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Hundeerziehung + Soziales

Die Anforderungen an einen alltagstauglichen, gut erzogenen Hund waren noch nie so hoch wie heute. Dadurch ist auch das Angebot an Erziehungsmethoden und –hilfsmittel immer mehr gewachsen, nicht immer steht wirkliches Fachwissen dahinter. Hier findest Du Tipps und Ratschläge, die richtige Hundeschule oder den richtigen Hundeverein zu finden, kannst Dich über Trainingsmethoden und –probleme austauschen.  
Strafen ja, aber wie
20. April 1998 08:43

Hallo Heike,
vor einem Jahr hatten meine Frau und ich einen Airdale-Mischling.
Leider mußten wir sie (Jana) wgegen einer Leukämie einschläfern lassen.
Sie war ein stolzer Hund, den ich nie geschlagen habe, obwohl Terrier einen
starken Willen haben und die Erziehung alle sanften Tricks erfordern.
Da man jedoch immer mal Fehler macht bzw. gemacht hat, wolte ich noch da-
zulernen. Ohne Strafe geht es nun mal nicht.
Ich habe bisher die Methode mit dem Nacken und lautem Pfui benutzt.
Dabei habe ich mit der Zeit bemerkt, dass es auch nicht optimal ist.
Irgendwann hat sie sich nämlich über den Nackengriff tierisch gefreut
und kräftig mit dem Schwanz gewedelt. Daher suche ich nach Alternativen.

:Jetzt bin ich aber platt, der Hund ist erst drei Wochen alt, und Du machst Dir Gedanken ums Strafen ?
:Wieso fragst Du nicht, wie Du den Hund erstmal richtig lobst ?????

Loben ist nun für mich wirklich kein Problem, das brauche ich nicht zu
erfragen.
Jana war ein sensibler aber charakterstarker Hund und merkte sofort,
wenn dicke Luft oder Spaß und Fun da war.
Gruss Stefan

PS. Bei dieser Gelegenheit möchte ich Euch allen danken, dass Ihr so rege an
meiner Frage teilgenommen habt.

20. April 1998 08:59

Hallo Stefan,
das mit Eurer Jana tut mir leid, nach wie vor bin ich der Meinung, dass Du das falsche Buch hast.
Ich kann Dir sehr das Buch von G. Bloch empfehlen, ich habe es selbst momentan verliehen, es heißt glaube ich, "der Wolf im Hundepelz",oder "Die unsichtbare Leine".
Dieses Buch gibt Tips, wie sich Fehler erst garnicht einschleichen koennen, sodaß eine "Strafe" auf ein Minimum reduziert werden kann.
Gruss
Heike




20. April 1998 14:01

Hallo Carsten,
:Ließ doch einmal was auf den Clickerseiten :/forum/archiv/forum1.html
Vielen Dank für den Hinweis, diese Seiten hatte ich noch gar nicht gelesen.
Gruss Stefan




20. April 1998 21:37

Hallo Sonja!

:Vielleicht ist es das Wort "Strafe", dass bei mit die "rote Lampe"
:angehen läßt.

Geht mir genauso. Ich frage mich, ob der Begriff "Strafe" beim Umgang von Hunden untereinander überhaupt angebracht ist. In der Regel handelt es sich sowohl zwischen Mutter und Welpen, als auch zwischen erwachsenen Hunden, um ein Festlegen der Rangordnung. So als würde die Hundemutter zum Welpen sagen: "Das steht Dir nicht zu!"
Das mit der Dominanz und Rangordnung ist natürlich eine problematische Sache. Man kann nur dann mit einem Hund zusammenleben, wenn man dem Hund psychisch überlegen ist. Denn physisch ist der Hund uns eindeutig überlegen. Auf eine körperliche Auseinandersetzung darf man sich also nicht einlassen. Selbst ein kleiner Hund wäre durchaus in der Lage einen Menschen in Schach zu halten.

grinning smileyer "Schnauzengriff" und auch das "auf den Rücken zwingen" ist absolut
:"Hundeüblich".

Ich frage mich, ob das "auf den Rücken zwingen" zwischen Hunden von uns so leicht nachvollziehbar ist. Wie zwingt ein Hund den anderen denn auf den Rücken?
Im einen Fall ist der Unterlegene allein vom gesträubten Rückenfell, dem steifen Gang und dem Knurren so beeindruckt, daß er sich von selbst auf den Rücken legt, bis der stärkere langsam und steifbeinig zurückgeht und dadurch den Druck löst.
Die andere Art, wie ein Gegner auf den Rücken gezwungen wird, ergibt sich meist aus einem Kampf. Die beiden Hunde gehen mit viel Lärm, Schwung und Zähneklappern aufeinander los. Schließlich verliert einer von beiden das Gleichgewicht, der Überlegene steht erstarrt fletschend und knurrend über dem Unterlegenen. Wenn er der Meinung ist, daß der andere aufgegeben hat, zieht er sich langsam und mit demonstrativ staksigem Gang zurück.

Wollten wir die erste Art von "auf den Rücken zwingen" nachahmen, müßten wir uns eigentlich nur groß und bedrohlich machen und vielleicht ein scharfes Wort an den Hund richten. Vorraussetzung dafür ist aber, daß wir von vornherein große Autorität haben. Wenn wir allerdings die Autorität schon haben, müssen wir den Hund eigentlich auch nicht "auf den Rücken zwingen". In Hundesprache ausgedrückt müßte sich der Hund schon bei einem "Knurren" unsererseits fügen. - aber nicht auf den Rücken legen.
Einen Hund der zitternd vor mir auf dem Rücken liegt möchte ich übrigens gar nicht haben. Es gibt so viele Zeichen von Respekt und Anerkennung der Überlegenheit, daß der Hund uns gegenüber das "auf den Rücken legen" niemals zeigen sollte (außer natürlich als Zeichen des Vertrauens im Sinne von "streichel mir bitte den Bauch", das ist dann aber kein agressiver Zusammenhang).

