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Strafen ja, aber wie

geschrieben von Stefan(YCH) 
Strafen ja, aber wie
16. April 1998 10:40

In einem Erziehungsbuch steht, man solle den Hund mit der Hand schlagen.
(bzw. einen Klaps geben)Dann wird er doch Handscheu, ist es nicht viel besser ihn hinten am Kopf zu packen und zu schimpfen? (Wenn man ihn bei etwas ertappt, was er nicht machen darf.)

17. April 1998 07:14

Hallo Stefan,
ich würde das Buch gleich wegwerfen. Sorry, wenn ich mit der Tür gleich ins Haus falle, aber das ist nun wirklich völliger Blödsinn, was die da schreiben, das gehört auf den Index!
Auch das vielpropagierte Nackenschütteln kommt aus der Mode, weil es den Ursprung im Totschütteln der Beute hat und als Erziehungsmaßnahme völlig seinen Sinn verfehlt.
Wenn Strafe sein muss, sollte es verbal (Pfui!) geschehen, wenn der Hund bei seiner Aktion direkt ertappt wird (und nur dann), oder wenn es nichts fruchtet, mit der Hand leicht über die Nase greifen und die Schnauze leicht umschliessen, aber nicht drücken !
Jeder Junghund wird davon beeindruckt sein. Je nach Grösse ist auch Unterwerfung sinnvoll, d.h. den Hund auf den Rücken drehen und festhalten, wenn er versucht, aufzustehen. Die Hand ist m.E. nur dazu da um dem Hund Gutes zu tun (streicheln, füttern u.ä.), notfall auch mal
erzieherisch zu wirken, aber niemals Schmerzen zu verursachen.
Gruss,
Heike


17. April 1998 08:28

Hallo Heike und den Rest da draussen,

:Wenn Strafe sein muss, sollte es verbal (Pfui!) geschehen, wenn der Hund bei seiner Aktion direkt ertappt wird (und nur dann), oder wenn es nichts fruchtet, mit der Hand leicht über die Nase greifen und die Schnauze leicht umschliessen, aber nicht drücken !
:Je nach Grösse ist auch Unterwerfung sinnvoll, d.h. den Hund auf den Rücken drehen und festhalten, wenn er versucht, aufzustehen.

Von Klaps & Co bin ich auch nicht begeistert, zumal ich mit "Janosch" ein lebendiges Beispiel habe, was die Gewalt des Menschen aus einem Hund machen kann.

Mir hat meine frühere Hundeschule zu folgender "Handgreiflichkeit" geraten, wenn der Hund die verbale Ermahnung vollkommen ignoriert:

Den Hund links und rechts von vorne am Halsfell packen, ihn zu sich hochziehen (nicht zerren) bis er nur noch auf seinen Hinterfüssen steht, ihn engerisch ansprechen (nicht anschreien, keine langen Sätze, sondern z.B. "Schluß jetzt" sagen) und dabei Augenkontakt herstellen. Diese Stellung solange halten bis der Hund die Vorderläufe schlaff herabhängen lässt (erst dann hätte er aufgegeben), ihn dann herunterlassen. Anschließend ein Kommando (ein leichtes, das er sowieso gut kann) geben und ihn verbal (weil er ja "vorher" auf verbal nicht reagiert hat) loben, wenn er´s gemacht hat.
Schüttelt der Hund sich ab oder befolgt das Kommando nicht, die gleiche Prozedur nochmals wiederholen.

Ich muß sagen, diese Prozedur beeindruckt unsere dickköpfige Husky-Dame sehr, da sie in der Tat hier und da ihre Ohren auf "Durchzug" stellt. "Über die Schnauze greifen" bzw. "auf den Rücken drehen" kontert sie mit absoluter Sturheit und vollkommener Ignoranz meines Kommandos.
Janosch, unser Rüde lässt sich hingegen verbal sehr gut steuern und so ist bei ihm diese Prozedur vollkommen unnötig.

Hinsichtlich der Diskussionen über die gewaltlose Erziehung von unseren Hunden frag ich mich jetzt, ist diese "Handgreiflichkeit" auch wie das "berühmte Nackenschüttel" vollkommen daneben und richtet somit mehr Schaden an, als daß sie hilft ???

