Unterwerfung :: Hundeerziehung + Soziales

Unterwerfung

von Birgit(YCH) am 23. November 1998 13:10

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::Weist du vielleicht, was das mit dem Gefiepe auf sich hat? Ich erlebe das nämlich oft und beobachte, das mein Hund bei einem solchen Verhalten meist den anderen Hund zumindest anknurrt. Würde ich in dem Moment stehen bleiben, würde es sofort zu einem Kampf kommen (ist schon oft vorgekommen, nur laufe ich meist weiter, wie gesagt). Nur habe ich noch nie etwas Stichfestes über diese Art vom Verhalten gehört oder gelesen, obwohl ich es eigentlich als typisches Problemverhalten einschätzen würde, wegen der Häufigkeit, mit der es vorkommt und weil es immer derselbe Ablauf ist. Ich kann es also soweit einschätzen, wie ich es beobachtet habe, bzw. was passiert,wenn..., aber kann mir absolut keinen Reim darauf machen, was es bedeutet.
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:Ich kann mich auch nicht erinnern, jemals speziell zu diesem Fiepsen etwas gelesen zu haben, und ich hab glaube ich schon viele Bücher durch. Ich hab es auch selbst noch nicht besonders beobachtet, bzw. gehört. Dafür kenne ich eine ähnliche auch öfters auftretende Situation, der fremde Hund kommt folgendermaßen auf meinen zu. Der erste Eindruck ist Unterwürfigkeit (Kopf abgeduckt, Ohren leicht nach hinten, Rücken leicht krumm, Rute tief gehalten und verhaltend wedelnd), andererseits fixiert er aber meinen mit dem Blick (was wiederum eine Drohung ist). Früher blieb mein Hund relativ entspannt stehen, der andere kam ganz ran, stupste manchmal sogar noch kurz in den Maulwinkel, um im nächsten Moment zu versuchen bei meinem aufzureiten. Heute wird mein Hund stocksteif, wenn er einen anderen Hund derart kommen sieht und knurrt ihn an. Ob irgendwer dabei fiept kann ich nicht sagen, da ich i.R. sofort einen Bogen gehe, wenn mein Hund auf einen anderen trifft. Früher bin ich auch oft stehen geblieben, in der beschriebenen Situation hat es dann meistens kurz gescheppert zwischen den Kontrahenten (meist ist der fremde dann wieder abgehauen), auch da kann ich mich nicht an fiepen erinnern, aber ich hab auch nicht drauf geachtet. Alle Hunde, die das von mir beschriebene Verhalten zeigten, waren nicht älter als zwei Jahre.
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:Ich hab aber schon gehört, daß Hunde Unterwüfigkeitsgesten gezielt anwenden, um bestimmte Ziele einfacher zu erreichen. Wenn man betont unterwürfig beschwichtigend daher kommt, kann man dem (bereits satten) Chef schonmal den Knochen entwenden, völlig selbstsicher oder mit Drohung klappt das nicht so gut.
:Fiepsen verbinde ich mit Welpen, vielleicht ist es auch eine Beschwichtigungsgeste (klingt erstmal logisch, ist aber nur eine Idee von mir).

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Hallo Ihr,

Zu diesem Abschnitt hätte ich auch mal eine Frage, mein Cocker-Rüde zeigt dieses Verhalten nämlich auch, und zwar gegenüber dem Rüden meines Freundes. Dieser Rüde mag normalerweise andere Rüden nicht besonders, von meinem läßt er sich aber so ziemlich alles gefallen. Mein Cocker ist ein ganz friedlicher, eher unterwürfiger Typ. Bei dem Rüden meines Freundes traut er sich aber ziemlich viel. Er springt dauernd um ihn rum und läßt ihn gar nicht in Ruhe. Der andere knurrt dann bloß, tut ihm aber nichts. Bloß je mehr der andere knurrt, desto "wilder" wird meiner. Er schmeißt sich dann dauernd vor ihn hin, schleckt ihm das ganze Gesicht ab und legt seine Pfote auf seinen Kopf oder Rücken. Er kommt mir dabei schon ziemlich unterwürfig vor (geduckte Haltung), aber er hört nicht und läßt sich von dem geknurre nicht abhalten. Bei anderen Hunden macht er das nicht.