Die zweite Art von "auf den Rücken zwingen" ist aber für den Menschen noch weniger durchführbar. Denn sie setzt voraus, daß der Hund sich genauso stark fühlt wie wir selbst unseren "Drohungen" also standhält und uns herausfordert. Einen solchen Kampf würden wir bereits bei einem mittelgroßen Hund jämmerlich verlieren, und es wäre schließlich der Mensch, der auf dem Rücken liegt.

Geht es also um die Klärung der Dominanz zwischen Mensch und Hund, sollte es besser nie zum "auf den Rücken legen" kommen, denn dann stimmt etwas zwischen der Beziehung ernsthaft nicht.
Nachdem wir uns also nicht körperlich mit dem Hund auseinander setzen können, müssen wir, sobald wir merken, daß der Hund unsere Dominanz anzweifelt, ihn durch andere Mittel in seine Schranken verweisen, z.B. immer zuerst durch die Türen gehen, das Spiel mit dem Hund beenden, bevor der Hund es beendet, ihn erst auf ein Zeichen hin fressen lassen, etc. Es gibt viele Kleinigkeiten, die helfen, die Dominanz zu festigen.

Meiner Meinung nach gehören also "auf den Rücken rollen" und "Strafen" in (was auch immer man darunter versteht) nicht zusammen.
Wofür muß man einen Hund eigentlich "strafen"? Daß Erziehung über Strafe nicht hundegerecht ist, hielt ich inzwischen eigentlich für selbstverständlich.

Eva


22. April 1998 11:52

Hallo Eva,

zunächst vielen Dank für Deine ausführliche Antwort.
Wie ich schon sagte, es für "Mensch" leider nicht immer möglich
die Hundesprache, ins besondere die Körpersprache nachzuahmen.

Was die Sache mit dem "Strafen" angeht: Ich denk, schon das Wort
setzt am völlig falschen Punkt an (ich freu mich übrigens, dass wir da
wohl einer Meinung sind). Den Hund zu lehren, wie man sich als Hund verhält,
trifft wohl eher den Punkt.

Auch in dem, was Du über Rangordnung gesagt hast, bin ich weitgehend Deiner
Meinung. Ein Hund sollte nicht aus Angst vor Strafe gehorchen,
sondern weil er (klingt jetzt etwas unglücklich, ich weiß) zu seinem Menschen
"aufschaut". Das heißt, dass der Hund Vertrauen in seinen Menschen als Boss
haben muss. Und das bekommt er ganz sicher nicht, wenn er " eins drübergezogen" bekommt
und wohlmöglich noch nicht einmal versteht, wofür.

Was das "auf den Rücken zwingen" angeht: Dass das niemand mit einem Rottweile, den er gerade
aus dem Tierheim geholt hat versuchen soll, ist klar smiling smiley

Aber wenn man mit einem Welpen spielerisch diese " Unterwerfung" (noch so ein Wort, das ich gar nicht
gern mag) übt, halte ich das nicht für die schlechteste Methode. Wenn z.B. das Spiel zu wild wird
und die Kommunikation mit dem Hund noch im Anfangsstadium ist, denke ich schon
das man ihn spielerisch auch mal umschubsen kann, um so eine Form der "Überlegenheit" anzuzeigen.
Ich hab das mit meinem Welpen damals hin und wieder gemacht, und es scheint geklappt
zu haben smiling smiley. Wir hatten niemals ein "Dominanzproblem". Mein Hund hat übrigens noch nie vor mir auf dem Rücken gelegen,
es sei denn, beim Bürsten smiling smiley

Vielleicht noch eine kleine Geschichte, zum "auf den Rücken zwingen"
die ich allerdings nicht unbedingt zur Nachahmung empfehlen möchte.
Vor vielen Jahren hatte ich 2 Jahre lang einen Pflegehund.
Wir sind auch gut mit einander ausgekommen, bis ich (damals wußte ich es
noch nicht besser) ihm einmal Knochen gegeben habe. Als ich die Reste wegräumen
wollte, kam der Hund ( ca. 5 Jahre alt, 25 Kilo schwer) unter dem Tisch hervorgeschossen
und hat mich attakiert. Zu dieser Zeit war ich noch blutiger Anfänger
in Sachen Hundeerziehung. Ich hatte in einem Buch gelesen, man solle in so
einem Fall den Hund festbinden, und solange mit der Gerte auf ihn einschlagen
bis er sich Unterwirft. Das sowas einfach unmöglich ist, hat mir mein gesunder
Menschenverstand gesagt und ich hab mir überlegt, was ich statt dessen tun sollte.
Ich habe also die Situation ein zweites mal provoziert, und als der Hund angschossen kam,
hab ich mich mit mit Geknurre auf ihn gestürtzt und ihn umgeworfen.

Wie gesagt, ich möchte das niemanden unbedingt empfehlen, aber der Hund hat mich
nie wieder angeknurrt, und im Gegesatz zu seinen eigentlichen Besitzern
konnte ich auch problemlos an seinen Futternapf heran.

Heute würde ich das Problem sicher auch anders lösensmiling smiley

Lange Rede, kurzer Sinn: Ich bin nach wie vor der Meinung, je "hundlicher"
die Verständigung zwischen Hund und Mensch, umso besser klappt das miteinander.

Liebe Grüße
Sonja