Dazu würde ich sehr gerne mal Eure Meinung hören.

gruß mecki










17. April 1998 09:06

Hi Mecki,
ich kenne diese Art "Erziehungsmassnahmen" auch, find sie aber grauslich. Dazu muss ich aber sagen, dass ich in erster Linie nur von den Hunden ausgehen kann, die ich kenne, und die haben fast alle
Cockergröße oder ein wenig mehr. Bei den meisten Hunden ist die körperliche "Züchtigung" unangemessen, und was ich manchmal sehe und höre, ist mir unverständlich, wie so Hunde gehorchen lernen sollen.
Ich persönlich kenne keinen dickköpfigen Hund, vielleicht würde ich dann auch zu anderen Maßnahmen greifen, aber bei allen Hunden, die ich kenne, wäre eine verbale Maßnahme ausreichend, nicht gebrüllt, sondern mit entsprechender Schärfe in der Stimme.
Wobei die Konsequenz bei den meisten Leuten zu wünschen übrig läßt. Wenn ich nein sage, mein ich das auch und nicht beim nächsten Mal vielleicht. Unsere Hündin ist so ein Sensibelchen, ich muss sie meistens nur scharf ansehen, dann hat sich das erledigt.
Wenn es wirklich mal sehr haarig wird, werf ich sie auf den Rücken und halt sie fest (das ist 2x in ganz bestimmten Situationen vorgekommen). Gut, 11kg lassen sich leichter umwerfen als 30kg oder mehr.
Ich denke, daß viele Hunde ihr Herrchen garnicht als Rudelchef ansehen sondern denken "lass ihn erzählen, ich mach eh, was ich will". Und aus dieser Hilflosigkeit des Besitzers, den Hund nicht unter Kontrolle zu haben, wird dann schnell die Handgreiflichkeit.
Damit möchte ich den Besitzern erstmal garnicht eine böse Absicht unterstellen, sondern das Nichtwissen, was tun. Das Problem fängt m.E. schon viel früher mit der Frage an "Wie sieht mein Hund mich?". Aber wie gesagt, ich kenne keine echten Problemhunde, vielleicht würde
ich dann auch anders denken,wir haben bisher einfach Glück gehabt.
Gruß,
Heike


17. April 1998 11:38

Hallo Heike, Du schreibst...

:ich kenne diese Art "Erziehungsmassnahmen" auch, find sie aber grauslich.

Nun, grauslich finde ich sie nur, wenn ich sehe, wie manche Hundehalter ihre Hunde dabei wie wild schütteln und sie ständig anbrüllen. So war das von der Hundeschule nie gemeint und wurde dort auch sofort korregiert.
Als "Erziehungsmassnahme" möchte ich´s erst garnicht bezeichnen, deswegen nenn ich´s das "äusserste Mittel" und bezeichne es auch bewusst als "Handgreiflichkeit", wenn die verbale Ermahnung ignoriert wird und nur davon sprach ich auch.


grinning smileyazu muss ich aber sagen, dass ich in erster Linie nur von den Hunden ausgehen kann, die ich kenne, und die haben fast alle Cockergröße oder ein wenig mehr.

Ich denke die körperliche Größe des Hundes bzw. sein Gewicht spielt hierbei keine Rolle. Ich sprach ja auch davon, den Hund "nur" soweit hochzunehmen, daß seine Hinterfüsse noch auf dem Boden bleiben. Nicht von dem grausigen Anblick, wenn in der Hundeschule jemand seinen Westi (davon gab´s dort ne Menge) komplett in die Luft zerrte und wie oben beschrieben verfährt. Natürlich müsste man bei sehr kleinen Hunden in die Hocke gehen.


:Ich persönlich kenne keinen dickköpfigen Hund, vielleicht würde ich dann auch zu anderen Maßnahmen greifen,

Frag mal die meisten Besitzer von Nordischen Hunden zu der Sturheit ihrer Tiere, da ist Dickköpfigkeit an der Tagesordnung.


:aber bei allen Hunden, die ich kenne, wäre eine verbale Maßnahme ausreichend, nicht gebrüllt, sondern mit entsprechender Schärfe in der Stimme.

Hätte ich nur Janosch, könnte ich Dir fast zustimmen.


:Wobei die Konsequenz bei den meisten Leuten zu wünschen übrig läßt.

Sicher ist dies meist die Ursache vieler Probleme.


:Wenn ich nein sage, mein ich das auch und nicht beim nächsten Mal vielleicht. Unsere Hündin ist so ein Sensibelchen, ich muss sie meistens nur scharf ansehen, dann hat sich das erledigt.

Dies reicht bei Janosch auch vollkommen aus, aber Laika interessiert´s wenig.


:Wenn es wirklich mal sehr haarig wird, werf ich sie auf den Rücken und halt sie fest (das ist 2x in ganz bestimmten Situationen vorgekommen). Gut, 11kg lassen sich leichter umwerfen als 30kg oder mehr.

Das kommt wohl auf die körperliche Kraft und Technik des Hundehalters an.
Wenn ich mir als zierliches Frauchen ein 80kg Hund zulege und mich später wundere, daß ich ihn nicht "packe", dann bin ich wirklich selber schuld. Einen Hund über 40kg würd ich nicht packen und deswegen würde ich mir auch nie einen solchen holen.
Ich schwärme immer schon für Deutsche Doggen, aber das Gewicht dieser Rasse war für mich schon immer einer der Gründe, warum ein solcher Hund für mich nie in Frage kommt.


