Hallo Ela und Frieda,
Beiß- und Zerrspiele jeglicher Art helfen schon sehr beim Abbau der Aggressionen, etwas anderes ist der Schutzdienst ja im Prinzip auch nicht als eine ritualisierte Abfolge von Zerrspielen.
Diese Ritualisierung kann man aber auch anders praktizieren, in für den Alltag typischen Situationen. Wenn wir unseren Hunden ein Hörzeichen beibringen, konditionieren wir es, bis er es beherrscht. Dann könnte man theoretisch den Hund in eine hohe, für ihn schlecht beherrschbare Trieblage bringen und ihn aus diesem Konflikt heraus mit einem actionreichen Zerrspiel belohnen. Dieses Spiel kann man beliebig ausweiten und wenn man an die trieblichen Grenzen stößt, hat der Hund für ein Hörzeichen gelernt, dieses unter allen Umständen zu befolgen und seine aufgebaute Spannung auf unsere "Freigabe" hin in der ihm anerzogenen Ersatzhandlung auszulassen.
Wenn mein Kleiner zu seinem ersten Deckakt kommt, wird es auch nicht anders laufen. Er hat mir Verhalten anzubieten, bevor ich ihn freigebe zur Kontaktaufnahme mit der Hündin. Das erleichtert mir die Arbeit im Sport anschließend, denn in unserem regulären Übungsbetrieb laufen mehrere Teams gleichzeitig, und es wird nicht gefragt ob unsere Mädels gerade läufig sind. Nur bei Prüfungen werden sie an den Schluss der Veranstaltung gestellt.
Bei einem ausgebildeten Sportschutzhund ist es tatsächlich so, dass der Beutetrieb über den Sexualtrieb siegt, was irgendwo logisch ist, denn hungernde Wölfe gehen auch erst auf die Jagd, bevor sie sich dem Akt der Fortpflanzung widmen. Wenn wir unseren Hunden ein hohes Triebziel bieten, binden wir sie an uns, das Schwierigste ist, herauszufinden wie dieses Triebziel aussieht, denn nicht alle Hunde haben einen hohen Beutetrieb, es gibt ja sogar Rassen, denen er herausgezüchtet wurde. Ihr habt jedoch keine "Gesellschaftshunde", sondern Retriever, und das sind wie alle Jagdrassen Hunde mit hoher Beuteappetenz.
Eine Bekannte war bei der Körung anwesend und hat mich gefilmt. Nächste Woche bringt sie mir die CD mit der Aufnahme, wenn die etwas geworden ist, kann man das Wechselspiel zwischen Gehorsam und Triebstau bei meinem Hund sicher gut erkennen. Es gab nur einen Versuch, Hilfsmittel waren nicht erlaubt, nichts an der Aufnahme ist gefakt. Ich werde die Aufnahme online stellen und entsprechend kommentieren. Das war keine Hexerei, keine Brutalität, im Prinzip hat es funktioniert wie beim Clickertraining: der Hund hat Verhalten angeboten und sobald es das richtige Verhalten war, hat er die Freigabe zum Anbiss erhalten.
Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass ich mit meinen Hunden nie in Alltagskleidung Gassi gehen kann, weil ich ständig angesabberte oder fettige Goodies mit mir herumschleppe??? C;;;
LG, Liesel