Wir haben uns schon oft überlegt, was das bedeuten soll, wißt Ihr da was?

Gruß Birgit


von Morgaine(YCH) am 23. November 1998 20:36

Hallöle alle miteinander!

Puh, das wird ja immer mehr hier! Zu Hilfe!


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Wie lange ist ein Hund Welpe, wann Junghund, wann erwachsen?

Da es ja nun aber keinen Welpenschutz gibt, ist es wahrscheinlich unerheblich wo jeweils ein Grenzfall einsortiert wird.

Daran hab ich jetzt mal wieder was zu mäkeln. Laut Günther Bloch gibt es schon einen Welpenschutz, der auch meistens funktioniert, jedoch nicht generell.

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:Wie gesagt, bei "jeglicher" [aggressiver Interaktion] greife ich auch nicht ein, aber ich wage sogar zu behaupten, das Günther Bloch bei "jeglicher" meint.

Hallo wehrte Mitleser, hat jemand Kontakt und könnte fragen ....smiling smiley)?
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Jetzt nochmal zu der Geschichte mit Deinem Hund:

Thema Schäfer-Mix:
Da hatte ich Dich falsch verstanden, bei viermaligem Aufeinandertreffen hätte ich tatsächlich nicht eingegriffen, ginge aber auseinander (meint: es wäre nett, der andere Halter ginge auch weiter).

: Er hat nur jedesmal, wenn er mich und meinen Hund gesehen hat, meinen Hund unterworfen und ihn dann mehrere Minuten dazu gezwungen, in der unterlegenen Position zu verharren.

Nur interessehalber, wie genau ist das abgelaufen?
Beispiel: Dein Hund schnüffelt, der andere kommt gemächlich längs und schubst ihn einfach um, hält ihn dann unten?

Beim ersten Aufeinandertreffen ist mein Hund, als er den anderen bemerkt hat, unverzüglich zu mir zurückgekommen, nachdem er schon ein bißchen vorgelaufen ist. Er hat dann bei mir Schutz gesucht, indem er sich sehr stark an mich gedrängelt hat. Der andere Hund kam dann an, sie sind beide eine Runde um mich herumgelaufen und daraufhin ist der andere auf meinen losgegangen. Ich muß dazu sagen, daß mein Hund keinerlei Unterwerfungsgesten gezeigt hat. Da mein Hund immernoch versucht hat, bei mir Schutz zu suchen, wurde die Keilerei natürlich auf meinem Rücken ausgetragen, bis der andere meinen Hund unten hatte und ihn dann kurzzeitig so festgehalten hat. Das war auch alles soweit in Ordnung, das sehe ich auch heute noch so. Beim zweiten Mal ist mein Hund allerdings schon ungefähr 50 meter, bevor wir da waren zu mir gekommen, hat ständig versucht, sich zwischen meinen Beinen zu verkriechen und das so intensiv, das ich eher vor mich hingestolpert bin, als gelaufen. Dann passierte wieder ungefähr das gleiche, wie beim ersten Mal. Und ebenso beim dritten und vierten Mal. Zu schnüffeln hat sich meiner gar nicht mehr getraut. Wie gesagt ist er jedes Mal nur noch in engem Körperkontakt zu mir gelaufen und wollte immer zwischen meine Beine. Und beim vierten Mal hat es ungefähr zehn Minuten gedauert, bis der andere meinen wieder hat gehen lassen, nachdem er unten war.

Nochmal Interesse: Was genau ist mit dem Welpen passiert?

Bei diesem vierten Treffen ist der Schäferhund-Mix, nachdem er meinen endlich hat gehen lassen unverzüglich, ohne Vorwarnung und ohne, daß sie ihm irgendwie auf die Ketten gegangen ist auf die damals ca. 2 bis 3 Monate alte Lulu losgegangen, die quietschend und schreiend versuchte, zu entkommen. Das hat mich eher an eine Jagdszene erinnert: Der Hund hat den Hasen fast bekommt ihn aber nicht richtig zu greifen. Ich weiß nicht, wie ich das anders beschreiben soll. Jedenfalls ist die Besitzerin von Lulu dazwischen gegangen und hat die beiden getrennt. Ich glaube nicht, das der Hund sie töten wollte, aber hätten wir ihn gelassen, wäre das sicher nicht gut ausgegangen.

