Hallo Julian,
ich gehe mal davon aus, dass das extreme Anspringen, bei dem auch mal eine Jacke bei drauf geht - freundlich gemeint ist?
Mir scheint, dass man bei dem Hund noch ganz gut an der Impulskontrolle arbeiten müsste. Es kann aber auch sein, dass der ein Schilddrüsenproblem hat, von deiner Beschreibung her klingt er ein wenig hyperaktiv.
Dass du den Klicker einsetzt, finde ich prima. Ich würde mir eine Sache aussuchen, z.B.: Sitz + Bleib - was immer weiter ausgedehnt wird. Ob du das hinbekommst, wenn du immer nur 2x die Woche mit ihm gehst und wenn in der übrigen Zeit Opi durch Inkonsequenz gegen dich trainiert, das weiß ich allerdings nicht.
Wenn du "Sitz" sagst, soll der Hund das Leckerchen überhaupt noch gar nicht sehen. Das gibt es erst, wenn der Klick gekommen ist, und der Klick kommt erst, wenn du mit seiner Leistung zufrieden bist.
Also fängst du damit an, dass du dir ein erreichbares Ziel setzt. Wenn der Rotti jetzt problemlos 2 Sekunden sitzen kann, fängst du dort an und dehnst es dann ganz, ganz langsam aus. Das "Sitz" kann er ja offenbar, aber das "Bleib" noch nicht. Kennt er ein Auflösekommando? Sowas wie "OK" - was bedeuten könnte: Jetzt musst du nicht mehr "Sitz" machen?
Falls er es gar nicht kennt, musst du dort ansetzen. Der Klick käme dann nach dem "OK" und anfangs kommt das "OK" natürlich ganz schnell. Und Leckerli kommt erst nach dem Klick.
Mitunter kann man sowas wirklich Hunderte von Malen üben, bis es wirklich sitzt. Damit musst du auf jeden Fall rechnen, weil der Hund in der Zeit, wo du dich nicht mit ihm beschäftigst, lernt, dass er mit seinen ganzen Kaspereien durch kommt und dass er Kommando ignorieren kann!! Ich würde mich also erstmal nur auf diese eine Sache konzentrieren und die so spannend wie möglich gestalten.
Die Belohnung - das Leckerlie - kann mal gerollt werden, mal hoch geworfen werden, mal versteckt werden, es kann auch mal ein Ball oder sowas sein. Aber: Das gibt es nur, nachdem du das "Sitz" mit "Ok" aufgelöst hast.
Üben würde ich nur dann, wenn du ziemlich sicher sein kannst, dass der Rotti auch gehorcht. Anfangs scheint er wie blöde in der Leine zu hängen, wie Tierheimhunde es auch tun. Lass ihn dann - da hört er dir eh nicht zu. Wenn er entspannt ist, kannst du mit deinen Übungen anfangen. Wirklich: Immer nur dann, wenn die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass er dein Kommando auch ausführt. Konsequenz ist ganz wichtig, und dummerweise hat dieser Hund schon gelernt, dass er nur stur genug sein muss und dann kann er Kommandos ignorieren. Hier kannst du ihn dadurch austricksen, dass du die Kommandos nur gibst, wenn die Wahrscheinlichkeit, dass er sie befolgt, auch hoch ist. Arbeite also mit ihm - nie gegen ihn.
Schön wäre es natürlich, wenn Ihr alle an einem Strang ziehen würdet, aber das ist wohl nicht so.
Ich habe einen Leih-Labbi, der auf sein Herrchen hört, aber auf sonst niemanden. Da trainiere ich halt auch gegen den Rest der Familie gegenan, und entsprechend klein sind meine Erfolge. Der ist allerdings inzwischen fast 11 Jahre alt. Mit viel Mühe habe ich ihm aber beibringen können, dass er über eine Rampe in mein Auto steigt. Rampen hatte er schon als Welpe in der Hundeschule verweigert und die Besitzer fanden das Unterfangen völlig hoffnungslos. Er dreht sich auch nach mir um und geht nicht verloren, sprich: Er dackelt hinter uns her, wenn wir spazieren gehen und ich kann ihn ohne Leine laufen lassen.
Ein Kommando wie "Hier" kann ich allerdings getrost vergessen. Wenn also ein Auto kommt, laufe ich sicherheitslieber zu ihm hin und leine ihn an, denn es ist reine Glücksache, ob er diesem Kommando Folge leisten würde oder nicht.
Ganz anders ist es natürlich bei meinem eigenen Hund, aber da habe ich die Erziehung auch zu 100% in der Hand.
Viele Grüße
Anila