vielleicht etwas hecheln....

Das ist der Moment, wo er noch ansprechbar ist und du ihm ein Kommando wie "Schau" oder auch "Kehrt" geben kannst, 2 Sekunden später geht das vielleicht schon nicht mehr.

Wichtig natürlich auch, dass er nicht lernt: "Schau" bedeutet, dass ein Mensch oder Kind in der Nähe ist, diese Kommandos muss man immer wieder in allen möglichen Situationen üben, und zwar zunächst, wenn kein "Feind" in der Nähe ist.

Aber auch, wenn dein Hund z.B. "Schau" super gut beherrscht, wirst du nicht gleich von Anfang an eine Situation meistern können, wo er bis gestern noch ausgetickt ist. Auch da fängst du mit einem für ihn leichten Schwierigkeitsgrad an. Wenn die Menschen/Kinder noch weit weg sind, kannst du "Schau" sagen. Wenn er es macht, gibt es eine Belohnung und man dreht um. Langsam kann man dann den Schwierigkeitsgrad steigern, und da ist es extrem hilfreich, mit einem guten Hundetrainer zu üben, weil du dann eine geschützte Situation hast und noch einen Experten an deiner Seite. Da wirst du selbst auch entspannter bleiben.

Aber stell dich auch drauf ein, dass du Rückschläge haben wirst. Ganz normal auf der Straße wird man halt überrascht, oder man wird dadurch überrascht, dass man eine Situation falsch eingeschätzt hat. Oft muss man dann im Training wieder en paar Schritte zurück gehen, hat manchmal auch das Gefühl, gar nicht voran zu kommen. Aber wenn man sich drauf einstellt und am Ball bleibt, wird man nach einiger Zeit auch merken, dass es insgesamt bergauf geht.

Vielleicht kannst du Menschen/Kinder erstmal da aufsuchen, wo es weitläufig ist: Parks, breite Straßen mit nicht allzuviel Betrieb, damit du gut ausweichen kannst?

Wenn ich bei meinem Hund die ersten Anzeichen sehe, dass er einen Rüden wahrgenommen hat und den z.B. fixieren will, unterbreche ich das aber auch mit einem scharfen "Hey" oder ich zupfe kurz an der Leine (lass sie aber sofort wieder locker), damit er in seinem Tun unterbrochen wird und auch ein Signal von mir bekommt, was ihm zeigt, dass ich dass, was er gerade tut, nicht will.

Oder ich schneide ihm den Weg ab, wenn er jetzt vorlaufen will. Wenn er mich dann von selbst stattdessen anschaut, wird er gelobt. In der Regel sage ich noch "bei Fuß", bestehe aber auch hier drauf, dass er das dann auch umsetzt - und Lob natürlich, wenn er es auch macht.

Mittlerweile brauche ich ihn meistens nicht einmal anleinen. Er mag noch immer keine Rüden, die uns entgegen kommen, geht aber meist ruhig und "bei Fuß" dran vorbei.

Das schwierigste ist, den richtigen Moment abzupassen: Wann ist er kurz vorm Austicken? Wann noch ansprechbar? Schwierig finde ich es auch, die richtige Entfernung abzupassen. Wenn bei uns ein Weg ca. 3m breit ist, geht es meist gut, ohne Leine bei Fuß an anderen Rüden ruhig dran vorbei zu gehen. Bei 1,50m muss ich ihn anleinen und er würde auch bellen und knurren - ein Vorspringen blocke ich allerdings ab. Dazwischen gibt es eine Grauzone und oft schätze ich dann die Situation auch verkehrt ein, erlebe dann auch Rückschläge. Aber insgesamt geht's bergauf und das ist wichtig.

Viel Glück,
Anila