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Fehler früher und in Zukunft:

Wir sind wohl alle nicht vor Fehlern gefeit. Ich hab bei meinem Hund auch gravierende gemacht (davon an anderer Stelle mehr) und werde mit Sicherheit in Zukunft weitere (hoffentlich nicht so gravierende) machen, nicht immer aber oft durch das Verhalten anderer Hundehalter gezwungen. Dein Beispiel mit der Prügel-Drohung kenne ich nämlich zu gut, in meiner Wohngegend gibt es furchtbar viele Hysteriker, die schon beim ersten Haaresträuben "die beißen sich" schreien und dazwischen gehen. (Daher rührt bestimmt mein "Eingreif-Problem" smiling smiley) )

Ja, das finde ich auch. Vor allem denke ich daß man weit mehr aus Fehlern lernen kann, wenn man dazu bereit ist, als wenn man sich ausschließlich an Theorie orientiert.
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::Falls wir weiter diskutieren sollten, hast Du eine Ahnung, wie wir diese Meldung vereinen können? Ich bin was Computer angeht echt minderbemittelt.
:
:Ich glaube, ich habe einen weg gefunden...Ja!!!!

Du bist der Held! Wie hast Du das gemacht?

Also du mußt einfach nur den Text in dem Antwortkästchen in ein Schreibprogramm (z.B. Wordpad) kopieren. Das ist übrigens auch eine gute Möglichkeit, Internetkosten zu sparen. Ich mach das jetzt immer so. Also, du markierst den ganzen Text im Antwortkästchen. Dann klickst du mit der rechten Maustaste rein und auf kopieren. Du öffnest dein Schreibprogramm, gehst wieder mit der rechten Maustaste ins Fenster und dann auf Einfügen. Dann speicherst du es unter irgeneinem Namen ab. So hast du den Text außerhalb des Internets und kannst dran rumbasteln, wie du willst. Um ihn dann wieder ins Antwortkästchen zu bekommen machst du dasselbe, bloß umgekehrt. dann kannst du ihn abschicken. Wenn du dann zwei Meldungen vereinen willst, speicherst du halt eine im Schreibprogramm ab und kopierst du die andere in das bestehende Dokument und speicherst sie ebenfalls.
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Ich kann mich auch nicht erinnern, jemals speziell zu diesem Fiepsen etwas gelesen zu haben, und ich hab glaube ich schon viele Bücher durch. Ich hab es auch selbst noch nicht besonders beobachtet, bzw. gehört. Dafür kenne ich eine ähnliche auch öfters auftretende Situation, der fremde Hund kommt folgendermaßen auf meinen zu. Der erste Eindruck ist Unterwürfigkeit (Kopf abgeduckt, Ohren leicht nach hinten, Rücken leicht krumm, Rute tief gehalten und verhaltend wedelnd), andererseits fixiert er aber meinen mit dem Blick (was wiederum eine Drohung ist). Früher blieb mein Hund relativ entspannt stehen, der andere kam ganz ran, stupste manchmal sogar noch kurz in den Maulwinkel, um im nächsten Moment zu versuchen bei meinem aufzureiten. Heute wird mein Hund stocksteif, wenn er einen anderen Hund derart kommen sieht und knurrt ihn an. Ob irgendwer dabei fiept kann ich nicht sagen, da ich i.R. sofort einen Bogen gehe, wenn mein Hund auf einen anderen trifft. Früher bin ich auch oft stehen geblieben, in der beschriebenen Situation hat es dann meistens kurz gescheppert zwischen den Kontrahenten (meist ist der fremde dann wieder abgehauen), auch da kann ich mich nicht an fiepen erinnern, aber ich hab auch nicht drauf geachtet. Alle Hunde, die das von mir beschriebene Verhalten zeigten, waren nicht älter als zwei Jahre.


