Antwort 2 an Sabine und Simbär
Sali Sabine und Simbär
Ich war gestern schon ein wenig von der Rolle. Habe ich Dich doch sogar auf Simon umgetauft. Ich hatte heute morgen ein schlechtes Gewissen, aber nicht deswegen.
:sind denn die von mir gemachten Aussagen total falsch, oder stimmst Du doch irgwendwie zu.
Das ist eben mein Problem in Hundefragen: was ist richtig? Sage ich es so, dass der andere es verstehen kann? Wie soll man kleine Nuancen des Alltags in Sprache ummünzen? Reden wir überhaupt vom gleichen? Habe ich nicht wieder hundert Aspekte vergessen?
Wie schon betont, ging es mir ursprünglich um unseren Blick an den Hund, nicht umgekehrt. Damit habe ich mich in letzter Zeit recht stark beschäftigt. Da wurde ich doch ein wenig überrumpelt, als die Vermischung von ängstlichem Hund mit dominanten Hund losging. (Zudem ist mir nicht ganz klar, wie strikte "beim Thema bleiben" als Wunsch der Yorkie-Leute eingehalten werden kann. Übertitel sollten meines Erachtens doch für den, der etwas sucht, auf den Inhalt schliessen lassen.) Natürlich bist Du beim Thema geblieben mit folgendem Text, aber ich habe das echt nicht mehr mitgekriegt, zudem war mir eine Antwort darauf gestern zu kompliziert. Ich will mich heute besser konzentrieren. Also, los geht's.
:Bei ängstlichen und dominaten Hunden ist es allerdings so sie den direkten Augenkontakt (in die Augen schauen) meiden.
Aengstliche ja, den direkten Blickkontakt schon. Sie "schielen häufig" zu einem hin. Aber ängstliche Hunde haben oft das Pech, dass ihre Ängstlichkeit/Unsicherheit verstärkt wird durch unwissende, wohlmeinende Halter. Durch trösten und hätscheln, auf dem Schoss halten etc. geraten diese Hunde oft in einen Rollenkonflikt. Wie es eine gute Sendung vor Jahren einmal auf den Punkt brachte: Ein Hund, der wie ein Chef behandelt wird (jeder seiner kleinsten Wünsche wird nachgegeben) und gleichzeitig das Baby der Familie ist (trösten, Schutz geben im falschen Moment etc.), muss ja neurotisch werden.
ie ängstlichen, weil ich als Halter mind. 50 Meter über ihnen stehe und der Hund meine "Chefposition" so respektiert und akzeptiert.
Das glaube ich eben nicht. Die Gesichtspunkte des Hundes für Stellung im Rudel, geben ihm eben oft das Gefühl, er sei für seine Leute verantwortlich. Ich beobachte dann die entsprechenden Hunde immer bewusst z.B. in meinem Bekanntenkreis. (Vielleicht unterläuft mir ab und zu der menschliche Fehler, dass die Beurteilung der Beobachtung durch die Erwartung geprägt wird.) Für die unsicheren Hunde wird das Leben recht kompliziert. Der Mensch irrt unberechenbar durch ihr Weltbild und ihre Sozialstruktur. Die Besitzer sind eben durch ihr ambivalentes Verhalten ein konstanter Konfliktherd für diese geplagten Wesen. Wären die Besitzer "Chef", könnten sich diese Hunde viel besser auf sie verlassen, wären sicherer und nicht so oft von ihrer Umwelt überfordert.
er dominate Hund vermeidet den Augenkontakt, weil er sich im klaren darüber ist, daß ich entsprechend "chefmäßig/dominat" zurückschaue und ihn (den Hund) zum Weggucken zwingen (rein gedanklich und nur mit meinen Blick - so als würde Wasser gefrieren). Der dominate Hund will aber nicht kleinbeigeben/verlieren, also geht er dieser Konfrontation aus dem Weg.
Es gibt wichtige Aspekte im Alltag, die dem dominanten Hund zeigen, dass er die Verantwortung trägt (tragen muss, da seine Menschen offensichtlich inkompetent sind). Dass ein Hund einem Blickkontakt ausweicht, um seine Stellung nicht zu verlieren, scheint mir vom Konzept her unwahrscheinlich. Es wäre doch ein berechnendes, was wäre wenn Verhalten.
Ich halte es von wegen Dominanz grundsätzlich mit Eberhard Trumler, der der Meinung war, dass Hunde sich eher gezwungen fühlen, dominant zu werden als es aktiv anzustreben, weil wir Menschen die für sie wichtigen Aspekte nicht erfüllen. Was aber oft nicht erwähnt wird: nur wenige Hunde, die sich auf uns nicht verlassen können, werden auch aggressiv. Die meisten werden einfach stur oder sogar aufdringlich freundlich, wenn es ihnen passt.
:Er führt zwar Befehle aus, ohne mir eines Blickes zu würdigen (ich habe ja schließlich die Wurfkette, Stachelhalsband, etc). Inwieweit dieser Hund erzogen und ausgebildet ist, kann nicht beantwortet werden, er führt die Befehle zwar aus (aus Angst) aber.....
Probleme ja, vor allem für den geplagten Hund. Wer weiss denn, dass die Anfälle von "Ungehorsamkeit" zuhause mit der Plackerei auf dem Übungsplatz in enger Verbindung stehen können? Weil man sich der unausweichlichen Gewalt unterzieht, ob als Hund oder Mensch, heisst noch lange nicht, sogenannte Dominanz anzuerkennen. Hier ist der Mensch schlussendlich genauso unberechenbar ambivalent im Verhalten wie beim ängstlichen Hund: Durch Unkenntnis der Aufrechterhaltung der Sozialstruktur vom Hund aus gesehen fechtet der Besitzer die Position des Hundes xmal an und der Hund holt sich seine Stellung zurück, ohne dass der Besitzer es mitkriegt. Eine Art zermürbendes Tauziehen.
: solange er nicht den Blickkontakt zum Halter halt und sich auf den Halter konzentriert und bereit ist, voller Vertrauen in meine Augen zu schauen, werden mit diesen Hunden immer Probleme auftreten.
Schlussendlich glaube ich das auch, wenn der Hund seinem Besitzer voll Vertrauen in die Augen schaut, ist das Verhältnis sicher "schön und ausgeglichen".
Nun zurück zu meinem ursprünglichen Anliegen: Wenn ich z.B. voll hektisch durch die Wohnung schiesse, geschieht es ja oft, dass die davon angesteckten Tiere (zwei Hunde, zwei Katzen) öfters in den Weg geraten. Seit ich bei aller Hektik den Blickkontakt zu den Hunden vermeide, setzen sie sich völlig ohne Erziehungsmassnahme irgendwo hin und beobachten mein ziemlich verwirrendes Verhalten. Sie fühlen sich schlichtweg nicht mehr betroffen. Und das ist es, was ich mitteilen wollte. Die Beeinflussung des Verhaltens der Hunde durch Vermeidung des Blickkontaktes von uns zu ihnen oder eben dem Gegenteil, bewusstes Blick bestätigen.
Na Sabine, ist Dir nun auch wohler?
Ich würde mich über eine Antwort hierzu wirklich freuen.
Roswitha