:Ich denke, daß viele Hunde ihr Herrchen garnicht als Rudelchef ansehen sondern denken "lass ihn erzählen, ich mach eh, was ich will". Und aus dieser Hilflosigkeit des Besitzers, den Hund nicht unter Kontrolle zu haben, wird dann schnell die Handgreiflichkeit.

Daß Laika mich oder meinen Mann nicht als Rudelchef ansieht ist mir spätestens klargeworden, nachdem sie ihre Jagdleidenschaft begonnen hat. Aber aus der Hilfslosigkeit heraus, komme ich nicht auf die Idee meine "Hand" an Laika zu legen, sondern weil mir bis heute noch keiner eine akzeptable und auch ausführbare Alternative gezeigt hat, ihr klarzumachen, daß jetzt wirklich "Schluß mit Durchzug" ist.


grinning smileyamit möchte ich den Besitzern erstmal garnicht eine böse Absicht unterstellen, sondern das Nichtwissen, was tun.

Wenn ich "böse Absichten" hätte, würde ich eine solche Frage auch nicht diskutieren wollen. Wie schon gesagt, nicht das Nichtwissen, sondern keine Alternative löst diese Handlung aus.


grinning smileyas Problem fängt m.E. schon viel früher mit der Frage an "Wie sieht mein Hund mich?".

Kann ich Dir nur zustimmen.


:Aber wie gesagt, ich kenne keine echten Problemhunde,

Laika ist auch kein Problemhund. Sie ist einfach ein normaler Husky mit all ihren rassetypischen Eigenschaften. Würde ich sie (wie 90% der Husky-Besitzer)im Zwinger halten und nur zum Schlittentraining anspannen, gäbe es keine diskussionswerte Aspekte über ihre Erziehung. Musher (und die, die sich dafür halten), lachen sich halbtot über meine Fragen zur Huskyerziehung.


: vielleicht würde ich dann auch anders denken,

Klar, hätte ich nur Janosch, könnte ich überhaupt nicht verstehen, wieso manche Hundehalter ein Problem damit haben, daß ihre Hunde nicht im Wald bei ihnen bleiben.
Hätte ich nur Laika, könnte ich überhaupt nicht verstehen, warum manche Hundehalter ein Problem mit der Leinenführigkeit ihres Hundes haben.


: wir haben bisher einfach Glück gehabt.

hatte ich bei meinem ersten Hund auch.

Aber Hund ist halt nicht gleich Hund und das wird hier auch gerne vergessen.

liebe grüße auch an "Nele"

mecki

P.S. Bevor wieder ein Missverständnis aller "Presslufthalsband" hier entsteht, ich möchte diese "Handgreiflichkeit" nicht empfehlen, sondern über ihre wirkliche Notwendigkeit und Erfahrungswerte anderer diskutieren.


17. April 1998 09:27

Hallo Stefan,

Deine Meldung finde ich sehr interessant.

Denn die Frage die dahinter steht kann, wie ich meine, auch so formuliert werden: Welche Art der Bestrafung ist unter welchen Umständen am wirksamsten?

Allgemein erscheint mir außerdem fragwürdig:
Wie kann ich sicher sein, daß der Hund weiß, wofür ich ihn bestrafe? Mit welcher Verzögerung darf die Strafe noch erfolgen? Kann ich überhaupt hoffen, daß die Bestrafung auch eine nachhaltige Verhaltensänderung bei meinem Hund in der Zukunft bewirkt?

Du siehst, ich empfinde Bestrafungen als sehr problematisch, weil ich sie schlicht auf lange Sicht für wenig wirksam, sogar für nachteilig und gefährlich halte. Gefährlich, da Bestrafung auch Verhalten wie Knurren und Beißen fördern kann, wenn der Hund erst einmal merkt, daß er mich damit beeinflussen kann (Wer Gewalt sät...).

Ich wünsche mir meinen Hund als Freund und zuverlässigen Partner, und das läßt sich, meiner Ansicht nach, egal ob über Schläge mit der Hand, der FAZ vom Samstag oder einem Griff ins Nackenfell wohl nur schwer verwirklichen.
(Das mußte ich einmal schmerzlich erfahren, als ich ihn, als er spielen wollte, aus dem Garten ins Haus gezerrt habe, weil ich es eilig hatte - das hat viel Vertrauen zerstört.)

Ließ doch einmal was auf den Clickerseiten /forum/archiv/forum1.html (siehe unten) steht. Vielleicht ist diese Art der Kommunikation mit Hunden auch eine Alternative für Dich. Ich habe dort gute Hinweise bekommen, mit denen ich mittlerweile auch unerwünschtes Verhalten habe abstellen können - völlig streßfrei, ohne Brüllen und Hauen. Mein Hund ist keineswegs ein Paradebeispiel für gute Erziehung, aber er mit Clicks und Leckerlis machen wir gute Fortschritte. Auf jeden Fall fühle ich mich dabei besser, und ich unterstelle: Der Hund auch.

Viele Grüße
Carsten