Ja, was du da beschreibst, kenne ich auch. Das erlebe ich auch öfters mal bei Welpen, aber es ist nicht das, was ich meine. Dieses "fiepsige Verhalten" erlebe ich oft bei ausgewachsenen Hunden, auch bei schon ziemlich alten. Dabei zeigen diese Hunde keine Unterwürfigkeit, sondern das genaue Gegenteil. Sie kommen mit erhobenem Kopf und Schwanz, sowie äußerst steifbeinig auf meinen Hund zu, der versucht, dem anderen Hund auszuweichen. Dabei fiepsen sie wie verrückt rum, versuchen, sich an meinen Hund heranzudrängeln und ihn zu besteigen. Das passiert alles sehr langsam und bedächtig ohne jegliche schnelle Bewegungen beiderseits. Kommt der andere Hund meinem zu Nahe und bin noch nicht zu weit weg, wird der andere Hund angeknurrt, auch angebellt, wodurch er sich aber nicht beirren lässt. Besonders häufig erlebe ich das bei Pitbulls und Staffs, aber auch bei anderen Rassen.
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:ENTSCHULDIGE BITTE! Ich habe irgendwie überhaupt nicht in Erwägung gezogen, das sich der Kleine untypisch oder unnormal verhält.

Da über den Kleinen eigendlich nicht viel geaues gesagt war, hatte ich mich an der Beschreibung von Youri, als völlig normalverträglich orientiert. Und daher war ich davon ausgegangen, daß der Kleine irgendwas gemacht haben mußte, was Youri mehr oder weniger zu dieser für ihn fast untypischen Reaktion zwang.

Ja, bei mir war es genau umgekehrt, da mein Hund ja bis zu einem gewissen Zeitpunkt auch normalverträglich war und plötzlich aus irgendeinem Grung nicht mehr. Das hat ja auch damit angefangen, daß er einmal äußerst brutal einem anderen, jüngeren Hund gegenüber war, ohne das ich mir erklären konnte wieso und ohne, daß so etwas vorher schonmal passiert ist. Es hat mich einfach so sehr an meinen Hund erinnert, das ich einfach nicht über den Kleinen nachgedacht habe. Ich habe einfach bloß gelesen, er hat ihn zum Spielen aufgefordert und bei einer einfachen Aufforderung zum Spiel passiert sowas meiner Meinung nach normalerweise nicht. Nur wenn der Welpe sich unnormal seinerseits verhält oder äußerst "mutig" ist und dem anderen Hund durch in Beine und Kragen zwicken zum Beispiel enorm auf die Ketten geht.
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Dein Beitrag zum Thema Dominanz war übrigens sehr informativ. Vielleicht kannst du mir ja mal ein gutes, informatives Buch z.B. von Trumler empfehlen, damit ich meinen Horizont auch über Günther Bloch hinaus erweitern kann.

Bis dann

Morgaine

von Anke(YCH) am 24. November 1998 00:34

Hallo allerseits,

da bin ich wieder.

:Mich würde jetzt mal interressieren, ob du vielleicht auch schon Fälle kennengelernt hast, bei denen Hunde trotz normaler Entwicklung und guter Sozialisierung von Welpenalter an, starkes Problemverhalten gegenüber anderen Hunden gezeigt haben und das kaum noch wieder wegzubekommen war.

Ich hatte spontan mit ja geantwortet, jetzt fällt mir auf, da steht was von "normaler Entwicklung", da kann schon wieder jeder was anderes drunter verstehen. Deshalb beschreib ich erstmal ausführlich meinen eigenen Hund, da weiß ich auch genau was gemacht wurde und was nicht, bei anderen bin ich von den Aussagen der Besitzer abhängig.


Also, Rico ist ein Produkt der Unachtsamkeit und Unwissenheit seines "Züchters", der nicht wußte, daß ein Rotti-Schäfer-Mix Rüde mit 15 Monaten geschlechtsreif ist. Der 7-köpfige Wurf wurde in der Küche großgezogen. Der "Züchter" hatte selbst Kinder und bekam oft Besuch von Leuten, ebenfalls mit Kindern und Hunden, ein turbulenter Haushalt. Ich sah die Welpen erstmals im Alter von 6 Wochen, die Mutter, ein Beagle-Mix bellte viel, war aufgeregt und gestreßt, die Welpen hingegen ruhig und zutraulich. Da die meisten Welpen als Zweithund vermittelt wurden und ihre Mutter reichlich fertig war, empfahl der Tierarzt eine Abgabe schon mit 7 Wochen.

Auch Rico wurde Zweithund neben Judy, einer ca. 2 Monate älteren belgischen Schäfer-Mix Hündin aus dem Tierheim. Sie haben sich sofort prima verstanden. Zur Sicherheit hatte Rico eine Fluchtburg, einen Pappkarton mit engem Eingang, wo er sich vor dem Mädel retten konnte. Benötigt hat er diese Burg aber dann doch nicht, Judy hat sehr zurückhaltend mit ihm gespielt. Auch im Park kamen beide gut mit den anderen Hunden klar. Wir hatte zwar keine Welpengruppe, aber per Zufall gab es in der Umgebung eine handvoll Gleichaltriger, mit denen wir uns bald täglich trafen.

Bis dahin entwickelte sich alles "normal". Rico war bei neuen Bekanntschaften zwar zurückhaltender, leicht unsicher, aber nicht panisch, taute nach wenigen Minuten aber auf. Auch daß die anderen meist ihn zum Hasen auserkoren, störte ihn nicht. Nur Boxer waren nicht seins, da er mit ca. 9 Wochen ausversehen von einem Jährling umgerannt worden war, die Sorte war ihm ob der Annäherungsgeschwindigkeit suspekt.

Mit ungefähr 4 Monaten hatte er die erste unschöne Begegnung. Er lief gerade in einem größeren Pulk, als eine für solches Verhalten bekannte Schäferhündin vorbeikam und zielsicher das schwächste Glied der Gruppe ausmachte und kräftig durchrollte, meinen Rico. Judy und der Besitzer der Hündin kamen ihm zu Hilfe, Rico war völlig besabbert und wohl auch geschockt, diesen Tag wich er nicht mehr von meiner Seite. Ab da wurde er bei Begegnungen mit neuen Hunden extrem unsicher, nur bei den knapp 30 altbekannten war er entspannter. Weiter passierte aber nichts, und wahrscheinlich hätte Rico sich mit der Zeit beruhigt.

Doch es nahte schon das nächste Unglück. Frisch verliebt rannte er mit 7 Monaten (da war er schon kastriert) zu seiner erstmals heißen Angebeteten (nicht unsere Judy) und versuchte aufzureiten. Dummerweise hatte er durch die rosa Brille nicht gemerkt, daß es garnicht sein Mädchen, sondern ein Rüde der gleichen Rasse war. Der wehrte sich natürlich ob Ricos Dreistigkeit, es gab ein Gerangel, bei dem der andere unten zu liegen kam und Rico über ihm stand. Das wäre ansich auch nicht so tragisch gewesen, wenn nicht der andere Halter völlig überragiert hätte, indem er meinen Hund von seinem runter trat. Rico hat diesen Tritt aber leider mit dem Hund und nicht mit dem Mann in Verbindung gebracht und stürzte sich jetzt richtig auf ihn. Endlich war ich auch vor Ort, konnte meinen ergreifen und somit weitere Ausfälle des Mannes verhindern.

Nach diesem Vorfall hatte Rico erstmal keine Lust mehr auf fremde Hunde, ging diesen möglichst aus dem Weg, ließ sich nur auf seine Spielkameraden ein. Kam ihm ein neugieriger Fremdling zu nahe, flüchtete er an meine Beine und drohte ängstlich. Irgendwann merkte er, daß die anderen sich schneller davon trollten, wenn er nach ihnen schnappte. Das war für mein Angstbündel natürlich die beste Bestärkung. Langsam aber sicher baute er sein aggressives Verhalten aus, da wir aber nicht allzuhäufig Neulinge trafen, geschah es schleichend, kaum wahrnehmbar. Durch seine Erfolge mit dieser Taktik wurde er in seinem Verhalten auch selbstsicherer. Kaum einer (ich eingeschlossen) hat später mit 1 1/2 Jahren noch erkannt, daß dies Problemverhalten aus purer Angst bzw. Unsicherheit resultierte.

Das Extrem war erreicht als er auch Hündinnen und sogar Welpen anging (früher liebte er sie abgöttisch). Prallte Rico jedoch auf einen dominanten Gegner, war er von jetzt auf gleich friedlich und zeigte Beschwichtigungsgesten. Aus Rücksicht konnte ich meinen Hund nur noch dann loslassen, wenn der andere Halter seinen Hund wie vorgenannnt einschätzte und nichts gegen einen Versuch hatte.

Die Tips von anderen Haltern und sogenannten "Fachleuten" reichten von "da kann man nix machen" über "der muß nur mal auf den richtigen treffen" bis "den muß man sich anschließend richtig zur Brust nehmen, dann wagt er das nie wieder", also alles in allem nicht besonders hilfreich. Aber so Problemhunde haben auch ihr gutes, sie zwingen einem zum Nachdenken. Ich durchforstete mein Hirn nach allem was ich über Hundeverhalten bisdahin gelernt hatte, kaufte massig Bücher über Problemverhalten, sprach mit der Tierärztin und zog auch in Erwägung Herrn Bloch oder Herrn Mugford zu konsultieren (Geld, Zeit und Entfernung sprachen dagegen).
Als mir klar war, was die Ursache war, fing die selbsterdachte Therapie an. Bachblüten gegen seine Angst, Dampfablassen am Hetzleder bei gleichzeitiger Stärkung des Selbstvertrauens, Arbeit mit dem Halti in Sichtweite anderer Hunde, um ihn auf mich zu konzentrieren. Als Rico nicht mehr beim bloßen Anblick anderer Hunde ausflippte, kam der nächste Schritt: Gewöhnung an andere Hunde im Freilauf, da ich selber dann viel entspannter war, trug Rico dabei einen Maulkorb. Hatte er den anderen Hund bemerkt schlug ich einen großen Bogen oder drehte um, blieb er friedlich bei mir wurde belohnt, ging er zu dem anderen hin, ging ich betont entgegengesetzt. Anfangs übten wir nur mit großen dominanten Tieren, als diese Begenungen wieder im grünen Bereich abliefen, kamen kleinere dominante dazu, dann weniger dominante. Danach hatte ich wieder so viel Vertrauen zu meinem Hund, daß der Maulkorb in der Schublade blieb. Zusätzlich haben wir eine gute Hundebekanntschaft bei Spaziergängen, dieser Rüde lebt meinem den richtigen Umgang vor.

Heute, mit 5 1/2 legt er ein völlig normales Sozialverhalten an den Tag, er spielt wieder mit Welpen und auch Junghunden, baggert charmant Hündinnen an und ignoriert die meisten Rüden, und wenn überhaupt kommt es nur zu kurzen gesitteten Kommentkämpfen. Trotzdem zeigt er immer noch eine gewisse Unsicherheit bei neuen Begegnungen, auch die Hasen-Rolle bei Jagdspielen hat er behalten, und wenn einer im Vorbeigehen umgeschubst wird dann er, halt ein Underdog. Doch derweil nimmt er es viel gelassener als mit 1 1/2.

Um Mißverständnissen vorzubeugen noch ein paar Worte zur erwähnten Mannarbeit:
Das hab ich überhaupt nur in Betracht gezogen, weil ich
a) einen absolut menschenfreundlichen Hund habe, der im Umgang mit uns Zweibeinern noch nie irgendwelche Probleme hatte,
b) den Helfer schon über ein Jahr genau beobachtet hatte und sicher war, daß er nicht den Wehr"trieb" anspricht und
c) mein Hund diesen Mann gerne mag.
Ziel war, Rico zu zeigen, daß durch Einhaltung gewisser Spielregeln Auseinandersetzungen (hier um einen Lappen) auch streßfrei und ungefährlich ablaufen können.
Wäre einer der drei Punkte nicht erfüllt gewesen, hätte ich es garnicht erst probiert, denn Sozialverträglichkeit gegenüber Menschen ist mir für meinen/jeden Hund sehr wichtig, verteidigen kann ich mich im Zweifel selbst, dafür brauche ich keinen Vierbeiner.

Heute mit so einem Fall betraut, käme wohl auch der Clicker zum Einsatz, mir erleichtert er die Kommunikation erheblich. Die Mannarbeit hingegen empfehle ich nicht weiter, da ich fremde Hunde selber nur vergleichsweise oberflächlich kenne und somit auf die Aussagen der Besitzer angewiesen wäre. Ansonsten bliebe das Vorgehen weitestgehend gleich.

Hab ich die Neugier zufrieden gestellt oder vielleicht auch übers Ziel hinausgeschossen mit der Ausführlichkeit?
Zumindest kennt jetzt jeder Ricos Lebensgeschichte (ich hab ihn nichtmal gefragt, ob´s ihm recht ist smiling smiley) ) und somit den Grund, warum ich mich dermaßen ins Thema Hund verbissen habe.

liebe Grüße,
Anke

von mecki(YCH) am 24. November 1998 08:29

Hallo Zusammen, Hallo Anke,

also wenn ihr in diesem Tempo weiterdiskutiert, komme ich nicht mehr mit lesen nach:smiling smiley)
Also gebe ich hier an dieser Stelle in kurzes Beispiel, was meiner Ansicht nach, Deine Ansicht unterstützt, was das häufige Eingreifen von Hundebesitzerin in die "Raufereien" ihrer Hunde angeht. Kompliziert ausgedrückt gelle ???

Für Aussenstehende: Mein ca. 2 1/2jähriger Border-Mix-Rüde "Janosch" könnte ich als gelegentlichen "Raufbold" beschreiben. Nachdem ich den Hund im Alter von ca. 10 Monaten aus dem Tierheim bekommen habe, kenne ich seine "Kindheit" nicht. Er war ein Angstbeisser (ich habe es am eigenen Laib erfahren müssen) und "hasste" alle fremden Rüden jeglicher Rasse oder Größe, als ich ihn bekam. Bis heute habe ich ihn noch nie auf dem "Rücken" liegen sehen und er machte bei "Rangeleien" leider auch schnell von seinen Zähnen gebrauch. Dies nur zur allgemeinen Situation.

Seit Montag vor einer Woche hat "Janosch" seinen "Arbeitsplatz" (er begleitet meinen Ehemann mit, der in seinem Beruf als Pferdewirt in Reitställen arbeitet)gewechselt und stand an diesem besagten Tag vor einen "Stallhund", der eben das "Komando" in diesem jetztigen Stall führte. Jetzt ist "Janosch" gewöhnt, daß er der "Stallhundchef" (er hat sich auf dem letzten Hof, den Chefplatz erstritten)ist und dementsprechend verdutzt war er wohl, daß der andere (ein 5jähriger Briard-Schäferhund-Mix-Rüde)nicht daran dachte, "Platz" zu machen. Auf neutralem Gelände (vor dem Stall) beschnüffelten sich beide steifbeinig und gingen sich aus dem Weg. Aber als Janosch mit meinem Mann das Gelände betreten wollte, stürzte sich der Stallhund auf ihn und es gab eine Rauferei, die damit endete, daß Janosch flüchtete. Kaum war er vom Stallgelände runter, war der Stallhund ruhig, machte Janosch Versuche auf das Gelände zu kommen, ging der Stallhund ihn an. So ging das den ganzen langen Tag lang und mein Mann kam abends verzweifelt nachhause und berichtete mir die Geschichte. Ich bat ihm, an der Situtation nichts zu verändern und einfach Janosch jeden Morgen wieder mitzubringen und die Hunde zu ignorieren. Dazu muss ich noch sagen, meinem Mann fällt sowas wesentlich schwerer wie mir. Trotzdem versprach er mir, nicht "dazwischenzugehen" egal was passieren würde.

Am nächsten Tag, verlief es nicht anders als am ersten. Janosch wollte auf´s Gelände, der Stallhund sprang ihn an, er flüchtete und wartete vor dem Stall. Kam mein Mann mit dem Stallhund auf neutrales Gelände, grummelten beide sich an und gingen sich aus dem Weg.
Am darauffolgenden Tag "durfte" Janosch auf einmal mit auf´s Stallgelände, aber kaum hob Janosch irgendwo das Bein oder schnuffelte was an, wurde er vom Stallhund angegangen.
Am Donnerstag gab es dann wieder eine "Rauferei" auf dem Gelände, wobei sich beide Hunde so fest ineinander verbissen hatten, daß sie eine Zeitlang nicht mehr auseinander kamen. Zum Glück ging mein Mann auf meine Bitte ein und irgnoierte (schwerens Herzens, wie er mir später berichtete)die Situation. Umso erstaunter war er, als nach dieser "Rauferei" beide Hunde erschöpft aber zusammen nebeneinander(!)auf der Stallgasse lagen. Die Diagnose: Janosch hatte eine kleine Schramme am Augenbraun und dem Stallhund fehlte etwas Fell. Tja und das war´s...
Seit Freitag laufen beide auf dem Stallgelände und machen erste zaghafte Spielversuche zueinander. Manchesmal hört mein Mann beide noch herzhaft knurren und sieht, wie beide steifbeinig rumlaufen.

Ich gebe den beiden Hunden noch eine ganze Woche und dann sind sie ein "tolles Stallhundeteam". Der "Chef" im neuen Stall ist eh unsere Husky-Hündin "Laika", was die beiden Rüden bei ihren vielen "Rauferein" wohl überhaupt nicht mitgekommen haben. Sie spazierte am ersten Tag einfach auf das Gelände, schaute dem Stallhund tief in die Augen, fraß vor seiner Nase seinen Napf leer und legte sich in sein Strohbett....zuhause hat sie übrigens auch die "Hosen" an...

Viel Spaß beim Grübeln wünscht mecki



von Petra Klees(YCH) am 24. November 1998 10:19

Hallo,

möchte mich nur kurz in Eure interessante und lehrreiche Diskussion einmischen:

Günter Bloch hat auf einem Seminar wortwörtlich gesagt:
- Wenn Ihr was von Welpenschutz erzählt, dann lügt Ihr Euch selber was in die Tasche!
Welpenschutz existiert nur im eigenen Rudel!!! -


Natürlich gibt es Hunde, die einfach von Natur aus netter zu Welpen sind,
aber darauf kann man sich einfach nicht verlassen. Es ist durchaus normal (was
immer das auch heissen soll) dass vor allem Hündinnen einen Welpen(Einzelkind, nicht sozialisiert),
der sich nicht unterwirft, totbeissen! Zum Glück passiert das nicht sehr oft.


Liebe Grüsse

Petra

von Morgaine(YCH) am 24. November 1998 15:56

Hi Anke!

Das war wirklich sehr ausführlich.

Wahrscheinlich hast du recht damit, das eine vollkommen normale Entwicklung heutzutage aufgrung unvernünftiger Hundehalter kaum möglich ist. Ich kenne zum Beispiel einen Rottweiler-Rüden, der in dem gleichen Alter ist, wie meiner und den ich auch so ziemlich von klein auf kannte. Zwar nicht besonders gut, aber so, daß ich beobachtet habe, wie er mit meinem und mit anderen Hunden gespielt hat. Er hat sich dabei allerdings schon immer etwas "protzig" verhalten. Mittlerweile ist es nicht mehr möglich, ihn ohne Maulkorb laufen zu lassen und dieser Hund bringt jeden anderen Hund dazu, sich zu unterwerfen. Wie gesagt, kenne ich ihn nicht besonders gut, aber da ich ihn früher oft beobachtet habe und auch die Einstellung seines Herrchens kenne (meiner Meinung nach eine sehr gesunde), habe ich mir so gedacht, daß die Entwicklung dieses Hundes zu einem guten innerartlichen Sozialverhalten eigentlich ohne weiteres hätte stattfinden müssen. Nur passieren wahrscheinlich öfters Dinge mit einem Hund, die ein Mensch, der nicht schon jahrelange Erfahrungen mit Hunden gemacht hat, vielleicht gar nicht bemerkt. Somit denke ich mir, daß er eine ganz normale Entwicklung durchgemacht hat, und wundere mich, warum er so geworden ist. Aber wahrscheinlich gab es wohl eine Menge Auslöser, die zu dem Problemverhalten geführt haben, ähnlich, wie bei meinem Hund (nur glücklicher Weise nicht so extrem).
Insofern erübrigt sich meine Frage wohl.
Trotzdem Danke für deine Antwort, die mich zu dieser Erkenntnis gebracht hat.

Viele Grüße

Morgaine

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